De Rebus Bellicis ist eine römische Kriegsschrift, mutmaßlich aus dem späten 4. Jahrhundert n. Chr., in der sich der unbekannte Verfasser mit verschiedenen Reformvorschlägen auseinandersetzt, um der Bedrohung des Römischen Reichs durch die anstürmenden „barbarischen Völker“ zu begegnen.
Das Werk ist in einem schlichten Latein gehalten und vermutlich im Osten des Römischen Reiches zwischen 364 und 375 entstanden, d. h. in der gemeinsamen Herrschaftszeit der Kaiser Valentinian I. und Valens.[1] Andrea Giardina plädiert im Anschluss an Santo Mazzarino für eine Datierung unter Constantius II.[2] Andere Forscher gehen mit Hartwin Brandt eher von einer Entstehung der Schrift im frühen 5. Jahrhundert aus. Es ist in vier Handschriften überliefert, die auch die Notitia dignitatum enthalten.
Dabei beschreibt der Autor auch verschiedene einfallsreiche Konstruktionen von Kriegsmaschinen, wie ein Schaufelradschiff, das durch Ochsen angetrieben wird (Kapitel 17). Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass solche Schiffe in der römischen Marine zum Einsatz gekommen sind.
Die Schrift beklagt zudem tatsächliche und vermeintliche Missstände im Römischen Reich; die Lösungsvorschläge sind wenig praktikabel. Ob dies, wie Hartwin Brandt annimmt, vor allem mit der Naivität des Autors zu erklären ist, oder ob der eigentlich Zweck des Textes darin besteht, traditionelle Kaiserkritik in originellerem Gewand zu üben, ist umstritten.
Abhandlungen zu ähnlichen Themen verfasste etwa um dieselbe Zeit auch der Kriegstheoretiker Flavius Vegetius Renatus, dessen Vorschläge und Ausführungen aber einen stärkeren Praxisbezug haben.
Nach einer Phase der intensiveren Auseinandersetzung mit der Schrift im Laufe des 20. Jahrhunderts, erlahmte das Interesse der Forschung hieran zunächst, da die Erkenntnismöglichkeiten ausgeschöpft schienen. Im Rahmen einer neueren Arbeit zum Anonymus de rebus bellicis, deren Ziel eine grundlegende morphologische Untersuchung des Libellus sowie dieser Textsorte ist, schlägt Stefanie Gräf eine veränderte Bewertung der Schrift vor. Kernpunkte sind dabei u. a., dass es sich vermutlich um eine Sammelschrift handelt, die über einen längeren Zeitraum immer wieder überarbeitet und ergänzt wurde.
Ausgaben
- Robert Ireland: Anonymi auctoris De Rebus bellicis. Teubner, Leipzig 1984.
- Andrea Giardina: Anonimo. Le cose della guerra. Fondazione Lorenzo Valla; Mondadori, Mailand 1989 ISBN 8804322020 (Einleitung, Edition, italienische Übersetzung, Kommentar sowie 12 Farbtafeln aus der Oxforder Handschrift)
- Edward A. Thompson: A Roman Reformer and Inventor: Beeing a new Text of the Treatise De Rebus Bellicis with Translation and Introduction. Oxford 1952 (lateinischer Text und Übersetzung).
Literatur
- Barry Baldwin: The ’De rebus bellicis’. In: Eirene 16, 1978, S. 23–39.
- Hartwin Brandt: Zeitkritik in der Spätantike. Untersuchungen zu den Reformvorschlägen des Anonymus De rebus bellicis (= Vestigia. Band 40). C. H. Beck, München 1988, ISBN 3-406-33003-7 (Dissertation; online).
- Darío N. Sánchez Vendramini: Die „Münzgeschichte“ in der spätantiken Schrift De rebus bellicis. In: Historia 55, 2006, S. 125–128.
- Stefanie Gräf: Der Anonymus de rebus bellicis. Eine morphologische Untersuchung (= Schriftenreihe Studien zur Geschichtsforschung des Altertums. Band 38). Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2018, ISBN 978-3-339-10170-9.
Weblinks
- Abbildung des Schaufelradschiffs im clm 10291 der Bayerischen Staatsbibliothek München. Der zweite Satz Miniaturen, der sich enger an die verlorene ottonische Vorlage in der Speyerer Dombibliothek anlehnte, wurde dem Auftraggeber Ottheinrich 1550/1551 nachgeliefert, da ihm die 1542 Illustrationen im Text zu modern erschienen waren.
Anmerkungen
- ↑ Vermutungen aufgrund von Folgerungen aus dem Inhalt bei Otto Seeck: Anonymi 3. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,2, Stuttgart 1894, Sp. 2325.
- ↑ Andrea Giardina: Anonimo. Le cose della guerra. Mailand 1989, S. XL–XLVII