Otto Stammer (* 3. Oktober 1900 in Leipzig; † 12. September 1978 in Berlin) war ein deutscher Soziologe und Politikwissenschaftler. Er war von 1951 bis zu seiner Emeritierung 1965 Professor an der Freien Universität Berlin, wo er das Institut für Soziologie mitaufbaute.
Leben
Otto Stammer wuchs als Sohn eines Gastwirts in einem sozialdemokratischen Milieu in Leipzig auf. Bereits als Schüler der Städtischen Oberrealschule trat er 1919 der SPD bei. Nach dem Militärdienst legte er 1920 das Abitur ab. An den Universitäten Leipzig und Berlin studierte er Öffentliches Recht, Volkswirtschaftslehre, Geschichte, Soziologie, Philosophie, Pädagogik und Zeitungskunde (u. a. bei Karl Bücher, Hans Driesch, Hermann Heller, Theodor Litt und Eduard Spranger). Er promovierte 1924 in Leipzig mit einer Dissertation Der Staat bei Karl Marx und Friedrich Engels zum Dr. rer. pol. Während seines Studiums engagierte sich Stammer in der Sozialistischen Studentenschaft, von 1922 bis 1925 war er deren Vorsitzender.
Dann zog er nach Graz, wo er als Journalist bei der sozialdemokratischen Tageszeitung Arbeiterwille und als Erwachsenenpädagoge beim steirischen Arbeiterbildungswesen tätig war. Stammer übernahm 1929 eine Dozentur an der Heimvolkshochschule in Harrisleefeld (Schleswig),[1] lehrte dann an der Arbeiterwirtschaftsschule Peterswaldau in Schlesien und übernahm 1932 das Bildungssekretariat des SPD-Bezirks Mittelschlesien. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde er aus politischen Gründen vorübergehend inhaftiert und kehrte nach Leipzig zurück, wo er bis 1937 als Arbeitsloser bzw. Aushilfskellner in der Gaststätte seines Vaters lebte. Von 1937 bis 1948 war er Betriebsleiter in der pharmazeutischen Industrie. 1948–1949 arbeitete Stammer als Redakteur für Sozialwissenschaften beim Bibliographischen Institut und Dozent für Volkswirtschaftslehre und Staatstheorie an der Meisterschule für das graphische Gewerbe in Leipzig.
Er habilitierte sich 1949 für Soziologie an der Freien Universität Berlin. Dort wurde er 1951 außerordentlicher und 1955 ordentlicher Professor für Soziologie und Politische Wissenschaft und Mitbegründer des Institutes für Soziologie. Parallel lehrte er an der von Otto Suhr wiedergegründeten Deutschen Hochschule für Politik. 1954 erhielt er eine Gastprofessur an der Columbia University in New York. Als seinerzeit führender deutscher Vertreter der Politischen Soziologie wurde er 1965 emeritiert.
Von 1959 bis 1963 war Otto Stammer Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Zusammen mit Fritz Bauer, Willi Eichler und Erich Potthoff gab er die Zeitschrift Die Neue Gesellschaft heraus.
Werke (Auswahl)
- O. Stammer, Karl Christian Thalheim (Herausgeber): Festgabe für Friedrich Bülow zum 70. Geburtstag. Duncker & Humblot, Berlin 1960.
- Politische Soziologie und Demokratieforschung. Gesammelte Aufsätze, 1965
- (Hg.): Max Weber und die Soziologie heute. Verhandlungen des 15. Deutschen Soziologentages, 1965
- (Mit-Hg.): Hermann Heller. Gesammelte Schriften, 3 Bde., 1971
Literatur
- Jürgen Fijalkowski (Hg.): Politologie und Soziologie. Otto Stammer zum 65. Geburtstag. 1965
- Karl-Heinz Hillmann: Otto Stammer. In: Wilhelm Bernsdorf und Horst Knospe (Hgg.): Internationales Soziologenlexikon. 2. neubearb. Auflage, Band 2, Enke, Stuttgart 1984, S. 819–821
- Dirk Kaesler: Stammer, Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 25, Duncker & Humblot, Berlin 2013, ISBN 978-3-428-11206-7, S. 48 (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
Personendaten | |
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NAME | Stammer, Otto |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Soziologe und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 3. Oktober 1900 |
GEBURTSORT | Leipzig |
STERBEDATUM | 12. September 1978 |
STERBEORT | Berlin |