Friedrich Carl Ludwig von Müller, kurz und vor 1907 Friedrich Müller (* 17. September 1858 in Augsburg; † 18. November 1941 in München) war ein deutscher Internist und gilt als einer der Begründer des modernen Klinikwesens.
Leben
Friedrich von Müller wurde in eine traditionsreiche Ärztefamilie geboren; sein Vater war Direktor in einem Krankenhaus, seine Mutter gehörte einer Augsburger Patrizierfamilie an. Er studierte Naturwissenschaften und Medizin in München und Würzburg, 1882 wurde er in München promoviert. Ab 1883 assistierte er Carl Jakob Adolf Christian Gerhardt; zuerst im Juliushospital in Würzburg, anschließend folgte er ihm 1885 nach Berlin. 1888 wurde er auf Grund seines Gesamtwerkes habilitiert und erhielt eine Professur in Bonn. 1890 wechselte er nach Breslau, 1892 an die Philipps-Universität Marburg und 1899 an die Universität Basel. 1904 kehrte er nach München zurück und blieb dort bis 1941 Lehrstuhlinhaber und Leiter der II. Medizinischen Klinik. 1920 war er Vorsitzender der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte.
In München setzte er sich gemeinsam mit Ferdinand Sauerbruch und Studenten (vergebens) für den Verbleib des jüdischen Chemikers Richard Willstätter an der Universität ein, der wegen antisemitischer Vorfälle 1924 um seine Entlassung gebeten hatte.[1]
Seine Studien erstreckten sich vor allem auf die Erkrankungen der Atmungsorgane, des Nervensystems, des Stoffwechsels und der Nieren. 1905 hatte er in seinem berühmt gewordenen Vortrag Morbus Brightii auf der 9. Tagung der Deutschen Pathologischen Gesellschaft in Meran die nephrotischen und nephritischen Krankheitsformen getrennt.[2][3] Zu seinen Schülern gehörte der Internist Hans von Kress, der das von Müller und seinem Freund Otto Seifert auf Veranlassung ihres Lehrers und Chefs Gerhardt 1886 begründete Taschenbuch der medizinisch-klinischen Diagnostik nach Müllers Tod herausgab. Der Mediziner und Chemiker Hans Fischer war als Assistent Müllers an der II. Medizinischen Klinik in München tätig gewesen.[4]
Auszeichnungen
1922 wurde Friedrich von Müller in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen.[5] 1927 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Ebenfalls 1927 wurde er Ehrenbürger der Stadt München.[6] Das Adlerschild des Deutschen Reiches mit der Inschrift DEM GROSSEN KLINIKER wurde ihm am 17. September 1933 verliehen.[7][8] Die Friedrich-von-Müller-Plakette – eine Auszeichnung für Mediziner – wurde nach ihm benannt. Das Universitätsklinikum Freiburg hat nach von Müller eine Station an der Klinik für Kardiologie und Angiologie I benannt.[9]
Schriften (Auswahl)
- mit Otto Seifert: Taschenbuch der medizinisch-klinischen Diagnostik. J. F. Bergmann, Wiesbaden 1886; 13. Auflage ebenda 1909 (Textarchiv – Internet Archive); 50. Auflage 1941; von 1942 (55. Auflage) bis 1966 (69. Auflage) hrsg. von Hans Kress von Kressenstein, Verlag von J. F. Bergmann, München 1966.
- Morbus Brightii. In: Verhandlungen der deutschen Gesellschaft für Pathologie. 9. Tagung, 1905, S. 64–99.
- Medizin. In: Gustav Abb (Hrsg.): Aus fünfzig Jahren deutscher Wissenschaft. Die Entwicklung ihrer Fachgebiete in Einzeldarstellungen. De Gruyter, Berlin 1930, S. 408–429.
Porträt
- 1981 Bronzegussmedaille, 94 mm. Vorderseite: Büste mit Kragenansatz nach links. Rückseite: 10 Zeilen Text: ER WAR / UNTER SEINEN / ZEITGENOSSEN / OHNE ZWEIFEL / DER BESTE LEHRER / DER / INNEREN MEDIZIN / LUDOLPH VON KREHL / Thomae / 1981. Medailleur: Professor Fritz Nuss (Göppingen 1907–1999 Strümpfelbach). Herausgeber: Firma Thomae, Biberach
Literatur
- Eberhard J. Wormer: Friedrich von Müller. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 379–381 (Digitalisat).
Weblinks
- Müller, Friedrich Carl Ludwig. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Bibliografie (Whonamedit?)
Einzelnachweise
- ↑ Ferdinand Sauerbruch, Hans Rudolf Berndorff: Das war mein Leben. Kindler & Schiermeyer, Bad Wörishofen 1951; zitiert: Lizenzausgabe für Bertelsmann Lesering, Gütersloh 1956, S. 289–291.
- ↑ Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 58.
- ↑ Johanna Bleker: Die Geschichte der Nierenkrankheiten. Boehringer Mannheim, Mannheim 1972, S. 120 (Friedrich von Müllers Kritik an der Lehre von den Nierenkrankheiten).
- ↑ Friedrich Müller: Aus dem Vorwort zur neunundvierzigsten bis vierundfünfzigsten Auflage. In: Hans Frhr. von Kress (Hrsg.): Müller-Seifert. Taschenbuch der medizinisch-klinischen Diagnostik. 69. Auflage. Verlag von J. F. Bergmann, München 1966, S. V.
- ↑ Eberhard J. Wormer: Friedrich von Müller. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 379–381 (Digitalisat).
- ↑ Ehrenbürgerrecht der Landeshauptstadt München ( des vom 28. März 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Kurt-Gerhard Klietmann: Ordenskunde – Beiträge zur Geschichte der Auszeichnungen. Nr. 39. Die Ordens-Sammlung, Berlin 1971.
- ↑ Wolfgang Steguweit: Der „Adlerschild des Deutschen Reiches“. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 6, 2000, ISSN 0944-5560, S. 182–187 (luise-berlin.de).
- ↑ Station von Müller. Universitäts-Herzzentrum Freiburg – Bad Krozingen, abgerufen am 14. Februar 2019.
Personendaten | |
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NAME | Müller, Friedrich von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Internist |
GEBURTSDATUM | 17. September 1858 |
GEBURTSORT | Augsburg |
STERBEDATUM | 18. November 1941 |
STERBEORT | München |