Der Lichtblick (Eigenschreibweise: der lichtblick) ist die am längsten durchgängig herausgegebene deutsche Gefangenenzeitung[1] und wird seit 1968 in der Berliner Justizvollzugsanstalt Tegel von Gefangenen in Eigenverantwortlichkeit erstellt.[2][3]
Mit einer Auflage von 8.500 Exemplaren ist Der Lichtblick 2014 das auflagenstärkste Magazin seiner Art und wird im gesamten Bundesgebiet sowie von einigen Abonnenten im Ausland gelesen.[4] 2018 beträgt die Auflage 7.500 Exemplare mit 4.300 Abonnenten, darunter aus den USA, Südafrika und Australien.[5]
Der Bezug ist kostenlos, wird von Lesern jedoch des Öfteren mit einer Geldspende honoriert. Thematisch bewegt sich die Redaktion hauptsächlich im Bereich des Strafvollzuges erwachsener Männer und erörtert auf regionaler und bundesweiter Ebene Probleme, Missstände und Neuerungen in den Anstalten sowie in der Strafvollzugsgesetzgebung.
Geschichte und Entwicklung
Seit den späten 1950er Jahren gab es Bestrebungen, eine Gefangenenzeitung im Berliner Vollzug einzuführen. Verwirklicht wurde dies jedoch erst am 25. Oktober 1968, als der auf Betreiben des damaligen leitenden Regierungsdirektors Wilhelm Glaubrecht ins Leben gerufene Lichtblick erstmals erschien.[6] Zu diesem Zeitpunkt gab es noch zwei weitere Gefangenenzeitungen in Deutschland, doch nur Der Lichtblick wurde nach presserechtlichen Regeln durch Gefangene redigiert. Der Leitgedanke war von Anfang an, eine Zeitung von Gefangenen für Gefangene zu erstellen und jeglichen inhaltlichen Einfluss durch die Anstaltsleitung fernzuhalten. Gewollt war auch eine Auflockerung des Verhältnisses zwischen Beamten und Inhaftierten durch selbstständige, aber sachliche Berichterstattung. Das erarbeitete erste Statut stellt ein bis auf den heutigen Tag gültiges Novum in Sachen Zusammenarbeit und Vertrauen zwischen Anstaltsleitung und Inhaftierten dar.
Seit der Gründung 1968 verfassten hunderte innerhalb sowie außerhalb von Gefängnismauern befindliche Personen Texte für den Lichtblick. Die personelle Zusammensetzung der Redaktion befindet sich durch Haftentlassungen von Redakteuren und die folgende Neubesetzung im stetigen Wandel. Gleichbleibend ist das tradierte Format, die Thematik und das Erscheinen des Zeitschrift an sich. Sowohl Gestaltung und Umfang des Magazins als auch die Höhe und Frequenz der Auflage wurde mit den Jahren immer wieder aktualisiert und angepasst. Seit Gründung ist die Zeitung lückenlos veröffentlicht worden, was sich seit 2014 anhand eines digital erstellten Archivs nachvollziehen lässt.
Die Gefangenzeitung wird unterstützt durch den Förderverein Lichtblick e. V.[7][8]
Redaktion
Verantwortlicher Chefredakteur 2012/2013[9] war der stadtbekannte ehemalige Hausbesetzer und Bankräuber Dieter Wurm.[10][11][12][13][14][15][16][17][18][19]
Im März 2018 arbeitete die vierköpfige Redaktion in der ehemaligen Drei-Mann-Zelle Nummer 117 mit moderner Büro- und Computertechnik. Da sie allerdings keinen Internetanschluss haben darf, ist sie bei Recherchen auf Freunde und Bekannte außerhalb des Strafvollzugs angewiesen.[5]
Im November 2018 bilden fünf Gefangene die Redaktion. Sie können über einen redaktionseigenen Telefon- und Internetanschluss unbeschränkt mit der Außenwelt kommunizieren. Mit Hilfe von sogenannten Läuferausweisen kann die Redaktion sich im Gefängnis frei bewegen und hat so Zugang zu fast allen Insassen. Eine Zensur findet nicht statt. Auch die Anstaltsleitung erhält die Zeitung erst nach dem Druck.[20]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gefangenenzeitungen. In: knast.net. Archiviert vom am 22. Dezember 2015; abgerufen am 17. Dezember 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Jutta Schütz: Eine Redaktion im Knast. In: spiegel.de. 28. Dezember 2013, abgerufen am 17. Dezember 2015.
- ↑ http://www.lichtblick-zeitung.de/entstehung.htm
- ↑ Laura Hertreiter: Unzensiert im Knast. In: sueddeutsche.de. 27. Februar 2014, abgerufen am 17. Dezember 2015.
- ↑ 5.0 5.1 Rolf Kremming: Hinter Berliner Gittern/Der Lichtblick aus Zelle 117 in Berliner Kurier vom 4. März 2018, S. 17
- ↑ Sabine Beikler: Ein Lichtblick für Häftlinge: Knastzeitung wird 40 Jahre alt. In: tagesspiegel.de. 24. Oktober 2008, abgerufen am 17. Dezember 2015.
- ↑ https://web.archive.org/web/20150211145137/http://www.lichtblick-foerderverein.de/doku.php
- ↑ http://www.lichtblick-zeitung.de/impressum.htm
- ↑ [1] (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ http://www.bild.de/news/inland/haeftling/hier-erklaert-uns-bus-entfuehrer-wurm-seine-zelle-29968284.bild.html
- ↑ http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=bt&dig=2013%2F01%2F05%2Fa0219&cHash=cb87405e6c77c0226ea5fd13a8434043
- ↑ http://jungle-world.com/artikel/2013/02/46912.html
- ↑ Archivlink ( des vom 15. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ — ( des vom 15. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ http://www.tagesspiegel.de/berlin/immer-wieder-wurm-bald-anklage-gegen-bus-entfuehrer/450788.html
- ↑ A. Maschewski: Bus-Entführer Dieter Wurm vor Gericht. In: welt.de. 13. Mai 2004, abgerufen am 7. Oktober 2018.
- ↑ http://www.tagesspiegel.de/zeitung/der-letzte-stich-des-skorpions/515434.html
- ↑ Michael Mielke: Urteil: Gefängnis und Sicherungsverwahrung für Dieter Wurm. In: welt.de. 30. Juni 2004, abgerufen am 7. Oktober 2018.
- ↑ http://www.berliner-kurier.de/polizei-prozesse/schwerverbrecher-wehrt-sich-gegen-sicherheitsverwahrung-berlin,7169126,16643448.html
- ↑ Plutonia Plarre: Strafvollzug Berlin : 50 Jahre „Lichtblick“. In: Die Tageszeitung: taz. 7. November 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 30. November 2018]).