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Friedrich Graf von der Schulenburg

From Wickepedia
File:SchulenburgFriedrichvonder.jpg
Friedrich Graf von der Schulenburg

Friedrich Bernhard Karl Gustav Ulrich Erich Graf von der Schulenburg (* 21. November 1865 in Bobitz; † 19. Mai 1939 in St. Blasien) war ein deutscher General der Kavallerie sowie Politiker (DNVP/NSDAP) und SS-Obergruppenführer.

Leben

Friedrich war der zweitälteste Sohn von Werner Graf von der Schulenburg (1832–1880) und seiner Ehefrau Mary, geborene Freiin von Maltzahn (1843–1900).

Er studierte zunächst einige Semester an der Universität Heidelberg, wo er 1887 Mitglied des Corps Saxo-Borussia Heidelberg wurde. 1888 trat er in das 2. Garde-Ulanen-Regiment in Berlin ein. 1890 in das Regiment der Gardes du Corps versetzt, wurde er 1894 Regimentsadjutant und 1897 Flügeladjutant des Herzogs Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin. 1899 wurde er zum Großen Generalstab in Berlin kommandiert. Nach verschiedenen Posten dort war er von 1902 bis 1906 Militärattaché an der Deutschen Botschaft in London. Im Jahr 1913 wurde Schulenburg Kommandeur des Regiments der Gardes du Corps. Gleichzeitig ernannte ihn Kaiser Wilhelm II. zu seinem Flügeladjutanten.

Als Chef des Generalstabes des Gardekorps rückte er 1914 im Rang eines Oberstleutnants ins Feld. 1915 wurde er zum Obersten befördert und am 28. August 1916 zum Chef des Generalstabes der 6. Armee ernannt.[1] Im November 1916 wurde Schulenburg Generalstabschef der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz, die von Februar 1917 an im schwersten Abwehrkampf an der Aisne und in der Champagne stand. Nachdem im April 1917 ein großangelegter französischer Durchbruchversuch unter General Nivelle zurückgeschlagen worden war, vertrat Schulenburg gemeinsam mit Kronprinz Wilhelm die Auffassung, dass dieser Teilerfolg politisch genutzt werden müsse, um „den Krieg unter allen Umständen, wenn auch mit Opfern zu Ende zu bringen“. Er zog einen Verzicht auf Elsaß-Lothringen in Erwägung und hielt „einen weisen und weitsichtigen Frieden mit Rußland“ ohne Annexionen und Reparationen für notwendig. Er hielt es für ausgeschlossen, dass Deutschland noch die Kraft habe, einen Siegfrieden zu erkämpfen. Der Generalmajor (Juni 1918) plädierte am 8./9.11.1918 im Großen Hauptquartier in Spa vergeblich gegen die Abdankung Wilhelms II. und für einen Einsatz der Armee gegen die Revolution.[2] Nach Ende des Krieges wurde Schulenburg am 28. Dezember 1918 zu den Offizieren von der Armee versetzt und am 29. März 1920 unter Verleihung des Charakters als Generalmajor aus dem aktiven Dienst entlassen; er zog sich auf seine Güter in Mecklenburg zurück.

Im Dezember 1924 wurde Schulenburg als Abgeordneter der Deutschnationalen Volkspartei in den Reichstag gewählt, dem er knapp dreieinhalb Jahre für diese Wahlperiode angehörte. In dieser Zeit pflegte er freundschaftlichen Kontakt mit Ex-Kronprinz Wilhelm von Preußen, wobei auch politische Fragen erörtert wurden.[3] Im Dezember 1931 trat Schulenburg der NSDAP (Mitgliedsnummer 852.947) bei und war nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten Reichstagsabgeordneter für die NSDAP. Zudem trat er 1933 der SA bei.[4] Anfang 1934 wurde er von der OSAF als Sachverständiger für Militärfragen beauftragt um gemeinsam mit den Führungskräften der Reichswehr eine Basis für den Aufbau der Wehrmacht zu schaffen.[5] Während der Röhm-Affäre überlebte er als SA-Oberführer und Angehöriger des Stabes von Ernst Röhm die Morde an SA-Führungskräften.[6] Nach dem Wechsel von der SA zur SS im März 1936 wurde er gleich zweimal in der SS befördert und zwar zum Brigadeführer und zum Gruppenführer.[7] Wenige Monate vor seinem Tod wurde er noch zum SS-Obergruppenführer befördert.[8]

Am 1. April 1938 wurde ihm anlässlich der 50-jährigen Wiederkehr seines Diensteintritts in die Armee der Charakter eines Generals der Kavallerie verliehen. Er war als Militärattaché u. a. in London und Moskau tätig.

Er starb im 74. Lebensjahr. Auf seinem Begräbnis war Adolf Hitler persönlich anwesend und kondolierte unter anderem dem Sohn und späteren Widerstandskämpfer Fritz-Dietlof.

Nachkommen

Am 21. Juli 1897 heiratete er in Muskau Freda-Marie Gräfin von Arnim (1873–1939). Aus dieser Ehe gingen folgende Kinder hervor:

  • Johann Albrecht (1898–1944), Gutsbesitzer, Rittmeister
  • Wolf-Werner (1899–1944), SA-Brigadeführer, Verwaltungsjurist, Oberstleutnant der Reserve und Kommandeur des Fallschirmjägerregiments 13
  • Adolf-Heinrich (1901–1940), SA-Obersturmführer
  • Fritz-Dietlof (1902–1944), Vizeoberpräsident der preußischen Provinz Schlesien, Leutnant der Reserve, Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944
  • Elisabeth (1903–2001), Künstlerin und Ordensschwester
  • Wilhelm (1904–1936)

Auszeichnungen

Literatur

  • Lukas Grawe: General der Kavallerie Friedrich Graf von der Schulenburg. In: Lukas Grawe (Hrsg.): Die militärische Elite des Kaiserreichs. 24. Lebensläufe. wbg Theiss, Darmstadt 2020, ISBN 978-3-8062-4018-4, Seite 261–273.
  • Johannes Hürter: Schulenburg, Friedrich, Bernhard Karl Gustav Ulrich Erich Graf von der. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 678–680 (Digitalisat).
  • Hanns Möller: Geschichte der Ritter des Ordens pour le mérite im Weltkrieg. Band II: M–Z. Verlag Bernard & Graefe, Berlin 1935, S. 310–312.
  • Erich Stockhorst: 5000 Köpfe. Wer war was im 3. Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1 (Unveränderter Nachdruck der ersten Auflage von 1967).
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Zweite aktualisierte Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16048-0.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Konrad Krafft von Dellmensingen: Das Bayernbuch vom Weltkriege. Chr. Belser Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1930, S. 192.
  2. Deutsche Biographie: Schulenburg, Friedrich Graf von der - Deutsche Biographie. Abgerufen am 2. Dezember 2021.
  3. Das berichtet Gustav Stresemann in seinem Tagebuch unter dem 16. Dezember 1925, zitiert bei Bernt Engelmann: Das Reich zerfiel, die Reichen blieben. Deutschlands Geld- und Machtelite, München 1975, dtv, S. 139
  4. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Zweite aktualisierte Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16048-0, S. 565.
  5. Mario Niemann: Mecklenburgischer Grossgrundbesitz im Dritten Reich. Soziale Struktur, wirtschaftliche Stellung und politische Bedeutung (= Mitteldeutsche Forschungen Band 116). Böhlau, Köln u. a. 2000, S. 313.
  6. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Zweite aktualisierte Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16048-0, S. 565.
  7. Dienstalterliste der Schutzstaffel der NSDAP
  8. Rüdiger Bergien: Die bellizistische Republik. Wehrkonsens und „Wehrhaftmachung“ in Deutschland 1918–1933 (= Ordnungssysteme, Band 35). Oldenbourg, München 2012, ISBN 978-3-486-59181-1, S. 146.
  9. 9.00 9.01 9.02 9.03 9.04 9.05 9.06 9.07 9.08 9.09 9.10 9.11 9.12 9.13 9.14 9.15 9.16 9.17 9.18 9.19 Rangliste der Königlich Preußischen Armee und des XIII. (Königlich Württembergischen) Armeekorps für 1914, Hrsg.: Kriegsministerium, Ernst Siegfried Mittler & Sohn, Berlin 1914, S. 353.
  10. Klaus D. Patzwall: Das Goldene Parteiabzeichen und seine Verleihungen ehrenhalber 1934–1944. Studien der Geschichte der Auszeichnungen. Band 4, Verlag Klaus D. Patzwall, Norderstedt 2004, ISBN 3-931533-50-6, S. 86.