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Max von Bahrfeldt (Regierungspräsident)

From Wickepedia

Max Karl Rudolf von Bahrfeldt (* 20. August 1880 in Stade; † 8. Mai 1964 in Landau (Pfalz)[1]) war ein deutscher Verwaltungsjurist. Er war Mitglied der DVP.[2]

Leben und Beruf

Er war Sohn des Generals der Infanterie und Numismatikers Dr. phil. h. c. Max von Bahrfeldt und Elisabeth Mary Charlotte (Ella) geb. Samwer (1859–1954). Nach der Reifeprüfung studierte Max von Bahrfeldt (Jr.) Jura an den Universitäten Breslau, Berlin und Kiel.[3] Er wurde in Breslau 1903 zum Doktor der Rechte promoviert. Nach bestandenem Staatsexamen und anschließender Referendarzeit in Eckernförde war er als Regierungsreferendar in Gumbinnen, Darkehmen und Heydekrug tätig. 1907 ging er als Regierungsassessor nach Schleswig und wurde im selben Jahr zum Bürgermeister und Badedirektor von Eckernförde ernannt. Von 1909 bis 1914 arbeitete er als Verwaltungschef auf Helgoland. 1914/15 bzw. 1915–1920 verwaltete er die Landratsämter der Kreise Bartenstein in Ostpreußen und Wanzleben in der Provinz Sachsen. Vor 1918 wurde ihm der Titel Geheimer Finanzrat verliehen. Im Jahre 1920 wechselte er als Ministerialrat in das preußische Finanzministerium. 1925 erfolgte seine Ernennung zum Regierungspräsidenten von Königsberg in Ostpreußen. Seit 1929 hatte er zugleich eine Professur mit dem Lehrauftrag Staatsrecht an der Albertus-Universität Königsberg inne. 1925 bis 1929 war er Mitglied im Provinziallandtag der Provinz Ostpreußen.[4]

Als die preußische Staatsregierung unter Otto Braun und Carl Severing beim Preußenschlag abgesetzt wurde, wurde von Bahrfeldt im Juli 1932 durch das Kabinett Papen zur Disposition gestellt und durch den vormaligen Landrat des Kreises Mohrungen Werner Friedrich ersetzt. Danach war er bis 1935 Kurator der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Das Thema seiner Doktorarbeit lautete Der Verlust der Staatsangehörigkeit durch Neutralisation und durch Aufenthalt im Auslande nach geltendem deutschem und französischem Staatsrechte.[5] Von 1939 bis 1945 war er Verwaltungsdirektor bei der Berliner Stadtmission und „kommissarischer Leiter“ des e. V.[6] Ihm oblagen nach einem Erlass des Oberkirchenrats vom 20. Oktober 1939 „die Aufgaben der Geschäftsführung und des Vorstandes“.[7] Als kommissarischer Leiter der Berliner Stadtmission fügte er den bis dahin bestehenden Einrichtungen zwei weitere hinzu, das Altersheim „Abendfrieden“ in Berlin-Spindlersfeld und das Wohnheim „Sorgenfrei“ in Berlin-Rahnsdorf.[8]

Ab dem 1. Juli 1943 war von Bahrfeldt ebenfalls Finanzbevollmächtigter und Kurator für Vermögensverwaltung der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde in Berlin. Im Zuge dessen übernahm er auch die Verwaltung des so genannten „Friedhoflagers“ in Neukölln, in dem mehr als 100 verschleppte männliche Zivilisten aus der damaligen Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs zur Zwangsarbeit für die Evangelische Kirche gezwungen wurden. Unter menschenunwürdigen Bedingungen mussten diese Sklavenarbeiten auf Friedhöfen von 39 evangelischen und 3 katholischen Berliner Kirchengemeinden verrichten.[9] Am 24. April 1945 wurde das Lager von der Roten Armee befreit. Erst im Jahr 2000 wurde die bis dahin verheimlichte Existenz des Lagers durch die Evangelische Kirche öffentlich gemacht und eine Forschungsgruppe eingerichtet. Heute erinnert ein Ausstellungspavillon auf dem Gelände des Friedhofs an die Opfer. Für seine Rolle im Nationalsozialismus musste sich von Bahrfeldt juristisch nie verantworten.[10]

Im Herbst 1950, als die „Teilung der Berliner Geschäftsstellen in Ost und West[11] wegen der politischen Nachkriegsverhältnisse sich vollzog, wurde von Bahrfeldt vom Vorstand des Vereins für Berliner Stadtmission gebeten, auf Grund seiner vorhandenen Sachkenntnis in der Vermögensverwaltung der Stadtmission, seine gesammelten Erfahrungen erneut zur Verfügung zu stellen.[12] Zuletzt war von Bahrfeldt beim Stadtsynodalverband der Evangelischen Kirche als Baureferent in Berlin tätig.[13]

Familienstand und Kinder

Max v. Bahrfeldt war mit Helene, geborene Elze, verheiratet. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: die Söhne Jürgen, geboren 1912, und Jochen, geboren 1915, sowie die Tochter Ingrid, geboren 1923.[14]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Norbert Korfmacher: Vorläufiges Mitgliederverzeichnis des ostpreußischen Provinziallandtages 1919 bis 1933. Münster 26. Juli 2009, S. 27. (Online; PDF, 0,3 MB).
  2. G. Schulze (Bearb.): Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38. Bd. 11/II. In: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Neue Folge. Olms-Weidmann, Hildesheim 2003, S. 529. (Online; PDF 2,2 MB).
  3. Stichwort: Bahrfeldt, v. Max, K., R., Dr. jur., Regierungspräsident und Geheimer Finanzrat. In: Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Erster Band. Herausgeber: Deutscher Wirtschaftsverlag AG, Berlin 1931; Porträt-Foto im Text.
  4. Norbert Korfmache: Vorläufiges Mitgliederverzeichnis des ostpreußischen Provinziallandtages 1919 bis 1933, 2018, S. 6, Digitalisat.
  5. Breslau, Univ., Diss., 1903. DNB 578795337
  6. 75 Jahre Berliner Stadtmission Hrsg. im Auftrage des Vorstandes: Max Dietrich, Berlin, 1952, S. 16
  7. 75 Jahre Berliner Stadtmission. Hrsg. im Auftrage des Vorstandes: Max Dietrich, Berlin, 1952, S. 62
  8. Arbeitsbericht 1940 im Informationsblatt Die Stadtmission, 64. Jahrgang, Berlin März 1941, Nr. 3, Hrsg.: Verein für Berliner Stadtmission, verantwortlich Pastor Ernst Bunke (* 1866; † 1944), Druck: Scholz-Druck, Berlin SW 61, am Sitz der ehemaligen SM-Hauptgeschäftsstelle
  9. www.erinnerungskultur-ekbo.de | NS-Zwangsarbeiterlager in Berlin-Neukölln. Abgerufen am 13. Februar 2021.
  10. Andreas Förster: NS-Vergangenheit: Evangelische Kirche hielt bis 1945 Zwangsarbeiter in Neukölln. In: Berliner Zeitung. (berliner-zeitung.de [abgerufen am 22. August 2018]).
  11. Gott liebt diese Stadt. 100 Jahre Berliner Stadtmission. 1877 - 1977. Herausgeber: Berliner Stadtmission. Redaktion der Jubiläumsschrift: Siegfried Dehmel, Berlin 1977, S. 64 "Daten und Ereignisse".
  12. 75 Jahre Berliner Stadtmission. Hrsg. im Auftrage des Vorstandes: Max Dietrich, Berlin, 1952, S. 16
  13. Max v. Bahrfeldt. In: Der Spiegel. Nr. 35, 1957 (online27. August 1996).
  14. Stichwort: Bahrfeldt, v. Max, Dr. jur., Regierungspräsident und Geheimer Finanzrat. In: Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Erster Band. Herausgeber: Deutscher Wirtschaftsverlag AG, Berlin 1931