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Bruno Fricke

From Wickepedia

Adolf Georg Otto Bruno Fricke (* 7. November 1900 in Halberstadt; † 26. Mai 1985) war ein deutscher politischer Aktivist (NSDAP, Schwarze Front). Fricke war u. a. neben Martin Bormann und Rudolf Höß einer der Angeklagten im Parchimer Fememordprozess von 1923, führender Funktionär in der NSDAP in den Jahren 1929 und 1930 sowie Bundesgeschäftsführer der Deutschen Sozialen Partei (DSP) in den 1950er Jahren.

Leben und Tätigkeit

Frühe Jahre

Bruno Fricke war ein Sohn des Bankiers Adolf Fricke und dessen Ehefrau Alma, geb. Hertel. 1916 trat er als Kriegsfreiwilliger in die Preußische Armee ein, mit der er bis November 1918 am Ersten Weltkrieg teilnahm.

Nach der deutschen Kriegsniederlage im Herbst 1918 und dem revolutionären Umsturz in Deutschland, der auf die Kriegsniederlage folgte, trat Fricke Ende 1918 in das von dem Oberleutnant Gerhard Roßbach aufgestellte Freikorps Roßbach ein. Hierbei handelte es sich um einen militärischen Freiwilligenverband, der sich, wie diverse ähnliche Verbände, die zu dieser Zeit aufgestellt wurde, den Aufgaben verschrieb, die Revolution im Innern zurückzudrängen sowie die deutschen Grenzen im Osten gegen Gebietsansprüche der neu entstandenen osteuropäischen Staaten zu sichern.

Im Freikorps Roßbach lernte Fricke den gleichaltrigen Martin Bormann kennen, dessen frühes politisches Denken er prägte.

1921 trat Fricke erstmals in die NSDAP ein. 1923 war er in den sogenannten Parchimer Fememord verstrickt, bei dem Angehörige der Arbeitsgemeinschaft Roßbach einen angeblichen Verräter innerhalb ihrer Organisation töteten. Als direkte Tatbeteiligte wurden von den Behörden schließlich Bormann und Rudolf Höß angeklagt und verurteilt. Fricke wurde wegen Begünstigung der Täter angeklagt und zu einer Haftstrafe von zehn Monaten verurteilt.

Aktive Betätigung für die NSDAP (1927 bis 1930)

1927 siedelte Fricke nach Südamerika über. Er ließ sich in Paraguay nieder wo er in der Colonia Independencia südamerikanische Nationalsozialisten um sich sammelte und den Kern der ersten NS-Landesgruppe in Südamerika („Gruppe Paraguay“) schuf. In der Folgezeit baute er auch eine NS-Organisation in Brasilien auf. Mitte 1929 kehrte Fricke nach Deutschland zurück.

1929 wurde Fricke als Bezirksleiter der NSDAP und SA-Führer für das Gebiet Lippe-Detmold eingesetzt. Im Dezember 1929 wurde er wegen der Sprengung einer Weihnachtsfeier der NSDAP vorübergehend aus der NSDAP ausgeschlossen. In anderen Quellen ist davon die Rede, dass er Parteigelder unterschlagen hatte, sowie dass er durch seine Eigenmächtigkeiten, seine Willkür und seine Brutalität (er soll sogar versucht haben, Kritiker in den eigenen Reihen ermorden zu lassen) auffiel. Als NSDAP-Bezirksleiter wurde Fricke von Manfred Fuhrmann abgelöst.

Nach seiner Wiederaufnahme in die Partei beteiligte Fricke sich 1930 an der Gründung der Auslandsabteilung in der Reichsleitung der NSDAP bzw. der Auslandsorganisation der NSDAP, der die Auslandsabteilung als Führungsorgan vorstand. Fricke gilt dabei in der Literatur als derjenige, auf dessen Initiative hin die Auslandsorganisation gegründet wurde. Nachweisbar ist, dass Fricke im März 1929 der NSDAP-Leitung von Paraguay aus vorschlug ein Büro für Auslandsdeutsche einzurichten.

Ebenfalls 1930 wurde Fricke Geschäftsführer des Gaues Danzig der NSDAP und zugleicher Führer der Danziger SA-Standarte. De facto war Fricke in dieser Stellung Gauleiter des Gaues Danzig, dem nominell kein Gauleiter beigegeben war, weswegen er in der Literatur gelegentlich als „Gauleiter“ bezeichnet wird. In seiner Parteistellung unterstand Fricke dem NSDAP-Gauleiter von Ostpreußen Erich Koch und in seiner Stellung als SA-Führer dem sogenannten OSAF-Stellvertreter Ost, Walther Stennes, dem Oberbefehlshaber der SA in Berlin und den ostelbischen Gebieten. Das Verhältnis zwischen Fricke und Koch entwickelte sich im Laufe des Jahres 1930 rasch in einer negativen Weise, so dass die NS-Bewegung in Danzig faktisch in einen Koch- und einen Fricke-Flügel gespalten war.

Koch löste den NSDAP-Gau Danzig schließlich auf und ernannte Wilhelm von Wnuck aus Langfuhrt zum Treuhänder der NSDAP in Danzig. Frick wurde der Parteileitung gegenüber auf Kochs Betreiben als Unruhestifter und Parteizersetzer hingestellt.

Am 2. September 1930 wurde Fricke schließlich von Hitler persönlich durch eine Anordnung, die im Völkischen Beobachter veröffentlicht wurde, unter Berufung auf Artikel 4 Absatz 2 der Parteisatzung aus der NSDAP ausgeschlossen. Grund war der Konflikt zwischen ihm und Koch. Offiziell wurde illegaler Waffenbesitz geltend gemacht.

Fricke trat stattdessen im Herbst 1930 in die von Otto Strasser als Sammelbecken für stärker sozialistisch orientierte NSDAP-Anhänger gegründete Kampfgemeinschaft Revolutionärer Nationalsozialisten (KGRN) ein. In der Folge entwickelte Fricke sich zu einem engen Vertrauensmann von Strasser, was er für mehrere Jahrzehnte bleiben sollte.

Im April 1931 unterstützte Fricke die sogenannte 2. Stennes-Revolte, eine von Berlin ausgehende Rebellion von Teilen der Sturmabteilung, des Straßenkampfverbandes der NSDAP gegen die Parteileitung der NSDAP und den Parteiverwaltungsapparat aufgrund der, nach Meinung der Rebellen, zu wenig revolutionären und aktivistischen Haltung der Parteiführung und der Funktionäre der Parteiverwaltung. Nach Strassers Angaben führte Fricke nach dem Ende der Revolte etwa ein Fünftel der Rebellen in die KGRN, wo aus ihnen eine eigene Saalschutztruppe aufgebaut wurde, die sich „Schwarze Garde“ nannte.

Leben in Südamerika (1932 bis 1950)

1932 wanderte Fricke erneut nach Paraguay aus. Von 1932 bis 1943 leitete er die Südamerika-Sektion der Schwarzen Front. Dieses war eine von Strasser als Nachfolgeorganisation der KGRN gegründete Untergrundorganisation, die auf Basis eines nationalrevolutionär und sozialistischen Selbstverständnisses gegen den NS-Staat kämpfte.

Ab 1934 ließ die deutsche Gesandtschaft in Asuncion Fricke auf Bitten der Geheimen Staatspolizei observieren und durch Agenten und Spitzel Erkundigungen über ihn einziehen. Auf diesem Wege erfuhr man, dass er seit 1933 in Paraguay wieder politisch aktiv war und insbesondere Stennes-Leute um sich sammelte sowie dass er die Strasser-Zeitschrift Die Deutsche Revolution in Paraguay verbreitete. Im Mittelpunkt seiner politischen Betätigung standen Versuche möglichst viele Hitler-Gegner unter den Auslandsdeutschen und Emigranten in Lateinamerika zu werben, dabei suchte er nicht nur Kontakte zu Nationalkonservativen und Nationalbolschewisten, sondern sogar zu linken Gruppen wie der sozialdemokratischen Reichsbannergruppe in Argentinien.

Auf Anregung von Heinrich Himmler sollte 1934/1935 versucht werden, Fricke zu entführen und mit einem Schiff nach Deutschland zu verschleppen. Nachdem dies scheiterte wurde er am 25. Juli 1935 in Deutschland ausgebürgert.[1]

Weitere Sabotagemaßnahmen, die gegen seine Betätigung eingesetzt wurden waren war ein Einbruch in seinem Büro und der Diebstahl der Kartei seiner Organisation, während er selbst aufgrund von Denunziationen zweimal in Argentinien verhaftet wurde. Diese Störungsmanöver führten schließlich zum Ende der Geschäftsstelle der Schwazren Front und der gleichnamigen Zeitschrift.

Nachdem die Arbeit Frickes in Lateinamerika infolge dieser Vorgänge weitgehend zum Erliegen kam bot der Beginn des Zweiten Weltkriegs ihm Gelegenheit diese in einer effektiven Weise wieder aufzunehmen. Seit 1940 nannte sich Frickes Strasser-Organisation in Südamerika „Freie Deutsche Bewegung“". Durch die Kriegssituation erhielt die Strassersche Frei-Deutschland-Bewegung in Südamerika einen gewissen Zulauf, so dass Fricke als Vizepräsident der Gesamtorganisation schließlich 14 Landesorganisationen leitete und eine erhebliche publizistische Aktivität entfalten konnte. Insbesondere arbeitete er an der Schwarze-Front-Zeitung Die Zeit (El Tiempo) in Montevideo mit. Im Januar 1943 wurde Fricke von den argentinischen Behörden in Arrest genommen, zunächst unter Rauschgiftanklage. Anfang 1944 wurde er als politischer Häftling in Esperanza in der Provinz Santa Fe interniert. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er aus der Internierung entlassen und floh nach Paraguay, wo er zeitweisen Anschluss an die religiöse Bruderschaft der Hutterer fand.

Spätere Jahre

Im November 1950 kehrte Fricke nach Europa zurück und reiste illegal über die Schweiz in der Bundesrepublik ein. Er lebte fortan abwechselnd in Deutschland und Paraguay. Im Auftrag von Strasser sollte er dort über Möglichkeiten zur politischen Betätigung der Strasser-Anhänger sondieren, wobei sein besonderes Interesse den Vertriebenenorganisationen galt.

Ein politisches Betätigungsfeld in der Bundesrepublik fand Fricke schließlich 1951 in der von Günther Gereke gegründeten Deutschen Sozialen Partei (DSP), deren Bundesgeschäftsführer er noch im selben Jahr wurde. Er nutzte diese Position, um zu versuchen, die Voraussetzung für eine Rückkehr von Otto Strasser nach Deutschland zu schaffen, dem zu dieser Zeit das Betreten des Staatsgebietes verboten war. Die DSP betrachtete Fricke persönlich als ein Sprungbrett für eine zukünftige Retablierung einer Organisation im Sinne Strassers in Deutschland.

In den 1960er Jahren zog Fricke sich weitgehend ins Privatleben zurück. In den 1960er Jahren stellte Fricke die Behauptung auf, dass Martin Bormann nach dem Zweiten Weltkrieg nach Südamerika gelangt und 1959 an Magenkrebs in Paraguay verstorben sei. Diese Version von Bormanns Schicksal nach dem Zusammenbruch der NS-Diktatur widerspricht allerdings der von der Forschung weithin akzeptierten und amtlich anerkannten Auffassung, dass Bormann sich Anfang Mai 1945 in Berlin durch Zerbeißen einer Zyankalikapsel selbst tötete und ein 1972 in Berlin entdecktes Skelett seine sterblichen Überreste darstellen.

Fricke und seine Frau nahmen sich am Pfingstsonntag 1985 gemeinsam das Leben und wurden gemäß ihrem Wunsch auf ihrem Besitz beigesetzt.

Bewertungen

Hans-Adolf Jacobsen hat Fricke als den „Prototyp des Landsknechts, des verschworenen Feindes der Republik und des nimmermüden Organisators“ beschrieben. Der Spiegel kennzeichnete Fricke und Strasser im Jahr 1967 mit Blick auf ihre Betätigung in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als „Ausgebrannte und Enttäuschte“, die vor 1933 mit Hitler gebrochen hätten, um die halbe Erde geflohen seien und nach dem Krieg wiedergekehrt seien, um endlich ihr Ideal eines nationalsozialistischen Ständestaates zu verwirklichen.

Sax Braxford charakterisierte Fricke während des Zweiten Weltkriegs als e„in aktiver, nervöser, phantasiebgeabter Mann des Schlages, der die Unterführerschaft der Nazipartei während ihres durchschlagenden Aufstiegs zur Macht“ gebildet habe (an active, nervous, imgaginative man of the type that made up the subordinate leadership of the Nazi party itself in its smashing rise).

Ehe und Familie

Fricke heiratete am 5. Juli 1930 in Danzig Anna Katja Helene Schade (* 29. März 1907 in Wittenburg, Mecklenburg-Schwerin), eine Tochter des Gutsbesitzers Alexander Schade und seine Ehefrau Elisabeth Johanna Helene du Bosque.[2]

Schriften

  • Auslandsdeutsche!, 1929.

Literatur

  • Sax Bradtford: The Battle for Buenos Aires, 1943.
  • Thomas Koebner: Gedanken an Deutschland im Exil und andere Themen, 2022.
  • Christian Rohrer: Nationalsozialistische Macht in Ostpreussen, 2006.
  • Patrick Moreau: Nationalsozialismus von links. Die „Kampfgemeinschaft Revolutionärer Nationalsozialisten“ und die „Schwarze Front“ Otto Strassers 1930–1935, 1985.

Einzelnachweise

  1. Michael Hepp: Die Ausbürgerung deutscher Staatsangehöriger 1933-45 nach den im Reichsanzeiger veröffentlichten Listen: Listen in chronologischer Reihenfolge, 1985, S. 7.
  2. Standesamt Danzig: Heiratsregister für das Jahr 1927, Heiratsurkunde Nr. 527/1930.