Christina Stresemann (* 18. Dezember 1957[1] in Berlin) ist eine deutsche Juristin und seit 2003 Richterin am Bundesgerichtshof.
Leben
Stresemann ist die Tochter des deutschen Dirigenten Wolfgang Stresemann (1904–1998) und der US-amerikanischen Pianistin Mary Jean Stresemann, geborene Athay (1924–2007).[2] Ihr Großvater väterlicherseits war der Politiker Gustav Stresemann.[3]
Sie verbrachte ihre Kindheit in Berlin-Dahlem und besuchte die John-F.-Kennedy-Schule. Ihr Jurastudium absolvierte sie an der Freien Universität Berlin, wo sie nach Beendigung ihrer juristischen Ausbildung als wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeitete. Im Mai 1987 wurde sie in den höheren Justizdienst des Landes Berlin übernommen. Hier war sie zunächst als Proberichterin am Landgericht Berlin und am Amtsgericht Charlottenburg beschäftigt. Dem schloss sich von August 1988 bis März 1992 eine Abordnung an die Berliner Senatsverwaltung für Justiz und Bundesangelegenheiten an. Dort war Stresemann auch mit den Aufgaben der persönlichen Referentin der Justizsenatorin betraut – eines Amtes, das ab 1989 Jutta Limbach innehatte.
Noch während dieser Zeit wurde sie im Mai 1990 zur Richterin am Landgericht Berlin ernannt. Zudem promovierte sie 1991 an ihrer Alma Mater mit einer Dissertation über die Bereicherungsrechtliche Rückabwicklung bei zu Unrecht vom Haftpflichtversicherer erbrachten Leistungen[4] zum Doktor der Rechte. Nach ihrer Rückkehr ans Landgericht Berlin 1992 wurde sie 1995 zur Richterin am Kammergericht befördert und zudem für drei Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin zum Bundesverfassungsgericht abgeordnet. Dort war sie erneut für Jutta Limbach tätig, die mittlerweile zur Präsidentin des Verfassungsgerichts aufgestiegen war.
Nach dem Ende ihrer Abordnung übte sie ab Oktober 1998 ihr Richteramt am Kammergericht aus. 2000 heiratete sie den Juristen Ingo Müller. Im Jahre 2003 wurde Stresemann zur Richterin am Bundesgerichtshof ernannt und dem V. Zivilsenat, zuständig für Nachbar- und Wohnungseigentumsrecht, zugeteilt.[5] Mutmaßlich wurde sie von der SPD vorgeschlagen, ist selbst aber parteilos.[6] Seit 2007 gehört sie dem Präsidium, seit 2010 dem Präsidialrat des Bundesgerichtshofs an. Überdies fungiert sie seit 2009 als Beauftragte des Bundesgerichtshofs für Auslandskontakte. Am 3. September 2012 wurde ihr der Vorsitz des V. Zivilsenates und des Senats für Landwirtschaftssachen übertragen.[7] Seit 2017 ist sie stellvertretende Vorsitzende des Dienstgerichts des Bundes.
Von 2004 bis 2012 war Stresemann auch Richterin am Verfassungsgerichtshof des Landes Berlin.[8] Auch für dieses Amt war sie von der SPD nominiert worden.[9]
2019 errang Christina Stresemann einen persönlichen Erfolg vor Gericht: Das Landgericht Berlin untersagte der AfD auf Klage der Enkel von Gustav Stresemann, seinen Namen für eine parteinahe Stiftung zu nutzen.[10]
Weblinks
- Literatur von und über Christina Stresemann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiographie mit Bild ( vom 1. Februar 2014 im Internet Archive) auf der Website des Deutschen Anwaltsinstituts (Archivseite)
Einzelnachweise
- ↑ Deutscher Richterbund (Hrsg.): Handbuch der Justiz 2010/2011. Die Träger und Organe der rechtsprechenden Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland. 30. Jahrgang. C.F. Müller Verlag, Heidelberg u. a. 2010, ISBN 978-3-8114-3916-0, S. 8.
- ↑ Vorsitzende Richterin am BGH führt durch den Instanzenzug der Zivilgerichte ( vom 22. Dezember 2014 im Internet Archive). Newsmeldung des ZONTA Club Baden-Baden; Nachruf in der Berliner Zeitung vom 1. Dezember 2007.
- ↑ Michael Mielke: Großer Name, große Verantwortung. Reichskanzler-Enkelin Christina Stresemann wird Bundesrichterin. In: Die Welt. 3. Juni 2003, abgerufen am 9. November 2020.
- ↑ Datensatz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ↑ Zwei neue Richter am Bundesgerichtshof Pressemitteilung des Bundesgerichtshofs Nr. 92/2003 vom 11. Juli 2003.
- ↑ Mielke, Die Welt vom 3. Juni 2003.
- ↑ Neue Vorsitzende Richterin am Bundesgerichtshof Pressemitteilung des Bundesgerichtshofs Nr. 141/2012 vom 3. September 2012.
- ↑ Liste der ehemaligen Verfassungsrichter auf der Webseite des Verfassungsgerichtshofes des Landes Berlin ( vom 28. Oktober 2014 im Internet Archive)
- ↑ Ulrich Zawatka-Gerlach: Wahl von Verfassungsrichtern: Rot-rot-grün-gelbe Koalition. Die Christdemokraten fühlen sich übergangen. In: Der Tagesspiegel vom 19. Mai 2004. (online)
- ↑ Wolfgang Janisch: Christina Stresemann über Nachbarn. (Gesellschaft. Das Interview.). In: Süddeutsche Zeitung. Band 2021, Nr. 18. Süddeutscher Verlag, München 23. Januar 2021, S. 56.
Personendaten | |
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NAME | Stresemann, Christina |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Juristin, Richterin am Bundesgerichtshof |
GEBURTSDATUM | 18. Dezember 1957 |
GEBURTSORT | Berlin, Deutschland |