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Paul Barandon

From Wickepedia

Paul Gustav Louis Barandon (geboren 19. September 1881 in Kiel; gestorben 15. April 1971 in Wien) war ein deutscher Völkerrechtler und Diplomat im Deutschen Kaiserreich und in der Zeit des Nationalsozialismus.

Leben

Barandon entstammte einer Hugenottenfamilie. Der Sohn des preußischen Vizeadmirals Carl Barandon besuchte das Gymnasium in Kiel und das Joachimsthalsche Gymnasium in Wilmersdorf. Das Jurastudium in Lausanne, München, Berlin und Kiel schloss er 1903 mit dem Referendarexamen und der Promotion ab. Nach dem Militärdienst trat er in den Justizdienst ein und wurde nach dem Assessorexamen 1909 in den Auswärtigen Dienst einberufen. Von 1912 bis 1914 war er Vizekonsul in Rio de Janeiro und Buenos Aires. Von August 1914 bis Januar 1918 war Barandon Soldat Ersten Weltkrieg, zuletzt im Rang eines Rittmeisters.

Von 1920 bis 1927 war er deutscher Vertreter beim deutsch-englischen Gemischten Schiedsgerichtshof in London, danach Mitglied des Völkerbundsekretariats in Genf. Von 1927 bis 1932 gehörte er der dortigen Rechtsabteilung an. Ab Februar 1933 war er wieder beim Auswärtigen Amt als stellvertretender Leiter der Rechtsabteilung beschäftigt. Auf sein Betreiben hin wurden Untersuchungen gegen Georg von Broich-Oppert geführt, weil dieser „nicht-arische“ Vorfahren hatte und dies in einer Erklärung im August 1934 verschwiegen hatte. Das Dienststrafverfahren wurde zwar eingestellt, Broich-Oppert aber 1935 in den einstweiligen Ruhestand versetzt.[1]

Ab dem 26. Mai 1937 war Barandon Generalkonsul in Valparaíso. Zum 1. Juni 1937 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 3.919.304).[2] Nach Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Chile war er noch in Montevideo und Buenos Aires eingesetzt und kehrte im Juli 1941 nach Berlin zurück. Ab dem 15. Januar 1942 war er als Nachfolger Andor Henckes Gesandter im besetzten Dänemark und ständiger Vertreter des Bevollmächtigten des Reiches in Dänemark, das war zu dieser Zeit noch Cécil von Renthe-Fink und wurde ab dem 4. November 1942 Werner Best. Barandon hat dort die Methoden der deutschen Gewaltherrschaft durch den Polizeiführer Günther Pancke kritisiert.[3][4] Die Vertretung des Auswärtigen Amtes in Kopenhagen war auch an der Deportation der Juden beteiligt und am 17. September 1943 Empfänger eines von Werner von Grundherr, Otto von Erdmannsdorff und Andor Hencke paraphierten Schriftstückes, in dem „[d]er Reichsaußenminister“ die Vertretung ersuchte, „über die Art der Durchführung des Abtransports der Juden, der im Prinzip beschlossen ist, genaue Vorschläge zu machen“.[5]

Über seine Internierung und Entnazifizierung ist nichts bekannt. Nach Kriegsende wurde er noch Honorarprofessor für Völkerrecht an der Universität Hamburg und von 1954 bis 1960 Ständiges Mitglied des Schiedgerichtshofes und der Gemischten Kommission nach dem Londoner Schuldenabkommen.

Schriften

  • Die Rechtsstellung der internationalen Funktionäre, Hamburg : Forschungsstelle f. Völkerrecht u. ausländ. öffentl. Recht d. Universität, 1950
  • Von Dünkirchen zum Atlantikpakt, Basel : Verl. f. Recht u. Gesellschaft, 1950
  • Die Vereinten Nationen und der Völkerbund in ihrem rechtsgeschichtlichen Zusammenhang, Hamburg : Rechts- u. Staatswissenschaftl. Verl., 1948
  • Das System der politischen Staatsverträge seit 1918, Stuttgart : Kohlhammer, 1937
  • Das Kriegsverhütungsrecht des Völkerbundes, Berlin : C. Heymann, 1933

Literatur

  • Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 1: Johannes Hürter: A–F. Schöningh, Paderborn u. a. 2000, ISBN 3-506-71840-1
  • Robert Bohn (Hrsg.), Die deutsche Herrschaft in den "germanischen" Ländern 1940–1945, Stuttgart : Steiner 1997

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Conze u. a., Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, München 2010, S. 53ff.
  2. Bundesarchiv R 9361-II/42550
  3. Hinweis bei Munzinger. Dort ist die Parteimitgliedschaft in der NSDAP nicht aufgenommen.
  4. Bei Conze weichen die Daten zur Beschäftigung Barandons in Dänemark ab, siehe Conze u. a., Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, München 2010, S. 243ff.
  5. Léon Poliakov, Joseph Wulf: Das Dritte Reich und seine Diener. Fourier, Wiesbaden 1989, ISBN 3-925037-45-4. S. 102; siehe auch Rettung der dänischen Juden.