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Johann Bernhard Spatz

From Wickepedia
File:Spatz Joh Bernhard.jpg
Joh. Bernhard Spatz

Johann Bernhard Spatz (* 18. November 1782 in Speyer; † 16. Juni 1840 in Zweibrücken) war ein deutscher Bauingenieur und Architekt im Dienste des Königreichs Bayern.

Leben und Wirken

Er wurde geboren als Sohn des lutherischen Pfarrers Friedrich Wilhelm Spatz und seiner Gattin Maria Margaretha Salome geb. von Stoekken. Ihr Vater, der Speyerer Stadtsyndikus Johann Gerhard von Stoekken war der Großneffe des Dichters Christian von Stökken.[1] Am 10. November 1800 immatrikulierte sich Johann Bernhard Spatz an der Universität Heidelberg, im Fach Staats-Wirtschaftswissenschaften.

Bereits 1807 führte Spatz im Auftrag der Verwaltung des französischen Departements du Mont-Tonnerre, als Kondukteur, Vermessungsarbeiten für das Straßen- und Brückenbauamt im Bezirk Speyer durch. Am 15. Juni 1810 trat er offiziell als Beamter in die Dienste der französischen Regierung. Zunächst Kondukteur 3. Klasse, avancierte er 1811 zum Kondukteur 2. Klasse und 1813 zum Kondukteur 1. Klasse.

Nach Rückgabe der linksrheinischen Gebiete an Deutschland, entstand ab 1814 eine gemeinsame österreichisch-bayerische Regierung in Kreuznach, bei der sich Johann Bernhard Spatz im Oktober 1814 erfolgreich um eine Stelle als Baukondukteur im Kreis Speyer bewarb. Er wurde Kreis-Ingenieur in Speyer und es oblagen ihm in dieser Stellung sowohl der Wasser-, Wege und Brückenbau, als auch die Planung, Errichtung und Reparatur von allen öffentlichen Gebäuden. Am 24. April 1816 übernahm Spatz das Amt des Kreisingenieurs von Alzey, war aber weiterhin auch in den Kreisen Speyer und Frankenthal tätig.

File:Spatz Grabinschrift 4.jpg
Grabstein, Alter Friedhof Speyer

Zum 1. Juni 1816 trat er als Beamter in den Dienst des Königreichs Bayern, zum 1. Dezember 1817 avancierte er zum Bauinspektor und Leiter der staatlichen Bauinspektion Speyer, der die gesamte Vorder- und Südpfalz unterstand. Neben der Planung und Errichtung öffentlicher Gebäude kümmerte sich Johann Bernhard Spatz besonders intensiv um den der Ausbau des Straßennetzes und war Erfinder der „Straßenbaumethode Spatz“, weshalb ihn sein Biograf Lothar Keller 1980 als „Wegbereiter des modernenen Straßenbaus“ der Pfalz bezeichnete.

Am 7. März 1836 wurde Spatz zum Kreisbaurat des bayerischen Rheinkreises ernannt, womit ihm die Leitung des gesamten staatlichen Bauwesens im linksrheinischen Bayern unterstand. In der zweiten Jahreshälfte 1839 erkrankte er ernsthaft und musste zu einem längeren Genesungsurlaub in die Schweiz reisen. Im Juni 1840 hielt sich Johann Bernhard Spatz zur Rechnungsprüfung bei der Bauinspektion Zweibrücken auf. Am Abend des 16. Juni befiel ihn im Gasthof Heck ein plötzliches Unwohlsein und er verstarb im Beisein des Gastwirtes Ludwig Heck sowie des Straßenwärters Johann Laurent. Man überführte ihn nach Speyer und setzte ihn auf dem heutigen Alten Friedhof bei, wo sich sein Grabstein erhalten hat. Darauf heißt es: „Nach langjährigem nützlichen Wirken starb er als Biedermann“.

Johann Bernhard Spatz war dem sogenannten „Weinbrennerstil“ verhaftet. Er plante bzw. erbaute u. a. das Kurhaus Bad Dürkheim[2], die benachbarte Dürkheimer St. Ludwigskirche[3], die protestantische Kirche in Gerolsheim (Plan von August von Voit ausgeführt), die katholische Kirche Hl. Kreuz u. St. Nikolaus in Hayna, die katholische Pfarrkirche St. Maria Magdalena in Roxheim, die prot. Kirche Ludwigshafen-Ruchheim (zusammen mit August von Voit), das Gebäude der heutigen Domhof-Brauerei Speyer (Große Himmelsgasse 6), die Johannes-Hoffmann-Schule in Mutterstadt, Forsthaus Kehrdichannichts, sowie das Forsthaus Wolfsgrube bei Elmstein. Bis zu seiner Versetzung, 1830, war Johann Philipp Mattlener einer der engsten Mitarbeiter von Spatz. Beide bauten im gleichen klassizistischen Stil.

Johann Bernhard Spatz war verheiratet mit Charlotte Katharina geb. Holtzmann (1784–1825), Tochter des Speyerer Oberbürgermeisters Carl Alexander Holtzmann. Der gemeinsame Sohn Carl Alexander Spatz (1810–1856) gehörte 1848/49 als Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung an.[4] Zu den Enkeln gehören Carl Spatz (1845–1907), Architekt, Erbauer und Gründungsdirektor des pfälzischen Gewerbemuseums (heute Pfalzgalerie), Karl Bernhard Lehmann (1858–1940), Pionier der Mikrobiologie und Gewerbehygiene, Wilhelm Ludwig Lehmann (1861–1932), Maler und Hochschullehrer in Zürich und Julius Friedrich Lehmann (1864–1935), antisemitisch-völkischer Verleger in München.[5][6]

Ausgeführte Entwürfe (Auswahl)

Literatur

  • Lothar Keller: Johann Bernhard Spatz, Leben und Wirken eines Ingenieurs, in: Pfälzer Heimat, Speyer, Jahrgang 1980, S. 52–56

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Datenseite zum Vater
  2. Georg Feldmann: Mitteilung zu Johann Bernhard Spatz, in: Pfälzer Heimat, Speyer, Jahrgang 1981, S. 79
  3. Handbuch des Bistums Speyer, Speyer, 1961, S. 131
  4. PDF-Dokument zu Carl Alexander Spatz
  5. Rudolf H. Böttcher: Die Familienbande der Pfälzischen Revolution. Sonderheft des Vereins für Pfälzisch-Rheinische Familienkunde. Band 14. Heft 6. Ludwigshafen am Rhein 1999. S. 261
  6. Melanie Lehmann: Verleger J.F. Lehmann - Ein Leben im Kampf für Deutschland, F.J. Lehmann Verlag, München, 1935, S. 7