Toggle menu
Toggle personal menu
Not logged in
Your IP address will be publicly visible if you make any edits.

Marianne Koch

From Wickepedia

Marianne Koch (2018) auf dem Deutschen Seniorentag in Dortmund Marianne Elisabeth Koch (* 19. August 1931 in München) ist eine deutsche Ärztin und Buchautorin sowie ehemalige Filmschauspielerin. Ihren Durchbruch hatte sie 1955 als Dorothea „Diddo“ Geiss in Helmut Käutners Des Teufels General.

Leben

Herkunft und Ausbildung

Marianne Koch wurde als älteres der zwei Kinder der Pianistin Mathilde Aumüller in München geboren. Sie und ihr Bruder Rudolf entstammen einer Beziehung ihrer Mutter zu dem Arzt Rudolf Schindler, der bereits verheiratet war. Sie wuchs in Geiselgasteig auf. Als Marianne zwei Jahre alt war, heiratete ihre Mutter den Kaufmann Rudolf Koch. Obwohl diese Ehe nur kurze Zeit hielt, nahm sie den Nachnamen ihres Stiefvaters an.

Vom 31. Januar bis 6. April 1934 war Schindler nach einer Denunziation, konstruierten Vorwürfen und einer angeblich kritischen Äußerung gegenüber der Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei im Münchner Zentralgefängnis in Schutzhaft genommen worden. Er emigrierte nach seiner durch Kollegen erwirkten Freilassung aus dem KZ Dachau im Sommer 1934 mit seiner eigenen Familie nach Chicago und wurde zu einer der führenden Persönlichkeiten der US-amerikanischen Gastroenterologie.

Mit 17 Jahren legte Marianne Koch, nachdem sie zwei Klassenstufen übersprungen hatte, 1949 die Abiturprüfungen ab.[1] Danach begann sie ein Medizinstudium. In den Semesterferien jobbte sie im Kopierwerk der Bavaria-Filmstudios. Hierbei wurde sie für den Film entdeckt. Koch unterbrach daraufhin das Medizinstudium wegen ihrer Filmkarriere nach dem Physikum. Mit 22 Jahren heiratete sie 1953 den Arzt Gerhard Freund.

Während Kochs Dreharbeiten in den USA nahm sie erstmals Kontakt zu ihrem leiblichen Vater Rudolf Schindler auf. Nachdem dessen Frau gestorben war, heiratete er Marianne Kochs Mutter.[1] Kochs Eltern kehrten nach kurzer Zeit in den USA 1965 nach Deutschland zurück, wo Schindler 1968 starb.

Karriere bei Film und Fernsehen

In den Semesterferien 1950 wurde Koch von Regisseur Viktor Tourjansky entdeckt, der für seinen Film Der Mann, der zweimal leben wollte nach einem „herben Backfisch“ suchte. Ohne Schauspielstudium und Bühnenerfahrung überzeugte sie durch Ungezwungenheit und Spontaneität, so dass zahlreiche weitere, auch anspruchsvolle Rollen folgten.

Bis 1970 spielte Koch in rund 70 Filmen. Sie hatte einige internationale Auftritte. So war sie etwa 1954 die Partnerin von Gregory Peck im Spionagethriller Das unsichtbare Netz und spielte 1964 an der Seite von Clint Eastwood in dem Italo-Western Für eine Handvoll Dollar. Für ihre Darstellung der Dorothea „Diddo“ Geiss in Helmut Käutners Des Teufels General erhielt sie 1955 das Filmband in Silber für die Beste Nebendarstellerin. 1957 spielte sie in Vater sein dagegen sehr die Braut des fast 30 Jahre älteren Heinz Rühmann. 1963 verkörperte sie in dem Straßenfeger Tim Frazer von Francis Durbridge die weibliche Hauptrolle. Erfolg hatte sie vor allem als verlässlicher Kumpeltyp im deutschen Film, als patente Landärztin (1958) und als Die Journalistin in der gleichnamigen Fernsehserie (1970). Koch, die nach eigener Bekundung „die ‚brave Frau‘ des Deutschen Films“ war, „weil mich das Publikum so haben wollte“, durchbrach dieses Klischee 1968 in der Rolle einer freimütigen Lesbe in Schreie in der Nacht.

Zudem gehörte sie zur Stammbesetzung des TV-Ratespiels Was bin ich? mit Robert Lembke. Das gesamte Rateteam erhielt 1967 die Goldene Kamera. Von 1974 bis 1982 war sie Moderatorin der Talkshow 3 nach 9. Viele Jahre trat sie im Werbefernsehen für ADO-Gardinen („die mit der Goldkante“), Gillette, Jacobs-Kaffee, Martini und Lux-Seife auf. In den Jahren des Wirtschaftswunders war Marianne Koch eines der bekanntesten Gesichter der bundesdeutschen Werbebranche.

Medizinstudium und Tätigkeit als Internistin

1971 nahm Marianne Koch ihr Medizinstudium wieder auf, mit 43 Jahren legte sie das Staatsexamen ab. 1978 wurde sie an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München „summa cum laude“ promoviert. Von 1985 bis 1997 arbeitete sie als Internistin in ihrer eigenen Praxis in München.[2][3][4]

Seit 1995 ist sie die Schirmherrin der Deutschen Hochdruckliga. Von 1997 bis 2011 war sie Präsidentin der Deutschen Schmerzliga und ist seitdem deren Ehrenpräsidentin. Außerdem ist sie seit 2020 Kuratorin in der Stiftung Allgemeinmedizin.

Medizinische Ratgebertätigkeit

Seit 1999 veröffentlicht Marianne Koch mehrere Gesundheitsratgeber, darunter Mein Gesundheitsbuch, Körperintelligenz und Die Gesundheit unserer Kinder. Diese Bücher erfuhren teilweise mehrere Auflagen und einige davon auch Übersetzungen in Fremdsprachen.

Seit 2001 gestaltet sie im Programm Bayern 2 die wöchentliche Sendung Notizbuch – Gesundheitsgespräch zu medizinischen Schwerpunktthemen mit telefonischer Hörerbeteiligung, zuerst mit dem Medizinjournalisten Werner Buchberger, seit 2016 mit den Moderatoren Ulrike Ostner und Klaus Schneider.[5][6]

Privates

Marianne Koch heiratete 1953 den Mediziner Gerhard Freund (1925–2008),[7][8] mit dem sie zwei Söhne hat. Die Ehe zerbrach 1973 an dessen Beziehung mit Petra Schürmann. Ihr 1957 geborener Sohn Thomas Freund starb 2016.[9][10] Ab Mitte der 1970er Jahre bis zu seinem Tod im Juli 2019 war der Publizist Peter Hamm Kochs Lebensgefährte.[11] 2018 sendete der Bayerische Rundfunk in der Reihe Lebenslinien eine Fernsehdokumentation über Marianne Koch.[1] Marianne Koch lebt seit 1973 in Tutzing am Starnberger See.[12]

Filmografie

Kino

Fernsehfilme und Serien (Auswahl)

  • 1956: Die Entführung aus dem Serail
  • 1962: Curd Jürgens erzählt... – 1. Spaghetti (Fernsehserie)
  • 1963: Tim Frazer (Durbridge-Sechsteiler)
  • 1967: Der Tod läuft hinterher (TV-Dreiteiler)
  • 1967–1968: Valerie und das Abenteuer (Valérie et l'aventure, Fernsehserie, 13 Folgen)
  • 1969: Der Kommissar – 6. Die Pistole im Park (Fernsehserie)
  • 1969: Der rasende Lokalreporter (Fernsehserie, 3 Folgen)
  • 1970: Tournee – 4. Die Night-Stars in Marokko (Fernsehserie)
  • 1970–1971: Die Journalistin (Fernsehserie, 13 Folgen)
  • 1971: Glückspilze (Fernsehfilm für die Glücksspirale)
  • 1977: Loriot – 4. "Ruhe bitte" – Intime Blicke in die Fernsehstudios (Fernsehreihe)
  • 1984: Reserl am Hofe (Erzählerin)

Fernsehshows (Auswahl)

Hörspiele

  • 1955: Wolfgang Becker, Per Schwenzen: Hundert Minuten zu früh (Lilly Goodfrey) – Regie: Heinz-Günter Stamm (BR) – Erstsendung: 7. Juni 1955
  • 1956: Walter Jensen. Story (Lea, seine Frau) – Regie: Heinz-Günter Stamm (BR) – Erstsendung: 14. Aug. 1956
  • 1958: Alix du Frênes: Der Lerchengarten (Franziska Ahlweiler) – Regie: Heinz-Günter Stamm (BR) – Erstsendung: 5. Mai 1959

Auszeichnungen

Schriften

  • mit Ditta Gertler und Kurt Rittig: Darauf kommt es an! Für junge Damen über Kosmetik, Mode, guten Benimm. Conté, Frankfurt am Main 1955.
  • Das Vergnügen zu verreisen. Schwann, Düsseldorf 1972, ISBN 978-3-508-00227-1.
  • Histaminfreisetzung nach rascher Infusion von Plasmasubstituten. Dissertationsschrift. München 1978.
  • Mein Gesundheitsbuch. Dtv, München 1999, ISBN 978-3-423-24151-9 (6., durchges. Aufl.: dtv 2004, ISBN 978-3-423-24421-3).
  • Tief einatmen. Eine Entdeckungsreise in den Körper. Hanser, München 2001, ISBN 978-3-446-20013-5.
  • Körperintelligenz. Was Sie wissen sollten, um jung zu bleiben. Dtv, München 2003, ISBN 978-3-423-24366-7.
  • Die Gesundheit unserer Kinder. Dtv, München 2007, ISBN 978-3-423-24588-3.
  • als Mitherausgeberin: Weißbuch Schmerz. Eine Bestandsaufnahme der Versorgungssituation von Patienten mit chronischem Schmerz in Deutschland. Thieme, Stuttgart / New York 2008, ISBN 978-3-13-149911-0.
  • Das Herz-Buch. dtv, München 2011, ISBN 978-3-423-24870-9.
  • Das Vorsorge-Buch. dtv, München 2016, ISBN 978-3-423-26135-7.
  • Unser erstaunliches Immunsystem. dtv, München 2020, ISBN 978-3-423-28227-7.
  • Alt werde ich später. dtv, München 2021, ISBN 978-3-423-28298-7.

Daneben sind im Verlag Gräfe und Unzer mehrere Themenbände zu ihrer Radiosendung Gesundheitsgespräche erschienen.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1.0 1.1 1.2 Lebenslinien: Marianne Koch – Ärztin auf dem roten Teppich. In: br.de. Abgerufen am 26. Dezember 2019.
  2. Marianne Koch, referenten.de, abgerufen am 13. September 2021
  3. Gabi Zierz: Marianne Koch gibt Tipps fürs Alter. merkur.de, 5. November 2017.
  4. Vom roten Teppich in die eigene Praxis: Marianne Koch wird 90. br.de, 9. August 2021.
  5. Bayerischer Rundfunk: Gesundheitsgespräch: Sprechende Medizin mit Kopf und Herz. Abgerufen am 21. Januar 2018.
  6. Das Gesundheitsgespräch als Podcast-Download
  7. Augsburger Allgemeine: Schwerer Schlag für Petra Schürmann. Abgerufen am 19. März 2021.
  8. Süddeutsche Zeitung: Die Villa, der Pflichtteil und die Klage. Abgerufen am 19. März 2021.
  9. Christian Deussing: Starnberg: Die Villa, der Pflichtteil und die Klage. sueddeutsche.de, 14. März 2011
  10. Todesanzeige von Thomas Freund, sueddeutsche.de, 28. September 2016
  11. „Ich bin im Vollstress!“: Marianne Koch wird 85. dpa-Meldung vom 13. August 2016, online abgerufen bei der Neuen Osnabrücker Zeitung am 14. August 2016
  12. Peter Schiebel: Dr. Marianne Koch spricht über ihre Heimat Starnberger See. „Fühle mich hier sehr gut aufgehoben“. In: Münchner Merkur. Online-Ausgabe vom 18. August 2021, abgerufen am 11. September 2021.
  13. Der Backfisch und sein Star. Süddeutscher Rundfunk (SDR), abgerufen am 5. Februar 2023.
  14. Ralf Empl: Bayerischer Verdienstorden: Verleihung 2017. Abgerufen am 13. Juli 2017.
  15. Bundesverdienstkreuz für Marianne Koch. ÄrzteZeitung, 1. März 2023, abgerufen am 2. März 2023.
  16. Neue Ehrenbürgerin in Tutzing. In: merkur.de. 31. Juli 2023, abgerufen am 1. August 2023.