Bergwacht Bayern | |
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Emblem der Bergwacht Bayern | |
Staatliche Ebene | Bayern |
Stellung | Bergwacht |
Rechtsform | Körperschaft des öffentlichen Rechts (als Organisationseinheit des BRK) |
Gründung | 1920[1] |
Hauptsitz | Bad Tölz |
Behördenleitung | Thomas Lobensteiner (Vorsitzender)[2]
Klaus Schädler (Geschäftsführer – beratend)[3] |
Bedienstete | 3500 ehrenamtlich + 33 hauptamtlich[4] |
Haushaltsvolumen | ca.11,5 Millionen Euro (2018)[5] |
Netzauftritt | www.bergwacht-bayern.org |
Die Bergwacht Bayern ist die Bergrettungsorganisation in den Bayerischen Alpen und in den bayerischen Mittelgebirgen. Sie ist Teil des Bayerischen Roten Kreuzes, Körperschaft des öffentlichen Rechts. Vorsitzende der Bergwacht Bayern sind Thomas Lobensteiner, Jürgen Bummer und Jan Ulbrich.[6][7] Die Bergwacht gliedert sich in 36 einzelne Bergrettungsbereiche und 7 Bergwacht-Regionen, mit insgesamt 111 Bergwacht-Bereitschaften. Sie leistet etwa 12.000 Einsätze im Jahr und hat 3500 ehrenamtliche Bergretterinnen und Bergretter.[4] Sitz der Bergwacht Bayern ist Bad Tölz.
Geschichte
1898 gründete sich unter dem Dach des Alpenvereins der „Alpine Rettungsausschuss“ in München, der Startpunkt der organisierten Bergrettung im östlichen Alpenraum. In den Folgejahren erfolgte die Einrichtung von Alpinen Rettungsstellen vom Allgäu bis nach Berchtesgaden unter dem Dach des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins getragen von den örtlichen Sektionen. Ebenfalls von Sektionen des Alpenvereins initiiert, erfolgte 1920 die Gründung der Bergwacht als „Sitten und Naturschutzwacht“. Noch im gleichen Jahr gründeten sich in Mittenwald, Bad Tölz und Wolfratshausen weitere örtliche Zusammenschlüsse als Bergwacht. In den Jahren vor 1920 waren Einheiten des Roten Kreuzes als „Gebirgsunfalldienst“ unterwegs. Diese Einheiten konzentrierten sich auf Bereiche, in denen sich der Skisport ausbreitete. Die Tätigkeit beschränkte sich auf einzelne Gebiete. Formal übernahm die Bergwacht 1923 auch die Aufgabe des Sanitätsdienstes und entwickelte sich zu einem flächendeckenden Rettungsdienst für die bayerischen Alpen und Mittelgebirge unter dem Dach des Alpenvereins als Deutsche Bergwacht. 1945 wurde der Deutsche Alpenverein als nationalsozialistische Organisation verboten. Die Bergwacht wurde daraufhin als Sonderformation in das Bayerische Rot Kreuz eingegliedert.
Die Einführung des ersten Lawinenhundekurses erfolgte im Jahr 1952. Erste Hubschrauberübungen der Bergwacht gab es 1956 im Tegernseer Tal. Die Aufnahme von Frauen in die Bergwacht scheiterte 1989 noch am Veto des Landesausschusses, inzwischen ist die Bergwacht-Ausbildung für Frauen in den Bereitschaften geöffnet.
Bergwacht-Zentrum für Sicherheit und Ausbildung
Das Bergwacht-Zentrum für Sicherheit und Ausbildung (BW-ZSA) befindet sich in Bad Tölz und wird betrieben von der Stiftung der Bergwacht Bayern – Stiftung Bergwacht. Hier wird die Aus- und Fortbildung der Bergwacht-Einsatzkräfte sowie das Praxistraining zentral durchgeführt. Des Weiteren werden darüber hinaus Rettungstechniken entwickelt und Ausbildungsunterlagen erstellt. Hier befindet sich seit 2009 zudem eine Trainingsanlage für die technische Luftrettung. Kernstück ist die selbstentwickelte Hubschrauber-Simulationsanlage. An einer ausrangierten MBB/Kawasaki BK 117, die an einer Kranbrücke in einer Halle hängt, werden die Einsatzkräfte der Bergwacht und anderer Hilfsorganisationen in der Zusammenarbeit mit Hubschraubern geschult. Die weltweit erste derartige Simulationsanlage[8] bietet den Vorteil, dass weitgehend auf Schulungen an echten Hubschraubern verzichtet werden kann und so die Kosten gering gehalten werden und gleichzeitig zum Umweltschutz beigetragen wird. Seit 2010 befindet sich im BW-ZSA zudem eine Simulationsanlage zur Evakuierung von Seilschwebebahnen. Einige Übungen finden gemeinsam mit anderen Rettungs- und Sicherheitsorganisationen statt.
Nach einer zweijährigen Umbauphase wurde im April 2016 das BW-ZSA neu eröffnet. Dabei wurde eine zweite Hubschrauberkabine eingebaut, mit der verschiedene Hubschraubertypen simuliert werden können. Die an eine Super Puma angelehnte Kabine wurde an einer zweiten, zusätzlichen Kranbrücke aufgehängt. Außerdem wurden ein Haus, ein flutbares Tauchbecken mit Gängen für die Höhlenrettung und eine Kletterwand errichtet, um die Trainingsmöglichkeiten zu erweitern. Damit können auch andere Rettungsorganisationen wie Wasserwacht und Feuerwehr sowie Einsatz- und Spezialkräfte der Polizei und Bundeswehr im BW-ZSA trainieren. In der ebenfalls neu errichteten Kältekammer können Einsatzkräfte bei bis zu minus 20 °C trainieren und Ausrüstungsgegenstände testen. Daneben existiert ein medizinischer Notfallraum, der einer Notaufnahme ähnelt.[9][10]
Gliederung
Die Bergwacht Bayern ist in 7 Bergwacht-Regionen mit 116 Bergwacht-Bereitschaften und in insgesamt 36 Bergrettungsbereiche gegliedert. Die Regionen sind:
- Bergwacht-Region Allgäu
- Bergwacht-Region Bayerwald
- Bergwacht-Region Chiemgau
- Bergwacht-Region Fichtelgebirge
- Bergwacht-Region Frankenjura
- Bergwacht-Region Hochland
- Bergwacht-Region Rhön-Spessart
Die Regionen werden von Regionalleitern geführt.[11]
Ausbildung
Um eine aktive Einsatzkraft der Bergwacht Bayern zu werden, muss eine ca. zwei- bis fünfjährige Ausbildung als Bergwacht-Anwärter durchlaufen werden. Nach einer Basisausbildung mit Sommer- und Winterteil müssen diese mit je einem Eignungstest bestanden werden. In diesen werden u. a. die Fähigkeiten Bergsteigen, Klettern, Skifahren, Skibergsteigen und die körperliche Leistungsfähigkeit geprüft. Anschließend folgt die eigentliche Grundausbildung, die sich in fünf Themenbereiche gliedert:
- Winter: u. a. Bergrettung mit Akja, Lawinenrettung
- Notfallmedizin
- Luft- und Seilbahnrettung
- Sommer: u. a. verschiedene alpine Bergrettungsarten
- Naturschutz
Jeder Bereich wird durch eine Prüfung mit Theorie- und Praxisteil abgeschlossen. Erst nach erfolgreichen Abschluss der Ausbildung ist der/die Bergwachtmann/-frau eine aktive Einsatzkraft. Anschließend werden die Ausbildungsinhalte regelmäßig geübt und weiter vertieft.[12]
Qualifikationen
Nach einer erfolgreichen Ausbildung zur aktiven Einsatzkraft können folgende zusätzliche Qualifikationen erworben werden:[13]
- Ergänzendes Besatzungsmitglied und Unterwiesene Einsatzkraft in der Luftrettung
- Bergwacht Einsatzleiter
- Bergwacht Fachausbilder
- Bergwacht-Spezialeinsatzkraft:
- Spezialist Canyonrettung
- Spezialist Höhlenrettung
- Spezialist Rettungshundeführer
- Spezialist LKLD (Lokalisation, Kommunikation, Lagedarstellung, Dokumentation)
- Spezialist Presse/Öffentlichkeitsarbeit
- Bergwacht Fachberater Krisenintervention/Stressbearbeitung
- Bergwacht Rettungssanitäter
- Bergwacht Notarzt
Weblinks
Quellen
- ↑ Unter dem grünen Kreuz: Chronik der Bergwacht Bayern. Abgerufen am 28. Dezember 2019.
- ↑ www.bergwacht-bayern.org ( des vom 6. April 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Wir über uns > Landesleitung und Mitglieder des Landesausschusses. Aufgerufen am 19. Juni 2014.
- ↑ www.bergwacht-bayern.org ( des vom 6. April 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Wir über uns > Landesleitung und Mitglieder des Landesausschusses. Aufgerufen am 27. September 2017.
- ↑ 4.0 4.1 Organisation Bergwacht Bayern. Abgerufen am 1. Dezember 2020.
- ↑ www.bergwacht-bayern.org Die Bergwacht Bayern. Aufgerufen am 27. September 2017.
- ↑ Organisation. Abgerufen am 22. Dezember 2021.
- ↑ BRK, Bayerisches Rotes Kreuz - 21.06.2021: Neuwahlen in der Bergwacht Bayern / Landesausschuss der Bergwacht Bayern wählt eine neue Landesleitung. Abgerufen am 22. Dezember 2021.
- ↑ www.bw-zsa.org ( des vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 257 kB).
- ↑ Bergwacht Bayern: Gutachterkreis für Alpinunfälle (GAK) informiert sich über Vier-Millionen-Euro-Ausbau des Bergwacht-Zentrums für Sicherheit und Ausbildung (ZSA). Abgerufen am 25. April 2018. Bergwacht Bayern: Gutachterkreis für Alpinunfälle (GAK) informiert sich über Vier-Millionen-Euro-Ausbau des Bergwacht-Zentrums für Sicherheit und Ausbildung (ZSA) ( des vom 26. April 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bergwacht ZSA: Neustart im Bergwacht-Zentrum. Abgerufen am 25. April 2018. Bergwacht ZSA: Neustart im Bergwacht-Zentrum ( des vom 26. April 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bergwacht Bayern – Regionen ( des vom 18. April 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , aufgerufen am 17. April 2017.
- ↑ Bergwacht Bayern: Mitglied werden. Abgerufen am 25. April 2018. Bergwacht Bayern: Mitglied werden ( des vom 26. April 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ www.bw-zsa.org Qualifikationen. Aufgerufen am 12. März 2012.