Die philosophische Axiologie (von {{Module:Vorlage:lang}} Module:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value) „Wert“ und -logie), auch Timologie (von altgriechisch τιμή „Wertschätzung“), Wertphilosophie, Werttheorie oder Wertlehre, ist die allgemeine Lehre von den Werten.
Als philosophisches Gebiet ist sie erst im 19. Jahrhundert entstanden. Ihre Vertreter – z. B. Oskar Kraus – finden ihre Fragestellung bereits in der Güterethik der griechischen Philosophen vor, wenngleich einer der einflussreichsten Vertreter der Wertphilosophie, Max Scheler, seine Theorie im ausdrücklichen Gegensatz zur Güterethik entwickelt hat. Als Begründer der Wertphilosophie gilt u. a. Hermann Lotze. In den allgemeinen Sprachgebrauch ist der Wertbegriff durch die Breitenwirkung der intensiven Diskussionen um die Wende des 20. Jahrhunderts sowie durch die Rezeption von Friedrich Nietzsches Werken, in denen der Ausdruck oft vorkommt, eingedrungen. Der Terminus „Axiologie“ geht auf Eduard von Hartmann zurück, der den Ausdruck zuerst 1887 in seiner Philosophie des Schönen gebrauchte.
Die Axiologie ist eng mit verschiedenen anderen philosophischen Bereichen verbunden, die entscheidend vom Wertbegriff abhängen, wie Ethik, Ästhetik oder Religionsphilosophie.[1][2] Sie ist auch eng mit der Werttheorie und der Metaethik verbunden. Die Unterscheidung zwischen intrinsischem und extrinsischem Wert ist von zentraler Bedeutung für die Axiologie: Etwas ist intrinsisch wertvoll, wenn es an sich gut oder um seiner selbst willen gut ist. Es wird normalerweise angenommen, dass der intrinsische Wert von bestimmten Merkmalen der wertvollen Entität abhängt. Zum Beispiel kann man sagen, dass eine Erfahrung intrinsisch wertvoll ist, weil sie angenehm ist. Der extrinsische Wert hingegen wird Dingen zugeschrieben, die nur als Mittel zu etwas anderem wertvoll sind. Substanzielle Werttheorien versuchen zu bestimmen, welche Entitäten intrinsischen Wert haben. Monistische Theorien gehen davon aus, dass es nur eine Art von intrinsischem Wert gibt. Das Paradigmenbeispiel monistischer Theorien ist der Hedonismus, der besagt, dass nur die Lust intrinsischen Wert hat. Pluralistische Theorien hingegen behaupten, dass es verschiedene Arten von intrinsischem Wert gibt, z. B. Tugend, Wissen, Freundschaft usw. Wertpluralisten stehen vor dem Problem zu erklären, ob oder wie die verschiedenen Arten von Wert bei rationalen Entscheidungen verglichen werden können. Einige Philosophen behaupten, dass Werte auf der grundlegendsten Ebene der Realität nicht existieren. Eine Version dieser Ansicht besagt, dass eine Wertaussage über etwas lediglich die Zustimmung oder Ablehnung des Sprechers zu dieser Sache ausdrückt. Diese Position wird von Wertrealisten abgelehnt.
Geschichte und Theorien
Historisch geht die Wertphilosophie auf die Übernahme des Wertbegriffes der Nationalökonomie zurück; bei Immanuel Kant etwa stellt die Rede vom „absoluten Wert“ des guten Willens eine solche metaphorische Übernahme des nationalökonomischen Wertbegriffes dar.[3] Eine bedeutende Rolle spielt der Wertbegriff bereits in der Ethik von Jakob Friedrich Fries, doch war Lotze der Anknüpfungspunkt der späteren Wertphilosophien. Seit den 1890er Jahren ist der Wertbegriff durch die direkte Lotze-Rezeption George Santayanas und anderer auch in den Vereinigten Staaten geläufig und spielte besonders im moralphilosophischen Spätwerk von John Dewey eine große Rolle, so dass sich für den Ausdruck value in englischsprachigen Ländern dieselben alltagssprachlichen Verwendungsweisen ergaben wie in deutschsprachigen Gebieten.
Lotze vertrat eine objektive Wertphilosophie und schrieb Werten einen eigenen Modus zu: die „Geltung“. Subjektive Werttheorien gehen dagegen von dem Werturteil als Grundlage des Wertes aus: Der wertende Mensch stellt zwischen seinem Maßstab (Wertmaßstab) und einem Gegenstand eine Beziehung her, welche den Wert der Sache darstellt.
Beruht der Wertmaßstab auf einem Lustgefühl durch Bedürfnisbefriedigung, dann entsteht eine psychologische Werttheorie. Werden Werten nur relative Bedeutung und Geltung zugestanden, führt dies zum Wertrelativismus bzw. moralischen Relativismus als besonderer Form des Relativismus.
Die prominentesten Werttheorien des 19. und 20. Jahrhunderts waren:
- der Neukantianismus der Badischen Schule von Heinrich Rickert und Wilhelm Windelband, welche den Werten einen transzendenten Status zuschreiben und ihnen den Modus des Geltens zuerkennen, der vom Modus des (empirischen) Seins zu unterscheiden sei. Die Werte bilden ein eigenes Reich und haben unbedingte Geltung, existieren aber nicht im Modus des Seins.
- die Lebensphilosophie von Friedrich Nietzsche, welcher die Weltanschauung als Ergebnis von Wertschätzungen als „physiologische Forderungen zur Erhaltung einer bestimmten Art von Leben“ und Werten definiert. Diese Wertschätzung kommt im Willen zur Macht zum Ausdruck. Deshalb fordert er eine Umwertung aller Werte.
- die österreichische Wertphilosophie von Franz Brentano und seinen Schülern Christian von Ehrenfels, Edmund Husserl und Alexius Meinong
- der Neovitalismus von Eduard von Hartmann
- der britische Intuitionismus von George Edward Moore, Hastings Rashdall (1858–1924) und William David Ross
- der Pragmatismus von William James, John Dewey und Clarence Irving Lewis
- die an die frühe Phänomenologie Husserls anschließende Wertphilosophie der Wertphänomenologie von Max Scheler und Nicolai Hartmann. Scheler beruft sich auf das Wertgefühl: Das äußert sich im intuitiven Lieben (als Ausdruck des Wertvollen) oder Hassen (als Ausdruck des Wertwidrigen) einer Sache, bevor ihre Bedeutung verstandesmäßig ergründet wurde. Die Werte selbst bilden ein Reich materialer Qualitäten (Scheler), welches unabhängig ist vom Sein.
- sowie der Neurealismus von Ralph Barton Perry (1876–1957).
Windelband erklärte die Wertphilosophie zur kritischen Wissenschaft von den allgemein gültigen Werten. Darin unterscheide sie sich von den exakten Wissenschaften, welche natürliche Gesetzmäßigkeiten und spezielle Phänomene erforschen und systematisieren. Die Wertphilosophie bilde das eigentliche Zentrum der Philosophie.
Die mathematisch exakte Wertwissenschaft stand im Zentrum des Wirkens von Robert S. Hartman. Durch das von ihm entwickelte Axiom der Wertwissenschaft gelang es, unabhängig von unterschiedlichen moralisch-sittlichen Wertvorstellungen eine exakte Wissenschaft der Werte aufzubauen.
Die Werttheorie als umfassender philosophischer Ansatz, wie er bei Lotze, Hartmann und vom südwestdeutschen Neukantianismus ausgebildet worden ist, wurde u. a. von Martin Heidegger scharf kritisiert.[4] Sie wird heute als philosophische Theorie nicht mehr vertreten, wenngleich sie in der Rechtswissenschaft (etwa in der einflussreichen Schule von Rudolf Smend) noch Anhänger hat und auch die Analyse des Werturteils durchaus noch ein Spezialthema der analytischen Philosophie darstellt.[5] Manchen Vertretern der Wertphilosophie galt die Wertphilosophie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hingegen als Fundament der übrigen philosophischen Teildisziplinen, da sie den Anspruch erhob, als Grundlage für andere Bereiche wie Logik, Ethik, Erkenntnistheorie, Rechtsphilosophie, Kulturphilosophie, Religionsphilosophie, soziale Philosophie, politische Philosophie, Ökonomie und Ästhetik dienen zu können.
Der heutige alltags- und nichtphilosophische fachsprachliche (juristische, soziologische …) Gebrauch des Wertbegriffs, dem keine philosophisch ausgearbeitete moderne Werttheorie entspricht, hat zu zahlreichen Zusammensetzungen geführt: Die aus widerstreitenden Wertvorstellungen entstehenden Konflikte können in Werteverfall (Elisabeth Noelle-Neumann), Werteverlust (Rupert Lay) oder Wertesynthese (Helmut Klages) resultieren (siehe auch Wertewandel). Wertblindheit bezeichnet das Fehlen des Gefühls für bestimmte Werte.
Intrinsischer Wert
Traditionell waren Philosophen der Ansicht, dass eine Entität intrinsischen Wert hat, wenn sie an sich oder um ihrer selbst willen gut ist.[6][7] Der intrinsische Wert wird dem extrinsischem oder instrumentellen Wert gegenübergestellt, der Dingen zugeschrieben wird, die nur als Mittel für etwas anderes wertvoll sind.[8] Zum Beispiel gelten Werkzeuge wie Autos oder Mikrowellen als extrinsisch wertvoll aufgrund der Funktion, die sie erfüllen, während das Wohlbefinden, das sie verursachen, dem Hedonismus zufolge intrinsisch wertvoll ist. Ein und dieselbe Entität kann auf unterschiedliche Weise wertvoll sein: Manche Entitäten haben gleichzeitig intrinsische und extrinsische Werte. Extrinsische Werte können Ketten bilden, in denen eine Entität extrinsisch wertvoll ist, weil sie ein Mittel zu einer anderen Entität ist, die selbst extrinsisch wertvoll ist. Es wird allgemein angenommen, dass diese Ketten irgendwo enden müssen und dass der Endpunkt nur intrinsisch wertvoll sein kann.[9] Die Unterscheidung zwischen intrinsischen und extrinsischen Werten ist wichtig für das Verständnis diverser Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Axiologie. Verschiedene substantielle Werttheorien sind sich oft einig darüber, ob etwas, z. B. Wissen, wertvoll ist, während sie sich uneinig darüber sind, ob der betreffende Wert intrinsisch oder extrinsisch ist.[8][10]
Die oben dargestellte traditionelle Auffassung von intrinsischem Wert wurde in der zeitgenössischen Philosophie mit der Begründung kritisiert, dass sie unterschiedliche Begriffe miteinander verbinde, die besser getrennt diskutiert würden.[11] Eine dieser Unterscheidungen ist die zwischen intrinsischen und finalen Werten.[12] Bei einer engeren Konzeption ist ein intrinsischer Wert ein Wert, den eine Entität aufgrund ihrer intrinsischen Eigenschaften hat. Wenn man zum Beispiel davon ausgeht, dass der phänomenale Aspekt einer angenehmen Erfahrung eine intrinsische Eigenschaft ist, könnte man sagen, dass die Erfahrung aufgrund dieser intrinsischen Eigenschaft intrinsisch wertvoll ist. Im Gegensatz dazu ist eine Entität mit finalem Wert um ihrer selbst willen wertvoll.[12] Es wird in der Regel akzeptiert, dass es einen konzeptionellen Unterschied zwischen intrinsischen und finalen Werten gibt.[11] Zum Beispiel kann man sagen, dass die angenehme Erfahrung einerseits intrinsisch wertvoll ist, andererseits aber auch final wertvoll ist. Es ist jedoch umstritten, ob es tatsächlich Dinge gibt, bei denen diese Werttypen auseinanderfallen können. Vorgeschlagene Kandidaten für Träger eines finalen nicht-intrinsischen Werts sind einzigartige oder seltene Gegenstände (z. B. eine Briefmarke) oder historisch bedeutsame Gegenstände (z. B. der Stift, mit dem Abraham Lincoln die Emanzipationsproklamation unterzeichnete).[9] Selten-zu-sein und von-jemandem-benutzt-worden-zu-sein, sind extrinsische Eigenschaften, die dafür verantwortlich sein können, dass ihre Träger einen finalen Wert haben, d. h. um ihrer selbst willen wertvoll sind.
Einige Philosophen haben die Frage aufgeworfen, ob extrinsische Werte überhaupt als Werte und nicht als bloße Werteindikatoren angesehen werden sollten.[13] Ein Grund für diese Überlegung ist, dass das Hinzufügen oder Entfernen von extrinsisch wertvollen Dingen keinen Einfluss auf den Wert des Ganzen hat, wenn alle intrinsisch wertvollen Dinge konstant gehalten werden.[9] Zum Beispiel hatte das Tōhoku-Erdbeben 2011 aufgrund aller Schäden, die es verursachte, einen negativen extrinsischen Wert. Aber die Welt wäre wohl nicht besser gewesen, wenn ohne das Erdbeben genau die gleichen Schäden entstanden wären.
Ontologischer Status von Werten
In der Axiologie ist es oft wichtig, zwischen der Entität, die wertvoll ist, und den Merkmalen, aufgrund derer sie wertvoll ist, zu unterscheiden.[14] Zum Beispiel kann eine Erfahrung als wertvoll bezeichnet werden, weil sie angenehm ist. Diese Unterscheidung ist besonders relevant für intrinsische Werte, da allgemein angenommen wird, dass der intrinsische Wert einer Entität über ihren intrinsischen Merkmalen superveniert.[12][15][16] Dies bedeutet, dass die Entität keinen anderen intrinsischen Wert haben kann, es sei denn, sie verfügt über andere intrinsische Merkmale.
Substantive Werttheorien konzentrieren sich auf die Merkmale, aufgrund derer etwas einen intrinsischen Wert hat.[8][10] Beliebte Kandidaten für diese Eigenschaften sind Lust, Tugend und Wissen. Eine andere Frage betrifft die Natur der Entitäten, die Wertträger sind. Die wichtigsten Ansätze zu dieser Frage können unterteilt werden in die kantische Tradition, laut derer konkrete Sachen, wie Personen, Wertträger sind, und die mooresche Tradition, die davon ausgeht, dass Sachverhalte Werte tragen.[12][11][17] Dieser Unterschied ist wichtig um zu bestimmen, ob ein Wert für eine Entität extrinsisch oder intrinsisch ist. Einige Philosophen sind der Ansicht, dass Objekte wie Napoleons Hut aufgrund ihrer Beziehung zu außergewöhnlichen Personen wertvoll sind. Aus einer kantischen Perspektive muss dieser Wert extrinsisch sein, da er auf der extrinsischen Eigenschaft beruht, von einer außergewöhnlichen Person getragen worden zu sein. Aus einer mooreschen Perspektive kann er jedoch intrinsisch sein, da er nicht dem Hut zukommt, sondern dem Sachverhalt, an dem sowohl der Hut als auch Napoleon beteiligt sind.[11]
Die vorangegangene Diskussion über die ontologischen Kategorien von Werten und Wertträgern geht von einer Form des Realismus aus: dass es tatsächlich wertvolle Dinge gibt. Aber die Schwierigkeiten, einen Expertenkonsens in wertbezogenen Bereichen wie Ethik, Ästhetik oder Politik zu erreichen, zusammen mit Überlegungen aus dem Naturalismus haben verschiedene Philosophen dazu veranlasst, dieser Annahme anzuzweifeln.[18] Der sich daraus ergebende Streit zwischen Kognitivisten und Nicht-Kognitivisten wird in der Regel auf der Ebene von Wertaussagen oder Werthaltungen geführt, entweder in Bezug auf alle Werte oder speziell in Bezug auf ethische Werte. Kognitivisten behaupten, dass Wertaussagen wahrheitsfähig sind, d. h. entweder wahr oder falsch sind, was von Nicht-Kognitivisten bestritten wird.[19][18] Die meisten Kognitivisten sind Realisten in Bezug auf Werte: Sie glauben, dass Werte Teil der Realität sind. Eine Ausnahme bildet die Fehlertheorie, wie sie ursprünglich von J. L. Mackie formuliert wurde.[20] Fehlertheoretiker sind der Ansicht, dass alle Wertaussagen falsch und damit wahrheitsfähig sind, weil der Welt die Wertmerkmale fehlen, die dafür nötig wären, um die Wertaussagen wahrzumachen.[21] Nicht-Kognitivisten hingegen gehen noch einen Schritt weiter, indem sie bestreiten, dass Wertaussagen wahrheitsfähig sind. Diese Position geht einher mit der Schwierigkeit zu erklären, wie Wertaussagen sinnvoll sein können, obwohl ihnen ein Wahrheitswert fehlt. Dieser Schwierigkeit kann auf verschiedene Arten begegnet werden. Emotivisten, die A. J. Ayer folgen, behaupten, dass Wertaussagen nur die Emotionen des Sprechers ausdrücken und die Handlungen des Zuhörers beeinflussen sollen.[22] Der von R. M. Hare entwickelte Präskriptivismus interpretiert Wertaussagen als Imperative oder Befehle.[23] Der Quasi-Realismus von Simon Blackburn besagt, dass Wertaussagen emotionale Einstellungen projizieren, als wären sie echte Eigenschaften.[19][24]
Monismus und Pluralismus
Substanzielle Werttheorien versuchen zu bestimmen, welche Entitäten intrinsischen Wert haben. Eine traditionelle Meinungsverschiedenheit in diesem Gebiet besteht zwischen monistischen und pluralistischen Theorien. Monistische Theorien gehen davon aus, dass es nur eine Art von intrinsischem Wert gibt. Das Paradigmenbeispiel monistischer Theorien ist der Hedonismus, der besagt, dass nur die Lust einen intrinsischen Wert hat. Pluralistische Theorien hingegen behaupten, dass es verschiedene Arten von intrinsischem Wert gibt.[8][25][26] W. D. Ross z. B. ist der Ansicht, dass Vergnügen nur eine Art von intrinsischem Wert ist, neben anderen Arten, wie z. B. Wissen.[10] Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass diese Meinungsverschiedenheit nur den intrinsischen Wert betrifft, nicht den Wert im Allgemeinen.[8] So können Hedonisten gerne zugeben, dass Wissen wertvoll ist, aber eben nur extrinsisch, da Wissen hilfreich sein kann, um Lust zu verursachen und Schmerzen zu vermeiden.
Im Monismus-Pluralismus-Streit wurden verschiedene Argumente vorgebracht. Der gesunde Menschenverstand scheint den Wertepluralismus zu begünstigen: Werte werden einer Vielzahl verschiedener Dinge wie Glück, Freiheit, Freundschaft usw. zugeschrieben, ohne dass diesen Werten ein offensichtliches gemeinsames Merkmal zugrunde liegt.[25] Eine Möglichkeit, den Wertmonismus zu verteidigen, besteht darin, die Zuverlässigkeit des gesunden Menschenverstandes in technischen Fragen wie der Unterscheidung zwischen intrinsischem und extrinsischem Wert infrage zu stellen. Diese Strategie wird von J. J. C. Smart verfolgt, der behauptet, dass es eine psychologische Voreingenommenheit gibt, stabile extrinsische Werte mit intrinsischen Werten zu verwechseln.[27] Wertepluralisten haben oft versucht, erschöpfende Listen aller Werttypen zu erstellen, aber verschiedene Theoretiker haben sehr unterschiedliche Listen vorgeschlagen. Diese Listen scheinen eine willkürliche Auswahl darzustellen, es sei denn, man könnte ein klares Kriterium angeben, warum alle und nur diese Elemente enthalten sind. Wenn jedoch ein Kriterium gefunden werden sollte, wäre eine solche Theorie nicht mehr pluralistisch. Dieses Dilemma legt nahe, dass der Pluralismus erklärungsbedürftig ist.[10]
Ein mit der Monismus-Pluralismus-Debatte eng verbundenes Thema ist das Problem der Inkommensurabilität: die Frage, ob es inkommensurable Werte gibt. Zwei Werte sind inkommensurabel, wenn es keine Tatsache gibt, ob einer besser ist oder ob beide gleich gut sind: Es gibt keine gemeinsame Werteskala, anhand derer sie verglichen werden könnten.[25][28] Nach Joseph Raz sind Berufswahlentscheidungen zwischen sehr unterschiedlichen Alternativen, z. B. ob man Anwalt oder Klarinettist werden soll, Fälle, in denen es um inkommensurable Werte geht.[29] Wertepluralisten behaupten oft, dass Werte, die verschiedenen Typen angehören, miteinander inkommensurabel sind. Wertemonisten hingegen bestreiten meist, dass es inkommensurable Werte gibt. Diese Frage ist für die Ethik besonders relevant. Wenn verschiedene Optionen, die dem Handelnden zur Verfügung stehen, inkommensurable Werte verkörpern, dann scheint es keine rationale Weise zu geben, um zu bestimmen, was getan werden sollte, da es keine Tatsache gibt, welche Option besser ist.[25] Weit verbreitete Inkommensurabilität würde drohen, die praktische Relevanz von Ethik und rationaler Wahl zu untergraben.
Weitere Begriffe und Unterscheidungen
Viele evaluative Begriffe kommen in der Alltagssprache vor, oft mit unterschiedlichen Bedeutungen.[8] Für Philosophen ist es wichtig, diese unterschiedlichen Bedeutungen zu unterscheiden, um Missverständnisse zu vermeiden. Eine solche Unterscheidung besteht zwischen einem prädikativen und einem attributiven Sinn von gut und schlecht.[14] Im attributiven Sinne ist eine Entität im Verhältnis zu einer bestimmten Art gut.[30] Zum Beispiel kann es sein, dass eine Person mit einer klaren Stimme ein guter Sänger ist oder dass ein Messer mit einer stumpfen Schneide ein schlechtes Messer ist. Dies lässt jedoch offen, ob die betreffende Entität in einem uneingeschränkten oder prädikativen Sinne gut oder schlecht ist. Zum Beispiel kann es sein, dass eine Person ein schlechter Attentäter ist, aber als Attentäter schlecht zu sein, ist nicht schlecht in einem prädikativen Sinne.[31] Die Axiologie interessiert sich in der Regel für den prädikativen Sinn von Gutheit.[32] Einige Philosophen bestreiten jedoch, dass ein solcher Sinn existiert, und vertreten daher die Auffassung, dass jeder Wert relativ zu einer Art ist.[30]
Eine zweite wichtige Unterscheidung ist die zwischen dem Guten für eine Person und dem Guten für die Welt.[8][14] Gut für eine Person zu sein, oder der prudentielle Wert, hat mit dem Wohlergehen oder dem Wohlbefinden (well-being) dieser Person zu tun.[33][30] Aber was gut für eine Person ist, kann schlecht für eine andere Person sein. Zum Beispiel kann ein trockener Sommer für den Wanderer aufgrund der angenehmen Wanderbedingungen gut sein, aber schlecht für den Landwirt, dessen Ernte aufgrund des Wassermangels verdirbt. In solchen Fällen stellt sich die Frage, was gut für die Welt oder gut schlechthin ist. Utilitaristen können dieses Problem lösen, indem sie das Gute für die Welt als die Summe des Guten für jede Person definieren.[8]
Philosophen unterscheiden oft zwischen evaluativen Begriffen (wie gut oder schlecht) und deontischen Begriffen (wie richtig, passend oder sollen) (right, fitting, ought).[30] Erstere gehören zur eigentlichen Axiologie und drücken aus, was Geltung oder Wert hat, während letztere zur Ethik (und verwandten Gebieten) gehören und ausdrücken, was man tun soll.[34] Philosophen haben versucht, eine einheitliche Darstellung dieser beiden Bereiche zu liefern, da sie eng miteinander verbunden zu sein scheinen. Konsequentialisten betrachten evaluative Begriffe als grundlegend und definieren deontische Begriffe in Bezug auf evaluative Begriffe. Theorien der passenden Haltung (fitting-attitude theories) hingegen versuchen, evaluative Begriffe auf deontische Begriffe zu reduzieren.[8] Der Konsequentialismus ist eine ethische Theorie, die besagt, dass wir angesichts einer bestimmten Menge möglicher Handlungen diejenige Handlung ausführen sollen, die insgesamt die besten Folgen hat.[35] Was wir tun sollen, ist also in evaluativen Begriffen definiert: Was auch immer zu den Folgen mit dem höchsten Wert führt. Theorien der passenden Haltung sind axiologische Theorien, die den Wert von etwas in Bezug auf die Haltung definieren, die für dieses Ding angemessen wäre,[8][36] zum Beispiel, dass es gut wäre, ein Heilmittel für Krebs zu finden, weil dies ein passendes Objekt des Begehrens wäre. Diese Theorien bauen auf der deontischen Vorstellung auf, dass einige unserer Einstellungen zur Welt angemessen oder richtig sind, um zu definieren, was gut ist.[30]
Stehen zwei Werte im Konflikt und lassen sie sich nicht beide realisieren, ohne einen zu gefährden, so spricht die Axiologie von einer „Wertantinomie“. Eine Güterabwägung ist die Methode des Rechtes und der Ethik, die dort zur Anwendung kommt, wo mehrere gleichwertige Güter nicht gleichzeitig verwirklicht werden können.
Siehe auch
Literatur
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- Barbara Merker (Hrsg.): Leben mit Gefühlen. Emotionen, Werte und ihre Kritik. Paderborn: Mentis 2009.
- Herbert Schnädelbach: Philosophie in Deutschland 1831-1933. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1983. (= Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 401.) ISBN 3-518-28001-5
- Folke Werner: Vom Wert der Werte – die Tauglichkeit des Wertbegriffs als Orientierung gebende Kategorie menschlicher Lebensführung. Eine Studie aus evangelischer Perspektive. Münster: Lit, 2002. ISBN 3825855945
- Hermann T. Krobath: Werte. Ein Streifzug durch Philosophie und Wissenschaften. Mit einem Vorwort von Hans Albert. Würzburg: Königshausen und Neumann 2009. ISBN 978-3-8260-4088-7
- Andreas Urs Sommer: Werte. Warum man sie braucht, obwohl es sie nicht gibt. Metzler, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-476-02649-1.
- Friederike Wapler: Werte und das Recht. Individualistische und kollektivistische Deutungen des Wertbegriffs im Neukantianismus. Baden-Baden: Nomos, 2008. (= Studien zur Rechtsphilosophie und Rechtstheorie; 48.) ISBN 978-3-8329-3509-2
- Armin G. Wildfeuer: Artikel „Wert“, in: Neues Handbuch philosophischer Grundbegriffe, Bd. 3, hg. v. Petra Kolmer und Armin G. Wildfeuer, Freiburg i. Br.: Verlag Karl Alber 2011, S. 2484–2504. ISBN 978-3-495-48222-3.
Weblinks
- Institut für Axiologische Forschungen
- Rudolf Burger: Die Inflation der Werte, "Die Presse", Print-Ausgabe, 28. Juni 2014
- Bodo Gaßmann: Kritik der Wertphilosophie und ihrer ideologischen Funktion, gleichsatz.de
- Anselm Model: Selbstüberschreitung: Jonas Cohns Wertphilosophie und Pädagogik vor dem Hintergrund der Ethik Friedrich Nietzsches, Paideia
- Robert Reininger: Allgemeine Wertphilosophie, gleichsatz.de
- Ingrid Vendrell Ferran: Moralphänomenologie und gegenwärtige Wertphilosophie, DZPhil, Akademie Verlag, 61 (2013) 1, 73–89
- Armin G. Wildfeuer: Wert, Online-Wörterbuch Philosophie
- Wei Zhang: Wertapriori und Wertsein in der materialen Wertethik Max Schelers
- Eckart Löhr. Wissenschaft, Werte und die "Innenseite" der Natur
Einzelnachweise
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- ↑ Martin Heidegger: Phänomenologie und transzendentale Wertphilosophie. (In: Ders. und Bernd Heimbüchel (Hrsg.): Martin Heidegger. Gesamtausgabe. II. Abt.: Vorlesungen Bd. 56/57: Zur Bestimmung der Philosophie, 2. Auflage), Frankfurt (Main), 1999, S. 120–203, S. 136ff.
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