Hubertus von Pilgrim (* 24. August 1931 in Berlin) ist ein deutscher Bildhauer, der in Pullach bei München lebt und arbeitet.
Leben und Wirken
Hubertus von Pilgrim studierte nach einer Lehre als Küfer Kunst- und Literaturgeschichte und Philosophie an der Universität Heidelberg. Gleichzeitig nahm er künstlerischen Unterricht bei Erich Heckel. Schließlich studierte er Bildhauerei bei Bernhard Heiliger an der Hochschule der Künste in Berlin. Sein Entwurf für die künstlerische Neugestaltung des während des Dritten Reichs „Langemarckstein“ genannten Würzburger „Studentensteins“, eines seit 1927 bestehenden Denkmals, wurde 1957 preisgekrönt.[1] 1959 wurde das im Würzburger Ringpark aufgestellte Denkmal dann grundlegend umgestaltet und versetzt.[2] 1961 arbeitete Hubertus von Pilgrim bei Stanley William Hayter im Atelier 17 in Paris.[3] 1963 bis 1977 war er Professor an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, anschließend erhielt er einen Ruf an die Akademie der Bildenden Künste in München. 1995 wurde er emeritiert, seitdem ist er freischaffend tätig. Als ordentliches Mitglied des Deutschen Künstlerbundes nahm Hubertus von Pilgrim an mehreren großen DKB-Jahresausstellungen zwischen 1963 und 1978 teil.[4]
Hubertus von Pilgrim schuf insgesamt 22 (identische) Denkmäler, die an den Todesmarsch der Häftlinge des KZ Dachau im Jahr 1945 erinnern und die in München und im weiteren Münchener Umland entlang der Strecke des Todesmarsches stehen. Ein weiteres Exemplar befindet sich in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem.[5] Von Pilgrim stammt auch ein Denkmal für Wolfgang Amadeus Mozart am Lesmüller-Haus in der Perusastraße in der Innenstadt von München.
Von Pilgrim beschäftigte sich in seiner langen künstlerischen Tätigkeit neben der Bildhauerei auch mit der Gestaltung von Münzen und Medaillen und mit dem Kupferstich. Hubertus von Pilgrim ist Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst und gehört dem Künstlerkreis der Medailleure München an.
Auszeichnungen
Im Jahr 1995 wurde er in den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste aufgenommen, im Jahr 1997 erhielt er das Große Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland mit Stern, im Jahr 2005 das Bayerische Verdienstkreuz und im Jahr 2008 den Deutschen Medailleur-Preis Johann Veit Döll. 2011 wurde er Vizekanzler des Ordens Pour le mérite.[6] Im Jahr 2013 erhielt er den Hilde-Broër-Preis für sein Lebenswerk für Medaillenkunst in Kressbronn von der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst.
Werke (Auswahl)
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Adenauerkopf am Bundeskanzlerplatz in Bonn (1982)[7]
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Plastik auf dem Gelände des Bildungs- und Wissenschaftszentrums der Bundesfinanzverwaltung in Münster
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Denkmal für Wolfgang Amadeus Mozart in der Innenstadt von München
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Denkmal für die Todesmärsche in Krailling, Gautinger Straße
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Denkmal für die Opfer der Todesmärsche in Yad Vashem
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Medaille auf Hermann Hesse, 2003
- Herder-Medaille der Internationalen Herder-Gesellschaft (2004)
Literatur (Auswahl)
- Hubertus von Pilgrim. Städtische Galerie Würzburg, Ausstellung vom 20. Januar – 26. Februar 1978, Würzburg 1978.
- Die Kunstmedaille der Gegenwart in Deutschland
- Band 1, 1992: Die Kunstmedaille der Gegenwart in Deutschland 1988–1991.
- Band 2, 1994: Wolfgang Steguweit (Hrsg.): Die Kunstmedaille der Gegenwart in Deutschland 1991–1993.
- Band 4, 1996: Wolfgang Steguweit (Hrsg.): Die Kunstmedaille in Deutschland 1993-1995, mit Nachträgen seit 1988. ISBN 3-7861-1926-0.
- Band 10, 1999: Wolfgang Steguweit (Hrsg.): Die Kunstmedaille in Deutschland 1995–1998. ISBN 3-7861-2329-2.
- Band 14, 2000: Die Medaille und Gedenkmünze des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2387-X.
- Rainer Albert: Hubertus von Pilgrim. Medaillen. Biering und Brinkmann, München 2002, ISBN 3-930609-34-7.
- Ferdinand Dahl: Katalog zur Ausstellung Kunstmedaillen – Medaillenkunst, Teil 2 (Der Steckenreiter. Dem Münzvergnügen gewidmete Nebenstunden. Eine Münzpost der Numismatischen Gesellschaft Bonner Münzfreunde e.V., Folge 87). Numismatische Gesellschaft Bonner Münzfreunde, Bonn 2013, S. 17f (mit 4 Abbildungen); als (PDF-Dokument).
Einzelnachweise
- ↑ Johannes Schellakowsky: Studentische Erinnerungskultur im Wandel. Der Würzburger Studentenstein vom nationalen Mahnmal zum Mahnmal des Friedens. In: Tempora mutantur et nos? Festschrift für Walter M. Brod zum 95. Geburtstag. Mit Beiträgen von Freunden, Weggefährten und Zeitgenossen. Hrsg. von Andreas Mettenleiter, Akamedon, Pfaffenhofen 2007 (= Aus Würzburgs Stadt- und Universitätsgeschichte, 2), ISBN 3-940072-01-X, S. 311–319; hier: S. 317 f.
- ↑ Peter Weidisch: Würzburg im »Dritten Reich«. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Band 2, 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 1285, Anm. 344.
- ↑ Darmstädter Sezession: Hubertus von Pilgrim, abgerufen am 3. August 2016.
- ↑ kuenstlerbund.de: Ausstellungen seit 1951 ( des vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 10. Dezember 2015.
- ↑ Liste der Mahnmale zur Erinnerung an die Todesmärsche von Dachau mit Standorten. Abgerufen am 13. Oktober 2022.
- ↑ Künstler. Prof. Hubertus von Pilgrim. Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst e.V., abgerufen am 23. Juni 2014.
- ↑ Zeitschrift Politische Denkmäler: Vom Ärgernis zum Fotomotiv (abgerufen am 19. November 2012)
Weblinks
- Literatur von und über Hubertus von Pilgrim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Presseinformation zum Deutschen Medailleurpreis (PDF; 70 kB)
- Biografie in den Chronikblättern der Familie Luyken, Jahrgang 1984
Personendaten | |
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NAME | Pilgrim, Hubertus von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bildhauer |
GEBURTSDATUM | 24. August 1931 |
GEBURTSORT | Berlin |