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Computerized Physician Order Entry

From Wickepedia

Computerized Physician Order Entry (CPOE) bezeichnet die elektronische Arzneimittelverordnung, also die elektronische Erfassung und Verarbeitung von therapeutischen Anweisungen eines Arztes. Ziel ist die Steigerung der Medikationssicherheit und die Reduktion von Kosten.

Abgrenzung

Im Deutschen kann „Computerized Physician Order Entry“ mit elektronischer Arzneimittelverordnung übersetzt werden. Computerized Physician Order Entry bezieht sich im engeren Sinne nur auf Arzneimittelverordnungen. Nur selten werden damit auch andere ärztliche Anordnungen gemeint wie z. B. Anordnungen von Laboruntersuchungen oder radiologischen Untersuchungen. In diesem Fall wird CPOE auch als „Computerized Provider Order Entry“ ausgeschrieben.

Bedeutung

Medikationsfehler können in allen Schritten des Medikationsprozesses auftreten. Am häufigsten sind Fehler in der Verordnung, wie Doppelverschreibungen, Nicht-Berücksichtigung von notwendigen Dosisanpassungen, Übersehen von Gegenanzeigen oder Wechselwirkungen oder schlicht Lesefehler, gefolgt von Fehlern bei der Anwendung bzw. Einnahme.[1] Etwa 50 % aller Medikationsfehler gelten als vermeidbar. Alleine in Deutschland sterben nach Schätzung pro Jahr bis zu 58.000 Patienten aufgrund von Fehlern in der Arzneimitteltherapie.[2]

Entscheidungsunterstützende Funktionen (CPOE-CDS)

CPOE-Systeme können entscheidungsunterstützende Funktionen anbieten und so erheblich zur Medikationssicherheit beitragen.[3] Dazu gehören computerbasierte Unterstützungsmöglichkeiten für den Arzt, inkl. der elektronischen Überprüfung der Verordnung,[4][5][6][7] eine Funktion, die in sogenannten „CPOE-CDS“-Systemen integriert ist.[8] Das „CDS“ („clinical decision support“) bietet dem Arzt durch Warnungen, Eingabeaufforderungen und Anweisungen grundlegende Entscheidungsunterstützung bei:

  • Überprüfung auf Vorliegen einer Allergie
  • Anbieten von Standarddosierungen
  • Unterstützung bei der Umstellung auf hausintern empfohlene Medikamente (Positivliste)
  • Prüfung auf Doppelverordnung des gleichen Arzneimittels oder Arzneimittelwirkstoffes
  • Prüfung auf Wechselwirkungen zwischen Medikamenten

Erweiterte Entscheidungsunterstützung:

  • Unterstützung bei der Dosisberechnung unter Berücksichtigung von Alter, Gewicht, Körperoberfläche, Nierenfunktion etc.
  • Unterstützung bei der Anforderung von Laboruntersuchungen zum Monitoring der Wirkung
  • Überprüfung auf Kontraindikationen
  • Überprüfung auf das Vorliegen einer Schwangerschaft.

Verbreitung

Seit dem Aktionsplan für Patientensicherheit durch das Bundesministerium für Gesundheit im Jahr 2007 wurde eine Vielzahl von Aktivitäten zur Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland initiiert und koordiniert.[9] Laut dem IT-Report Gesundheitswesen setzten 2012 27 % aller deutschen Krankenhäuser eine rechnergestützte Dokumentation der Arzneimitteltherapie ein. Ein Viertel der befragten Krankenhäuser gab dabei an, dass in zumindest einer organisatorischen Einheit auch arzneimittelbezogene Alarmmeldungen (z. B. Allergien, Wechselwirkungen) im Einsatz sind.[10] Die Verbreitung in Deutschland ist damit geringer als in den USA, wo schon 2008 34 % der Akutkrankenhäuser ein CPOE-System im Einsatz hatten.[11]

Studienlage

Zahlreiche Studien und Übersichtsarbeiten deuten darauf hin, dass durch die elektronische Arzneimittelverordnung Medikationsfehler reduziert und damit die Sicherheit der Patienten deutlich verbessert werden kann.[6][7][12][13] Zu den positiven Auswirkungen gehören:

  • Verbesserung der Lesbarkeit von Verordnungen
  • Verbesserung der Vollständigkeit von Verordnungen
  • Bessere Übersicht über die Medikationshistorie eines Patienten
  • Unterstützung von Dosisberechnungen
  • Unterstützung durch Warnmeldungen (z. B. bei Wechselwirkungen, Allergien, Überdosierung)
  • Verbesserung der Medikationssicherheit.

Insgesamt können CPOE-Systeme damit den Medikationsprozess effektiv unterstützen und die Medikationssicherheit verbessern. Andere Studien weisen auf mögliche Probleme bei der Planung, Einführung und Nutzung von CPOE-Systemen hin. Zu den Problemen und Risiken gehören:[4][14][15][16]

  • Zusätzlicher Zeitaufwand für die Dokumentation
  • Fehlende Benutzerfreundlichkeit der CPOE-Systeme
  • Unzureichende Ausstattung mit mobilen Werkzeugen
  • Ungenügende Schulung der CPOE-Benutzer
  • Fehler in der Parametrierung des CPOE-Systems (z. B. klinisches Arbeitsplatzsystem)
  • Ungenügende Anpassung der Prozesse bei Einführung des CPOE-Systems
  • Fehlende Schnittstellen zu anderen IT-Systemen
  • Verringerung der mündlichen Kommunikation zwischen involvierten Personen
  • Überflutung mit klinisch bedeutungslosen Warnmeldungen
  • Fehler in der Software
  • Zu starkes Vertrauen in die Empfehlungen des CPOE-Systems

CPOE-Systeme können bei unzureichender Einführung und Nutzung damit den Medikationsprozess stören, die Medikationssicherheit negativ beeinflussen und damit unter Umständen auch die Mortalität von Patienten erhöhen.[17]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. D. W. Bates, D. J. Cullen, N. Laird, L. A. Petersen, S. D. Small, D. Servi, G. Laffel, B. J. Sweitzer, B. F. Shea, R. Hallisey, M. V. Vliet, R. Nemeskal, L. L. Leape, for the ADE Prevention Study Group: Incidence of adverse drug events and potential adverse drug events – Implications for prevention. (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@2Vorlage:Webachiv/IABot/ptsafetyresearch.org (PDF) In: Journal of the American Medical Association. 274(1), 1995, S. 29–34.
  2. J. Schnurrer, J. Frölich: Zur Häufigkeit und Vermeidbarkeit von tödlichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen. (Memento des Originals vom 23. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@2Vorlage:Webachiv/IABot/med-o-card.net (PDF) In: Internist. 44, 2003, S. 889–895. CPOE-Systeme werden als ein Ansatz diskutiert, Medikationsfehler zu reduzieren.
  3. G. Kuperman, A. Bobb, T. Payne, A. Avery, T. Gandhi, G. Burns u. a.: Medication-related clinical decision support in computerized provider order entry systems: a review. In: Journal of the American Medical Informatics Association. 14(1), 2007, S. 29–24.
  4. 4.0 4.1 E. Ammenwerth, A. F. Aly, T. Bürkle, P. Christ, H. Dormann, W. Friesdorf, C. Haas, W. E. Haefeli, M. Jeske, J. Kaltschmidt, K. Menges, H. Möller, A. Neubert, W. Rascher, H. Reichert, J. Schuler, G. Schreier, S. Schulz, H. M. Seidling, W. Stühlinger, M. Criegee-Rieck: Zum Einsatz von Informationstechnologie zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (Memorandum AMTS-IT). In: GMS Med Inform Biom Epidemiol. 10(1), 2014, Doc03.
  5. D. Grandt, C. Braun, W. Hauser: Häufigkeit, Relevanz, Ursachen und Strategien zur Vermeidung von Medikationsfehlern. In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie. 38, 2005, S. 196–202.
  6. 6.0 6.1 Institute of Medicine Preventing Medication Errors. The National Academic Press, Washington DC 2007.
  7. 7.0 7.1 P. M. Cox Jr., S. D’Amato, D. J. Tillotson: Reducing medication errors. In: American Journal on Medical Quality. 16(3), 2001, S. 81–86.
  8. Wilfried von Eiff (Hrsg.): Patientenorientierte Arzneimittelversorgung – Sicherheit und Wirtschaftlichkeit des Arzneimittelmanagements. Thieme, 2011, S. 108.
  9. Bundesministerium für Gesundheit: Aktionsplan 2013–2015 des Bundesministeriums für Gesundheit zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland. Bonn 2013.
  10. U. Hübner, J. D. Liebe, N. Egbert, A. Frey: IT-Report Gesundheitswesen – Schwerpunkt: IT im Krankenhaus. (PDF) Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Hannover 2012, ISBN 978-3-9812490-2-6.
  11. D. C. Radley, M. R. Wasserman, L. E. Olsho u. a.: Reduction in medication errors in hospitals due to adoption of computerized physician order entry systems. In: Journal of the Medical Informatics Association. 20(4), 2013, S. 407–406.
  12. S. Eslami, N. F. de Keizer, A. Abu-Hanna: The impact of computerized physician medication order entry in hospitalized patients – a systematic review. In: International Journal of Medical Informatics. 77(6), 2008, S. 365–376.
  13. E. Ammenwerth, P. Schnell-Inderst, C. Machan, U. Siebert: The effect of electronic prescribing on medication errors and adverse drug events: a systematic review. In: Journal of the Medical Informatics Association. 15(5), 2008, S. 585–600.
  14. J. S. Ash, D. F. Sittig, E. G. Poon u. a.: The extent and importance of unintended consequences related to computerized physician order entry. In: Journal of the Medical Informatics Association. 14(4), 2007, S. 415–423.
  15. R. Khajouei, N. Peek, P. C. Wierenga, M. J. Kersten u. a.: Effect of predefined order sets and usability problems on efficiency of computerized medication ordering. In: International Journal of Medical Informatics. 79(10), 2010, S. 690–698.
  16. H. van der Sijs, J. Aarts, A. Vulto, M. Berg: Overriding of drug safety alerts in computerized physician order entry. In: Journal of the Medical Informatics Association. 13(2), 2006, S. 138–147.
  17. Yong Y. Han, Joseph A. Carcillo, Shekhar T. Venkataraman, Robert S.B. Clark, R. Scott Watson, Trung C. Nguyen, Hülya Bayir, Richard A. Orr: Unexpected Increased Mortality After Implementation of a Commercially Sold Computerized Physician Order Entry System. In: Pediatrics. Band 116, Nr. 6, 1. Dezember 2005, ISSN 0031-4005, S. 1506–1512, doi:10.1542/peds.2005-1287, PMID 16322178 (psu.edu [PDF; abgerufen am 23. Juni 2019]).