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Kriegsverbrechen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg

From Wickepedia


Die Kriegsverbrechen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg waren Verletzungen des Kriegsvölkerrechts von Seiten der Alliierten im Zweiten Weltkrieg, welche sich gegen die Zivilbevölkerung oder gegen Militärs der Achsenmächte richteten.

Regierungspolitik

Die Militärs der westlichen Alliierten wurden von ihren Regierungen angewiesen, die Genfer Konventionen einzuhalten. Sie gingen davon aus, einen gerechten Krieg zu führen. Auch wenn die Konventionen verletzt wurden und Kriegsverbrechen stattfanden, wurden keine schwerwiegendsten Kriegsverbrechen wie zum Beispiel Völkermord begangen.

Europa

Großbritannien

Auf ihrem Rückzug aus Belgien vor der rasch vorrückenden Wehrmacht 1940 töteten polnische Soldaten unter britischem Kommando den belgischen Radrennfahrer Julien Vervaecke (1899–1940). Dieser hatte sich als Besitzer einer Gaststätte in Menen gegen die Verwüstung derselben durch die Briten gewehrt. Am 24. Mai 1940 wurde er von den Soldaten gewaltsam verschleppt und wahrscheinlich am nächsten Tag im französischen Roncq erschossen.[1][2]

Wiederholt kam es zur Erschießung schiffbrüchiger deutscher Marinesoldaten durch Besatzungen britischer Kriegsschiffe.[3]

Nach der Versenkung des deutschen Zerstörers Z 12 Erich Giese durch die britischen Zerstörer HMS Cossack (F03) und HMS Foxhound (H69) am 13./14. April 1940 vor Norwegen wurde auf die deutschen Schiffbrüchigen geschossen.[4]

Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Griechenland versenkte am 12. Mai 1941 das britische U-Boot Rorqual (LCdr Dewhurst) den griechischen Motorsegler Osia Paraskevi (Οσία Παρασκευή), der sich auf dem Weg von Kastron (Limnos) nach Kavala befand. Den sieben griechischen Besatzungsmitgliedern wurde zuvor noch ermöglicht, ein Rettungsboot zu besteigen, während die 4 deutschen Soldaten mit Waffengewalt daran gehindert wurden. Nach Versenkung des Schiffes wurden die vier schwimmenden Deutschen mit Maschinengewehren erschossen.[5]

Am 9. Juli 1941 versenkte das britische Unterseeboot HMS Torbay (N79) einen deutschen Motorsegler vor Kreta. Sieben deutsche Soldaten, Angehörige einer Gebirgs-Division auf Kreta, die sich in ein Schlauchboot gerettet hatten, wurden auf Befehl des U-Boot-Kommandanten LtCdr. Miers mit Maschinengewehren erschossen. Der Erste Wachoffizier und ein Seemann weigerten sich, sich an der Erschießung zu beteiligen. Dasselbe Unterseeboot versenkte mehrere weitere deutsche Motorsegler und hinderte die Besatzungen daran, von Bord zu gehen. Es kam nie zu einem Verfahren gegen LtCdr Miers.[6]

Kanada

Laut Samuel W. Mitcham und Friedrich von Stauffenberg töteten im Juli 1943 auf Sizilien Soldaten des The Loyal Edmonton Regiment mehrere deutsche Gefangene in Leonforte.[7]

Während der Operation Overlord kam es nach den neuen Forschungen von Antony Beevor zu mehreren Fällen der Erschießung deutscher Kriegsgefangener, v. a. Angehöriger der Waffen-SS, durch kanadische Soldaten.[8] Diese Kriegsverbrechen stehen teils in unmittelbarem Zusammenhang mit dem an Kanadiern begangenen Massaker in der Abbaye d’Ardenne, das Kurt Meyer von der 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ zu verantworten hatte. Später beschuldigte Meyer die kanadischen Streitkräfte der 3. Kanadischen Infanterie-Division, während der Operation Overlord in Nordfrankreich 1944 die Haager Konventionen verletzt zu haben. Er behauptete, dass schon am 7. Juni Aufzeichnungen gefunden worden seien, welche angeordnet hätten, keine Gefangenen zu nehmen, sollten diese die Operationen behindern.[9] Kurt Meyer beruft sich auch auf Beweise von Bernhard Siebkens Kriegsverbrecherprozess, in dem die kanadische Infanterie beschuldigt wurde, bei mindestens einer Gelegenheit deutsche Soldaten erschossen zu haben, die während des Angriffs kapituliert hatten.[9] Beevor äußert ferner, wenn auch verklausuliert, den Verdacht, dass während der Schlacht um Falaise am 8. und 9. August gefangene SS-Soldaten der Division „Hitlerjugend“ ebenfalls von Angehörigen des II. kanadischen Korps getötet worden seien.[10]

C.P. Stacey, der offizielle kanadische Schlachthistoriker, berichtet, dass sich am 14. April 1945 das Gerücht verbreitet hatte, wonach der kommandierende Offizier der Argyll and Sutherland Highlanders of Canada von einem zivilen Scharfschützen getötet wurde. Daraufhin steckten die Highlander, in einem irrtümlichen Vergeltungsschlag, zivile Immobilien in Friesoythe in Brand.[11] Stacey schrieb später, dass die Highlander zuerst die deutschen Zivilisten von den Grundstücken entfernten und dann die Häuser in Brand setzten. Er kommentierte, dass er „zum Glück sagen kann, dass [er] nie von einem anderen, ähnlichen Fall hörte“.[12]

Frankreich

Maquis

Nach den „Operation Dragoon“-Landungen in Südfrankreich und dem Zusammenbruch der deutschen Militärbesatzung im August 1944 gelang es nur wenigen Deutschen, aus Frankreich zu fliehen, weshalb sich viele den Französischen Streitkräften im Inneren stellten. Die Résistance tötete einige ihrer deutschen Kriegsgefangenen, die meisten von ihnen waren Mitglieder der Gestapo oder der SS.[13]

Am 10. September 1944 brachten die Maquis 17 deutsche Kriegsgefangene in Saint-Julien-de-Crempse im Département Dordogne um, von denen 14 identifiziert werden konnten. Die Morde waren Vergeltungstaten für deutsche Morde an 17 Einwohnern des Dorfes St. Julien am 3. August 1944, welche ebenfalls aus Vergeltung wegen Aktivitäten der Résistance in der Umgebung von St. Julien begangen wurden, welche die damalige Heimat einer aktiven Maquis-Zelle war.[14]

Marokkanische Goumiers

Französisch-marokkanische Truppen des „Corps expéditionnaire français en Italie (CEF)“, auch als Goumiers bekannt, begingen massenhaft Verbrechen in Italien, während der Schlacht um Monte Cassino,[15] und in Deutschland. Laut europäischen Quellen wurden durch die Goumiers mehr als 12.000 Zivilisten, vor allem junge und alte Frauen sowie Kinder, entführt, vergewaltigt oder getötet.[16] Dieses Thema wurde auch im italienischen Film Und dennoch leben sie, mit Sophia Loren, behandelt.

Massenvergewaltigungen, Plünderungen und Übergriffe bei der Einnahme Südwestdeutschlands und Vorarlbergs

Französische Truppen begingen während und nach der Besetzung der Städte und Dörfer sehr häufig Vergewaltigungen, Plünderungen und andere Übergriffe, darunter Erschießungen.[17] Die französischen Offiziere ließen ihre Truppen meistens etliche Tage gewähren. In manchen Orten griffen sie jedoch nach einigen Tagen drastisch ein, indem sie, wenn es sich bei den Tätern um Kolonialsoldaten, marokkanische Goumiers, Algerier oder Senegalesen, handelte, sie wegen solcher Taten hinrichten ließen. Einwohner, die Anhänger des NS-Regimes waren oder gegen die Übergriffe protestierten, wurden in vielen Fällen Opfer von Tötungen oder Misshandlungen. Auch Geiselerschießungen fanden statt, so in Reutlingen, wo der Hauptmann des Sicherheitsdienstes der französischen Armee, Max Rouché (1902–1985) – von Beruf Professor der Germanistik in Bordeaux – am 24. April 1945 als Repressalie auf den vermuteten Attentatstod eines französischen Soldaten, der durch einen Verkehrsunfall starb, vier deutsche Zivilisten als Geiseln exekutieren ließ.[18] Unter den Städten, bei deren Einnahme Massenvergewaltigungen verübt wurden, waren Stuttgart, Pforzheim, Freudenstadt, Magstadt und viele andere.

Die württembergische Lazarettstadt Freudenstadt wurde nicht von deutschen Truppen verteidigt und war zur offenen Stadt erklärt worden. Dennoch erlitt die Stadt einen schweren französischen Bombenangriff. Französische Truppen beschossen sie am 16. und 17. April 1945 mit Spreng- und Brandgranaten; dann drangen Soldaten des 3. Marokkanischen Spahi-Regiments unter Major (später General) Christian de Castries kampflos in Freudenstadt ein. Sie und nachfolgende französische Einheiten plünderten bis zu fünf Tage. Sie legten zahlreiche Brände (darunter auch am Rathaus), verboten das Löschen und hinderten deutsche Löschwillige mit Waffengewalt daran.[19] Es kam zu zahlreichen Vergewaltigungen durch französisch-marokkanische Besatzungssoldaten.[20] Eine Ärztin, Renate Lutz, gab an, allein in ihrer Praxis seien über 600 vergewaltigte[21] Frauen zur Behandlung gewesen.[22]

Sowjetunion

Katyn-Denkmal


Die Sowjetunion hatte die Genfer Konventionen von 1929 bezüglich der Behandlung von Kriegsgefangenen nicht unterzeichnet. Das wirft unter Historikern die Frage auf, ob die sowjetische Behandlung der Kriegsgefangenen schon Kriegsverbrechen darstellten. Laut Quellenangaben wurden die Kriegsgefangenen der Achsenmächte „[nicht] einmal ansatzweise der Genfer Konventionen entsprechend behandelt“[23] und hunderttausende fielen der Gefangenschaft zum Opfer.[24] Trotzdem wurde diese Argumentation bei den Nürnberger Prozessen abgelehnt, mit der Begründung, dass die Haager Konventionen (welche die Genfer Konventionen von 1929 nicht ersetzten, aber erweiterten und, anders als die Konventionen von 1929, von der Sowjetunion ratifiziert wurden), sowie das sonstige Kriegsvölkerrecht für alle Nationen bindend seien.[25][26][27]

Weitere Fälle von Massenvergewaltigungen und anderen Kriegsverbrechen wurden während der Besetzung Ostpreußens und Danzigs,[28][29][30][31] in Teilen von Pommern und Schlesien und während der Schlacht um Berlin verübt.[32]

Beim Massaker von Katyn wurden im Frühjahr 1940 mehrere tausend polnische Offiziere von sowjetischen Truppen ermordet. Das Massaker war eine Aktion, welche von Josef Stalin befohlen und vom NKWD durchgeführt wurde. Insgesamt etwa 24.000 Polen kamen bei diesem Massaker ums Leben, vorwiegend aus der militärischen und der intellektuellen Elite des Landes.

Jugoslawien

In Jugoslawien kam es nach dem Sieg der jugoslawischen Volksbefreiungsarmee insbesondere in den Monaten Mai und Juni 1945 zu Massenhinrichtungen von Angehörigen der kroatischen Ustascha-Miliz, der kroatischen Domobrani, der slowenischen Domobranci, serbischer Tschetniks sowie deutscher Verbände; so z. B. beim sogenannten Massaker von Bleiburg. So wurden etwa 2000 Angehörige der 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“ bei Brežice erschossen. Tausende erschossene Slowenen, Kroaten und Serben liegen in Massengräbern, die erst in den Jahren seit dem Zerfall Jugoslawiens 1991 erforscht werden, darunter im Gottscheer Hornwald (Kočevski Rog), in Tezno oder im Barbara-Stollen bei Huda Jama. Angehörige der Wehrmacht starben 1945 zu Tausenden in sog. Sühnemärschen.[33][34][35][36]

Vereinigte Staaten von Amerika

Mehrere SS-Männer wurden im Konzentrationslager Dachau kurz nach der Befreiung von aufgebrachten US-Soldaten erschossen. Im Urteil der Historiker kam es zu folgenden Kriegsverbrechen der USA:

  • Das Massaker von Canicattì (Juli 1943): Mindestens sechs italienische Zivilisten wurden auf Anordnung von Lieutenant Colonel McCaffrey[37] umgebracht. Die daraufhin eingeleitete, geheime Ermittlung führte zu keiner Bestrafung McCaffreys. Weiterhin blieb der Vorfall lange Zeit unbekannt, bis Joseph S. Salemi von der New York University einen Artikel über das Thema publizierte[38][39].
  • Das Biscari-Massaker: Im Juli und August 1943 wurden von US-Truppen 76 unbewaffnete Kriegsgefangene (zwei Deutsche, 74 Italiener) getötet.[40][41]
  • Operation Teardrop: Acht von den überlebenden, gefangengenommenen Besatzungsmitgliedern des versenkten deutschen U-Bootes U 546 wurden vom US-Militärpersonal gefoltert. Der US-Historiker Philip K. Lundeberg schrieb, dass die Züchtigung und Folter der Überlebenden der U 546 eine einmalige Gewalttat war, mit dem Hintergrund, möglichst schnell Informationen über mögliche Raketenangriffe auf US-amerikanischen Boden von Seiten deutscher U-Boote zu erlangen.[42][43] Ähnliche Berichte gibt es jedoch auch über die Verhöre des Kommandanten von U 873, Friedrich Steinhoff, der sich deswegen am 20. Mai 1945 im Stadtgefängnis Charles Street Jail in Charlestown (Boston) das Leben nahm.[44]
  • Operation Overlord 1944: Nach Forschungen von Antony Beevor (veröffentlicht 2010), der mehrere Augenzeugenberichte brachte, begingen US-Soldaten, wie auch Kanadier und Briten, eine Reihe von Kriegsverbrechen, insbesondere die Erschießung deutscher Kriegsgefangener. Teils sei dies auf die Härte der Kämpfe zurückzuführen. Unter anderem handelte es sich um Angehörige der 82. und 101. Luftlandedivision.[45]
  • Ardennenoffensive: Nach dem Malmedy-Massaker wurde ein schriftlicher Befehl des Hauptquartiers des 328. Infanterie-Regimentes, datiert auf den 21. Dezember 1944, gefunden, welcher angab, keine SS-Truppen oder Fallschirmjäger als Gefangene zu nehmen, sondern sie bei Sichtkontakt sofort zu erschießen.[46]
  • Bei einem Massaker im belgischen Chenogne (ca. 8 km von Bastogne entfernt) erschossen amerikanische Soldaten am Neujahrstag 1945 rund 60 deutsche Kriegsgefangene aus der Wehrmacht,[47] nachdem sie den Befehl erhalten hatten, keine Gefangenen zu machen.[48]
  • Kämpfe im Reichsgebiet 1945: Als Major-General Raymond Hufft (U.S. Army) 1945 den Rhein überquerte, befahl er seinen Truppen, keine Gefangenen zu nehmen. Nach dem Krieg, als er über die von ihm autorisierten Kriegsverbrechen nachdachte, gab er zu, dass „wenn die Deutschen gewonnen hätten, wäre ich in Nürnberg angeklagt worden, anstelle von ihnen“.[49] Stephen Ambrose gab dazu an: „Ich habe weit über 1000 Veteranen befragt. Nur einer davon sagte, dass er einen Gefangenen erschoss […]. Vielleicht ein Drittel der Veteranen […] konnte sich jedoch an Vorfälle erinnern, wo sie sahen, wie andere GIs unbewaffnete deutsche Gefangene mit erhobenen Händen erschossen.“[50] Der Historiker Klaus-Dietmar Henke ermittelte durch die Auswertung diverser Quellen (Veteranen- und Verbandsschrifttum, vorliegende Publikationen, lokales Schrifttum und Aktenmaterial; letztere beiden Quellenmaterialien allerdings nur für Süddeutschland) „92 lokale Anhaltspunkte in Deutschland, wo – bei allem prinzipiellen Vorbehalt – amerikanische Kriegsverbrechen an deutschen Soldaten geschehen sein könnten.“[51] Als Beispiel, das er verifizieren habe können, verweist Henke auf die Tötung von möglicherweise 20 kriegsgefangenen SS-Soldaten in der Gemeinde Jungholzhausen (Landkreis Schwäbisch Hall) am 15./16. April 1945. Vermehrt seien solche Kriegsverbrechen dort aufgetreten, wo die Amerikaner noch Verluste in den letzten Kriegstagen hinnehmen hätten müssen – „wie zwischen Main, Neckar und Jagst.“ Der US-amerikanische Historiker Justin Michael Harris, der in seiner online einsehbaren Arbeit[52] den Motiven von Gefangenentötung durch US-Soldaten in Europa 1943 bis 1945 nachgeht, hat vor allem aus der amerikanischen Veteranenliteratur eine Anzahl von Fällen eruiert, bei denen einzelne Angehörige der Wehrmacht und der Waffen-SS, aber auch ganze Gruppen nach ihrer Gefangennahme aus unterschiedlichen Gründen getötet wurden; dabei werden die Einheiten, denen die Täter angehörten, ausnahmslos genannt. Henke urteilt insgesamt zur Forschungslage: „Die [US] Army selbst ist Hinweisen und Gerüchten dazu offenbar weder 1945 noch später nachgegangen, so daß dieses düstere Kapitel wohl nie zweifelsfrei geklärt und der Aura eines zwielichtigen Lieblingsthemas apologetischer Autoren entkleidet werden kann.“ (S. 926).
  • Im amerikanisch besetzten Bayern kam es nach dem Einmarsch zu zahlreichen Fällen von sexueller Gewalt.[53] Die Historikerin Miriam Gebhardt verweist auf 540 Einmarschberichte der katholischen Pfarrer der Erzdiözese München-Freising. Diese Berichte belegen drastisch, dass 1945 in fast jedem Dorf Vergewaltigungen stattfanden.[54]
  • Am 18. April 1945 ergab sich während der Schlacht um Nürnberg eine Kampfgruppe der Waffen-SS den Amerikanern. Die Gefangenen wurden zu einem Friedhof geführt und dort erschossen. Der Fall wurde nach Kriegsende polizeilich untersucht, der Polizeibericht spricht von acht Opfern.[55][56]
  • Im Massaker von Lippach wurden 36 frisch eingezogene Rekruten der Waffen-SS von Soldaten der US Army ermordet.
  • Am 1. Mai 1945 wurden sechs kriegsgefangene Angehörige der Waffen-SS in Haar (bei München) erschossen. Eine Anwohnerin versuchte noch erfolglos, die Tat zu verhindern, wurde aber von den Amerikanern weggeschickt. Die Erschossenen wurden auf dem örtlichen Friedhof beerdigt.[57][58]

Asien und Pazifikraum

„In den letzten Jahren des Krieges gegen Japan stand die Abneigung der Japaner aufzugeben im grausamen Einklang mit dem Desinteresse der Alliierten, Gefangene zu nehmen“ so John W. Dower, ein Sozialhistoriker des Pazifikkrieges.[59] Dower deutet an, dass den meisten japanischen Soldaten erzählt wurde, sie würden „getötet oder gefoltert“ werden, sollten sie in die Hände der Alliierten fallen.

Deswegen kämpften bei einer sich abzeichnenden Niederlage die meisten japanischen Soldaten bis zum Tod oder begingen Selbstmord.[60] Hinzu kam die Auffassung, dass es für einen japanischen Soldaten schändlich und schmachvoll wäre, sich zu ergeben, was die Tendenz des Kampfes bis zum Tode noch verstärkte. Selbst im Japanese Field Service Code stand, dass Aufgeben nicht zulässig sei.[61] Es gab damals auch weitverbreitete Berichte, dass japanische Gefangene alliierte Sanitäter, Feldärzte und Wachen mit versteckten Waffen töteten, nachdem sie sich ergeben hatten. Dies führte dazu, dass viele alliierte Soldaten das Nehmen von Gefangenen als zu riskant einstuften.[62]

China

Laut Rudolph Joseph Rummel gibt es wenige Informationen über die Behandlung japanischer Kriegsgefangener durch die NRA während des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges (1937–1945).[63]
Dennoch wurden neben chinesischen Zivilisten und Rekruten auch japanische Zivilisten von chinesischen Soldaten misshandelt. Die chinesischen Bauern hatten „oft nicht weniger Angst vor ihren eigenen Soldaten, als vor den Japanern“, so Rummel.[64] So starben 90 % der NRA-Rekruten an Krankheiten, Unterernährung oder den Folgen von Gewalt, noch bevor sie überhaupt mit der Grundausbildung anfingen.[65]

Folgendes sind Beispiele für von chinesischen Streitkräften verübte Kriegsverbrechen:

  • 1937 kam es in Shanghai zu gewalttätigen Übergriffen, Folter und Mord, von chinesischen Soldaten an japanischen Kriegsgefangenen und chinesischen Zivilisten, welche der Kollaboration bezichtigt wurden. Einige dieser Szenen wurden vom Schweizer Geschäftsmann Tom Simmen auf Bildern festgehalten.[66] (Die Fotos wurden 1996 von Simmens Sohn veröffentlicht und zeigen Soldaten der NRA bei willkürlichen Exekutionen durch Enthauptungen und Erschießungen, sowie bei öffentlicher Folter.)
  • Beim Tongzhou-Zwischenfall im August 1937 wechselten chinesische Soldaten, welche vorher von Japan rekrutiert worden waren, die Seiten und brachten 250 Zivilisten sowie 20 japanische Militärangehörige um.[63]
  • Im Mai 1943 ordneten die Nationalistischen Truppen in der Hubei-Provinz die Evakuierung und anschließende Plünderung ganzer Dörfer an. Zivilisten, die sich weigerten zu gehen oder dazu nicht mehr fähig waren, wurden getötet.[64]

Australien

Laut Mark Johnston war „das Töten von unbewaffneten Japanern normal“. Die australischen Befehlshaber versuchten Druck auf die Truppen auszuüben, damit diese Gefangene nehmen würden, die Soldaten zeigten sich jedoch äußerst unwillig, diesen Befehl auszuführen.[67] Laut Charles Lindbergh wurden Gefangene oft aus Flugzeugen geworfen und dann gesagt, sie hätten Selbstmord begangen.[68] Johnston zufolge war die Konsequenz aus diesem Verhalten, dass „einige japanische Soldaten zweifellos abgeschreckt waren, sich den Australiern zu ergeben“.[68]

Vereinigte Staaten von Amerika

Im Pazifik wurden sich ergebende japanische Soldaten oft absichtlich von den Amerikanern getötet. Richard Aldrich zufolge, welcher eine Studie über die von US und australischen Soldaten geführten Tagebücher veröffentlichte, gab es manchmal sogar Massaker an Kriegsgefangenen.[69] Dower erklärt, dass in „vielen Fällen […] Japaner, welche gefangengenommen wurden, gleich auf der Stelle, oder auf dem Weg in den Gefängnishof, erschossen wurden.“[61] Laut Aldrich war es eine übliche Praxis unter US-Truppen, keine Gefangenen zu nehmen.[69]

Diese Analyse wird vom britischen Historiker Niall Ferguson unterstützt,[70] der ebenfalls sagt, dass im Jahr 1943 „ein vertraulicher [US] Geheimdienstreport bemerkt, dass nur das Versprechen von Eiscreme und drei freien Tagen […] amerikanische Soldaten davon überzeugen würde, sich ergebende Japaner nicht umzubringen“.[71]

Laut Ferguson waren solche Praktiken unter anderem der Grund für die geringe Quote von gefangen genommenen zu getöteten Soldaten (etwa 1:100) Ende 1944. Im gleichen Jahr bemühten sich hochrangige alliierte Kommandeure, die „keine Gefangenen“-Einstellung unter ihren Soldaten zu unterbinden,[71] um japanische Soldaten zur Kapitulation zu bewegen. Der Hauptgrund hierfür war, dass durch die gängigen Praktiken die Gewinnung von Geheimdienstinformationen durch Gefangene eingeschränkt war. Laut Ferguson verbesserten die ergriffenen Maßnahmen der Kommandeure die Rate von gefangenen zu getöteten japanischen Soldaten bis Mitte 1945 auf 1:7. Dennoch war es bei der Schlacht um Okinawa von April bis Juni 1945 immer noch übliche Praxis unter US-Truppen, keine Gefangenen zu nehmen.[72]

Ulrich Straus, ein US-amerikanischer Japanologe, deutet an, dass die US-Truppen an der Front einen intensiven Hass auf das japanische Militärpersonal entwickelten, weshalb sie „nicht einfach zu überzeugen“ gewesen seien, Gefangene zu nehmen oder diese zu beschützen. Dies ist vor allem auf die damals gängige Auffassung zurückzuführen, dass sich ergebendes, alliiertes Militärpersonal „keine Gnade“ von den Japaner erfahren würde.[73] Alliierte Soldaten glaubten, dass die japanischen Soldaten dazu neigen würden, das Sich-ergeben vorzutäuschen, um dann Überraschungsangriffe durchzuführen.[73] Deswegen, nach Straus, „widersetzten sich leitende Offiziere der Anordnung, Gefangene zu nehmen, ausgehend davon, dass die amerikanischen Truppen einer unnötigen Gefahr ausgesetzt werden würden[…].“[73] Als in der Schlacht um Guadalcanal trotzdem Gefangene genommen wurden, merkte der Army-Verhörer Captain Burden an, dass viele Gefangene während des Transportes erschossen wurden, weil „es zu viel Ärger war, sie wegzubringen.“[74]

Ferguson deutet an, dass „es nicht nur die Angst vor Disziplinarmaßnahmen oder eine Frage der Ehre war, was die deutschen oder japanischen Soldaten vor dem Sich-ergeben aufhielt. Viel wichtiger war die Ansicht der meisten Soldaten, dass die Gefangenen eh von dem Gegner getötet werden würden, so könne man auch einfach weiter kämpfen.“[75]

Der amerikanische Historiker James J. Weingartner führt die äußerst geringe Anzahl von Japanern in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft auf zwei wichtige Faktoren zurück. Diese waren zum einen die Abneigung der Japaner sich zu ergeben und zum anderen eine weit verbreitete rassistische „Ansicht, dass die Japaner ‚Tiere‘ oder ‚Untermenschen‘ wären und somit eine den Kriegsgefangenen angemessene Behandlung nicht verdienten“.[76] Ein letzter Grund wird von Ferguson unterstützt, der sagt, dass „Alliierte Truppen die Japaner so sahen, wie die Deutschen die Russen sahen – als Untermenschen.“[77]

Die Verstümmelung japanischer Leichen

Die alliierte Praxis japanische Körperteile zu sammeln, geschah in solch „einer Größenordnung, die selbst die alliierten Militärbehörden während des Konflikts besorgte und über die ausgiebig von der amerikanischen und japanischen Kriegspresse berichtet und kommentiert wurde.“[78]

Das Sammeln von japanischen Körperteilen begann relativ früh im Krieg, woraufhin im September 1942 ein Befehl für Disziplinarmaßnahmen gegen das Sammeln solcher „Souvenirs“ gegeben wurde.[79]

Als japanische Überreste von den Marianen zurückgesandt wurden, fehlte bei rund 60 % der Leichen der Kopf.[80]

Der Judge Advocate General (JAG) der US-Armee erklärte in einem Memorandum vom 13. Juni 1944, dass „solche grausamen und brutalen Methoden“, zusätzlich zu ihrer Widerwärtigkeit, Verletzungen des Kriegsrechtes darstellten. Er empfahl die Verbreitung einer Direktive an alle Kommandanten, welche betonen sollte, dass „die Misshandlung von gegnerischen Kriegstoten eine eklatante Verletzung der Genfer Konventionen von 1929 seien, welche besagte: Nach jedem Engagement soll der Kriegsteilnehmer, welcher in Besitz des Feldes bleibt, Maßnahmen unternehmen, um Verwundete und Tote zu suchen und sie vor Raub und Misshandlung zu schützen.“

Diese Praktiken waren außerdem eine Verletzung der ungeschriebenen, üblichen Regeln der Landkriegsführung und konnten zur Todesstrafe führen.[81] Eine Woche später wurde dieser Punkt vom U.S. Navy JAG bestätigt, welcher außerdem hinzufügte, dass „das grausame Verhalten von einigem US-Personal zu einer Vergeltung der Japaner führen könnte, welche unter internationalem Recht verurteilt werden würde.“[81]

Vergewaltigungen

Es gab Anschuldigungen, dass einige US-Soldaten okinawanische Frauen während der Schlacht um Okinawa (1945) vergewaltigt hätten.[82]

Der okinawanische Historiker (und ehemaliger Direktor der Okinawa Prefectural Historical Archives) Oshiro Masayasu schreibt, auf Basis jahrelanger Forschung:

„Kurz nachdem die US-Marines landeten, fielen alle Frauen eines Dorfes auf der Motobu-Halbinsel in die Hände der amerikanischen Soldaten. Zum damaligen Zeitpunkt waren nur Frauen, Kinder und alte Menschen im Dorf, da alle jungen Männer für den Krieg mobilisiert worden waren. Kurz nach der Landung ‚mischten‘ die Marines das gesamte Dorf ‚auf‘, fanden aber keine Anzeichen von japanischen Streitkräften. Die Situation ausnutzend, begannen sie eine ‚Jagd auf Frauen‘, mitten am Tag, und wer sich im Dorf, oder in benachbarten Luftschutzbunkern, versteckte, wurde eine nach der anderen herausgezogen.“[83]

Trotzdem waren japanische Zivilisten „oft erstaunt über die vergleichsweise humane Behandlung die sie vom amerikanischen Feind erhielten.“[84][85] Laut Mark Selden und Laura Hein (in Islands of Discontent: Okinawan Responses to Japanese and American Power) „verfolgten [die Amerikaner] keine Methoden wie Folter, Vergewaltigung und Mord an Zivilisten, vor denen die japanischen Militärs gewarnt hatten.“[86]

Nachdem die Japaner die Präfektur Kanagawa aufgaben, gab es während der ersten zehn Tage der Okkupation 1336 berichtete Vergewaltigungen.[82]

Instrumentalisierung durch Holocaustleugner

Der Fokus auf tatsächliche oder vermeintliche von Alliierten verübte Verbrechen während des Krieges ist auch Bestandteil in der Literatur von Holocaustleugnern, insbesondere in Ländern, in denen das Leugnen des Holocausts verboten ist.[87] Laut der Historikerin Deborah Lipstadt steht das Konzept von „vergleichbaren alliierten Fehlern“ so wie die Vertreibungen und die alliierten Kriegsverbrechen im Mittelpunkt und ist ein sich fortlaufend wiederholendes Thema von kontemporärer Holocaustleugnung; ein Phänomen, welches sie „immoralische Äquivalenzen“ nennt.[88]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Deutsche Radfahrer. 18. Juni 1941.
  2. Patrick Cornillie, Rik Vanwalleghem: Karel van Wijnendaele. Lannoo Uitgeverij, 2006, ISBN 90-209-6547-6.
  3. Württembergische Landesbibliothek Stuttgart: Tötung von Schiffbrüchigen.
  4. Alfred de Zayas: Die Wehrmacht-Untersuchungsstelle. Dokumentation alliierter Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg. 7. erw. Auflage Langen Müller, München 2001, S. 368–376.
  5. Alfred de Zayas (2001), S. 377–380.
  6. Paul Chapman: Submarine Torbay. Hale, London 1989, S. 59–67.
  7. Samuel W. Mitcham und Friedrich von Stauffenberg. Die Schlacht von Sizilien.
  8. Antony Beevor: D-Day. Die Schlacht um die Normandie. C. Bertelsmann Verlag, München 2010, ISBN 978-3-570-10007-3, S. 198 f., S. 288.
  9. 9.0 9.1 Meyer (1957), S. 233.
  10. Antony Beevor: D-Day. S. 460.
  11. Stacey (1960), S. 558.
  12. Stacey 1982, S. 163–164.
  13. Antony Beevor: D-Day. Viking, 2009, S. 447.
  14. After the Battle. Magazine, Ausgabe 143.
  15. Italian women win cash for wartime rapes Toter Link.
  16. „1952: Il caso delle „marocchinate“ al Parlamento“.
  17. Ian Kershaw: Das Ende. Kampf bis in den Untergang. NS-Deutschland 1944/45. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2011, ISBN 978-3-421-05807-2, S. 417; Marc Hillel: L'occupation française 1945-1949. Balland 1983, S. 107; Friedrich Blumenstock: Der Einmarsch der Amerikaner und Franzosen im nördlichen Württemberg im April 1945. Stuttgart 1957, S. 231ff.
  18. Fakten und Hintergründe zur Reutlinger Geisel-Erschießung 1945. In: Reutlinger General-Anzeiger. 16. April 2005, abgerufen am 30. Oktober 2016.
  19. Hans Rommel: Vor Zehn Jahren. 16/17 April 1945. Wie es zur Zerstörung von Freudenstadt gekommen ist. Verlag Oskar Kaupert, Freudenstadt 1955, DNB 454186762. (Freudenstädter Heimatblätter Beiheft 1).
  20. Annette Bruhns: Der Krieg gegen die Frauen. (Memento des Originals vom 1. Dezember 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.spiegel.de auf: spiegel.de, 2005.
  21. Annette Bruhns: Der Krieg gegen die Frauen. Hrsg.: Spiegel Special. Nr. 2, 2005, Der Ostfeldzug, S. 84.
  22. Margarete Dörr: „Wer die Zeit nicht miterlebt hat…“. Frauenerfahrungen im Zweiten Weltkrieg und in den Jahren danach. Campus Verlag, 1998, ISBN 3-593-36095-0, S. 575.
  23. Case Study: Soviet Prisoners-of-War (POWs), 1941–1942. Webseite von Gendercide Watch.
  24. Matthew White: Source List and Detailed Death Tolls for the Twentieth Century Hemoclysm: Stalin.
  25. POWs and the laws of war: World War II legacy. Educational Broadcasting Corporation, 2003.
  26. Jennifer K. Elsea (Legislative Attorney American Law Division): Federation of American Scientists CRS Report for Congress. Lawfulness of Interrogation Techniques under the Geneva Conventions. (PDF; 183 kB). 8. September 2004, S. 24, erster Paragraph (siehe auch: Fußnoten 93 und 87).
  27. Prozess Oberkommando der Wehrmacht. 30. Dezember 1947 bis 28. Oktober 1948, Part VIII (Memento vom 2. Oktober 2008 im Internet Archive).
  28. James Mark: Remembering Rape: Divided Social Memory and the Red Army in Hungary 1944–1945. In: Past & Presen. 188, 2005, S. 133–161.
  29. William I. Hitchcock: The Struggle for Europe: The Turbulent History of a Divided Continent, 1945–2002. Exzerpt, Kapitel Eins (Memento vom 13. März 2007 im Internet Archive), 2003, ISBN 0-385-49798-9.
  30. Alfred de Zayas: A Terrible Revenge: The Ethnic Cleansing of the East European Germans, 1944–1950. 1994, ISBN 0-312-12159-8.
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