gesund.bund.de ist ein deutsches Online-Gesundheitsportal, das seit September 2020 vom Bundesministerium für Gesundheit herausgegeben wird. Nach Angabe des Herausgebers bietet das Portal objektive, verständliche und verlässliche Gesundheitsinformationen für die Öffentlichkeit ohne kommerzielle oder politische Interessen.[1][2]
Inhalte und Qualitätssicherung
gesund.bund.de startete mit ausgewählten Inhalte aus den folgenden Themenbereichen:
- Krankheiten (mit Symptomen, Ursachen, Therapiemöglichkeiten und weiteren Informationen)
- Gesund leben (zum Beispiel Ernährungsthemen)
- Pflege (zum Beispiel Informationen zu Pflegeleistungen)
- Gesundheit Digital (zum Beispiel Informationen zur Videosprechstunde)
- eine Auswahl an wichtigen Service-Themen (zum Beispiel Informationen zu Patientenrechten).
Nach Angabe der Verantwortlichen orientieren sich die Inhalte des Webportals an den Qualitätskritieren der „Guten Praxis Gesundheitsinformation“ des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin.[3] Dies gilt nach Expertinnenmeinung aber nicht für alle Inhalte des Angebots.[4]
Organisation und Finanzierung
Das Gesundheitsportal gesund.bund.de ist eine Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit, das auch als Herausgeber fungiert. Die Redaktion von gesund.bund.de ist nicht Bestandteil des Bundesministeriums für Gesundheit.[1] Mit Konzeption, Produktion, der technischen Weiterentwicklung sowie der redaktionellem Betreuung des Portals wurde ein kommerzielles Unternehmen beauftragt.[5] Chefredakteurin ist seit September 2020 die Biologin Karen Zoufal.[6]
Die Redaktion arbeitet mit ausgewählten Partnern zusammen. Anfang Februar 2021 sind dies das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKfZ), das Robert Koch-Institut (RKI) und ausgewählte medizinische Fachgesellschaften.
Die Nutzung von gesund.bund.de ist kostenfrei. Die Webseite wird aus Steuereinnahmen des Bundes finanziert. Im Bundeshaushalt 2021 sind für die Errichtung des Webportals unter der Bezeichnung „Nationales Gesundheitsportal“ 4,5 Millionen Euro eingestellt.[7]
Historie und Kritik
Das Grundkonzept von gesund.bund.de wurde seit 2019 unter teilweiser Berücksichtigung mehrerer, vom Bundesministerium für Gesundheit in Auftrag gegebenen Gutachten entwickelt.[8][9] In diesem Zusammenhang wurde unter anderem auf die Bedeutung der inhaltlichen und politischen Unabhängigkeit des Portals vom Herausgeber für die Akzeptanz des Projektes hingewiesen.
Kritik am Gesundheitsportal kam vom mehreren Verbänden. der Verband Deutscher Zeitungsverleger sah die Pressefreiheit verletzt.[10] Hintergrund: Das Ministerium ist mit Google Deutschland eine Kooperation zugunsten von gesund.bund.de eingegangen. Nutzer von Google, die nach Krankheiten suchen, bekommen seit Anfang November 2020 in speziellen Infoboxen (Knowledge Panels) Texte aus und Hinweise zu gesund.bund.de angezeigt.[11] Nach der Verlagsbranche kritisierte im Januar 2021 der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH) die mögliche Wettbewerbsverzerrung durch das Gesundheitsportal: "Die Nennung von Therapieempfehlungen durch das Nationale Gesundheitsportal stehe im Widerspruch zu einer patientenindividuellen Information und Beratung durch die Fachkreise".[12][13] Das Landgericht München erließ am 10. Februar 2021 eine einstweilige Verfügung, die diese Kooperation wegen Verstoßes gegen das Kartellrecht verbietet.[14] Geklagt hatte das kommerzielle Gesundheitsportal NetDoktor, das zum Burda-Konzern gehört.[15]
Weblinks
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 1.0 1.1 Bundesministerium für Gesundheit (Deutschland): gesund.bund.de - Über gesund.bund.de. Bundesministerium für Gesundheit (Deutschland), 2021, abgerufen am 1. Februar 2021.
- ↑ Bundesministerium für Gesundheit (Deutschland): Gesundheitsportal geht online, BMG Pressemeldung vom 1.9.2020. Abgerufen am 1. Februar 2021.
- ↑ Bundesministerium für Gesundheit: gesund.bund.de. So sichern wir die inhaltliche Qualität. 2021, abgerufen am 1. Februar 2021.
- ↑ Iris Hinneburg: Wie gut ist das neue Nationale Gesundheitsportal? In: RiffReporter. 29. Oktober 2020, abgerufen am 15. April 2021.
- ↑ VALID Digitalagentur GmbH: VALID-Projekt: gesund.bund.de. Abgerufen am 1. Februar 2021.
- ↑ Dr. Karen Zoufal | Wissenschaftliche Texte. Abgerufen am 1. Februar 2021 (Lua error in Module:Multilingual at line 149: attempt to index field 'data' (a nil value).).
- ↑ Bundestag: Gesetz über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2021 (Haushaltsgesetz 2021) - Kapitel 1503, Titel 686 01. In: Bundesgesetzblatt I S. 3208. 21. Dezember 2020 (bundeshaushalt.de [PDF]).
- ↑ IQWiG: Konzept für ein nationales Gesundheitsportal. 6. September 2018, abgerufen am 1. Februar 2021 (Lua error in Module:Multilingual at line 149: attempt to index field 'data' (a nil value).).
- ↑ Günter Ollenschläger: Inhaltliche (Mindest)standards eines Nationalen Gesundheitsportals für Deutschland. Gutachten für das Bundesministerium für Gesundheit. Dezember 2019. Hrsg.: zitiert in: Deutsches Netzwerk Gesundheitskompetenz. Gute Gesundheitsinformationen verfügbar machen: Empfehlungen zum Projekt „NationalesGesundheitsportal“ des Bundesministeriums für Gesundheit. Köln 5. März 2020, urn:nbn:de:101:1-2020031115484442770263.
- ↑ Verband Deutscher Zeitungsverleger: Kooperation von Google und Bundesgesundheitsministerium diskriminiert Verlagsangebote. 11. November 2020, abgerufen am 1. Februar 2021.
- ↑ Silke Jäger: Nationales Gesundheitsportal goes Google. In: RiffReporter. 18. November 2020, abgerufen am 1. Februar 2021.
- ↑ Christina Müller: Arzneimittelhersteller zerpflücken Nationales Gesundheitsportal. In: DAZ.online. 21. Januar 2021, abgerufen am 1. Februar 2021.
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Verleger kritisieren Gesundheitsministerium. Abgerufen am 11. Februar 2021.
- ↑ LG München I: NetDoktor.de gegen gesund.bund.de und Google. In: Entscheidung vom 10.02.2021 - 37 O 15721/20 und 37 O 17520/20. 10. Februar 2021, abgerufen am 11. Februar 2021.
- ↑ Stephan Handel: Burda-Klage erfolgreich: Kooperation Google / gesund.bund.de untersagt. Abgerufen am 11. Februar 2021.