Edgar Mertner (* 13. Dezember 1907 in Gurten, Kreis Posen-West, Deutsches Reich; † 19. Oktober 1999 in Münster) war ein deutscher Anglist. Er von 1951 bis 1976 Professor für englische Philologie an der Universität Münster.[1]
Leben
Mertner wurde als Sohn eines Volksschullehrers geboren und besuchte Schulen in Schlehen und nach der Abtretung der Provinz Posen das Gymnasium in Aschersleben, wo er im Jahr 1926 die Reifeprüfung ablegte. Anschließend begann er an den Universitäten Marburg, Breslau, Berlin und Halle ein Studium der Neueren Sprachen, der Germanistik und der Philosophie. Im Jahr 1930 wurde er in Halle zum Dr. phil. promoviert und bestand 1931 das Staatsexamen mit der Abhandlung Das Werden der künstlerischen Weltschau George Merediths. Seine Studien setzte er von 1931 bis 1933 im Vorbereitungsdienst für die höhere Schule in Erfurt und zwischenzeitlich im Sommersemester 1932 in Exeter fort. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten trat er am 1. November der SA bei und wurde nach Ablauf der Mitglieder-Aufnahmesperre der NSDAP am 1. März 1937 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 5.727.713). 1933 wurde er Assessor am Reform-Realgymnasium in Merseburg und arbeitete von 1934 bis 1937 als Lektor für die Deutsche Sprache an der Cardiff University in Wales, wo er seinen Master of Arts machte. Zurück in Deutschland wurde er Lehrer an der Mädchenoberschule in Halle.[1]
Mertner erhielt 1938 seine Habilitation mit der Arbeit über Das Prosawerk Rudyard Kiplings: ein Beitrag zur Geschichte der englischen Novelle, im Folgejahr wurde er zum Dozenten ernannt und nahm 1940/41 einen Lehrauftrag für englische Philologie an der Universität Greifswald an. Er wechselte 1941 als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter zum Auswärtigen Amt und nahm bis 1942 einen Lehrauftrag an der Universität Innsbruck wahr. Im Jahr 1943 wurde Mertner zur Rundfunkpolitischen Abteilung für den Sektor England versetzt. Seine Ausbildung setzte er in Greifswald fort und wurde 1944 in Innsbruck zum Extraordinarius (außerordentlichen Professor) ernannt. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges kam er in britische Internierung. Nach seiner Entlassung wurde er 1946 Lektor für Englisch an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, wo er 1947 ein Extraordinariat erhielt. 1951 wurde er als ordentlicher Professor für englische Philologie an die Universität Münster berufen, wo er 1976 emeritiert wurde.[1]
Das wissenschaftliche Werk Mertners umfasst neben den Studien zu Rudyard Kipling die Englische Literaturgeschichte, zu der er 1967 ein gemeinsames Werk mit Ewald Standop verfasste. Er hatte Anteil an der Entwicklung des Englischen Seminars, dessen Direktor er war, und am Aufbau des Ehrenpreis-Instituts für Studien zum Werk Jonathan Swifts an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Mertner war Dekan des Fachbereichs Anglistik und der Philosophischen Fakultät.[2]
Werke (Auswahl)
- Das Werden der künstlerischen Weltschau George Merediths. Dargestellt an seinen ersten Romanen. (= Dissertation) E. Klinz, Halle 1931, OCLC 6004834.
- Rudyard Kipling und die Tiergeschichte. In: Germanisch-romanische Monatsschrift. 24, 1936, ISSN 0016-8904, S. 195–216.
- Das Prosawerk Rudyard Kiplings: ein Beitrag zur Geschichte der englischen Novelle. (= Habilitationsschrift) John, Halle 1937, OCLC 612598684.
- Neue Beitráge zur englischen Philologie. Münster 1963, OCLC 264021330.
- Topos und Commonplace. In: Peter Jehn (Hrsg.): Toposforschung. Eine Dokumentation (= Respublica Literaria. Bdand 10). Athenäum, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-7610-9208-3, S. 20–68.
- Rudyard Kipling und seine Kritiker. Bewunderung und Irritation. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, ISBN 3-534-07605-2.
- Englische Literatur von der Renaissance bis zur Gegenwart. In: Englische Literaturgeschichte. Quelle & Meyer Verlag, Heidelberg 1976, ISBN 3-494-00373-4.
Literatur
- Bernhard Fabian (Hrsg.): Edgar Mertner. Eine akademische Chronik. Englisches Seminar der Universität Münster, Münster 1976, OCLC 254377025.
- Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 3: Gerhard Keiper, Martin Kröger: L–R. Schöningh, Paderborn u. a. 2008, ISBN 978-3-506-71842-6, S. 232
- Mertner, Edgar, in: Frank-Rutger Hausmann: Anglistik und Amerikanistik im „Dritten Reich“. Klostermann, Frankfurt am Main 2003, S. 488f.
- Festschriften
- Bernhard Fabian, Ulrich Suerbaum (Hrsg.): Festschrift für Edgar Mertner. Zum 60. Geburtstag am 13. Dezember 1967 von Kollegen und Schülern mit den besten Wünschen überreicht. W. Fink, München 1969, OCLC 256309858.
- Herbert Mainusch, Dietrich Rolle: Studien zur englischen Philologie. Edgar Mertner zum 70. Geburtstag. Lang, Frankfurt a. M./ Bern/ Cirencester 1979, ISBN 3-8204-6396-8.
Weblinks
- Edgar Mertner: Schwierigkeiten mit Sein oder Nichtsein – Zum 80. Geburtstag des Shakespeare-Übersetzers Rudolf Schaller. In: Die Zeit. vom 13. August 1971.
- Findbuch zu den Kleinen Nachlässen im Universitätsarchiv der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, zu denen auch der Nachlass von Edgar Mertner gehört (Bestand 007 aufklappen dort Eintrag 10).
Einzelnachweise
- ↑ 1.0 1.1 1.2 Eintrag zu Edgar Mertner im Catalogus Professorum Halensis, abgerufen am 28. Juli 2015
- ↑ Spezialisierung war ihm fremd ( vom 23. Januar 2005 im Internet Archive) auf uni-protokolle.de
Personendaten | |
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NAME | Mertner, Edgar |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Anglist und Hochschullehrer für englische Philologie |
GEBURTSDATUM | 13. Dezember 1907 |
GEBURTSORT | Gurten, Kreis Posen-West |
STERBEDATUM | 19. Oktober 1999 |
STERBEORT | Münster |