Heinrich Franz Köhler (* 29. September 1878 in Karlsruhe; † 6. Februar 1949 ebenda) war ein deutscher Politiker (Zentrum, später CDU).
Leben und Werk
Nach einer Ausbildung im Zolldienst wurde er 1911 in die Karlsruher Stadtverordnetenversammlung gewählt, der er bis 1920 angehörte. Von 1913 bis 1927 vertrat er seine Partei in der Zweiten Kammer der badischen Ständeversammlung bzw. im badischen Landtag. 1921 wurde er Ehrenmitglied der K.D.St.V. Normannia zu Karlsruhe im CV[1] und 1926 im Wissenschaftlichen Katholischen Studentenverein Unitas Freiburg.
Er war Finanzminister in Baden von 1920 bis 1927 und in dieser Zeit auch zweimal kurzfristig Staatspräsident und somit Chef der Kabinette Köhler I und Köhler II. Von 1927 bis 1928 amtierte er im Kabinett Marx IV als Reichsminister der Finanzen, anschließend saß er bis 1932 im Reichstag. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde er kurzzeitig inhaftiert[2] und zog mit seiner Familie nach Berlin. Im Zuge einer Evakuierungsmaßnahme siedelte er 1943 von Berlin nach Mudau um, wo er auch das Kriegsende erlebte.[3]
Nach dem Zweiten Weltkrieg trat er der CDU bei. Ab September 1945 war Köhler Präsident des Landesbezirks Mannheim-Heidelberg, anschließend – unter Einbeziehung von Karlsruhe – des Landesbezirks Baden. Am 29. Oktober 1945 ernannte ihn die amerikanische Militärregierung zum Stellvertretenden Ministerpräsidenten von Württemberg-Baden, das zu diesem Zeitpunkt Nord-Baden und Nord-Württemberg umfasste. Von Mai bis November 1946 bekleidete er im Landtag von Württemberg-Baden das Amt des Wirtschaftsministers, danach bis zu seinem Tode das des Finanzministers.
Ehrungen
Köhler war Ehrenbürger seiner Heimatstadt Karlsruhe. Am 11. Oktober 1948 wurde ihm in Anerkennung seiner besonderen Verdienste um die Förderung katholischer Belange das Ehrenbürgerrecht der Wallfahrtsstadt Walldürn zuteil.[4] Die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg verlieh ihm 1923 die Ehrendoktorwürde.
Einzelnachweise
- ↑ Funk, H.: 100 Jahre Normannia Karlsruhe., 1990, S. 247.
- ↑ Reinhold Zilch, Bärbel Holtz (Bearb.): Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38. Bd. 12/II. In: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Neue Folge. Olms-Weidmann, Hildesheim 2003, S. 651f (Online; PDF 2,2 MB).
- ↑ Köhler Heinrich - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 21. Dezember 2020.
- ↑ Unsere Stadt, Historisches und Persönliches, Ehrenbürger. www.wallduern.de, abgerufen am 9. März 2015.
Literatur
- Josef Becker: Köhler, Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 306 f. (Digitalisat).
- Theodor Eschenburg: Offenherzige Erinnerungen. In: Die Zeit, Nr. 10/1965. Rezension über die 1965 veröffentlichten Memoiren Heinrich Köhlers
- Uwe Uffelmann: Köhler, Heinrich, in: Badische Biographien, NF 4. Kohlhammer, Stuttgart 1996, S. 163–168 (E-Text)
- Heinrich Köhler, Internationales Biographisches Archiv 10/1949 vom 28. Februar 1949, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- Literatur von und über Heinrich Köhler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Zeitungsartikel über Heinrich Köhler in den Historischen Pressearchiven der ZBW
- Heinrich Franz Köhler in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Online-Findbuch Landesarchiv Baden-Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe, N Köhler
- Artikel im Stadtwiki Karlsruhe
- Heinrich-Köhler-Schule, Namenspatron – Aufsatz über Heinrich Köhler
- Redebeiträge von Heinrich Köhler im Badischen Landtag in den Digitalen Sammlungen der Badischen Landesbibliothek
- Heinrich Köhler bei leo-bw, dem landeskundlichen Informationssystem Baden-Württemberg
Personendaten | |
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NAME | Köhler, Heinrich |
ALTERNATIVNAMEN | Köhler, Heinrich Franz (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (CDU), MdL, MdR |
GEBURTSDATUM | 29. September 1878 |
GEBURTSORT | Karlsruhe |
STERBEDATUM | 6. Februar 1949 |
STERBEORT | Karlsruhe |