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Martin Kneser

From Wickepedia
File:Martin Kneser.jpeg
Martin Kneser, 1973

Martin Kneser (* 21. Januar 1928 in Greifswald; † 16. Februar 2004 in Göttingen) war ein deutscher Mathematiker, der sich mit Algebra (speziell quadratischen Formen) beschäftigte.

Leben und Werk

Martin Kneser war der Sohn des Mathematikers Hellmuth Kneser und Enkel von Adolf Kneser. Er studierte ab 1945 in Tübingen, Göttingen und Berlin und wurde 1950 in Berlin bei Erhard Schmidt mit der Dissertation Über den Rand von Parallelkörpern promoviert. 1951 war Kneser Assistent an der Westfälische Wilhelms-Universität Münster bei Martin Eichler und ab 1952 in Heidelberg, wo er sich 1953 mit der Arbeit Abschätzung der asymptotischen Dichte von Summenmengen habilitierte und bis 1958 als Privatdozent lehrte. Vom 1. April bis zum 31. Dezember 1958 fungierte er als Extraordinarius für Mathematik an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Ab 1959 war er Professor in München und von 1963 bis zu seiner Emeritierung 1993 in Göttingen.

1966 wurde er Mitglied der Leopoldina, 1967 Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und 1983 korrespondierendes Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft. 1981 erhielt Martin Kneser die Carl-Friedrich-Gauß-Medaille, 1997 erhielt er den Karl-Georg-Christian-von-Staudt-Preis für seine Beiträge zur Theorie der quadratischen Formen.

Er arbeitete hauptsächlich über die Theorie quadratischer Formen und algebraische Gruppen. Daneben beschäftigte er sich auch mit Graphentheorie (die Kneser-Graphen, die er 1955 untersuchte, sind nach ihm benannt) und vereinfachte 1981 den konstruktiven Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra seines Vaters Hellmuth Kneser (1940).[1][2][3] Die nach ihm benannte Kneser-Vermutung führte zur Entwicklung der topologischen Kombinatorik. Sie lässt sich auch als Vermutung über die chromatische Zahl von sogenannten Kneser-Graphen[4] formulieren und wurde 1978 von László Lovász bewiesen.[5]

Zu seinen Doktoranden zählen Hans-Volker Niemeier, Albrecht Pfister, Norbert Schappacher und Ulrich Stuhler.

Sein Nachlass wird vom Zentralarchiv deutscher Mathematiker-Nachlässe an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen aufbewahrt.

Schriften (Auswahl)

  • Quadratische Formen. Neu bearbeitet und herausgegeben in Zusammenarbeit mit Rudolf Scharlau. Springer, Berlin, Heidelberg u. a., Springer 2002, ISBN 3-540-64650-7 (Vorlesungen von Kneser in den 1970er und 1980er Jahren in Göttingen, neu herausgegeben von Scharlau).

Literatur

  • Ulrich Stuhler: Martin Kneser. In: Jahresbericht der Deutschen Mathematiker-Vereinigung Bd. 108, 2006, S. 45–61 (mit Schriftenverzeichnis).
  • Rudolf Scharlau: Martin Kneser's Work on Quadratic Forms and Algebraic Groups. In: Ricardo Baeza u. a. (Hrsg.): Quadratic Forms – Algebra, Arithmetic, and Geometry. (= Contemporary Mathematics 493). American Mathematical Society 2009, ISBN 0-8218-4648-5, S. 339–358 (Digital).

Weblinks

Anmerkungen

  1. Hellmuth Kneser, Der Fundamentalsatz der Algebra und der Intuitionismus, Mathematische Zeitschrift, Band 46, 1940, S. 287–302
  2. Reinhold Remmert, Der Fundamentalsatz der Algebra, in: Ebbinghaus u. a. (Hrsg.): Zahlen, Springer Verlag, 2. Auflage 1988, S. 93
  3. M. Kneser, Ergänzung zu einer Arbeit von Hellmuth Kneser zum Fundamentalsatz der Algebra, Mathematische Zeitschrift, Band 177, 1981, S. 285–287
  4. Ihre Knoten sind den k-elementigen Untermengen einer Menge von n Elementen zugeordnet. Knoten sind verbunden, falls die entsprechenden k-elementigen Untermengen kein Element gemeinsam haben.
  5. Vereinfachte Beweise fanden Imre Baranyi und der Vordiplom-Student Joshua Greene (2002). Dargestellt in Martin Aigner, Günter M. Ziegler: Proofs from the book, 4. Auflage. Springer, Berlin 2013, ISBN 978-3-642-00855-9, S. 251–256.