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Joachim Hossenfelder

From Wickepedia
File:Bundesarchiv Bild 102-15234, Berlin, Luthertag.jpg
Hossenfelder hält am 19. November 1933 zum Luthertag die Ansprache auf der Terrasse des Berliner Schlosses im Lustgarten.

Joachim Hossenfelder (* 29. April 1899 in Cottbus; † 28. Juni 1976 in Lübeck) war als deutscher evangelischer Theologe und Geistlicher ein führender Vertreter der nationalsozialistischen Deutschen Christen (DC).

Leben

Als Student war er Mitglied des Vereins Deutscher Studenten Breslau.[1] und Teilnehmer an Kämpfen der Freikorps in Schlesien. Hossenfelder, der früh mit dem Nationalsozialismus in Berührung gekommen war, trat am 1. April 1929 der NSDAP bei.

Seit 1923 evangelischer Landpfarrer in Alt Reichenau in Schlesien, wurde er 1931 Pfarrer an der Christuskirche in Berlin. 1932 war er Mitbegründer der antisemitischen Glaubensbewegung und wurde ihr erster Reichsleiter. Er verstand die Deutschen Christen als „die SA Jesu Christi“.[2]

Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler begrüßte Hossenfelder am 3. Februar 1933 in der Berliner Marienkirche mit großer Freude, indem er „unseren Adolf Hitler“ als „Mann aus einem Guss, gegossen aus Reinheit, Frömmigkeit, Energie und Charakterstärke“ charakterisierte.[3]

Am 6. September 1933 bestimmte ihn der DC-beherrschte Evangelische Oberkirchenrat bei der Abschaffung der Generalsuperintendenten zu seinem Geistlichen Vizepräsidenten sowie zum Mitglied der Reichskirchenregierung und besetzte mit ihm die neugeschaffene Stelle eines „Bischofs von Brandenburg“.

Im November 1933 kam es nach dem Sportpalastskandal zu Flügelkämpfen innerhalb der Deutschen Christen. Dies hatte im Dezember 1933 die Beurlaubung Hossenfelders von allen seinen Ämtern durch den Reichsbischof Müller zur Folge, woraufhin Hossenfelder am 21. Dezember seinen Rücktritt erklärte. Die Stelle des Bischofs von Brandenburg blieb bis 1945 vakant.

Im Jahr 1939 wurde Hossenfelder Pfarrer an der Potsdamer Friedenskirche. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war er ab 1947 Pfarrer und Taubstummenseelsorger in Vehlow.[4] Von 1954 bis 1969 war er Pfarrer in Ratekau für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Eutin.

Hossenfelder als Herausgeber eines Sonntagsblatts

Hossenfelder hatte als erster „Leiter der Glaubensbewegung Deutsche Christen“ (DC) das Sonntagsblatt Evangelium im Dritten Reich mit dem Untertitel „Sonntagsblatt der Deutschen Christen“ herausgegeben und sich darin als Autor betätigt. Die Zeitschrift erschien im in Berlin ansässigen Verlag „Gesellschaft für Zeitungsdienst“ GmbH[5] wöchentlich einmal. Als die Verlagsgesellschaft in wirtschaftliche Schieflage geriet, „weil ganze Gebiete“ beim Verlag „den Bezug des Blattes gekündigt“ hatten, bemühte sich der Berliner Konkursverwalter Theodor Baudach,[6] eine offene finanzielle Forderung bei der Reichsleitung der Deutschen Christen gerichtlich einzutreiben. Der Reichsbischof Ludwig Müller forderte in diesem Zusammenhang, dass die „Zeitschrift zur unbeschränkten Verfügung der Reichsleitung“ dieser Glaubensbewegung stehen müsse; weder der neue DC-Reichsleiter Kinder „noch Bischof Hossenfelder, noch eine sonstige Einzelperson“ sollten künftig Herausgeber sein. Zuvor hatten sich der Geschäftsführer dieser GmbH, Lawrenz, und der Verlagsleiter, Lohmann, der „Gesellschaft für Zeitungsdienst“ um finanzielle Unterstützung wegen der „wirtschaftlichen Schwierigkeiten“ an den Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrats Friedrich Werner gewandt mit der Begründung, ihr Verlag habe mit dieser Zeitschrift „als einzigem Blatt überhaupt im Dienst der Deutschen Evangelischen Kirche Öffentlichkeitsarbeit getrieben, ohne dass er sich einer Beihilfe irgendwelcher kirchlicher Stellen erfreute, wie das früher zu den Gepflogenheiten der Kirche anderen Verlautbarungsorganen gegenüber gehörte.“ Auch hätte das Sonntagsblatt „keine Zuschüsse aus den Landeskirchen der Altpreußischen Union erhalten“.[7]

Schriften

  • Die Richtlinien der deutschen Christen. Hrsg. von Joachim Hossenfelder. Berlin 1932, DNB 575825774.
  • Unser Kampf (= Schriftenreihe der „Deutschen Christen“. Heft 1). M. Grevemeyer, Berlin-Charlottenburg 1933, OCLC 236223312; 2. Aufl. Gesellschaft für Zeitungsdienst, Berlin; H. G. Wallmann, Leipzig 1933, DNB 580237184.
  • Volk und Kirche. Die amtlichen Berichte der ersten Reichstagung 1933 der Glaubensbewegung „Deutsche Christen“ (= Schriftenreihe der „Deutschen Christen“. Heft 4). Berlin, 1933, OCLC 316205354 (Tagungsband); 2. und 3. Aufl. Grevemeyer, Berlin-Charlottenburg 1933.

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2003, ISBN 3-10-039309-0; aktualis. Ausg., 2. Aufl. 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
  • Hansjörg Buss: Die „Ära Kieckbusch“ (1930–1976): Die Landeskirche Eutin und die Deutschen Christen. In: Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte (ISHZ). Hrsg. vom Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein e.V. (AKENS), Kiel. Band 44 (2004), OCLC 637122097, S. 4–29.
  • Klaus Scholder: Die Kirchen und das Dritte Reich. Band 1: Vorgeschichte und Zeit der Illusion 1918–1934. Econ-Ullstein-List, München 2000, ISBN 3-612-26730-2.
  • Joachim G. Vehse: Leben und Wirken des ersten Reichsleiters der Deutschen Christen, Joachim Hossenfelder. In: Schriften des Vereins für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte. 2. Reihe: Beiträge und Mitteilungen, Band 38. Karl Wachholtz, Neumünster 1982, ISSN 0342-2097, S. 73–123.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Louis Lange (Hrsg.): Kyffhäuser-Verband der Vereine Deutscher Studenten. Anschriftenbuch 1931. Bernard & Graefe, Berlin 1931, DNB 012645753, S. 97.
  2. Zitat bei Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945 (= Fischer Taschenbücher. Die Zeit des Nationalsozialismus. Bd. 16048). Aktualis. Aufl. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2005, S. 271, Ausspruch 1933.
  3. Kreuze und Hakenkreuze. In: Der Tagesspiegel Online. 2. Februar 2013, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 7. August 2022]).
  4. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. 2005, S. 271.
  5. Hafenplatz 5. In: Berliner Adreßbuch, 1935, Teil IV, S. 325. „Gesellsch. f. Zeitungsdienst G.m.b.H.“ (Verwaltungsbezirk Kreuzberg; Gebäude des Reichsnährstands; abgerufen am 12. Juli 2016).
  6. Baudach, Theodor, Konkursverwalter. In: Berliner Adreßbuch, 1935, Teil I, S. 101 (Berlin-Oberschöneweide; abgerufen am 12. Juli 2016).
  7. Evangelisches Zentralarchiv Berlin: Sonntagsblatt „Evangelium im Dritten Reich“ und Konkurs der „Gesellschaft für Zeitungsdienst“. Akte: EZA 1/1267, abgerufen am 12. Juli 2016.