Die Fachliteratur, je nach Definition auch Fachprosa[1][2] genannt, ist ein Teilgebiet der nichtbelletristischen Literatur. Sie zählt somit – neben der Sachliteratur, zu deren Untermengen die Fachliteratur zunehmend gerechnet wird – zur literarischen Gattung der Non-Fiction. Im Unterschied zur Sachliteratur, die bestimmte Sachthemen – oft populärwissenschaftlich aufbereitet und von Fachjargon befreit – für ein Laienpublikum darstellt, richtet sich die Fachliteratur an „ein Fachpublikum meist mit Blick auf die professionelle Anwendung oder die Gewinnung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse.“[3]
Ein Teilgebiet der Fachliteratur wiederum ist die wissenschaftliche Literatur, mit den sogenannten Standardwerken, die sich an wissenschaftlich gebildete Personen richtet bzw. deren Ausbildung dient.[3]
Fachliteratur im Einzelnen
Zur Fachliteratur zählen insbesondere:
- Fachbücher und Monografien
- Fachzeitschriften, facheinschlägige Journale und andere Periodika sowie
- die einzelnen darin enthaltenen Fachartikel
- Gebrauchsanleitungen
- Handbücher
- Lehrbücher
- juristische Literatur, Regelwerke der Standardisierung
- Managementliteratur (Management, Verkaufspsychologie etc.)
- Nachschlagewerke, insbesondere als Fachlexika, fachsprachliche Wörterbücher, Almanache und Atlanten
- wissenschaftliche Publikationen im Internet
Veränderungen durch die Digitale Revolution
Die Digitale Revolution hat es mit sich gebracht, dass heute auch im Bereich der Fachliteratur zunehmend auf elektronischen bzw. digitalen Medien publiziert wird, vor allem auf CD-ROM oder DVD sowie auf speziellen Websites. Im Bereich der wissenschaftlichen Fachartikel sind dies meist die eigens hierfür eingerichteten Online-Plattformen der die jeweiligen Fachzeitschriften herausgebenden Verlage. Zu den bekanntesten dieser Portale gehören ScienceDirect des Elsevier-Verlages und SpringerLink des Verlags Springer science+business media. Es werden aber auch von öffentlichen Einrichtungen Plattformen betrieben, die eine weitgehend freie Veröffentlichung und Nutzung ermöglichen, zum Beispiel der Preprint-Server arXiv.
Die Sprache(n) der Wissenschaft
Fachliteratur entsteht in all jenen Sprachen, in denen sie benötigt wird; seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erscheint sie jedoch immer häufiger auf Englisch. Dadurch hat die englische Sprache immer mehr die Rolle der wissenschaftlichen Lingua franca eingenommen, die im 19. Jahrhundert in Westeuropa das Deutsche und teilweise auch das Französische innehatten.
Noch weiter in der Vergangenheit waren in Europa sowie dem gesamten Mittelmeerraum seit dem Ende der Antike Latein und Griechisch, sowie teils (Mittelmeer) die arabische Sprache die führenden Sprachen der Wissenschaft. Auch deutschsprachige Fachliteratur[4][5] existiert seit dem Mittelalter.[6]
Bevor Gerhard Eis um 1962 die deutsche Fachprosaforschung begründete, hatte die Literaturwissenschaft noch eine ablehnende Haltung gegenüber der Fachprosa eingenommen.[7][8][9]
Siehe auch
Literatur
- Gerhard Eis: Mittelalterliche Fachliteratur. 2. Auflage. Stuttgart 1967 (= Sammlung Metzler, Abteilung D, M. Band 14).
- Bernhard D. Haage: Arbeiten zur spätmittelalterlichen deutschen Fachliteratur (1983/1984). In: Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein Gesellschaft. Band 3, 1984/1985 (1986), S. 421–437.
- Marietta Horster (Hrsg.): Antike Fachschriftsteller. Literarischer Diskurs und sozialer Kontext. Steiner, Stuttgart 2003 (Palingenesia, Band 80), ISBN 3-515-08243-3.
- Gundolf Keil: Literaturbegriff und Fachprosaforschung. In: Jahrbuch für internationale Germanistik. Band 2, 1970, S. 95–102.
- Gundolf Keil, Peter Assion (Hrsg.): Fachprosaforschung. Acht Vorträge zur mittelalterlichen Artesliteratur. Berlin 1974.
- Christoph Meinel (Hrsg.): Fachschrifttum, Bibliothek und Naturwissenschaft im 19. und 20. Jahrhundert. Harrassowitz, Wiesbaden 1993, ISBN 3-447-03913-2.
- Klaus Reinhardt: Vom Wissen zum Buch. Fach- und Sachbücher schreiben. Bern 2008, ISBN 978-3-456-84521-0.
- Brigitte Schlieben-Lange, Helmut Kreuzer (Hrsg.): Fachsprache und Fachliteratur. Göttingen 1983.
- Wolfram Schmitt: Deutsche Fachprosa des Mittelalters. Ausgewählte Texte. Berlin/New York 1972 (= Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen. Band 190).
Weblinks
- Fachbuch und Sachbuch bei pro-publish.com
Einzelnachweise
- ↑ Jörg Robert: Fachprosa. In: Enzyklopädie der Neuzeit Online. Hrsg. von Friedrich Jaeger. doi:10.1163/2352-0248_edn_a1018000.
- ↑ Gerhard Eis: Mittelalterliche Fachprosa der Artes. In: Deutsche Philologie im Aufriß. Hrsg. von Wolfgang Stammler, 2. Auflage. Band 2, Berlin 1960, Sp. 1103–1216.
- ↑ 3.0 3.1 Sigrid Pohl, Konrad Umlauf: Warenkunde Buch. Strukturen, Inhalte und Tendenzen des deutschsprachigen Buchmarkts der Gegenwart. 2., erneuerte Auflage. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-447-05622-9, S. 117 ff. (345 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 18. April 2013] broschiert).
- ↑ Gerhard Eis: Mittelhochdeutsche Fachliteratur: Fachprosa. In: Ludwig Erich Schmitt (Hrsg.): Kurzer Grundriß der germanischen Philologie bis 1500. II: Literaturgeschichte. Berlin 1970, S. 528–572.
- ↑ Ria Jansen-Sieben: Middelnederlandse vakliteratuur. In: Gundolf Keil, Peter Assion (Hrsg.): Fachprosaforschung. Acht Vorträge zur mittelalterlichen Artesliteratur. Berlin 1974, S. 24–69.
- ↑ Bernhard Dietrich Haage, Wolfgang Wegner, Gundolf Keil, Helga Haage-Naber: Deutsche Fachliteratur der Artes in Mittelalter und Früher Neuzeit. Berlin 2007 (= Grundlagen der Germanistik. Band 43).
- ↑ Jean Haust (Hrsg.): Médicinaire liégeois du XIIIe siècle et médicinaire namurois du XVe (mss. 815 et 2769 de Darmstadt). Brüssel/ Lüttich 1941 (= Académie royale de langue et littérature française de Belgique, textes anciens. Band 4), S. 8.
- ↑ Gerhard Eis: Mittelalterliche Fachliteratur (= Sammlung Metzler, Realienbücher für Germanisten, Abteilung D: Literaturgeschichte. M 14). Metzler, Stuttgart 1962; 2. Auflage. Stuttgart 1967, S. V.
- ↑ Joachim Telle: Petrus Hispanus in der altdeutschen Medizinliteratur. Untersuchungen und Texte unter besonderer Berücksichtigung des „Thesaurus pauperum“. 2 Bände. Philosophische Dissertation Heidelberg 1972, S. 1.