Die Parabel ({{Module:Vorlage:lang}} Module:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value) „Vergleichung, Gleichnis, Gleichheit“, lateinisch parabole und [parabola] Error: {{Lang}}: text has italic markup (help)) ist eine mit dem Gleichnis verwandte Form von Literatur, eine lehrhafte und kurze Erzählung. Sie wirft Fragen über die Moral und ethische Grundsätze auf, welche durch Übertragung in einen anderen Vorstellungsbereich begreifbar werden. Das im Vordergrund stehende Geschehen (Bildebene) hat eine übertragene Bedeutung (ähnlich der Allegorie). Die Parabel soll durch die Herleitung des gemeinten Allgemeinen (Sachebene) den Leser zum Nachdenken und zu einer Erkenntnis bringen. Der Leser soll die Arbeit des Autors umgekehrt nachvollziehen. Eine Parabel enthält meist zwei Lehren: zum einen eine im engeren Sinn, zum anderen eine im weiteren Sinn. Die Lehre kann sowohl explizit als auch implizit enthalten sein.
Man kann das Charakteristische dieser Literaturform im Sinne einer Eselsbrücke auch an einer geometrischen Parabel verdeutlichen: Die beiden Parabeläste stehen dann für Bild- und Sachebene der Erzählung. Im Scheitelpunkt steht das abstrakte Bindeglied zwischen Erzähltem und Gemeintem (Tertium comparationis), das der verstehende Leser sich selbst erschließen muss.
Nach Zymner ist die Parabel eine Makroform der Uneigentlichkeit, die damit neben Mikroformen wie der Metapher oder der Ironie steht.
Etymologie
Der Begriff Parabel leitet sich ab vom altgriechischen παραβολή „Nebeneinanderstellung, Vergleichung, Gleichnis“. Dieses stammt selbst vom Verb παραβάλλειν ab, das sich aus den Wortteilen παρά „neben“ und βάλλειν „werfen“ zusammensetzt und „nebeneinanderwerfen, danebenstellen, vergleichen“ bedeutet.
Sprache
Da in Parabeln eine Verweisungsstruktur auf die wirkliche Welt enthalten ist, sind sie meist von einer bildhaften Sprache gekennzeichnet. Aus diesem Grund sind rhetorische Figuren wie Metaphern, Ironie, Vergleiche, Personifikationen und konnotierte Begriffe sehr häufig Elemente dieser Textsorte.
Abgrenzung zu anderen Textarten
Die Parabel wird oft als langer Text einer Fabel, Gleichnis, Beispiel etc. gesehen. Dennoch unterscheidet sie sich durch Verschlüsselung (Fabel), Indirektheit (Gleichnis) und Konkretisierung (Beispiel) von diesen Schriftformen. Die Fabel soll den Leser, solange sie keine Moral enthält, dazu bringen, über die Kritik nachzudenken und sich in die Situation der Figuren, die den Text gestalten, hineinzuversetzen. Anders ist die Parabel, die von Personen spricht, wodurch man den Inhalt nicht weiter deuten muss. Weiterhin versucht sie nicht, wie die Fabel, eine Erläuterung für den Leser zu bieten, sondern jemanden von der eigenen Meinung zu überzeugen. Zudem wird in der Parabel meist ein Gleichnis erläutert, wodurch man sein eigenes Verhalten verbessern soll. Bei einer Fabel hingegen wird lediglich Kritik geübt an dem, was man gerne ändern würde, jedoch werden keine Vorschläge zur Änderung des Kritisierten gegeben, wodurch man bei der Fabel zum Nachdenken gebracht wird.
Bekannte Parabeldichter
Auswahl (mit Werkbeispielen)
- Äsop: Fabeln
- Ingeborg Bachmann: Gedichte
- Giovanni Boccaccio
- Bertolt Brecht: Geschichten vom Herrn Keuner, Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui
- Fjodor Michailowitsch Dostojewski
- Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker
- Max Frisch: Andorra, Biedermann und die Brandstifter
- Franz Kafka: Vor dem Gesetz
- Günter Kunert
- Jean de La Fontaine
- Friedrich Adolf Krummacher
- Gotthold Ephraim Lessing: Ringparabel
- Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra
- Jewgeni Lwowitsch Schwarz: Der Drache
Bekannte Parabeln
- Herakles am Scheideweg von Prodikos oder Tryphon
- Die Parabel vom Magen und den Gliedern des Menenius Agrippa (angeblich 494 v. Chr.)
- Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32 EU)
- Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1-16 EU)
- Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen (Mt 25,1-13 EU)
- Ringparabel im Drama Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing (didaktische Parabel)
- Der Zauberlehrling von Johann Wolfgang von Goethe, 1797
- Eine alltägliche Verwirrung, Der Schlag ans Hoftor und Vor dem Gesetz von Franz Kafka (paradoxe und absurde Parabeln)
- Der gute Mensch von Sezuan von Bertolt Brecht, 1943
- Das Eisenbahngleichnis von Erich Kästner, 1932
- Farm der Tiere von George Orwell, 1945
- Andorra von Max Frisch, 1961
Anthologien
- Josef Billen (Hrsg.): Deutsche Parabeln, Verlag Philipp Reclam jun., Stuttgart 1982, ISBN 3-15-007761-3
Literatur
- Werner Brettschneider: Die moderne deutsche Parabel. Entwicklung und Bedeutung. Schmidt, Berlin 1980, ISBN 3-503-01299-0.
- Theo Elm (Hrsg.): Fabel und Parabel. Kulturgeschichtliche Prozesse im 18. Jahrhundert. Fink Verlag, München 1994, ISBN 3-7705-2943-X.
- Theo Elm: Die moderne Parabel. Parabel und Parabolik in Theorie und Geschichte. Fink Verlag, München 1991, ISBN 3-7705-2706-2 (zugl. Habilitationsschrift, Universität Erlangen 1981).
- Theo Elm (Hrsg.): Die Parabel. Parabolische Formen in der deutschen Dichtung des 20. Jahrhunderts. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1986, ISBN 3-518-38560-7.
- Otto Knörrich (Hrsg.): Formen der Literatur in Einzeldarstellungen (= Kröners Taschenausgabe. Band 478). 2., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 1991, ISBN 3-520-47802-1.
- Thomas Schirren: Parabel. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 26, Hiersemann, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-7772-1509-9, Sp. 932–968
- Zymner, Rüdiger: Uneigentlichkeit. Studien zu Semantik und Geschichte der Parabel. Schöningh 1991.