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Hermann Oberth

From Wickepedia

Hermann Oberth mit dem Bundesverdienstkreuz, 1961 Relief, Flughafen Tegel in Berlin-Tegel

Hermann Julius Oberth (* 25. Juni 1894 in Hermannstadt, Königreich Ungarn, Österreich-Ungarn; † 28. Dezember 1989 in Feucht) war ein österreich-ungarisch-deutscher Physiker und Raketenpionier. Er gilt als einer der Begründer der wissenschaftlichen Raketentechnik und Astronautik sowie als prophetischer Initiator der Raumfahrt und der Weltraummedizin.[1][2][3][4] Nach ihm sind der Oberth-Effekt (ein interplanetares Flugmanöver), sowie ein Asteroid und ein Mondkrater benannt. Er war Mitglied der Nationalsozialistischen Partei in Siebenbürgen und Unterstützer rechtsextremer Kreise im Nachkriegsdeutschland.

Leben

Jugend

Hermann Oberth entstammte einer Familie aus der Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen. Schon als Jugendlicher ein begeisterter Leser der futuristischen Romane von Jules Verne begann sich Oberth bereits während seiner Gymnasialzeit mit raketen- und raumfahrttheoretischen Problemen zu befassen. So konnte er durch physikalisch-mathematische Überlegungen nachweisen, dass eine Reise zum Mond mit einer wie bei Jules Verne verwendeten Kanone, durch welche die Mondreisenden zum Mond geschossen würden, nicht möglich sein kann, da die Reisenden den gewaltigen Anpressdruck beim Abschuss nicht überleben würden. Stattdessen kam Oberth bald zu dem Schluss, dass eine solche Reise nur mit einer Rakete zu realisieren wäre.[1][2][3]

Da sein Vater, Julius Oberth, promovierter Arzt war, wurde auch in Hermann Oberth schon früh das Interesse an medizinischen Problemen geweckt. Oberth unternahm die weltersten raumfahrtmedizinischen Versuche. Nach Experimenten am eigenen Leib gelangte Oberth 1909 zu dem Ergebnis, dass der Mensch in liegender Stellung einen Andruck von 4 bis 6 g, über kurze Zeit 8 bis 10 g aushalten kann und vermutlich die Schwerelosigkeit physiologisch und psychologisch wird ertragen können.[2]

Studium der Medizin und Physik

Im Anschluss an seine Reifeprüfung im Jahr 1912 begann er auf Wunsch seines Vaters, der Chirurg war, ein Studium der Medizin in München, zusätzlich belegte er auch Vorlesungen an der Technischen Hochschule. Ab 1914 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Nach einer Verwundung an der Ostfront stand er als Sanitätsfeldwebel im Lazarett in Schäßburg im Einsatz. Im Herbst des Jahres 1918 setzte er sein Medizinstudium an der Universität Budapest fort. Oberth musste nach einer schweren Krankheit feststellen, dass Medizin nicht seinen eigentlichen Interessen entsprach. Daher begann er 1919 ein Studium der Physik an der Technischen Universität Klausenburg, Rumänien, das er in München, Göttingen und Heidelberg fortsetzte. 1922 wurde seine Heidelberger Dissertation Die Rakete zu den Planetenräumen, in der er sich mit Raumfahrt beschäftigte, abgelehnt, da es keinen ausgewiesenen Experten zu diesem Thema gab.[5] So reichte er sein Manuskript als Diplomarbeit in Klausenburg ein und bestand 1923 das Staatsexamen. Im selben Jahr veröffentlichte der Münchner Wissenschaftsverlag Oldenbourg das Manuskript unter dem Titel Die Rakete zu den Planetenräumen.[6] Zwar hatte Oberth selbst für die Druckkosten aufkommen müssen, aber sein Erstlingswerk wurde ein Erfolg. Von 1923 bis 1938 arbeitete Oberth mit Unterbrechungen als Gymnasiallehrer in seiner Heimat Siebenbürgen in Rumänien.[2] Hier war er ab 1934 Mitglied der Nationalsozialistischen Partei.[7]

Technische Entwürfe

Die Rakete in der Raumfahrt

1917 entwarf er eine mit Ethanol und Sauerstoff betriebene Rakete.[2] In seinem 1923 erschienenen Buch Die Rakete zu den Planetenräumen[6], das eine Kompilation seiner bis dato erarbeiteten Grundlagen und Theorien zur Raketentechnik und Weltraumfahrt darstellt, beschreibt Oberth nahezu alle wesentlichen Elemente zum Bau von mit Flüssigtreibstoff angetriebenen Groß- und Mehrstufenraketen.

Sein bekanntestes Werk wurde Die Rakete zu den Planetenräumen (1923)[6], das 1929 in erweiterter Form unter dem Titel Wege zur Raumschiffahrt[8] erschien. Darin stellte er auch das von ihm erfundene Ionentriebwerk vor. In Die Rakete zu den Planetenräumen stellte er folgende Thesen auf:

  • Prämisse 1: Beim heutigen Stand der Wissenschaft und der Technik ist der Bau von Maschinen, die höher steigen können, als die Erdatmosphäre reicht, wahrscheinlich.
  • Prämisse 2: Bei weiterer Vervollkommnung können diese Maschinen derartige Geschwindigkeiten erreichen, dass sie nicht auf die Erdoberfläche zurückfallen müssen und sogar imstande sind, den Anziehungsbereich der Erde zu verlassen.
  • Prämisse 3: Derartige Maschinen können so gebaut werden, dass Menschen (wahrscheinlich ohne gesundheitlichen Nachteil) mit emporfahren können.
  • Prämisse 4: Unter gewissen wirtschaftlichen Bedingungen kann sich der Bau solcher Maschinen lohnen. Solche Bedingungen können in einigen Jahrzehnten eintreten.

Mit dem Start des Sputnik (1957) und dem Flug von Juri Gagarin (1961) ins Weltall wurden diese, am Anfang der 1920er Jahre noch vollkommen utopischen Gedanken, weniger als vier Jahrzehnte später in die Realität umgesetzt.

Der Weltraumspiegel

1923 beschreibt Oberth erstmals in seinem Buch Die Rakete zu den Planetenräumen[6] seine im Durchmesser 100 bis 300 km großen Weltraumspiegel, die aus einem Gitternetzwerk einzeln verstellbarer, im Durchmesser 7 bis 14 km großer Spiegeln bestehen sollen.

Weltraumspiegel in der Erdumlaufbahn, wie sie Hermann Oberth konzipierte, sollen Sonnenlicht gezielt gesteuert auf einzelne Regionen der Erdoberfläche konzentrieren oder ins Weltall ablenken. Es handelt hier also nicht um die Abschwächung der Sonneneinstrahlung auf die gesamte beschienene Erdoberfläche, wie sie bei Überlegungen zur Errichtung einer Weltraum-Sonnenschutzfläche am Lagrange-Punkt zwischen Sonne und Erde gegeben sein würde.

Diese riesigen Spiegel in der Erdumlaufbahn könnten zur Beleuchtung einzelner Städte, als Schutzmittel gegen Naturkatastrophen, zur Steuerung von Wetter und Klima, zur Schaffung von zusätzlichem Lebensraum für zehn Milliarden Menschen genutzt werden, schreibt Hermann Oberth. Am wichtigsten schien Oberth der Umstand, dass man mit diesen Weltraumspiegeln die Zugbahnen der barometrischen Hoch- und Tiefdruckgebiete beeinflussen könnte. Solch ein Eingriff in das Klima der Erde zählt zu den Methoden des Geoengineering, deren Risiken noch nicht genug erforscht sind, um Anwendung finden zu können.[9][10]

Es folgten von ihm weitere Veröffentlichungen, in denen er den bis dahin erreichten technischen Fortschritt berücksichtigte: „Wege zur Raumschiffahrt[8], „Menschen im Weltraum. Neue Projekte für Raketen- und Raumfahrt“ (1954)[11] und „Der Weltraumspiegel“ (1978).[12] Das Konzept von Hermann Oberth sieht aus Kostengründen vor, dass die Bauteile auf dem Mond produziert werden sollten. Von der Mondoberfläche würden die Bauteile mittels einer elektromagnetischen Mondschleuder in eine Mondumlaufbahn geschossen und an einem 60°-Librationspunkt „gestapelt“. Von dort würden die Bauteile mit den von ihm konzipierten elektrischen Raumschiffen in die Erdumlaufbahn transportiert werden können und dort würden sie zu Spiegeln von 100 bis 300 km Durchmessern zusammengebaut. Er schätzte 1978, dass mit der Verwirklichung 2018 bis 2038 zu rechnen sei.

Hermann Oberth wies darauf hin, dass diese Spiegel auch als Waffe eingesetzt werden könnten. Dieser Umstand sowie der Eingriff in Wetter und Klima als auch die Komplexität dieses Projekts könnten diese Spiegel daher nur als Friedensprojekt der Menschheit Wirklichkeit werden lassen.

Ionenantrieb für die interplanetare Raumfahrt

Das Prinzip des Ionenantriebs wurde erstmals 1929 vom Raumfahrtpionier Hermann Oberth in seinem als „Bibel der Raumfahrttechnik“[2] (Seite 117) bezeichneten Werk Wege zur Raumschiffahrt[8] vorgestellt, in dem er erstmals die Physik, die Funktion, die Konstruktion und die Nutzung für den interplanetaren Flug eines Ionentriebwerk auf den Seiten 386 bis 399 beschreibt. Hermann Oberth stellte zudem auf der 12. Raketen- und Raumfahrttagung der Deutschen Raketengesellschaft (DRG) e.V. im September 1963 in Hamburg eine neue Idee zum elektrischen Raumschiff vor.[13] Zitat: „Mein Vorschlag betrifft ein elektrisches Raumschiff, das nicht Ionen und Elektronen ausstößt, sondern Nebeltröpfchen, die größenordnungsmäßig je nach Vorhaben 1.000 bis 100.000-mal größer sind und sich um ein Ion oder Elektron als Kondensationskern bilden.“

Grundlagenarbeit

Oberth gab seinem 1923 erschienen Erstlingswerk den Titel „Die Rakete zu den Planetenräumen[6]. Für Oberth war die Rakete nur Mittel zum Zweck einer interplanetaren Raumfahrt. Oberth dachte an eine multiplanetare Menschheit. Bereits 1929 veröffentlichte er in seinem epochalen Werk „Wege zur Raumschiffahrt[8] auf den Seiten 285 bis 333 seine Ideen für die Anwendungsmöglichkeiten seiner 2-Stufenrakete: Bemannte Raumfahrt einschließlich Raumanzüge für den Außeneinsatz, Weltraumteleskop und Dauer von Raumfahrten. Auf den Seiten 333 bis 350 seine Ideen und die theoretischen Grundlagen zu Stationen im erdnahen Orbit von 700 bis 1200 km Höhe über dem Erdboden zur Erd- und Wetterbeobachtung und als Ausgangsbasis für Flüge zum Mond und zu den Planeten. Im Kapitel „Reisen zu fremden Weltkörpern“ legt Hermann Oberth auf den Seiten 350 bis 386 seine wissenschaftlichen Überlegungen und Berechnungen für Flüge (einschließlich Landungen) zum Mond, zu Asteroiden, zum Mars, zur Venus, zum Merkur und zu Kometen dar. Er beschreibt wissenschaftlich Voraussetzungen, Ziele und Erwartungen, die mit solchen Reisen verbunden wären. Vieles davon wurde in den 1960er Jahren bis heute im Wesentlichen von der amerikanischen und russischen Raumfahrt verwirklicht und vieles wartet noch auf die Umsetzung.

Oberth war Mitglied im 1927 gegründeten Verein für Raumschiffahrt (VfR) und knüpfte dort Kontakte zu anderen Vordenkern der Raketentechnik, wie etwa Johann Winkler, Rudolf Nebel und Walter Hohmann.[2][3][4] Max Valier und Fritz von Opel begründeten mit Opel RAK das erste Raketenprogramm der Welt, welches zu Geschwindigkeitsrekorden bei Landfahrzeugen sowie den ersten Raketenflugzeugen der Welt führte.[5] Die von Julius Hatry gebaute Opel RAK führte ebenfalls laut Valier zu Teststarts im April 1929 mit Flüssigtreibstoffraketen und zu einem Flugzeugprototyp mit Flüssigtreibstoffrakete im erdgebundenen Testdauerbetrieb. Max Valier war zudem einer der Gründer des VfR. 1929 und 1930 war Oberth der 1. Vorsitzende des VfR. Bei Fritz Langs visionärem Film Frau im Mond (1929) wirkte er zusammen mit Rudolf Nebel als wissenschaftlicher Berater mit. Der Start einer Rakete zur Premiere misslang jedoch.[14][2][3][4]

Oberths Arbeiten bildeten die Grundlage für die erste Generation von deutschen Raketentechnikern und Raumfahrtpionieren: Wernher von Braun (der als Gymnasiast von 1928 bis 1930 bei Oberth assistierte), Eugen Sänger, Ernst Stuhlinger, Helmut Gröttrup, Walter Thiel, Paul Ehmayr und viele andere mehr. Diese Spezialisten und die Ergebnisse aus dem deutschen A4-Programm und deren Verwendung für die Vergeltungswaffe V2 begründeten nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA und UdSSR die Großraketentechnik, die durch das Wettrüsten des Kalten Kriegs zur Weltraumfahrt und schließlich 1969 zur ersten bemannten Mondlandung führte.[1][2][3][4]

Aufgaben im Zweiten Weltkrieg

Von 1923 bis 1938 arbeitete Oberth mit kurzen Unterbrechungen in 1929 und 1930 als Gymnasiallehrer in seiner Heimat Siebenbürgen in Rumänien.[2] Der in der Fachwelt weltweit bekannte Rumäne Hermann Oberth mit seinen vielen Auslandkontakten wurde als Sicherheitsrisiko für die Geheimhaltung der Entwicklungsarbeiten am Aggregat 4 in Peenemünde betrachtet. Daher wurde er ab Juni 1938 mittels eines zweijährigen Forschungsvertrages mit der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) an der Technischen Universität Wien und dann ab Juli 1940 weiter an der TH Dresden im Großdeutschen Reich beschäftigt / kaltgestellt.[15] Als er im Mai 1941 nach Siebenbürgen zurückkehren wollte, erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft und kam im August 1941 unter dem Decknamen „Friedrich Hann“[16] dienstverpflichtet an die Heeresversuchsanstalt Peenemünde, wo die erste Großrakete der Welt, das Aggregat 4 -später „Vergeltungswaffe V2“ genannt - unter der Leitung von Wernher von Braun entwickelt worden war. Oberth war nicht an diesen Arbeiten beteiligt worden[16](Seite 58), [4](Seite 150), [15](Seite 157–164) sowie [17](Seite 101), sondern in der Patentsichtung untergebracht[1](Seite 144), [4](Seite 94) und schrieb verschiedene Berichte, zum Beispiel „Über die beste Teilung von Stufenaggregaten“ und über „Die Abwehr feindlicher Flieger durch große ferngelenkte Pulverraketen“.[1][4] (Oberth kritisierte das V2-Programm, da dieses aus seiner Sicht bei enormem Produktionsaufwand die gewünschte militärische Wirkung nicht erzielen konnte.)[2] Im Dezember 1943 bat Oberth um seine Versetzung[17](Seite 101) zur WASAG nach Reinsdorf bei Wittenberg, um die von ihm empfohlene ferngelenkte Feststoffrakete zur Flugabwehr zu entwickeln. Von dort floh er im April 1945, musste in zwei verschiedene US-Internierungslager, wurde im August 1945 als „aus der NS-Zeit unbelastete Person“ entlassen und kam zu seiner Familie in Feucht[2][3][4], wohin seine Familie bereits 1943 gezogen war.[18]

Nachkriegszeit

Oberth reiste 1948 zusammen mit seinem Schwiegersohn Karl Markstaller illegal in die Schweiz ein, er wurde dabei vom Schweizer Paul Schaufelberger unterstützt, der auch seine Weiterreise nach Argentinien organisierte. Schaufelberger war ein in Süddeutschland aufgewachsener Auslandschweizer und war nach dem Krieg der wichtigste Schweizer Helfer für die Rattenlinie, die ehemalige Nationalsozialisten nach Südamerika schleuste. Als Gegenleistung ließ Schaufelberger Oberth zwei Gutachten über das 'Raketenproblem' schreiben, die er 1948 und 1949 ablieferte. Diese Gutachten befinden sich heute im Schweizer Bundesarchiv.[19] Die Firma Hovag, für die Schaufelberger damals tätig war, beabsichtigte mit Plänen aus Deutschland eine eigene Rakete zu entwickeln.[20]

1948 begab sich Hermann Oberth in die Schweiz und arbeitete dort als wissenschaftlicher Gutachter. In den Jahren 1950 bis 1953 stand er in Diensten der italienischen Marine und entwickelte eine Feststoffrakete. 1955 arbeitete er auf Betreiben seines ehemaligen Schülers Wernher von Braun in den USA im Raketen-Entwicklungszentrum in Huntsville in Alabama. 1958 kehrte er nach Deutschland zurück, um 1961 noch einmal in die USA zu reisen, wo er als beratender Ingenieur der Firma Convair in San Diego in Kalifornien tätig war. Anschließend trat er in den Ruhestand. Oberth befasste sich auch mit der Möglichkeit außerirdischen Lebens und dem UFO-Phänomen und äußerte sich mehrfach darüber.[21][22]

1962 sagte Oberth in einer Dankesrede vor dem Bund der Vertriebenen, der ihn zum Ehrenmitglied ernannt hatte: „Ich hatte gehofft, eine Raketenwaffe zu finden, die den Schandvertrag von Versailles hätte zerschlagen können. Das ist mir nicht gelungen.“[23] In seinem 1965 verfassten Buch Der Mut zur Wahrheit – mein Weg zur NPD bekannte sich Oberth zu seinem politischen Engagement in der Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD), der er von 1965 bis 1967 als Mitglied angehörte und auch auf NPD-Wahlveranstaltungen auftrat. Im März 2000 nannte das NPD-Parteiorgan Deutsche Stimme Oberth „als prominenten Förderer“ der NPD.[7]

Er unterzeichnete eine Erklärung der rechtsextremen Vereinigung „Freiheitlicher Rat“ für die Generalamnestie von NS-Kriegsverbrechern. Oberth war zudem Ehrenmitglied des rechtsextremen „Deutschen Kulturwerkes Europäischen Geistes“ (DKEG) und der ihr nahestehenden „Deutschen Akademie für Bildung und Kultur“. Gerhard Frey, Bundesvorsitzender der rechtsextremen Deutschen Volksunion (DVU), verlieh Oberth am 8. August 1981 in Passau den mit 10.000 Mark dotierten Europäischen Freiheitspreis der Deutschen National-Zeitung. Nach dem Tod Oberths 1989 trauerte Die Bauernschaft, ein Blatt des Holocaust-Leugners Thies Christophersen, in einer Rubrik über verstorbene Leser auch um „Prof. Oberth“.[7] Aus einem Nachruf der Stillen Hilfe, die wegen ihrer Unterstützung von nationalsozialistischen Tätern in die Kritik geraten war, geht hervor, dass Oberth „ein getreuer Helfer und Spender zur Unterstützung unserer Hilfsbedürftigen“ war.[24]

An seinem ehemaligen Wohnort Feucht befindet sich das Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum.

Familie

Oberth heiratete 1918 Mathilde Hummel. Das Paar hatte zwei Töchter und zwei Söhne. Der Sohn Julius Oberth (* 1919) wurde 1943 als vermisst gemeldet, die Tochter Ilse Oberth (1924–1944) war Raketentechnikerin. Sie kam am 28. August 1944 auf dem Raketenprüfstand „Schlier“ des KZ-Nebenlagers Redl-Zipf bei einer Explosion unmittelbar nach einem A4-Triebwerkstest ums Leben. An den Folgen der Explosion starben 27 Menschen. Der Sohn Adolf Oberth (1928–2007) war Chemiker und Erfinder, er unterstützte seinen Vater in den 1950er Jahren bei der Entwicklung von Treibstoffgemischen für Feststoffraketen und arbeitete später bei Aerojet in Sacramento, Kalifornien. Die Tochter Erna Roth-Oberth (1922–2012) machte sich besonders um die Pflege des Nachlasses ihres Vaters verdient.

Auszeichnungen und Ehrungen

Porträtkopf von Oberth in Sighișoara (Schäßburg) an seinem ehemaligen Standort am Aufgang zum Stundturm

  • Mitglied beim Coetus Chlamydatorum Schaessburgiensis (Versammlung des Schäßburger Gymnasiums)[25]

Liste aus der Oberth-Biographie von Hans Barth[2]

  • Oberth-Effekt - nach ihm wird der Effekt für treibstoffsparende Manöver in der interplanetaren Raumfahrt benannt (auf Englisch powered flyby oder Oberth maneuver). Er hat ihn als erster beschrieben.

Trivia

  • In der Science-Fiction-Serie Star Trek (u. a. im Kinofilm Star Trek III) gibt es Raumschiffe der Oberth-Klasse.
  • Im 1928/29 gedrehten letzten deutschen Stummfilm Frau im Mond von Fritz Lang wirkte er als wissenschaftlicher Berater mit. Die teilweise realistisch dargestellten Szenen nehmen schon partiell die Realitäten der Zukunft vorweg.
  • 1970 trat Oberth in Rainer Erlers Fernsehfilm Die Delegation auf, in dem der Regisseur eine internationale Tagung der Deutschen UFO/IFO Studiengesellschaft e. V. (DUIST) nachinszenierte, an der auch Oberth im Oktober 1967 in Mainz teilgenommen hatte.
  • Der deutsche Physiker und Schriftsteller Daniel Mellem (geb. 1987) veröffentlichte 2020 einen Roman über Hermann Oberth mit dem Titel „Die Erfindung des Countdowns“[29].

Gesellschaft/Verein

Die 1952 gegründete Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik (AFRA), Bremen (ab 1957: Deutsche Raketengesellschaft (DRG)) wurde 1963 in Hermann-Oberth-Gesellschaft umbenannt, förderte den raumfahrttechnischen Nachwuchs, experimentierte mit Raketen und ging 1993 in der Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt – Lilienthal – Oberth e. V. (DGLR) auf. 1969 (3 Wochen vor der ersten bemannten Mondlandung) gründete Oberth zusammen mit elf weiteren internationalen Wissenschaftlern den Verein Internationaler Förderkreis für Raumfahrt, Hermann Oberth (IFR) e.V. Das Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum (HORM) e.V. in Feucht bei Nürnberg ist das älteste dezidierte Raumfahrtmuseum in West-/Mitteleuropa. Bereits 1971 – also nur zwei Jahre nach der ersten Mondlandung – wurde es von Vertretern der damaligen Hermann-Oberth-Gesellschaft gegründet, um das Lebenswerk des „Vaters der Raumfahrt“ bleibend am authentischen Ort zu würdigen.

Schriften (Auswahl)

  • Die Rakete zu den Planetenräumen. 1923. (Nachdruck: Michaels-Verlag, 1984, ISBN 3-89539-700-8)
  • mit Franz von Hoefft, Walter Hohmann, Karl Debus, Guido von Pirquet und Willy Ley: Die Möglichkeit der Weltraumfahrt. Allgemeinverständliche Beiträge zum Raumschiffahrtsproblem. Sander, Hachmeister & Thal, Leipzig 1928.
  • Wege zur Raumschiffahrt. 1929. (Nachdruck: VDI-Verlag, Düsseldorf, 1992, ISBN 3-18-400755-3)
  • Forschung und Jenseits. Baum, Pfullingen 1930.
  • Menschen im Weltraum. Neue Projekte für Raketen- und Raumfahrt. 1954.
  • Das Mondauto. 1959.
  • Stoff und Leben. Betrachtungen zum modernen Weltbild. Der Leuchter – Otto Reichl, Remagen 1959.
  • Katechismus der Uraniden. Haben unsere Religionen eine Zukunft? Gedanken aus philosophischen Vorträgen und zum Teil noch unveröffentlichten Schriften. 1966.
  • mit Henning Eichberg: Mondsucht. Zur Zeitgeschichte der Technik und des okzidentalen Syndroms. (= Junges Forum. Nr. 2). Verlag Deutsch-Europäischer Studien, Hamburg 1973. (Ein Gespräch der beiden.)
  • Politik und Kunst. (= Schriftenreihe der Deutschen Akademie. Heft 10). Deutsche Akademie für Bildung und Kultur, München 1975.
  • Kakokratie. Der Weltfeind Nr. 1. Dr. Roth-Oberth, Feucht bei Nürnberg 1976.
  • Der Weltraumspiegel (Erweiterte Fassung von Menschen im Weltraum) Kriterion, Bukarest 1978.
  • Briefwechsel. 2 Bände. Hrsg. Hans Barth. Kriterion, Bukarest 1979, 1984.
  • Wählerfibel für ein Weltparlament. Dr. Roth-Oberth, Feucht 1983. (Auszug; PDF; 1,1 MB)
  • S. E. Waxmann: Unsere Lehrmeister aus dem Kosmos. Exoarchäologie: Die große Wende. Landes, Isny 1987, ISBN 3-9801403-0-X. Vorwort 1978 von Hermann Oberth, S. 9–12.
  • Primer For Those Who Would Govern. West-Art, New York 1987, ISBN 0-914301-06-3. Vorwort B. John Zavrel.

Literatur

  • Hans Barth: Hermann Oberth – Leben Werk Wirkung. Uni-Verlag Dr. E. Roth-Oberth, Feucht 1985, ISBN 3-924899-00-2.
  • Hans Barth: Hermann Oberth. „Vater der Raumfahrt“. Autorisierte Biographie. Bechtle, Esslingen u. a. 1991, ISBN 3-7628-0498-2.
  • Alfred Fritz: Der Weltraumprofessor. Hermann Oberth – ein Leben für die Astronautik und das Abenteuer der Raumfahrt. Mit einem Vorwort von Wernher von Braun. Ensslin & Laiblin, Reutlingen 1969.
  • Hans Hartl: Hermann Oberth. „Vorkämpfer der Weltraumfahrt“. Autorisierte Biographie. Theodor Oppermann Verlag, Hannover-Kirchrode 1958.
  • Linus Hauser: Kritik der neomythischen Vernunft. Bd. 3: Die Fiktionen der science auf dem Weg in das 21. Jahrhundert. Paderborn 2016, S. 297–313.
  • Rolf Hochhuth: Hitlers Dr. Faust. Tragödie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2000, ISBN 3-499-22872-6. Das Theaterstück thematisiert am Beispiel von Hermann Oberths Forschungen das Dilemma des Naturwissenschaftlers (friedliche und militärische Nutzung der Raketentechnik).
  • Karl-Heinz Ingenhaag: Oberth, Hermann Julius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 400–402 (Digitalisat).
  • Pascual Jordan: Begegnungen: Albert Einstein, Karl Heim, Hermann Oberth, Wolfgang Pauli, Walter Heitler, Max Born, Werner Heisenberg, Max von Laue, Niels Bohr. Stalling, Oldenburg 1971, ISBN 3-7979-1934-4.
  • Michael Kroner: Hermann Oberth. Der Bund der Vertriebenen gratuliert mit dieser Schrift Hermann Oberth, einem der bedeutendsten Pioniere der Raumfahrt zu seinem 90. Geburtstag. Hrsg.: Bund der Vertriebenen – Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände. Bund der Vertriebenen, Bonn 1984. (Arbeitshilfe Bund der Vertriebenen, Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände, Nr. 41.)
  • Daniel Mellem: Die Erfindung des Countdowns. dtv Verlagsgesellschaft, München 2020, ISBN 978-3-423-28238-3. (Roman über Oberths Leben und Arbeiten.)
  • Boris Rauschenbach: Hermann Oberth 1894–1989. Über die Erde hinaus. Eine Biographie. Mit einem Vorwort von Ernst Stuhlinger. Aus dem Russischen übersetzt in Zusammenarbeit mit dem Verfasser, bearbeitet von Erna Roth-Oberth und Adolf Oberth. Böttiger, Wiesbaden 1995, ISBN 3-925725-23-7. Deutsche Übersetzung der 1993 in Moskau erschienenen Biographie.
  • Boris Rauschenbach: Hermann Oberth – The Father of Space Flight. Englische Erstausgabe. Mit einem Vorwort von B. John Zavrel / New York 1994. Verlag West-Art, Clarence, N.Y. ISBN 0-914301-14-4.
  • Erna Roth-Oberth, Tanja Jelnina: Hermann Oberth – Eine Brücke zwischen den Zeiten. Visionäre aus Franken. Hrsg.: Bernd Flessner. Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch 2000, ISBN 3-87707-542-8, S. 113–149 (180 S.).

Weblinks

Commons: Hermann Oberth – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. 1.0 1.1 1.2 1.3 1.4 Alfred Fritz: Der Weltraumprofessor, Hermann Oberth - ein Leben für die Astronautik und das Abenteuer der Raumfahrt. Ensslin & Laiblin, Reutlingen, 1969.}
  2. 2.00 2.01 2.02 2.03 2.04 2.05 2.06 2.07 2.08 2.09 2.10 2.11 2.12 Hans Barth: Hermann Oberth Leben-Werk-Wirkung. Uni-Verlag Dr. E. Roth-Oberth, Feucht 1985, ISBN 3-924899-00-2, S. 117.
  3. 3.0 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 Marsha Freeman: How we got to the Moon, the Story of the German Space Pioneers. 21st Century Science Associates, Washington D.C., 1993.
  4. 4.0 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 Daniel Brandau: Raketenträume, Raumfahrt- und Technikenthusiasmus in Deutschland 1923-1963. Ferdinand Schöningh, 2019, ISBN 978-3-657-78897-2.
  5. 5.0 5.1 „Das RAK-Protokoll“, Interview mit Oberths Tochter in einer Dokumentation zu Opel-RAK, ihren Vater und Max Valier https://opel-tv-footage.com/v/The%20RAK%20Protocoll?p=4&c=86&l=1
  6. 6.0 6.1 6.2 6.3 6.4 Hermann Oberth: Die Rakete zu den Planetenräumen. Michaels-Verlag, 1984, S. 87–88 (Erstausgabe: 1923).
  7. 7.0 7.1 7.2 Anton Maegerle: Der Raketen-Nazi mit Bundesverdienstkreuz. In: Kontext: Wochenzeitung vom 17. Juli 2019.
  8. 8.0 8.1 8.2 8.3 Hermann Oberth: Wege zur Raumschiffahrt. VDI-Verlag, Düsseldorf 1992, ISBN 3-18-400755-3, S. 336–350 (Erstausgabe: 1929).
  9. Leon Clarke, Kejun Jiang u. a.: Assessing Transformation Pathways. In: Otmar Edenhofer u. a. (Hrsg.): Climate Change 2014: Mitigation of Climate Change. Contribution of Working Group III to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. 2014, 6.9 Carbon and radiation management and other geo-engineering options including environmental risks, S. 484–489.
  10. Weltklimarat (IPCC): Sonderbericht über 1,5 °C globale Erwärmung (SR1.5), - Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger. (PDF) [de-ipcc.de], 2018, abgerufen am 17. Dezember 2019.
  11. Hermann Oberth: Menschen im Weltraum. Neue Projekte für Raketen- und Raumfahrt. Econ, Düsseldorf 1957, S. 125–182.
  12. Hermann Oberth: Der Weltraumspiegel. Kriterion, Bukarest 1978.
  13. Hermann Oberth: Das elektrische Raumschiff. EBÖ-Druck und Verlag der DRG, Bölkow-Bibliothek, Hannover 1963.
  14. Wolfgang Both: Kulturaufgabe Weltraumschiff – Die Geschichte des Vereins für Raumschiffahrt. Bremen 2020
  15. 15.0 15.1 Boris Rauschenbach: Über die Erde hinaus, eine Biographie, Hermann Oberth 1894-1989. Böttinger, 1995.
  16. 16.0 16.1 Volkhard Bode, Gerhard Kaiser: Raketenspuren. Peenemünde 1936–1996. Eine historische Reportage mit aktuellen Fotos von Christian Thiel. Christoph Links, Berlin 1995, ISBN 3-86153-112-7, S. 58.
  17. 17.0 17.1 Murray R. Barber: Die V2, Entwicklung-Technik-Einsatz. Motorbuch, 2020.
  18. Michael Zuber: 40-Jahr-Feier des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museums in Feucht. In: Siebenbürgische Zeitung. 25. Juni 2011, abgerufen am 8. November 2022.
  19. Schweizer Bundesarchiv Bern: BAR E5150C-01#1986/5#179*; Bericht über Raketenbauproblem (Vertrag Nr.98680), 1948; E5150C-01#1986/5#185*: Untersuchung über Raketenproblem (Vertrag Nr.487), 1949.
  20. Regula Bochsler: Nylon und Napalm, Verlag Hier und Jetzt, Zürich 2022, ISBN 978-3-03919-569-5. S. 258–260, S. 264–268, S. 358
  21. Hermann Oberth: Briefwechsel. 2 Bände. Hrsg. Hans Barth. Kriterion, Bukarest 1979, 1984.
  22. Statements About Flying Saucers And Extraterrestrial Life Made By Prof. Hermann Oberth, German Rocket Scientist (Memento vom 25. November 2010 im Internet Archive) MUFON 2002, abgerufen am 19. November 2010.
  23. Hermann Oberth. In: Spiegel Online. Band 39, 26. September 1962 (spiegel.de [abgerufen am 3. August 2019]).
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  25. Wolfgang Bahr: Namhafte Männer siebenbürgischer Pennalien. In: Junges Leben. 2/2012, S. 13f.
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  27. Kunst auf dem Flughafen Tegel bei frankkoebsch.wordpress.com, abgerufen am 11. Oktober 2014.
  28. Oberth In: USGS Gazetteer of Planetary Nomenclature.
  29. Katja Weise: Seelenverwandtschaft zwischen Literatur und Physik. Interview mit dem Buchautor Daniel Mellem. 12. März 2020, abgerufen am 26. Mai 2021.