Abaco-Orchester | |
---|---|
File:Abaco SoSe2018.jpg Abaco-Orchester in der Musikhochschule München, im Sommer 2018 | |
Allgemeine Informationen | |
Herkunft | München |
Genre(s) | Sinfonieorchester |
Gründung | 1988 |
Website | abaco-orchester.de |
Aktuelle Besetzung | |
Dirigent |
Vitali Alekseenok (seit 2018) |
Musiker |
je nach Werk über 100 |
Das Abaco-Orchester ist ein Sinfonieorchester für Studenten und Berufstätige in München.
Das Orchester
Das Abaco-Orchester entstand im Jahre 1988 aus der Initiative dreier Studenten, die an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) für Studenten aller Fakultäten eine Möglichkeit schaffen wollten, engagiert klassische Musik zu spielen.
Seinen Namen hat sich das Orchester bei dem italienischen Komponisten Evaristo Dall’Abaco geliehen, der 1724 Konzertmeister am Hofe Max Emanuels war und den Großteil seines Lebens in München verbracht hatte.
Das Orchester setzt sich aus teilweise bis zu über 100 Musikbegeisterten zusammen. Studenten verschiedener Fachrichtungen und junge Berufstätige spielen gemeinsam mit hohem Anspruch klassische Musik. Der Altersschnitt liegt bei etwa 25 Jahren und zu Beginn eines jeden Semesters unterzieht sich das Orchester einer Verjüngungskur durch neu hinzugekommene Musiker.
Eine Besonderheit des Orchesters ist von Beginn an, dass wichtige Entscheidungen demokratisch getroffen werden. So wird regelmäßig über die zu spielenden Werke als auch über Dirigenten abgestimmt.
Geschichte und Dirigenten
Das Abaco-Orchester begann zunächst unter seinem ersten Dirigenten und Mitgründer Thomas Mandl, der bei Sergiu Celibidache studierte, als reines Streichorchester.
1991 übernahm der Engländer Julian Gibbons das Orchester, das im Wintersemester 1990/91 zum vollen Sinfonieorchester angewachsen war. Nachdem Julian Gibbons zum Weiterstudium nach Basel gewechselt hatte, wurde zum Sommersemester 1994 der Grieche Georgios Vranos zum Dirigenten des Orchesters gewählt. Gespielt wurden nun Antonín Dvořáks Sinfonie Nr. 9 (Aus der neuen Welt), Beethovens 7. und Brahms’ 3. Symphonie.
Seit dem Sommer 1995 leitete Alexander Liebreich das Abaco-Orchester. Unter seinem Dirigat wurden Schuberts Unvollendete, Tschaikowskis Pathétique, Elgars Enigma-Variationen, Mahlers Sinfonie Nr. 1 sowie Mendelssohns Bühnenmusik zum Sommernachtstraum mit großem Erfolg aufgeführt. Als Solist in Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen trat Anfang 1996, zwei Jahre vor seinem internationalen Debüt, der Bariton Christian Gerhaher auf. Alexander Liebreich verließ das Orchester im Sommer 1997, um seine Dirigentenkarriere in Holland fortzusetzen.
Sein Nachfolger wurde Alex Briger, der Konzertreisen nach Paris und Lausanne unternahm und u. a. anspruchsvolle Werke wie die Four Sea Interludes von Benjamin Britten, die erste Sinfonie von Johannes Brahms und die vierte Sinfonie von Ludwig van Beethoven einstudierte. Schon im Sommer 1999 war Alex Briger in Sydney und London so gefragt, dass er das Abaco-Orchester nicht weiter leiten konnte.
Ab Sommer 1999 leitete Markus Poschner das Abaco-Orchester, der den Klang des Orchesters verfeinerte und das Repertoire erheblich erweiterte. Unter seinem Dirigat wurden z. B. die Vier letzten Lieder von Richard Strauss aufgeführt, die fünften Sinfonien von Gustav Mahler, Dmitri Schostakowitsch und Ludwig van Beethoven sowie die Violinkonzerte von Alban Berg, Erich Wolfgang Korngold, Johannes Brahms und Ludwig van Beethoven, aber auch selten gespielte Werke des 20. Jahrhunderts wie die Sechs Stücke für Orchester von Anton Webern oder das Capriccio für Orchester von Gottfried von Einem.
Im Sommersemester 2004 übernahm Volker Hiemeyer die Leitung des Abaco-Orchesters. Der studierte Dirigent und Konzertpianist bestritt unter anderem eine Pragreise und zwei Gastauftritte bei den Starnberger Musiktagen mit dem Abaco. Im Herbst 2005 verließ er das Orchester, um seine neue Stelle am Theater Aachen anzutreten.
Vom Wintersemester 2005 an dirigierte Olivier Tardy das Abaco-Orchester. Er ist hauptberuflich Solo-Flötist an der Bayerischen Staatsoper. Neben den Konzerten in München unternahm er mit dem Orchester zwei Reisen zum Festival MúsicaMallorca.
Im Wintersemester 2008/2009 und ab dem Wintersemester 2009/2010 übernahm Ekkehard Hauenstein das Orchester. Er war der erste – und bisher einzige – Dirigent, der vom Orchester nicht bestätigt wurde und somit das Orchester im Oktober 2010 schon wieder verließ.
Im Wintersemester 2010/2011 brachte das Abaco-Orchester gemeinsam mit dem Chor Cantus Domus aus Berlin in einem gemeinsamen Projekt Das klagende Lied für Orchester, Fernorchester, Chor und Gesangssolisten von Gustav Mahler in Berlin und München zur Aufführung. Die Schirmherrschaft der Konzerte hatten Klaus Wowereit, regierender Bürgermeister von Berlin, und Christian Ude, Oberbürgermeister der Stadt München, übernommen. Die beiden Aufführungen fanden im Berliner Konzerthaus am 26. Februar 2011 und im Münchner Herkulessaal am 5. März 2011 unter der Leitung von Ralf Sochaczewsky statt.
Zum Sommersemester 2011 übernahm Joseph Bastian das Orchester als Dirigent. Hauptberuflich war Bastian Bassposaunist im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, feierte dort aber 2016 seinen Einstand als Dirigent. Unter Bastian wurde das Engagement gesteigert, 3–4 Programme wurden pro Jahr aufgeführt. Reisen führten u. a. nach Frankreich und für eine Uraufführung von Jean-François Michel reiste das Ensemble im Oktober 2013 nach Fribourg und Gruyère in die Schweiz. Im Wintersemester 2014/2015 sorgte das Abaco-Orchester für großes Interesse in der Öffentlichkeit, da es die Mietkosten der Philharmonie im Gasteig über eine Crowdfunding-Kampagne finanzierte. Mit 419 Mitwirkenden war die Aufführung von Mahlers 2. Symphonie, mit bekannten Solisten wie Lydia Teuscher, Sopran, und Tara Erraught, Mezzosopran, sowie dem Ensemble MünchenKlang im mit 2200 Besuchern ausverkauften Saal, ein besonderes Erlebnis für Musiker und Publikum. Die Schirmherrschaft hatte Mariss Jansons übernommen.
Im Jahr 2016 wurde dann mit Prokofjews 5. Symphonie die erste CD in der Geschichte des Orchesters aufgenommen und veröffentlicht.
Am 1. Oktober 2017 gastierte das Ensemble erstmals im Großen Saal des Wiener Musikvereins.[1]
Nach dem Konzert mit Mahlers 5. Symphonie im Februar 2018 gab Joseph Bastian den Dirigentenstab an Vitali Aleksenook weiter. Dieser leitet seit April 2018 das Abaco-Orchester und gab im Juli desselben Jahres sein erstes Konzert mit dem Orchester.
Das Jahr 2020 war durch Spontanitäten geprägt: Bevor der Orkan Sabine über München fegte, präsentierte das Orchester ein fulminantes Konzert im Herkulessaal München mit Dmitri Schostakowitschs 7. Sinfonie „Die Leningrader“. Das restliche Jahr war immens durch die COVID-19-Pandemie bestimmt. Alle geplanten Projekte mussten abgesagt werden, wobei das Orchester im Sommer und Herbst mit Kammermusik- und Barockkonzerten im Rahmen der Möglichkeiten, das Kulturleben mit am Leben hielt.
Anmerkungen
Kammermusik begeisterte die Mitglieder des Abaco-Orchesters schon immer und hatte neben den regulären Tuttiproben stets einen hohen Stellenwert. Aus der Freude, auch solistisch in kleineren Ensembles zu musizieren, etablierten sich inzwischen der Münchner Blechreiz, das Kammerorchester L’Estro, sowie weitere Quartette und Quintette.