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Otto Kaiser (SS-Mitglied)

From Wickepedia

Otto Heinrich Kaiser (* 3. Dezember 1913 in Eilenburg; † 17. August 1996 in Bergisch Gladbach) war ein deutscher SS-Oberscharführer und Blockführer im KZ Sachsenhausen.

Leben

Kaiser war Sohn eines Schreiners. Er besuchte die Volks- und Mittelschule in Eilenburg, die er ohne Abschluss verließ. Im Jahre 1932 absolvierte er seine Schlosserlehre mit der Gesellenprüfung. Durch die Weltwirtschaftskrise wurde er arbeitslos.[1]

Im Oktober 1934 wurde er Mitglied der SS. Im selben Jahr schloss er sich dem SS-Totenkopfverband „Elbe“, einem der fünf Sturmbanne mit der Aufgabe als Wachverband, in Prettin an. Dieser übernahm die Wachaufgaben für das KZ Lichtenburg.[2] Im Jahre 1937 wurde er in das KZ Buchenwald abkommandiert und trat am 1. Mai 1937 der Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei bei. Im Juni 1938 wurde er dem SS-Totenkopfverband „Brandenburg“ in Oranienburg zugeteilt. Ab 1. Oktober 1938 gehörte er zum Kommandanturstab des KZ Sachsenhausen. Hier wurde er zum Blockführer im „Kleinen Lager“ ernannt.[1] Im November 1940 nahm er an der Ermordung von 33 Polen teil[3] und war im Herbst 1941 an der Ermordung von sowjetischen Kriegsgefangenen beteiligt.[2][3] Er war einer der rücksichtslosesten und brutalsten SS-Männer im Lager, welcher die Häftlinge schikanierte, misshandelte und tötete.[1] Im Oktober 1942 wurde er in das KZ Stutthof versetzt, wo er Erster Rapportführer wurde. Zweiter Rapportführer war Arno Chemnitz, der später Nachfolger von Kaiser als Erster Rapportführer wurde.[4]

Im Februar 1943 wurde Kaiser zur militärischen Ausbildung zum SS-Panzer-Ersatzregiment kommandiert. Danach war er mit der 10. SS-Panzerdivision „Frundsberg“ an der Ostfront und kurz vor Kriegsende an der Westfront im Einsatz und wurde in der Normandie verwundet.[1]

Im Mai 1945 geriet Kaiser in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft. Anschließend wurde er zur Internierung an die britischen Militärbehörden übergeben. Im Juli 1948 wurde er von der Spruchkammer in Recklinghausen wegen Zugehörigkeit zur Waffen-SS zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Diese wurde mit der Internierungshaft angerechnet, so dass Kaiser nicht ins Gefängnis musste.[5] Bis zu seiner Verhaftung wohnte und arbeitete er als Schlosser in den Gußstahlwerken in Bergisch Gladbach.[5]

Am 28. Mai 1965 verurteilte ihn das LG Köln wegen versuchten Mordes im KZ Sachsenhausen in sechs Fällen zu 15 Jahren Zuchthaus.[5][6] Im zweiten Verfahren beim Landgericht Köln im April 1970 wurde er wegen achtfachen Mordes und fünffachen versuchten Mordes zur lebenslanger Haft verurteilt.[5][7] Er verbüßte seine Strafe in der Justizvollzugsanstalt Remscheid. Am 4. April 1988 wurde er aus der Haft entlassen.[8]

Literatur

  • Stephanie Bohra: Tatort Sachsenhausen: Strafverfolgung von KZ-Verbrechen in der Bundesrepublik Deutschland. Metropol Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-86331-460-6
  • Günter Morsch (Hrsg.): Die Konzentrationslager-SS 1936–1945: Exzess- und Direkttäter im KZ Sachsenhausen. Metropol Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86331-823-9

Einzelnachweise

  1. 1.0 1.1 1.2 1.3 Günter Morsch: Die Konzentrationslager-SS 1936–1945: Exzess- und Direkttäter im KZ Sachsenhausen. Berlin, 2016, S. 239—240.
  2. 2.0 2.1 Stefan Hördler: Ordnung und Inferno: Das KZ-System im letzten Kriegsjahr. Wallstein Verlag, 2015, ISBN 978-3-8353-2559-3, S. 184 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. 3.0 3.1 Stephanie Bohra: Tatort Sachsenhausen: Strafverfolgung von KZ-Verbrechen in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin, 2019, S. 438.
  4. Stefan Hördler: Ordnung und Inferno: Das KZ-System im letzten Kriegsjahr. Wallstein Verlag, 2015, ISBN 978-3-8353-2559-3, S. 263 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. 5.0 5.1 5.2 5.3 Fritz Bauer: Justiz und NS-Verbrechen: Die vom 22.08.1969 bis zum 09.05.1970 ergangenen Strafurteile, Lfd. Nr. 716 - 732. University Press Amsterdam, 2005, ISBN 90-5356-551-5, S. 640 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Anne Klein, Jürgen Wilhelm (Hrsg.): NS-Unrecht vor Kölner Gerichten nach 1945. Greven Verlag, Köln 2003, ISBN 978-3-7743-0338-6, S. 64.
  7. Stephanie Bohra: Tatort Sachsenhausen: Strafverfolgung von KZ-Verbrechen in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin, 2019, S. 551.
  8. Stephanie Bohra: Tatort Sachsenhausen: Strafverfolgung von KZ-Verbrechen in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin, 2019, S. 554