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Harald Lechenperg

From Wickepedia

Harald Lechenperg 1984 in Kitzbühel Harald Peter Lechenperg (* 5. Oktober 1904 in Wien, Österreich-Ungarn; † 1. Jänner 1994 in Kitzbühel[1]) war ein deutsch-österreichischer Fotograf, Journalist und Dokumentarfilmer.

Leben

Lechenperg begann 1925 in Wien als Journalist zu arbeiten. Seit 1929 veröffentlichte er zunächst auch aus Paris[1] Bildreportagen in den ZeitschriftenDie Woche“ und „Atlantis“, seit 1932 in der „Berliner Illustrirten Zeitung“ (BIZ), der „Dame“ und im „National Geographic Magazine“. 1932 stand er bei der Agentur Dephot unter Vertrag.[2] 1933 wurde er zwar illegales Mitglied der österreichischen NSDAP, gewährte aber z. B. im gleichen Jahr seinem jüdischen Kollegen Robert Capa Unterschlupf, der aus Deutschland geflohen war[3]. In den Jahren 1930–36 reiste er als Reporter nach Indien, Afghanistan, Arabien, Afrika und in die USA. Mit seinen oft spektakulären Bildreportagen brachte er es zu einiger Berühmtheit.

1937 wurde er Chefredakteur der „Berliner Illustrierten Zeitung“ und führte diese – im Unterschied zum politischeren „Illustrierten Beobachter“ – als eher „unpolitische Massenillustrierte“, die gerade deshalb als „Propaganda-Vehikel ersten Ranges“[4] des NS-Staates gelten kann. Erst mit Kriegsbeginn entwickelte sich die BIZ zu einem „grobschlächtigen Propagandainstrument“.[5] Am 27. Juni 1938 beantragte er die offizielle Aufnahme in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei und wurde rückwirkend zum 1. Mai aufgenommen (Mitgliedsnummer 6.199.371).[6]

1940 wurde Lechenperg erster „Hauptschriftleiter“ (Chefredakteur) der NS-Auslandspropagandaillustrierten „Signal“. Im Sommer 1941 wurde er abgesetzt, weil man „Signal“ stärker von der „BIZ“ absetzen wollte, deren Chefredakteur er bis 1943 blieb. Anschließend plante er in Schweden eine vom Außenamt geförderte[7][8] Zeitschrift. Die für das neutrale Ausland gedachte „Tele“ kam aber über einige Probenummern nicht mehr hinaus.[9] Bei Kriegsende verließ er Schweden, um in Wien eine neue Zeitschrift zu gründen. 1948 war er Chefredakteur der nur kurz erschienen „Bazar“. Der Versuch, eine Lizenz für eine „Österreichische Illustrierte Zeitung“ zu erhalten, scheiterte wohl aufgrund seiner NS-Vergangenheit. Von 1949 bis 1951 war er Chefredakteur und später auch Mitherausgeber der Illustrierten „Quick“, dann der Münchner Zeitschrift „Copress-Europäische Hefte“[10], der „Deutschen Illustrierten“ in Stuttgart und schließlich bis 1961 der „Neuen Illustrierten“ in Köln.

Nach 1962 wirkte er als Herausgeber mehrerer Bücher und Dokumentationen u. a. über die Olympischen Spiele und widmete sich der Produktion von 22 Dokumentarfilmen, vor allem für das Bayerische Fernsehen. Sein fotografisches Werk wurde in zahlreichen in- und ausländischen Ausstellungen kuratiert.[11] Er war berufenes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie.[12]

Verheiratet war er in zweiter Ehe mit Evelyne Lechenperg (* 10.12.1942 geb. Schmidt), die heute sein umfangreiches Archiv verwaltet.

Schriften (Auswahl)

  • Das Rätsel Indien - Bilder von einer Reise durch das Land der Märchenfürsten und Priester, Fabrikarbeiter und Fakire, Ullstein Verlag, Berlin 1935
  • Mann gegen Mann: Sport in U.S.A. mit europäischen Augen gesehen, Ullstein Verlag, Berlin 1936
  • Himmel, Hölle, Himalaya, Bertelsmann, Gütersloh 1958

Literatur

  • Kurt Kaindl: Harald P. Lechenperg. Pionier des Fotojournalismus 1929–1937. Müller, Salzburg 1990. ISBN 3-7013-0801-2.
  • Norbert Frei, Johannes Schmitz: Journalismus im Dritten Reich. 3. Auflage. Beck, München 1999. ISBN 3-406-45516-6.
  • Rainer Rutz: Signal. Eine deutsche Auslandsillustrierte als Propagandainstrument im Zweiten Weltkrieg. Klartext, Essen 2007. ISBN 3-89861-720-3.
  • Anton Holzer: Rasende Reporter – Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. Primus Verlag der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, Darmstadt, 2014. ISBN 978-3-86312-073-3
  • Evelyn Lechenperg: Ein Leben mit der Leica: Die Anfänge des Fotojournalismus, Hutter Druck St. Johann in Tirol 2022. ISBN 9783950444285

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1.0 1.1 Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945 | Web-Books im Austria-Forum S. 473
  2. Vgl. Kaindl 1990, S. 13 f.
  3. Rasende Reporter: Eine Kulturgeschichte des Fotojournalismus. - Fotografie, Presse und Gesellschaft in Österreich 1890 bis 1945 | Web-Books im Austria-Forum S. 446, Fußnote 19
  4. Frei/Schmitz 1999, S. 75f.
  5. Frei/Schmitz 1999, S. 78.
  6. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/25120356
  7. Kaindl S. 23
  8. „Die Wehrmacht“ Die offizielle illustrierte Propagandazeitschrift der deutschen Wehrmacht für das In- und Ausland (1936-1944) (PDF; 5,3 MB), S. 29
  9. Konrad Dussel: Bilder als Botschaft: Bildstrukturen deutscher Illustrierter 1905 - 1945 im Spannungsfeld von Politik, Wirtschaft und Publikum. Herbert von Halem Verlag, 2019, ISBN 978-3-86962-415-0, S. 98 (google.de [abgerufen am 19. Dezember 2021]).
  10. Copress-Europäische Hefte (München, H. Lechenperg) - Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 19. Dezember 2021.
  11. Kaindl S. 24
  12. Kaindl S. 127