Nikolaus (Nick) Brauns (* 4. November 1971 in München) ist ein deutscher Journalist und Historiker.
Leben
Studium und Beruf
Brauns studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Geschichtswissenschaft und wurde dort 2002 mit einer Arbeit über die Rote Hilfe Deutschlands promoviert. Er veröffentlichte Bücher und Artikel zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Deutschland sowie zur Geschichte und Politik der Türkei, der Kurden und des Nahen Ostens.
Seit 1997 schrieb er als freier Autor für die Junge Welt und leitete 2006 deren bayerisches Regionalbüro in München. Er veröffentlichte unter anderem auch in der Tageszeitung Neues Deutschland, in der SoZ und in den PKK-nahen Medien Yeni Özgür Politika[1] und Kurdistan Report.[2]
Von 2007 bis 2021 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke (Die Linke). Zwei Tage nachdem diese 2013 vom Bundesverteidigungsministerium eine umfangreiche Antwort zu einer Kleinen Anfrage bezüglich der Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr erhalten hatte, wurden diese Informationen auf der linksextremen Plattform Indymedia veröffentlicht. Staatschützer waren sich sicher, dass das Dossier von Brauns dorthin durchgestochen worden waren. Dieser dementierte den Vorwurf aber entschieden.[3]
Nach Jelpkes Ausscheiden aus dem Bundestag wurde Brauns im November 2021 Redakteur für Innenpolitik bei der Jungen Welt. Im August 2022 veröffentlichte er dort einen Bericht über eine geplante Reise der Linkspartei-Vorsitzenden Janine Wissler sowie der Abgeordneten Martina Renner, Anke Domscheit-Berg und Katina Schubert in die Ukraine. Diese wollten ihre Solidarität mit den Opfern des russischen Angriffskrieges bekunden, die von russischen Truppen zerstörte Ortschaft Irpin und die Gedenkstätte Babyn Jar besichtigen sowie Gewerkschafter in Kiew und Lwiw treffen. Nach der Veröffentlichung wurde die Reise wegen Sicherheitsbedenken abgesagt, da die im Artikel veröffentlichten Details einen gezielten Angriff auf die Delegation möglich gemacht hätten. Renner erklärte gegenüber der taz, dass die Informationen gezielt durchgestochen wurden, um die Reise zu sabotieren.[4][5]
Politisches Engagement
Von 1990 bis Ende 1992 war Brauns Mitglied der Sozialdemokratische Partei Deutschlands und aktiv bei den Jusos in München. Er war 1994 Mitbegründer der trotzkistischen Kleinstpartei RSB, der er bis 1997 angehörte. Von 1997 bis 2001 gehörte er der Partei des Demokratischen Sozialismus an, für die er bei der Bundestagswahl 1998 als Direktkandidat in München antrat. Seit seinem Austritt aus der PDS ist er parteilos.
Seit 2006 ist er Vorsitzender des nach Hans Litten benannten Vereins Hans – Litten – Archiv – Verein zur Errichtung und Förderung eines Archivs der Solidaritätsorganisationen der Arbeiter- und Arbeiterinnenbewegung und der sozialen Bewegungen (Rote – Hilfe – Archiv) e.V. in Göttingen.[6]
2007 wurde über vier Monate hinweg Brauns' Telefon aufgrund richterlicher Anordnung polizeilich abgehört, da der Staatsschutz gegen ihn wegen des Verdachts auf Unterstützung der Arbeiterpartei Kurdistans und schweren Landfriedensbruch ermittelte, das Verfahren aber 2008 einstellte.[7]
Publikationen
Bücher
- Schafft rote Hilfe! Geschichte und Aktivitäten der proletarischen Hilfsorganisation für politische Gefangene in Deutschland (1919–1938). Bonn: Pahl-Rugenstein, 2003, ISBN 3-89144-297-1, 345 Seiten.
- Revolution und Konterrevolution. Ausgewählte Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Bonn: Pahl-Rugenstein, 2006, 169 Seiten.
- mit Brigitte Kiechle: PKK – Perspektiven des kurdischen Freiheitskampfes: zwischen Selbstbestimmung, EU und Islam. Stuttgart: Schmetterling Verlag, 2010, ISBN 978-3-89657-564-7, 512 Seiten.
Herausgeberschaften
- hrsg. mit Dimitri Tsalos: Naher und Mittlerer Osten – Krieg, Besatzung, Widerstand. Bonn: Pahl-Rugenstein, 2007, ISBN 978-3-89144-385-9, 209 Seiten.
- hrsg. mit Murat Çakır: Partisanen einer neuen Welt – Eine Geschichte der Linken und Arbeiterbewegung der Türkei. Berlin: Die Buchmacherei, 2018, ISBN 978-3-9819243-4-3, 527 Seiten.
Sonstige Beiträge
- Nazis, Kontras, Dschihadisten : Zur Entwicklung der Spezialkriegsdoktrin der USA und NATO. Zürich: Widerstandsvernetzung, 2022, Broschur, 13 Seiten.
- Geschichte der Linken und Arbeiterbewegung vom Osmanisches Reich bis zum Militärputsch 1980. In: Nikolaus Brauns, Murat Çakır (Hrsg.): Partisanen einer neuen Welt – Eine Geschichte der Linken und Arbeiterbewegung der Türkei. Berlin: Die Buchmacherei, 2018, ISBN 978-3-9819243-4-3, S. 23–266.
- Neues Kapitel der Weltgeschichte., In: Verlagsgenossenschaft vorwärts (Hrsg.): 100 Jahre Oktoberrevolution 1917-2017. Zürich: Verlagsgenossenschaft Vorwärts, 2018, ISBN 978-3-033-06736-3, S. 22–31.
- Einigung des revolutionären Proletariats … in der Roten Hilfe? Rätekommunisten, Syndikalisten und die Rote Hilfe. In: Mühsam-Magazin. Heft 10, 2003, ISBN 3-931079-30-9, S. 85–193.
- Proletarische Klassensolidarität – Die Stellung der Roten Hilfe innerhalb der deutschen Arbeiterbewegung. In: Sabine Hering, Kurt Schilde (Hrsg.): Die Rote Hilfe. Die Geschichte der internationalen kommunistischen „Wohlfahrtsorganisation“ und ihrer sozialen Aktivitäten in Deutschland (1921–1941). Leske und Budrich, Opladen 2003, S. 73–94.
- Erich Mühsam an der Seite der politischen Gefangenen. In: Schriften der Erich-Mühsam-Gesellschaft. Heft 28, Lübeck 2007, ISBN 978-3-931079-37-6, S. 42–56.
- Kraft wahrer Solidarität – Oskar Maria Graf und die Rote Hilfe in München. In: Ulrich Dittmann, Hans Dollinger (Hrsg.) Oskar Maria Graf 2008/09. Jahrbuch der Oskar Maria Graf Gesellschaft. München: Allitera, 2009, ISBN 978-3-86520-302-1, S. 9–65.
- Die Kurden im Irak. Vom Bürgerkrieg zur Autonomie und letztlich zur Unabhängigkeit? In: Tyma Kraitt (Hrsg.): Irak – Ein Staat zerfällt. Hintergründe, Analysen, Berichte. Wien: Promedia, 2015, ISBN 978-3-85371-385-3, S. 129–150.
- Die Kurden in Syrien und die Selbstverwaltung in Rojava. In: Fritz Edlinger (Hrsg.): Der Nahe Osten brennt – Zwischen syrischem Bürgerkrieg und Weltkrieg. Wien: Promedia, 2016, ISBN 978-3-85371-410-2, S. 91–112.
- Widerstand heißt Leben. Die kurdische Freiheitsbewegung und die demokratische Revolution in Rojava. In: Christopher Wimmer (Hrsg.) : »Where have all the rebels gone?« Perspektiven auf Klassenkampf und Gegenmacht. Münster: Unrast, 2020, ISBN 978-3-89771-277-5, S. 221–243.
- Propaganda als Berufung – Der rote Manager Willi Münzenberg (über den kommunistischen Zeitungsmacher und Herausgeber Willi Münzenberg) im erweiterten Reprint der 1936er-Schrift Das deutsche Volk klagt an; Herausgeberin Katharina Schlieper, Laika Verlag, Hamburg 2012, ISBN 978-3-942281-20-1, S. 383 bis 392.
- Beitrag über die Rote Hilfe Deutschland. Abgerufen am 23. Juli 2017. für das Historische Lexikon Bayerns.
Weblinks
- Literatur von und über Nikolaus Brauns im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Nikolaus Brauns in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Website von Nikolaus Brauns
Einzelnachweise
- ↑ ALMAN MALI TÜRK İŞİ. In: yeniozgurpolitika. 8. September 2018, abgerufen am 9. Dezember 2018 (Lua error in Module:Multilingual at line 149: attempt to index field 'data' (a nil value).).
- ↑ Kurdistan Report - An der Brust der AKP. Abgerufen am 23. Juli 2017.
- ↑ Späh-Angriff im Parlament? In: Focus. 30. Oktober 2022, abgerufen am 6. November 2022.
- ↑ Anna Lehmann: „Junge Welt“ veröffentlicht Reisedaten: Linke Solidaritätsreise sabotiert? taz.de, 19. August 2022.
- ↑ Nick Brauns: Die Reihen schließen gegen Moskau. In: Junge Welt. 8. August 2022, abgerufen am 30. Oktober 2022.
- ↑ Hans-Litten-Archiv: Erich Mühsam und die Rote Hilfe. In: hans-litten-archiv.de. Hans-Litten-Archiv e.V., archiviert vom am 26. März 2015; abgerufen am 26. März 2015.
- ↑ Späh-Angriff im Parlament? In: Focus. 30. Oktober 2022, abgerufen am 6. November 2022.
Personendaten | |
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NAME | Brauns, Nikolaus |
ALTERNATIVNAMEN | Brauns, Nick |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Journalist und Historiker |
GEBURTSDATUM | 4. November 1971 |
GEBURTSORT | München |