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Eduard Erdmann

From Wickepedia

Eduard (Ned) Paul Ernst Erdmann (* 5. Märzjul. / 17. März 1896greg. in Wenden, Livland, Russisches Kaiserreich; † 21. Juni 1958 in Hamburg) war ein deutsch-baltischer Pianist und Komponist.

Leben

Der Großneffe des Philosophen Johann Eduard Erdmann absolvierte in Riga eine Klavierausbildung bei Bror Möllersten und Jean du Chastain und musiktheoretischen Unterricht bei Harald Creutzburg. 1914 übersiedelte er nach Berlin, wo er bis 1918 Klavier bei Conrad Ansorge und Komposition bei Heinz Tiessen studierte.[1]

In den 1920er Jahren war Erdmann Jurymitglied bei den Donaueschinger Kammermusiktagen für zeitgenössische Tonkunst. 1926 war er der Solist des Eröffnungskonzerts der Bauhauskonzerte in Dessau. 1925 bis 1935 unterrichtete er Klavier an der Hochschule für Musik Köln. Nachdem er aus Protest gegen Repressalien der Nationalsozialisten gegen jüdische Kollegen von seinem Amt zurückgetreten war, wurde über seine Werke ein Aufführungsverbot verhängt. Danach trat Erdmann zum 1. Mai 1937 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 4.424.050)[2][3] und wirkte nur noch als Pianist. In der Endphase des Zweiten Weltkriegs wurde er im August 1944 in die von Adolf Hitler genehmigte Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Pianisten aufgenommen, was ihn vor einem Kriegseinsatz bewahrte.[4]

Grab Eduard Erdmann auf dem Friedhof Ohlsdorf, 2018

Seit 1950 unterrichtete er an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Er komponierte vier Sinfonien, ein Klavierkonzert, ein Konzertstück für Klavier und Orchester, weitere Orchesterstücke, kammermusikalische Werke und Lieder. 1953 wurde er mit dem Kulturpreis der Stadt Kiel ausgezeichnet.

Als Pianist setzte sich Erdmann vehement für zeitgenössische Werke ein, im Übrigen galt er als bedeutender Interpret der Werke von Bach und Schubert.

Erdmann sammelte Bücher, speziell deutsche Literatur in der jeweils ersten Gesamtausgabe. Am 26./27. Mai 1959 versteigerte die Firma Hauswedell in Hamburg große Teile dieser umfangreichen Bibliothek.

Erdmann war verheiratet und hatte 4 Kinder: Jolanthe, Piers (Ehe mit Christa), Jobst und Judith. Jolanthe wurde die zweite Frau von Emil Nolde.

Eduard Erdmanns Grabstätte befindet sich auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg (Bm 67) westlich Kapelle 13.[5]

Werke

  • An den Frühling, lyrisches Stück für Violine und Klavier, 1912
  • Burleske, aus den Bagatellen op. 5, 1913
  • Am Gardasee, sinfonische Dichtung, 1914
  • Rondo für Orchester, Heinz Tiessen gewidmet, 1918
  • 1. Sinfonie, Alban Berg gewidmet, 1920
  • Violin-Solosonate für Alma Moodie, 1921
  • 2. Sinfonie, Ernst Krenek gewidmet, 1923
  • Die entsprungene Insel, Operette, 1925
  • Klavierkonzert, 1928
  • Ständchen für Orchester, 1930
  • Streichquartett, Emil Nolde gewidmet, 1937
  • Konzertstück für Klavier und Orchester, 1946
  • 3. Sinfonie, 1947
  • 4. Sinfonie, Hans Schmidt-Isserstedt gewidmet, 1951
  • Capricci, 1952
  • Monogramme, 1955

Literatur

  • Christof Bitter, Manfred Schlösser (Hrsg.): Begegnungen mit Eduard Erdmann. Agora, Darmstadt 1968 (3. Auflage 1998).
  • Oliver Fraenzke: Eduard Erdmann. Philosoph des Klaviers. Edition Text + Kritik, München 2022, ISBN 978-3-96707-604-2.
  • Werner Grünzweig, Gerhard Gensch (Hrsg.): Eduard Erdmann. Im Auftrag des Archivs der Akademie der Künste (= Archive zur Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, Bd. 15). von Bockel, Neumünster 2018, ISBN 978-3-95675-024-3.
  • Berthold Hamer: Erdmann, Eduard. In: ders. (Hrsg.): Biografien der Landschaft Angeln. Bd. 1: Personenlexikon A–J. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum, 2007, ISBN 978-3-89876-339-4, S. 186–190.
  • Horst Jordt, Volker Scherliess (Hrsg.): Aus Klimbams Garten. Irene und Eduard Erdmann in persönlichen Erinnerungen. Wachholtz Verlag, Kiel 2018, ISBN 978-3-529-05187-6.
  • Volker Scherliess: Erdmann und Nolde (Seebüller Hefte, Bd. 1), Neukirchen 2009, ISBN 978-3-00-029590-4 [inkl. Audio-CD, enthält Einspielungen von Eduard Erdmann, Tilman Krämer und dem Artemis Quartett].
  • Helmut Scheunchen: Lexikon deutschbaltischer Musik. Herausgegeben von der Georg-Dehio-Gesellschaft. Verlag Harro von Hirschheydt, Wedemark-Elze 2002, ISBN 3-7777-0730-9. S. 63 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Werner Grimmel: Viersaitiges Schmetterlingsflattern. Die lettische Geigerin Baiba Skride spielt moderne Sonaten für Violine solo. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. November 2022, S. 10.
  2. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/7980825
  3. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, CD-Rom-Lexikon, Kiel 2004, S. 1437.
  4. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 139.
  5. Prominenten-Gräber