Amicus Plato, sed magis amica veritas (übersetzt: „Platon ist mir lieb, aber noch lieber die Wahrheit.“) ist eine lateinische Sentenz, die auf Aussagen griechischer Philosophen zurückgeht und in lateinischer Form zuerst bei dem mittelalterlichen Philosophen Roger Bacon überliefert ist.
In seiner Nikomachischen Ethik entscheidet sich Aristoteles im Zusammenhang mit seiner Kritik an der Ideenlehre Platons gegen seinen Lehrer und für die Wahrheit: „Da beide uns lieb sind, so dürfen wir es verantworten, die Wahrheit vorzuziehen“ gegenüber dem, was befreundete Philosophen behauptet hätten.[1] Diese Stelle ist selbst eine Anspielung auf einen Passus in Platons Politeia, in der Platon von der Liebe und Ehrfurcht gegenüber Homer spricht, was ihn aber nicht davon abhält, seine grundsätzliche Kritik an den Dichtern einzuleiten mit der Begründung: „Aber kein Mann soll uns doch über die Wahrheit gehen.“[2]
Die erste dem lateinischen Wortlaut sehr nahe kommende Stelle, die das Zitat allerdings Platon zuschreibt, findet sich bei Roger Bacon im Opus Maius: „Amicus est Socrates, magister meus, sed magis est amica veritas.“
Literatur
- Hellmut Flashar: Aristoteles. Lehrer des Abendlandes. C.H. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-64506-8, S. 74 f.
- Henry Guerlac: Amicus Plato and Other Friends. In: Journal of the History of Ideas. Band 39, Nummer 4, S. 627–633 (JSTOR:2709446).
- Leonardo Tarán: Amicus Plato, sed magis amica veritas: From Plato and Aristotle to Cervantes. In: Antike und Abendland. Band 30, 1984, S. 93–124; auch in Collected Papers (1962-1999), Brill Academic Publishers, 2001, S. 3–46.
Einzelnachweise
- ↑ Aristoteles, Nikomachische Ethik 1096 a. (Übersetzung: Aristoteles, Die Nikomachische Ethik. Übersetzt und herausgegeben von Olof Gigon. München 1975, dtv-Taschenbuch 6011)
- ↑ Platon, Politeia 595 bc. (Übersetzung: Friedrich Schleiermacher, in: Platon, Sämtliche Werke, Band 3, herausgegeben von Walther F. Otto und anderen. Rowohlt)