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Humanistische Vereinigung

From Wickepedia
Humanistische Vereinigung
Basisdaten
Präsident: Sebastian Rothlauf
Vorstand: Michael Bauer
Struktur: Körperschaft des öffentlichen Rechts
Gründungsjahr: 1848
Anschrift: Kinkelstraße 12, 90482 Nürnberg
90482 Nürnberg
Website: www.humanistische-vereinigung.de

Die Humanistische Vereinigung (HV) ist eine deutsche Kultur- und Interessenorganisation sowie eine freie Trägerin der Bildung und Wohlfahrtspflege. Sie ist als Weltanschauungsgemeinschaft und Interessenvertretung nicht-religiöser Menschen staatlich anerkannt. Ihre Rechtsform ist die einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sitz der Hauptgeschäftsstelle ist Nürnberg. In Berlin, Hannover, Hamburg, München und Oldenburg sind weitere Geschäftsstellen tätig, für die Koordination der Aktivitäten in Norddeutschland und der Bundeshauptstadt sowie im Rahmen der internationalen Organisation.

Die Humanistische Vereinigung ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband, den Humanists International und der Europäischen Humanistischen Föderation.

Tätigkeitsbereiche

Soziale Trägerschaft und Jugendarbeit

Die Humanistische Vereinigung und ihre Tochtergesellschaft, das Humanistische Sozialwerk Bayern, sind Trägerin von derzeit 20 Kindertagesstätten mit über 1.000 Betreuungsplätzen in Nürnberg, Fürth, Erlangen, Regensburg und München. Sie betreibt außerdem die private Humanistische Grundschule Fürth[1] mit integriertem Hort. Die Organisation ist in der Kinder-, Jugend- und Seniorenarbeit aktiv, sie betreibt eine Einrichtung für Studierendenwohnen und mit dem Jurahof in Schmidtstadt/Etzelwang eine heilpädagogische Wohngruppe für Kinder und Jugendliche. Mit dem Fürther Hospizverein plant die Humanistische Vereinigung gegenwärtig den Bau eines stationären Hospizes,[2] in Nürnberg und Fürth hat die Vereinigung zudem einen festen Sitz im Jugendhilfeausschuss.[3] Mit dem Social Seafarer's Service Oldenburg nahm 2021 ein Seelsorgedienst für Seeleute in Trägerschaft der Humanistischen Vereinigung seine Arbeit auf.[4]

Lebenshilfe, Fest- und Feierkultur

File:Humanistisches Zentrum Nürnberg.jpg
HV-Hauptgeschäftsstelle

Die Humanistische Vereinigung ist auch Weltanschauungsgemeinschaft und Mitgliederverband. Auf der Grundlage humanistischer Ethik und Moral bietet sie Unterstützungs- und Beratungsangebote zur praktischen Lebenshilfe an (z. B. medizinethische Beratung, Beratung zur Patientenverfügung für Mitglieder) und richtet Kultur- und Bildungsveranstaltungen zu geschichtlichen, philosophischen und wissenschaftlichen Themen aus. Ebenso gepflegt wird eine humanistische Fest- und Feierkultur, die von der Namensfeier über die Jugendfeier,[5] die humanistische Hochzeitsfeier bis hin zur weltlichen Bestattungsrede reicht.

Wissenschaftsvermittlung

Über eine Tochtergesellschaft betätigt sich die Humanistische Vereinigung in der Wissenschaftsvermittlung: Die philoscience gGmbH organisiert Fortbildungen, Veranstaltungen und wissenschaftspädagogische Angebote. In einem alten Stadtmauerturm betreibt sie den Turm der Sinne mit einer wissenschaftspädagogischen Erlebnisausstellung[6]. In Berlin wurde im Frühjahr 2021 mit dem Disgusting Food Museum Berlin die bisher größte wissenschaftspädagogische Einrichtung der philoscience eröffnet.[7]

Interessenvertretung

Die Humanistische Vereinigung setzt sich für die Rechte nichtreligiöser Menschen und für deren Gleichbehandlung ein. Sie berät bei Fällen von weltanschaulicher Diskriminierung, leistet politische Lobbyarbeit und setzt sich derzeit für die Einführung humanistischen Schulunterrichts ein[8].

HumanistenTag

Seit 2015 richtete die HV über ihre Deutscher HumanistenTag gGmbH mehrere Großveranstaltungen aus, so etwa den Deutschen Humanistentag 2017 in der Nürnberger Meistersingerhalle und, anlässlich des 70. Jubiläums der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, den Humanistentag 2018 Nürnberg.[9][10] Der HumanistenTag 2020 sollte vom 12. bis 14. Juni stattfinden, wurde aber wegen der COVID-19-Pandemie verschoben.[11]

Medien

Publizistisch und verlegerisch ist die HV über die Humanistische Medien[12], eine Anstalt des öffentlichen Rechts, aktiv. Dort erscheinen u. a. das Verbandsmagazin humanistisch![13] und der 2020 in zweiter Auflage erschienene Bericht Gläserne Wände zur Benachteiligung nichtreligiöser Menschen in Deutschland.

Struktur

Höchstes Gremium der Humanistischen Vereinigung ist die Mitgliederversammlung, diese wählt im Abstand von zwei Jahren das ehrenamtliche Präsidium, Präsident ist derzeit Sebastian Rothlauf. Vorstand ist seit 2011 Michael Bauer.[14]

Die Humanistische Vereinigung ist Verwalterin der Stiftung Weltlicher Humanismus und alleinige Gesellschafterin der philoscience gGmbH. Eine weitere Tochter der Organisation ist das Humanistische Sozialwerk Bayern (HSW Bayern), das vier Kindertagesstätten betreibt. Als Studien- und Bildungswerk fungiert die Humanistische Akademie Bayern.

Geschichte

Die Humanistische Vereinigung hat ihre Wurzeln im freigeistigen Nürnberg des 19. Jahrhunderts. Im Jahr 1848 wurde hier eine „frei-christliche Gemeinde“ im Sinne der Reformbestrebungen des Geistlichen Johannes Ronge gegründet. Die Gemeinde unterhielt zwei Kindergärten, eine Schule sowie eine Sozialstation, wurde 1852 allerdings zwangsaufgelöst. Als „Freireligiöse Gemeinde“ wurde sie 1859 wiederhergestellt. Zu den bekanntesten Mitgliedern zählten im 19. Jahrhundert der Theologe Carl Scholl und der Philosoph Ludwig Feuerbach, der auf dem Nürnberger Rechenberg lebte und dem heute dort ein „Philosophenweg“ gewidmet ist. In der Weimarer Republik erreichte die Mitgliederzahl des „Bundes für Geistesfreiheit“ (bfg), wie die Gemeinde seit 1927 hieß, etliche tausend Menschen. Ebenfalls 1927 wurde ihr der Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zuerkannt.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der mehrheitlich sozialdemokratisch orientierte bfg verboten und zerschlagen. Sein Vorsitzender, Richard Schramm, wurde im KZ Dachau inhaftiert. Nach dem Krieg wurde der „Bund für Geistesfreiheit“ wieder gegründet. Die Eröffnung des ersten Humanistischen Kindergartens im Stadtteil Mögeldorf 1994 markiert laut Eigenaussage den Beginn der verstärkten Hinwendung zu einem „praktischen Humanismus“, die 1997 durch die Umbenennung in „Humanistischer Verband Deutschlands – HVD-Nürnberg“ unterstrichen wurde. Seit Oktober 2011 hieß er HVD Bayern,[15] zum 1. Juli 2019 fand die Umbenennung in Humanistische Vereinigung statt[16], wodurch die Hinwendung zum bundesweiten Engagement unterstrichen werden sollte.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ein Bildungscampus in der Waldstraße. Abgerufen am 14. März 2019.
  2. Bekommt Fürth doch ein eigenes Hospiz? Abgerufen am 14. März 2019.
  3. Mitglieder des Jugendhilfeausschuss der Stadt Nürnberg. (PDF) Abgerufen am 14. März 2019.
  4. 50miles.de: Website des Clubs 50 Miles unter dem Dach des Social Seafarer's Service Oldenburg
  5. Alternative zu Konfirmation und Kommunion. Abgerufen am 14. März 2019.
  6. Außen klein, innen von großer Vielfalt. Abgerufen am 14. März 2019.
  7. Disgusting Food Museum Berlin. Abgerufen am 12. März 2021 (Lua error in Module:Multilingual at line 149: attempt to index field 'data' (a nil value).).
  8. HVD Bayern klagt für Zulassung von Humanistischem Unterricht. Abgerufen am 12. März 2019.
  9. Rückblick auf den Humanistentag 2018. Abgerufen am 14. März 2019.
  10. Fest für Freiheitsrechte. Abgerufen am 14. März 2019.
  11. Website zum HumanistenTag, abgerufen am 22. März 2020
  12. Website der Humanistische Medien A.ö.R.
  13. humanistisch! Das Magazin
  14. Organigramm des HVD Bayern. (PDF) Abgerufen am 12. März 2019.
  15. Geschichte des HVD Bayern. Abgerufen am 14. März 2019.
  16. Der HVD Bayern wird zur Humanistischen Vereinigung. 3. Juni 2019, abgerufen am 11. Juli 2019.