Kurt Kühme Kurt Kühme (erste Reihe, Mitte, aus Betrachtersicht rechts von Hitler) als Leiter der Reichsführerschule der SA im Kreise der Teilnehmer eines Kurses im Juni 1931
Kurt Kühme (* 27. August 1885 in Lötzen, Ostpreußen; † 25. Dezember 1944 bei Hallschlag, Eifel[1]) war ein deutscher Generalmajor, Freikorpsführer sowie Politiker der NSDAP und SA-Obergruppenführer[1].
Leben
Jugend und Erster Weltkrieg
Nach dem Schulbesuch wurde Kurt Kühme zunächst im Kadettenkorps erzogen. und am 22. März 1903 als Portepeefähnrich dem 10. Lothringischen Infanterie-Regiment Nr. 174 der Preußischen Armee überwiesen. Er avancierte Mitte August 1913 zum Oberleutnant und war dann zur weiteren Ausbildung zum Lehr-Infanterie-Bataillon kommandiert.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges stand Kühme als Chef der Stabswache im Großen Hauptquartier der deutschen Obersten Heeresleitung vor. In dieser Eigenschaft wurde er noch im ersten Kriegsjahr mit dem Eisernen Kreuz beider Klassen ausgezeichnet. Von 1915 bis ins Jahr 1917 führte Kühme eine Kompanie seines Stammregiments. Anschließend kommandierte er bis Kriegsende das I. Bataillon im Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 261. Am 25. Juni 1915 wurde Kühme zum Hauptmann befördert und am 30. August 1918, kurz vor Kriegsende, wurde er mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnet.[1]
Zwischenkriegszeit
Nach dem Krieg führte Kühme das nach ihm benannte schlesische Freikorps Kühme. Mit diesem nahm er 1919 und 1920 an Grenzkämpfen mit Polen und an der Niederschlagung des Ruhraufstandes teil.
Nach der Beteiligung am Kapp-Putsch in und um Berlin im März 1920 zog das Freikorps Kühme nach Westfalen, um an der Zerschlagung des Arbeiterstreiks im Ruhrgebiet mitzuwirken. Nach der Stabilisierung der Weimarer Republik wurden die Freikorps aufgelöst. 1920 erfolgte die Entlassung mit einer Charakterisierung als Major.[2] Das Freikorps Kühme übergab einen Teil seiner Ausrüstung Ende Mai 1920 an das 2. Bataillon Reichswehr Jägerregiment Nr. 30 in Eilenburg bei Leipzig. Im Preußischen Landwirtschaftsministerium war eine Vermittlungsstelle für Heeresentlassene eingerichtet worden. Auch Kurt Kühme, der Land zum Siedeln für seine Leute suchte, meldete sich dort. Er erhielt den staatlichen Teil des Müggenburger Moores bei Ehlershausen zugewiesen. Im Juni 1920 begann die Besiedlung in der Gegend, die heute noch den Namen „Jägerheide“ führt, mit etwa 250 Mann. Gegen Ende 1922 entstanden Zwistigkeiten zwischen Kühme mit der Mehrzahl der ehemaligen Offiziere sowie einer Anzahl von Mannschaften. Fast alle ehemaligen Freikorpsmitglieder verließen daraufhin das von ihnen begonnene Werk, sodass schließlich nur ein kleiner Teil zurückblieb.[3]
Von 1925 bis 1930 leitete Kühme die Volkssportschule[4] in Wünsdorf. Nachdem er Anschluss an die NS-Bewegung gefunden hatte, leitete er vom 31. März 1931 bis zum 13. April 1932 und erneut vom 1. Juli 1932 bis zum 30. Juni 1934 die Reichsführerschule der SA in München. In der SA wurde er nacheinander zum Gruppenführer (1931) und zum Obergruppenführer (27. Juni 1933) ernannt.
Einige Monate nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 wurde Kühme am 27. Juni 1933 als SA-Obergruppenführer in die Adjutantur der Obersten SA-Führung berufen. Von 1937 bis 1942 amtierte Kühme als Chef des Amts Wehrsport im Hauptamt Kampfspiele der Obersten SA-Führung.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im Frühling 1938 wurde Kühme von der SA-Führung vergeblich als Reichstagsabgeordneter vorgeschlagen. In diesem Jahr gehörte er auch kurzzeitig dem Volksgerichtshof als Ehrenrichter an.
Im Juli 1938 wurde Kühme der Wehrmacht zur Verfügung gestellt.
Zweiter Weltkrieg
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde Kühme zunächst vom 10. September 1939 bis zum 24. Februar 1940 als Feldkommandant in Lodz eingesetzt. Anschließend wurde er mit dem Kommando über das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 79 betraut, das er bis zum 21. Juli 1940 führte. Nachdem er kurzzeitig der Führerreserve (Wehrkreis Kommando VIII) angehört hatte, kommandierte Kühme vom 30. Juli 1940 bis zum 16. Oktober 1941 das Infanterieregiment 306.
Nachdem er erneut kurzzeitig der Führerreserve (Wehrkreiskommando VIII) angehört hatte, kommandierte Kühme vom 26. Oktober 1941 bis zum 2. Mai 1942 das Grenadier-Regiment 454 der 254. Infanterie-Division. Danach führte er bis zum 1. Juli desselben Jahres in der gleichen Infanterie-Division das Infanterie-Ersatz-Bataillon 454.
Parallel dazu hatte er am 1. Februar 1942 das Amt des Inspektors der SA-Pioniere übernommen, das er bis zu seinem Tod innehaben sollte. Anschließend führte er vom 1. Juli 1942 bis zum 15. Dezember 1942 das Grenadier-Regiment 677 der 332. Infanterie-Division.
Am 1. Oktober 1942 erfolgte die Beförderung Kühmes zum Obersten zur besonderen Verwendung. Am 15. Dezember 1942 übernahm er das Kommando über das Reserve-Grenadier-Regiment 252 der 148. Reserve-Division, das er bis zum 11. Mai 1943 führte. Am 24. März 1943 wurde Kühme als Ersatzmann für den ausgeschiedenen Abgeordneten Werner Schwarz zum Reichstagsabgeordneten für den Wahlkreis 19 (Hessen-Nassau) ernannt.
Vom 11. Mai 1943 bis zum 4. Juni 1943 führte Kühme das Grenadier-Regiment 869 der 356. Infanterie-Division. Nachdem er einige Wochen lang der Führerreserve des Oberkommando des Heeres (OKH) angehörte hatte, wurde er am 26. September der Heeresgruppe Mitte zugeteilt, um am 13. Oktober 1943 das Grenadier-Regiment 406 der 201. Sicherungs-Division zu übernehmen, das er bis zum 29. Juli 1944 führte. Danach wurde er abermals für einige Monate der Führerreserve zugeordnet. Am 9. Oktober 1944 wurde Kühme mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet.
Am 25. Dezember 1944, wenige Tage nach seiner am 19. Dezember 1944 erfolgten Ernennung zum vorläufigen Kommandeur des Division z. b. V. 406 (ehemals 406. Landesschützen-Division), fiel Kühme bei Kampfhandlungen, genauso wie auch der vorherige Divisionskommandeur Gerd Scherbening. Am 25. Januar 1945 wurde er posthum zum Generalmajor zur besonderen Verfügung ernannt.[1]
Literatur
- Röhms Vermächtnis an die Reichswehr. Die Oberste SA-Führung vor der Mordaktion des 30. Juni 1934. In: Hitler treibt zum Krieg. Antifaschistische Literatur in der Bewährung. 2. Auflage, Reprint. 1. Akademie-Verlag Berlin 1979. DNB
- Erich Stockhorst: 5000 Köpfe. Wer war was im 3. Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1 (Unveränderter Nachdruck der ersten Auflage von 1967).
- Ernst Kienast (Hrsg.): Der Großdeutsche Reichstag 1938, IV. Wahlperiode. R. v. Decker's Verlag, G. Schenck, Ausg. Juni 1943, Berlin.
- Edgar von Schmidt-Pauli: Geschichte der Freikorps 1918–1924: Nach amtlichen Quellen, Zeitberichten, Tagebüchern und persönlichen Mitteilungen hervorragender Freikorpsführer. Stuttgart 1936, S. 359.
- Hagen Schulze: Freikorps und Republik 1918–1920. in: Wehrwissenschaftliche Forschungen/ Abteilung Militärgeschichtliche Studien, Bd. 8, Boldt, Boppard am Rhein 1969, S. 322. DNB
Weblinks
- Kurt Kühme in der Online-Version der Edition Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik
- RFS-SS-Lehrgang-Abschlussfoto, mit Himmler, Hitler, Kühme, 1932
Einzelnachweise
- ↑ 1.0 1.1 1.2 1.3 Samuel W. Mitcham: German Order of Battle: 291st-999th Infantry divisions, named infantry divisions, and special divisions in World War II. Stackpole Books, 2007, ISBN 978-0-8117-3437-0, S. 105 (google.de [abgerufen am 1. Mai 2019]).
- ↑ Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres 1939–1945. Podzun-Pallas-Verlag, Friedberg 1956, s. 191
- ↑ Blazek, Matthias: „Jägerregiment Freikorps Kühme“, in: Matthias Blazek, Wolfgang Evers: Dörfer im Schatten der Müggenburg. Adelheidsdorf und seine Nachbardörfer. Eine Chronik, Eigenverlag List Druck, Adelheidsdorf 1997, S. 437–444.
- ↑ Arnd Krüger & Frank v. Lojewski: Ausgewählte Aspekte des Wehrsports in Niedersachsen in der Weimarer Zeit, in: H. LANGENFELD & S. NIELSEN (Hrsg.): Beiträge zur Sportgeschichte Niedersachsens. Teil 2: Weimarer Republik. (⇐ Schriftenreihe des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte, Bd. 12) Hoya: NISH 1998, S. 124–148.
Personendaten | |
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NAME | Kühme, Kurt |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Generalmajor, Politiker (NSDAP), MdR und SA-Führer |
GEBURTSDATUM | 27. August 1885 |
GEBURTSORT | Lötzen, Ostpreußen |
STERBEDATUM | 25. Dezember 1944 |
STERBEORT | Hallschlag, Eifel |