Johannes Benzing (geboren 13. Januar 1913 in Schwenningen a. N.; gestorben 16. März 2001 in Erdmannsweiler)[1] war ein deutscher Turkologe und Diplomat in der Zeit des Nationalsozialismus und in der Bundesrepublik.
Leben
Der Sohn des Werkmeisters Johannes Benzing besuchte die Oberrealschule in Schwenningen. Nach einer kaufmännischen Lehre und Angestelltentätigkeit studierte er von 1936 bis 1939 Orientalistik in Berlin und schloss das Studium mit der Promotion (Dissertation: Über die Verbformen im Turkmenischen) und Sprachprüfungen in Türkisch und Persisch ab. 1942 habilitierte er sich mit der Arbeit Tschuwaschische Forschungen IV. Die Kasus.[2] Entnazifizierung (1948) Im Juni 1936 wurde er Mitglied der SA, er beantragte am 5. Juli 1940 die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1. Oktober desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 8.182.265).[3][4] Ab 1937 hatte er verschiedene Funktionen in der Parteiorganisation der NSDAP. Am 20. Juli 1937 trat er in den Auswärtigen Dienst ein und war dort als Regierungsrat im Chiffrierdienst tätig. 1944 war er als zuständiger Vertreter der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft in einer im Reichssicherheitshauptamt geplanten "Arbeitsgemeinschaft Turkestan" in der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (Präsident Martin Schede) vorgesehen; der Plan wurde kriegsbedingt nicht mehr umgesetzt.[5]
Nach Kriegsende war er 1945/46 interniert und arbeitete danach als freiberuflicher Übersetzer und als Türkisch-Lehrkraft an der Universität Tübingen. Ein Dokument vom 3. September 1948[6] bestätigt seine Entnazifizierung. Seit 1955 war er Privatdozent an der Universität Mainz. Im selben Jahr kehrte er in den Auswärtigen Dienst zurück und war dort schließlich bis 1963 als Konsul im Generalkonsulat Istanbul und an der dortigen Universität Lehrbeauftragter. Bereits 1959 war er Außerplanmäßiger Professor in Mainz geworden und wurde 1963 zum Ordentlichen Professor für Islamische Philologie und Islamkunde am Seminar für Orientkunde der Universität Mainz berufen, an der er 1981 emeritiert wurde.
Schriften (Auswahl)
- Bolgarisch-tschuwaschische Studien. Harrassowitz, Wiesbaden 1988
- Kritische Beiträge zur Altaistik und Turkologie, Harrassowitz, Wiesbaden 1988
- Kalmückische Grammatik zum Nachschlagen, Harrassowitz, Wiesbaden 1985
- Chwaresmischer Wortindex, Harrassowitz, Wiesbaden 1983
- Islamische Rechtsgutachten als volkskundliche Quelle, Akademie der Wiss. u.d. Literatur, Mainz 1977
- Die tungusischen Sprachen. Versuch einer vergleichenden Grammatik. Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 1955 (= Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Jahrgang 1955, Nr. 11).
- Lamutische Grammatik : Mit Bibliographie, Sprachproben u. Glossar. Steiner, Wiesbaden 1955
- Einführung in das Studium der altaischen Philologie und der Turkologie. Harrassowitz, Wiesbaden 1953
- Deutsch-tschuwaschisches Wörterverzeichnis nebst kurzem tschuwaschischen Sprachführer. O. Stollberg, Berlin 1943
- Turkestan, Die Bücherei des Ostraumes : Sonderveröffentlichung, ebd. 1943
- Über die Verbformen im Türkmenischen, Berlin, Diss. phil. 1939
- Das chwaresmische Sprachmaterial einer Handschrift der "Muqaddimat al-Adab", Steiner, Wiesbaden 1968
Literatur
- Lars Johanson (Hrsg.): Kritische Beiträge zur Altaistik und Turkologie. Festschrift für Johannes Benzing (= Turcologica, Band 3). Harrassowitz, Wiesbaden 1988, ISBN 978-3-447-02766-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. hier.
- ↑ Seminar für Orientkunde ( vom 5. November 2016 im Internet Archive)
- ↑ Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/2431230
- ↑ Verzeichnis der Professorinnen und Professoren der Universität Mainz 1477-1973
- ↑
- ↑ Vgl. vierseitiges Entnazifizierungsdokument.
Personendaten | |
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NAME | Benzing, Johannes |
ALTERNATIVNAMEN | Benzing, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Turkologe |
GEBURTSDATUM | 13. Januar 1913 |
GEBURTSORT | Schwenningen |
STERBEDATUM | 16. März 2001 |
STERBEORT | Erdmannsweiler |