Ein Auftragsmord ist die Ermordung eines Menschen, ausgeführt durch einen oder mehrere Auftragsmörder, die von einer oder mehreren Personen oder Organisationen oder einem Staat dazu beauftragt worden sind. Der Auftragsmord kann gegen Bezahlung oder eine Entlohnung anderer Art erfolgen. Aus der englischen Sprache entlehnt wird häufig die Bezeichnung Killer für einen Auftragsmörder benutzt.
Rechtslage in Deutschland
Auftragsmord ist in Deutschland kein juristischer Begriff. Rechtlich gesehen ist der Auftraggeber häufig Anstifter und der Ausführende Haupttäter; es sind jedoch auch Fälle denkbar, in denen sich der Hintermann als Täter (vgl. Täter hinter dem Täter) strafbar macht. Die Tötung gegen Bezahlung erfüllt in der Regel das Tatbestandsmerkmal der Habgier beim Delikt Mord. Mord ist in Deutschland gemäß § 25, § 26 und § 211 Strafgesetzbuch strafbar.
Die vertraglichen Abreden des Ausführenden und seines Auftraggebers sind nichtig gemäß § 134 Bürgerliches Gesetzbuch. Ansprüche können daraus nicht hergeleitet werden, insbesondere keine Erfüllung verlangt werden.
Kriminologie
Auftragsmorde kommen sowohl in der organisierten Kriminalität, etwa in mafiösen Organisationen, als auch im geheimdienstlichen Bereich vor.
Ein Beispiel aus dem Bereich der organisierten Kriminalität sind die Morde Werner Pinzners im Rotlichtmilieu von Hamburg-St. Pauli.
Im Italienischen wird ein Meuchelmörder oder Auftragsmörder als assassino bezeichnet, ein Begriff, der auf die in Vorderasien beheimatete Sekte der Assassinen aus der Zeit der Kreuzzüge verweist, die zahlreiche Attentate und Auftragsmorde ausführten. Ein Berufsmörder wird oft als Killer bezeichnet.[1] Enforcer („Vollstrecker“, „Durchsetzer“) ist eine im amerikanischen organisierten Verbrechen geläufige Bezeichnung für einen Auftragstäter,[2] der als Teil einer Bandenorganisation mit Gewalttaten bis hin zum Mord beauftragt wird, um die Interessen der Organisation durchzusetzen. Im mexikanischen Drogenmilieu wird der Auftragsmörder häufig als sicario bezeichnet.
Auftragsmorde in der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland
Auftragsmord durch das organisierte Verbrechen war und ist in Deutschland – im Gegensatz etwa zum organisierten Verbrechen in Russland, Italien und den Vereinigten Staaten – eine höchst selten vorkommende Straftat. Schon zu den Zeiten der Berliner „Ringvereine“ der Weimarer Republik bildeten Auftragsmorde die absolute und auch im Milieu meist missbilligte Ausnahme. Anders sah es im politischen Bereich aus. Fememorde durch Rechtsradikale forderten besonders in der ersten Hälfte der 1920er Jahre viele Opfer im gegnerischen Lager.
Traurige Berühmtheit, die ihn auf die Titelseite des Spiegels brachte, erlangte in der Bundesrepublik Deutschland der Auftragsmörder Werner Pinzner. Pinzner, der in den Machtkämpfen des Hamburger Kiezes in den frühen 1980er Jahren verschiedene Auftragsmorde beging und schließlich überführt wurde, tötete während seiner Vernehmung im alten Hamburger Polizeipräsidium am 29. Juli 1986 seine Frau Jutta und den Staatsanwalt Wolfgang Bistry und dann sich selbst. Ebenfalls ein breites Medienecho erfuhren Auftragsmorde innerhalb der vietnamesischen Zigarettenmafia in Berlin und Leipzig während der 1990er Jahre.
Politische Auftragsmorde in der Bundesrepublik Deutschland erlangten meist eine große Medienaufmerksamkeit. Zu nennen sind hier etwa die Aussagen des später übergelaufenen KGB-Killers Bogdan Staschinski über Morde an den exil-ukrainischen Politikern Lew Rebet und Stepan Bandera mit speziell gefertigten Blausäurepistolen in München 1957 und 1959 oder die spektakuläre Ermordung von Regimegegnern durch den iranischen Geheimdienst im Mykonos-Attentat.
Auftragsmorde im geheimdienstlichen Sektor
Ein Beispiel für einen Mord im geheimdienstlichen Sektor ist die Ermordung des russischen Ex-Spions Alexander Litwinenko mit dem radioaktiven Element Polonium 210. Litwinenko wurde die tödliche Dosis vermutlich am 1. November 2006, versteckt in einem kleinen japanischen Reishäppchen verabreicht, das ihm und Freunden in einem Londoner Sushi-Restaurant serviert wurde. Kurz darauf wurde er in eine Klinik eingeliefert, in der er trotz intensiver Bemühungen der Ärzte kurz danach starb.
Ein ebenfalls bekannt gewordener Fall ist die Ermordung des bulgarischen Dissidenten Georgij Markow in London im Jahr 1978 mittels Ricin. Die Substanz, enthalten in einer nur 1,5 mm großen Kugel, wurde ihm von seinem Mörder mit Hilfe eines umgebauten Regenschirms in die rechte Wade geschossen. Markow starb vier Tage später mit Fieber und Hypotonie an Herzversagen.
Auftragsmord in der Populärkultur
Für fiktive Auftragsmörder existiert eine Reihe von Klischees, die mittlerweile in der Populärkultur fest verwurzelt sind. Auftragsmörder werden gerne als schweigsame Eigenbrötler dargestellt, die wie aus dem Nichts erscheinen, um eine Zielperson zu töten, und anschließend spurlos wieder verschwinden. Protagonisten in der Rolle des Auftragsmörders können dabei durchaus differenziert behandelt werden; im Konflikt etwa zwischen Auftrag und Gewissen erschließt sich dem Autor oder Regisseur ein weites Feld der Charakterentwicklung. Beispiele hierfür sind Nikita und Léon – Der Profi. Das andere gängige Hauptklischee ist der Auftragsmörder als seelenlose Mordmaschine, als Psychopath, der als unerbittlicher Widersacher die Handlung bis zum konfliktgeladenen Höhepunkt vorantreibt (wie z. B. im Spielfilm Collateral).
Auch die japanische Anime-Serie Noir behandelt das Thema Auftragsmord aus der Sicht zweier Profikiller. In der Videospielbranche findet das Genre ebenfalls seinen Platz. In der Spielereihe Hitman steuert der Spieler den Auftragsmörder 47.
Literatur
- Klester Cavalcanti: Der Pistoleiro. Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders. Transit Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-88747-284-9.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Berufsmörder, der. In: DWDS, Abruf im Dezember 2020.
- ↑ Bundespatentgericht, Beschluss vom 21. März 2018 (PDF; 56 kB), Aktenzeichen 28 W (pat) 554/16, S. 6.