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Eberhard Wildermuth

From Wickepedia
File:Bundesarchiv Bild 146-2005-0136, Trent Park Camp, deutsche Offiziere.jpg
Eberhard Wildermuth (rechts außen stehend) in Trent Park, November 1944

Hermann-Eberhard Wildermuth (* 23. Oktober 1890 in Stuttgart; † 9. März 1952 in Tübingen) war ein deutscher Politiker (FDP/DVP). Von 1949 bis zu seinem Tod war er Bundesminister für Wohnungsbau. Er ist ein Enkel der schwäbischen Schriftstellerin Ottilie Wildermuth und Vater des Basketballfunktionärs Burkhard Wildermuth.[1]

Leben

Nach dem Abitur 1908 absolvierte Wildermuth von 1909 bis 1914 ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Tübingen, Leipzig und Berlin. In Tübingen war er Mitglied der den süddeutschen Liberalismus prägenden Tübinger Studentenverbindung „Akademische Gesellschaft Stuttgardia“. Hier traf er spätere politische Weggefährten wie Reinhold Maier, Karl Georg Pfleiderer, Konrad Wittwer und Wolfgang Haußmann. 1921 schließlich bestand er die Große juristische Staatsprüfung. Er war dann bei der Stadt Stuttgart, bei der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung in Berlin und schließlich im Reichsministerium für Arbeit als Oberregierungsrat tätig. Seit 1928 war er Direktor der Deutschen Bau- und Bodenbank und zusätzlich seit 1930 Vorstandsmitglied, später Präsident, der Deutschen Gesellschaft für öffentliche Arbeiten.

Militär

Wildermuth diente 1908/09 als Einjährig-Freiwilliger im Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württembergisches) Nr. 119 der Württembergischen Armee. Als Offizier dieses Regiments nahm er von 1914 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil und wurde an West- und Ostfront sowie in Italien eingesetzt.

Von 1919 bis 1921 war er Kommandeur von Zeitfreiwilligenverbänden in Tübingen zur Niederschlagung republikfeindlicher Aufstände.

Wildermuth wurde bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges als Major der Reserve zum Heer (Wehrmacht) eingezogen und war beim Frankreichfeldzug Kommandeur des II. Bataillons im Infanterie-Regiment 272. 1941/42 war er als Kommandeur des Infanterie-Regiments 737 in Serbien, wo er am 1. Dezember 1941 zum Oberstleutnant befördert wurde. Ab dem 1. Mai 1942 war er Kommandeur des Infanterie-Regiments 371 bei der Heeresgruppe Mitte an der Ostfront. Am 1. Dezember 1942 erfolgte seine Beförderung zum Oberst der Reserve.

Ein von Ernst Jünger „Auf dem Dache des Majestic. Mai 1943 Hptm. Jünger u. Oberst Wildermuth“ beschriftetes Foto zeigt den Schriftsteller mit Wildermuth auf dem Dach eines Pariser Hotels mit dem Arc de Triomphe im Hintergrund. Noch im gleichen Monat wurde Wildermuth als Kommandeur des Infanterie-Regiments 578 in Italien eingesetzt, ab dem 12. August 1944 dann als Festungskommandant von Le Havre in Frankreich.

Am 12. September 1944 geriet er in alliierte Kriegsgefangenschaft und wurde ab dem 5. November 1944 im Offizierslager Trent Park in England interniert. Der britische Geheimdienst schätzte Wildermuth als einen überzeugten Patrioten und tapferen Offizier ein, der dem NS-Regime vehement entgegengetreten sei. Er sei bestrebt gewesen, junge Nationalsozialisten umzuerziehen. In einem abgehörten Gespräch in Trent Park sagte er, dass er sich im Mai 1944 dem Widerstandskämpfer Carl Friedrich Goerdeler gegenüber bereit erklärt habe, an einem Putsch gegen Hitler mitzuwirken.

Politik

1918 war Wildermuth Mitglied eines Soldatenrates und trat 1919 in die linksliberale DDP ein. Nach dem Krieg schloss er sich der DVP an.

Von 1947 bis 1949 war er Mitglied des FDP/DVP-Landesvorstandes. Bereits 1948 wurde er in den FDP-Bundesvorstand gewählt, dem er bis 1952 angehörte. Dabei erhielt er neben Carl-Hubert Schwennicke aus Berlin als einziger Kandidat alle 89 Delegiertenstimmen. Von Januar 1952 bis zu seinem Tod war er stellvertretender Bundesvorsitzender.

Von 1947 bis 1950 war Wildermuth Mitglied des Landtages von Württemberg-Hohenzollern und von 1949 bis zu seinem Tod auch Mitglied des Deutschen Bundestages.

Öffentliche Ämter

1946 wurde Wildermuth zum Staatssekretär für Wirtschaft in der provisorischen Regierung von Württemberg-Hohenzollern ernannt. Vom 22. Juli 1947 bis zum 20. September 1949 war er Staatsminister für Wirtschaft des Landes Württemberg-Hohenzollern im Kabinett von Gebhard Müller.

Nach der Bundestagswahl 1949 wurde Wildermuth am 20. September 1949 als Bundesminister für Wiederaufbau (ab 1950: Bundesminister für Wohnungsbau) in die von Bundeskanzler Konrad Adenauer geführte Bundesregierung berufen. Er gehört zu den wenigen Bundesministern, die im Amt verstorben sind.

Wildermuth war sich der Schwierigkeit seines Wirkens stets bewusst: Das Wirtschaftswunder hatte noch nicht begonnen, aber im kriegszerstörten Westdeutschland fehlten mehrere Millionen Wohnungen für Ausgebombte, Flüchtlinge und Heimatvertriebene. Er entwarf daher das „Erste Wohnungsbaugesetz“, durch dessen Wirkung bereits im Jahr des Inkrafttretens (1950) 370.000 Wohneinheiten fertiggestellt werden konnten. Insgesamt wurden in den acht Jahren bis 1957, in denen die besondere Förderung durch dieses Gesetz wirksam war, mehr als vier Millionen Wohnungen gebaut.

Wildermuth war auch beim politischen Gegner hoch angesehen: Der Sozialdemokratische Pressedienst schrieb zu seinem Tod, es sei „hier ein Mann aus dem politischen Leben geschieden, dessen menschliche Anständigkeit, dessen sachliches Bemühen und dessen demokratische Zuverlässigkeit auch von der Opposition immer geschätzt worden seien.“

Wildermuth, der in beiden Weltkriegen schwer verwundet worden war, unterstützte besonders den Bau von behindertengerechten Wohnungen für schwer Kriegsbeschädigte. Es gelang ihm, die Länder dafür zu gewinnen, zu diesem Zweck mehrere Millionen Deutsche Mark zur Verfügung zu stellen.

Ehrungen

File:Eberhard Wildermuth Stadtfriedhof Tübingen.jpg
Grab auf dem Stadtfriedhof Tübingen

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Wildermuth u. a. am 15. August 1940 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes[2] und am 25. Dezember 1942 mit dem Deutschen Kreuz in Gold[2] ausgezeichnet.

Neben dem im Todesjahr Wildermuths 1952 angelegten Wildermuthweg in Hannover[3] sind verschiedene Straßen nach dem Politiker benannt, u. a. in Hamburg (Wildermuthring) sowie in Kassel und Herne (Eberhard-Wildermuth-Straße) sowie Bremen, benannt. Die gemeinsame Kaserne des Grenzschutz- und Bahnpolizeiamtes Stuttgart und der 5. Bereitschaftspolizeiabteilung Böblingen in Böblingen wurde 1965 in „Eberhard Wildermuth-Kaserne“ umbenannt, sie war früher Sitz der Heimatschutzbrigade 17 der Bundeswehr. In Tübingen wurde die in den 1960er und 1970er Jahren entstandene Neubausiedlung auf dem Denzenberg (zwischen Tübingen-Nordstadt und Tübingen-Lustnau gelegen) Eberhard-Wildermuth-Siedlung genannt. In Frankfurt am Main gibt es eine weitere Eberhard-Wildermuth-Siedlung.

Literatur

  • Wilhelm Kohlhaas: Eberhard Wildermuth. Ein aufrechter Bürger. Ein Lebensbild. Domus, Bonn 1960.
  • Sönke Neitzel: Abgehört. Deutsche Generäle in britischer Kriegsgefangenschaft 1942–1945. 2. Auflage, Propyläen, Berlin 2006, ISBN 3-549-07261-9.
  • Eberhard Wildermuth 23.10.1890 – 09.03.1952. In: Aareal Bank (Hrsg.): 90 years. Trusted since 1923. (Festschrift zum 90-jährigen Bestehen der Aareal Bank AG). ABT Print und Medien GmbH, Weinheim 2013, S. 52–55.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. https://www.basketball-bw.de/wp-content/uploads/2013/11/bbw_chronik.pdf
  2. 2.0 2.1 Veit Scherzer: Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs. 2. Auflage, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 786.
  3. Helmut Zimmermann: Wildermuthweg, in ders.: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 266