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Friedrich-Wilhelm Krüger

From Wickepedia
File:Friedrich Wilhelm Krüger.jpg
Friedrich-Wilhelm Krüger

Friedrich-Wilhelm Krüger, auch Wilhelm Krüger (* 8. Mai 1894 in Straßburg; † 10. Mai 1945 in Gundertshausen, Eggelsberg, Oberösterreich), war ein deutscher Funktionär der NSDAP, SS-Obergruppenführer, General der Waffen-SS (1944) und General der Polizei (1941).[1]

Leben

Friedrich-Wilhelm war der Sohn des späteren preußischen Obersts und Kommandeurs des Infanterie-Regiments „Prinz Louis Ferdinand von Preußen“ (2. Magdeburgisches) Nr. 27 Alfred Krüger († 6. August 1914 vor Lüttich) und dessen Ehefrau Helene, geborene Glünder († 1930). Sein älterer Bruder war der spätere SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Walter Krüger.

Krüger verließ noch vor dem Abitur das Humanistische Gymnasium in Rastatt und besuchte von 1909 bis 1913 die Kadettenhäuser in Karlsruhe und Groß-Lichterfelde. Am 22. März 1914 trat er als Leutnant in das Infanterie-Regiment „von Lützow“ (1. Rheinisches) Nr. 25 der Preußischen Armee ein. Bei diesem Regiment war Krüger während des Ersten Weltkriegs als Zug- und Kompanieführer in der MG-Kompanie sowie als Ordonnanzoffizier und Regimentsadjutant im Einsatz und wurde drei Mal verwundet. Den Krieg beendete er als Oberleutnant.

1919 gehörte er der Eisernen Flottille – einem regulären Verband der Vorläufigen Reichsmarine – und 1920 dem Freikorps Lützow an. Nach seiner Verabschiedung aus dem Militärdienst im Mai 1920 war er bis 1923 im Buchhandel und bei einem Verlag, von 1924 bis 1928 als Vorstandsmitglied bei der Berliner Müllabfuhr AG und 1929 schließlich als selbständiger Kaufmann tätig. Krüger war seit 16. September 1922 mit Elisabeth Rasehorn (* 15. November 1896 in Bad Lausick) verheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor.[2]

Krüger wurde im November 1929 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 171.199). Er trat im Februar 1931 der SS (SS-Nr. 6.123) bei und wechselte im April 1931 zur SA.[3] Durch die Protektion seines persönlichen Freundes Kurt Daluege wurde er 1932 SA-Gruppenführer im persönlichen Stab des SA-Chefs Ernst Röhm und bei der Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 als Abgeordneter der NSDAP für den Wahlkreis 5 Frankfurt an der Oder in den Reichstag gewählt, dem er bis 1945 angehörte. Er übernahm das Ausbildungswesen der SA und wurde im Juni 1933 zum SA-Obergruppenführer befördert. Ab 1. Juli 1933 wurde er zum Chef des Ausbildungswesen (AW) innerhalb des Führungsstabes der SA ernannt. Hier war u. a. auch Hans Trummler tätig, der das Wehramt, zuständig für alle Leipziger Hoch- und Fachschulen, leitete. In dieser Position war Krüger Verbindungsmann der SA zur Reichswehr und damit für den gesamten Bereich der vormilitärischen Ausbildung in den eigenen Formationen, den Wehrverbänden und an den Schulen zuständig. In diesem Amt war er außerdem für das Reichskuratorium für Jugendertüchtigung verantwortlich. Eine besondere Rolle spielte er beim Bemühen Röhms, die Reichswehr der SA zu unterstellen.[4] Nach der Ermordung Röhms wechselte er wieder zur SS, wobei er seinen Rang als Obergruppenführer bei der SS behalten durfte.

File:Bundesarchiv Bild 121-0267, Polen, Krakau, Polizeiparade, Hans Frank.jpg
Hans Frank bei einer Polizeiparade in Krakau 1939, Krüger (mit Stahlhelm) hinter ihm
File:Announcement of penalties for aiding the partisans or Soviet POWs (occupied Poland, February 1942).jpg
Bekanntmachung vom 22. Februar 1942 unterzeichnet von Krüger

Wegen seines Ehrgeizes und seiner Loyalität zur Partei wurde er von Heinrich Himmler am 4. (oder 14.[5]) Oktober 1939 zum Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF Ost) im Generalgouvernement ernannt. Damit stieg er zum mächtigsten Mann im besetzten Polen auf, wo er für zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlich war – unter anderem für die Vernichtungslager, die Zwangsarbeitslager, den Einsatz von Polizei und SS bei den Räumungen der Ghettos, die Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto, die Durchführung der „Aktion Erntefest“, die Partisanenbekämpfung im Generalgouvernement, den Terror gegenüber der polnischen Bevölkerung, Massenerschießungen, die Vernichtung der polnischen Führungsschichten (u. a. AB-Aktion) und die Vertreibung von über 100.000 polnischen Bauern aus der Gegend in der Aktion Zamość. Ab Mai 1942 fungierte er zudem als Staatssekretär für das Sicherheitswesen im Generalgouvernement.[6]

Nach Kompetenzstreitereien mit Generalgouverneur Hans Frank wurde er am 9. November 1943 entlassen; sein Nachfolger im Amt war Wilhelm Koppe. Im Juni 1944 übernahm er das Kommando über die 6. SS-Gebirgs-Division „Nord“ und war von August 1944 bis Februar 1945 kommandierender General des V. SS-Freiwilligen-Gebirgskorps. Im Februar 1945 war er Himmlers Beauftragter für die deutsche „Südost-Front“. Im April und Mai 1945 war er Kommandeur einer Kampfgruppe der Ordnungspolizei bei der Heeresgruppe Süd, die ab 1. Mai 1945 als Heeresgruppe Ostmark bezeichnet wurde.

Krüger beging am 10. Mai 1945 in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Gundertshausen (Oberösterreich) Suizid.

Auszeichnungen

Siehe auch

Literatur

  • Nicolas Patin, Krüger. Un bourreau ordinaire, Fayard, Paris, 2017, ISBN 978-2213700540.
  • Larry V. Thompson: Friedrich-Wilhelm Krüger – Höherer SS- und Polizeiführer Ost. In: Ronald Smelser, Enrico Syring (Hrsg.): Die SS: Elite unter dem Totenkopf. Paderborn 2000, ISBN 3-506-78562-1.
  • Josef Wulf: Das Dritte Reich und seine Vollstrecker. Kapitel: Die Liquidation von 500.000 Juden im Ghetto Warschau. Arani, Berlin 1961.
  • Ruth Bettina Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten. Droste, Düsseldorf 1986, ISBN 3-7700-0710-7.
  • Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS. Weltbild, Augsburg 1998, ISBN 3-89350-549-0.
  • Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. S. Fischer, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-10-091052-4.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-596-16048-8 (aktualisierte 2. Auflage).
  • Dermot Bradley (Hrsg.), Andreas Schulz, Günter Wegmann: Die Generale der Waffen-SS und der Polizei. Die militärischen Werdegänge der Generale, sowie der Ärzte, Veterinäre, Intendanten, Richter und Ministerialbeamten im Generalsrang. Band 2: Hachtel–Kutschera. Biblio Verlag, Bissendorf 2005, ISBN 3-7648-2592-8, S. 596–609.

Weblinks

Commons: Friedrich Wilhelm Krüger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ruth Bettina Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten. Düsseldorf 1986, S. 340.
  2. Josef Wulf: Das Dritte Reich und seine Vollstrecker – Die Liquidation von 500.000 Juden im Ghetto Warschau, Berlin 1961, S. 226 f.
  3. B. Sauer: Alte Kampfer und starke Bande: Kurt Daluege und Herbert Packebusch. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Band 62, Nr. 12. Metropol Verlag, 2014, ISSN 0044-2828, S. 977–996 (bernhard-sauer-historiker.de [PDF; abgerufen am 16. Juli 2021]): “Friedrich Wilhelm Krüger (1894–1945) gehörte 1920 dem Freikorps Lützow an und wurde 1929 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 171 199). Er war im Februar 1931 der SS (Nr. 6123) beigetreten, wechselte aber im April 1931 zur SA.”
  4. Marcus Mühle: Ernst Röhm - eine biografische Skizze, Wissenschaftlicher Verlag Berlin 2016, S. 85 ff.
  5. Willi Dreßen, Volker Rieß: Ausbeutung und Vernichtung. Gesundheitspolitik im Generalgouvernement. In: Norbert Frei (Hrsg.) Medizin und Gesundheitspolitik in der NS-Zeit. R. Oldenbourg Verlag, München 1991 (= Schriften der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Sondernummer), ISBN 3-486-64534-X, S. 157–171, hier: S. 158.
  6. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2007, S. 343.
  7. Klaus D. Patzwall: Das Goldene Parteiabzeichen und seine Verleihungen ehrenhalber 1934–1944. Patzwall, Norderstedt 2004, ISBN 3-931533-50-6. S. 76.
  8. Veit Scherzer: Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs. 2. Auflage. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 478.