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Paul Leverkühn

From Wickepedia
File:Paul Leverkuhn.jpg
Paul Leverkühn (1867–1905)
File:Leverkuhn Todesanzeige.jpg
Todesanzeige in Ornithologische Monatsschrift
File:LEVERKUEHNP1898.jpg
Paul Leverkühn 1898

Paul Leverkühn, vollständig Paul Georg Heinrich Martin Reinhold Leverkühn (* 12. Januar 1867 in Hannover; † 5. Dezember 1905 in Sofia, Bulgarien) war ein deutscher Mediziner und Ornithologe.

Leben

Leverkühn war ein Sohn des Geheimen Regierungsrates Carl Leverkühn und seiner Frau Louise, geb. Grisebach, einer Schwester von August Grisebach. Der Jurist August Leverkühn war sein Bruder.

Er besuchte das Lyceum I in Hannover und für ein Jahr das Gymnasium in Clausthal. Ab 1886 studierte er Humanmedizin, an den Universitäten Kiel (bis 1888), Straßburg (1888/89), Freiburg (1889) und von 1889 bis 1891 an der Universität München. In München bestand er im Februar 1891 das medizinische Staatsexamen und wurde am 9. Mai 1891 zum Dr. med. promoviert. Er war zunächst in München als praktischer Arzt und Assistenzarzt tätig, bis er im Juni 1892 von Fürst Ferdinand von Bulgarien engagiert wurde. Vor der Übersiedlung nach Bulgarien machte er noch eine militärische Übung in der bayerischen Armee und wurde Reserve-Sanitäts-Offizier, später Stabsarzt der Reserve.

Im Mai 1893 traf er in Sofia ein, wo er zunächst Privatsekretär des Fürsten war; schon einen Monat später ernannte ihn Ferdinand zum Direktor der wissenschaftlichen Sammlungen. 1897 übernahm er zusätzlich die Aufgaben des fürstlichen Privatsekretärs für die deutschsprachige Korrespondenz und Bibliothekars.[1]

Leverkühns Leidenschaft galt der Sammlung und dem Schutz von Vögeln. Zusammen mit Carl Parrot (1867–1911) gründete er 1889 einen Ornithologischen Lese-Cirkels in Bayern, innerhalb dessen die wichtigsten ornithologischen Fachschriften zirkulieren sollen.[2] Während sich Karl Theodor Liebe (1828–1894) anfangs noch skeptisch über die Erfolgsaussichten äußerte, zeigt er sich später beeindruckt. So schrieb er:

„Mit Freude aber hörte ich seither zu wiederholten Malen, daß der mit frischem Muthe gegründete Lesecirkel nicht nur sein Dasein friste, sondern auch sich vorwärts entwickelt.[2]

Und weiter bemerkte er…

„Herr Leverkühn verdient durch sein tapferes Vorgehen und Aushalten unsere volle Anerkennung und sein Lesecirkel unsere wärmste Empfehlung.[2]

Gegen einen Jahresbeitrag von 15 Mark wurden 40 Zeitschriften veröffentlicht. 21 der Zeitschriften waren reine ornithologische Zeitschriften, 7 Jagd- und Sportzeitschriften und 12 allgemeine und spezielle zoologische Zeitschriften.[3]

Später würde Leverkühn der erste Direktor des 1889 von Ferdinand I. gegründeten Naturhistorischen Museums in Sofia, das heute als National Museum of Natural History in Sofia (NMNHS) bekannt ist. Leverkühn organisierte die erste Ausstellung, die 14 Hallen mit zwei Stockwerken umfasste, die aber erst 1907 nach seinem Tod für das Publikum zugänglich gemacht wurde.[4]

1884 publizierte er in der Ornithologischen Monatsschrift den Artikel Jagdergebnisse. Darin ging es u. a. über die Ansiedlung des Fasans und den Abschuss des Seeadlers. Es folgte 1887 Der ornithologische Nachlass Adolf Mejer’s im Journal of Ornithology. Er vollendete damit das Werk Adolf Mejers. In der Ornithologische Monatsschrift des deutschen Vereines zum Schutze der Vogelwelt veröffentlichte er 1889 Literarisches über das Steppenhuhn. Im Ornithologisches Jahrbuch, welches von Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen herausgegeben wurde, publizierte er Eine alte pommersche Vogelfauna. 1892 erschien von Leverkühn in der Stettiner Zeitschrift ein Bericht mit Namen Über eine abnorm gefärbte Ente. 1894 berichtete er Über das Brutgeschäft der Crotophagiden im Journal of Ornithology. 1901 folgte im Journal of Ornithology ein Nachruf auf Gustav Hartlaub Zur Erinnerung an Dr. Gustav Hartlaub, mit dem er regelmäßig im Briefkontakt stand. In diesem Nachruf zitiert er einen Brief Hartlaubs, indem dieser den Vorreiter der ungarischen Ornithologie Salamon János Petényi (1799–1855) diffamierte.[5] In seinem Nachruf Hofrat Dr. Paul Leverkühn † in der Zeitschrift Falco kritisiert Otto Kleinschmidt diese Hartlaub Zitate Leverkühns, die er gerne gestrichen gesehen hätte. Da Leverkühn eine Reise im Balkan von Freunden Kleinschmidts aus Gründen des Vogelschutzes verhindern wollte, gab es auch zwischen diesen beiden Kollegen Differenzen, die aber später ausgeräumt wurden.[6]

Im Jahr 1905 starb Leverkühn an Typhus. In Ausführung seines Wunsches wurde sein Leichnam nach einer Trauerfeier in der deutschen evangelischen Kirche in Sofia nach Gotha überführt, um im dortigen Krematorium verbrannt zu werden.

Erstbeschreibungen

Leverkühn war für einige Vogelarten und Unterarten der Erstautor. Bei einigen Beschreibungen arbeitete er mit Hans Hermann Carl Ludwig von Berlepsch zusammen. Zusammen mit Berlepsch beschrieb er das Taxon für die folgenden Arten und Unterarten:

Arten

Zu den Arten, die Leverkühn und Berlepsch beschrieben, gehören chronologisch:

Unterarten

Zu den Unterarten, die Leverkühn gehören chronologisch:

Orden und Ehrungen

Leverkühns Nachruf in der Leopoldina bemerkte: An äußeren Ehrenbezeichungen hat es ihm nicht gefehlt; seinem Sarge wurden auf zwei Sammetkissen einundzwanzig hohe Orden vorangetragen.[7] Dazu zählten:

Werke

  • Ueber Farbenvarietäten bei Vögeln. Aus den Museen in Hannover, Hamburg und Kopenhagen. In: Journal für Ornithologie. Band 35, Nr. 177, 1887, S. 79–86 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Der ornithologische Nachlass Adolf Mejer’s. In: Journal für Ornithologie. Band 35, Nr. 178, 1887, S. 189–213 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Südamerikanische Nova aus dem Kieler Museum. In: Journal für Ornithologie. Band 37, Nr. 185, 1889, S. 101–109 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Die Legende vom Stieglitz. In: Ornithologische Monatsschrift. Band 15, 1890, S. 278–281.
  • mit Hans von Berlepsch: Studien über einige südamerikanische Vögel nebst Beschreibungen neuer Arten. In: Ornis. Band 6, Nr. 1, 1890, S. 1–32 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Baldamus, Nachruf von P.Leverkühn. In: Ornithologische Monatsschrift. Band 18, Nr. 12, 1893, S. 472–475.
  • Vogelschutz in England. In: Ornithologische Monatsschrift. Band 19, 1894, S. 15–29 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Vogelschutz in England. In: Ornithologische Monatsschrift. Band 19, 1894, S. 45–53 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Vogelschutz in England. In: Ornithologische Monatsschrift. Band 19, 1894, S. 82–88 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Vogelschutz in England. In: Ornithologische Monatsschrift. Band 19, 1894, S. 123–129 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Vogelschutz in England. In: Ornithologische Monatsschrift. Band 19, 1894, S. 165–175 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Vogelschutz in England. In: Ornithologische Monatsschrift. Band 19, 1894, S. 199–202 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Vogelschutz in England. In: Ornithologische Monatsschrift. Band 19, 1894, S. 228–233 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Vogelschutz in England. In: Ornithologische Monatsschrift. Band 19, 1894, S. 257–262 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Vogelschutz in England. In: Ornithologische Monatsschrift. Band 19, 1894, S. 291–297 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Vogelschutz in England. In: Ornithologische Monatsschrift. Band 19, 1894, S. 308–312 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Vogelschutz in England. In: Ornithologische Monatsschrift. Band 19, 1894, S. 341–346 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Über das Brutgeschäft der Crotophagiden. In: Journal für Ornithologie. Band 42, Nr. 1, 1894, S. 44–80 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • mit Carlo Ettore Arrigoni degli Oddi: Die ornithologische Litteratur Italiens während der Jahre 1891 bis 1893. In: Journal für Ornithologie. Band 42, Nr. 3, 1894, S. 280–290 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Zur Erinnerung an Dr. Gustav Hartlaub. In: Journal für Ornithologie. Band 49, Nr. 3, 1897, S. 337–359 (online [abgerufen am 7. Januar 2013]).
  • Fremde Eier im Nest. Ein Beitrag zur Biologie der Vögel. Fr. Eugen Köhler, Gera-Untermhaus 1904.
  • Biographisches über die drei Naumanns und Bibliographisches über ihre Werke nebst den Vorreden zur zweiten Auflage der Naturgeschichte der Vögel Deutschlands. Eugen Köhler, Gera-Untermhaus 1904.

Literatur

  • Rolf Schoppe: Die Vogelwelt des Kreises Hildesheim. Georg Olms AG, Hildesheim 2006, ISBN 978-3-487-13110-8.
  • Otto Kleinschmidt: Hofrat Dr. Paul Leverkühn †. In: Falco, unregelmässig im Anschluss an das Werk "Berajah, Zoographia infinita" erscheinende Zeitschrift. Nr. 1, 1905, S. 101–103 (online [abgerufen am 21. März 2013]).
  • Hermann Hocke: Paul Leverkühn †. In: Zeitschrift für Oologie und Ornithologie. Band 15, Nr. 9, 1905, S. 129–130 (online [abgerufen am 21. März 2013]).
  • Ernst Otto Wilhelm Taschenberg: Hofrat Paul Leverkühn †. In: Leopoldina. Band 41, Nr. 12, 1905, S. 109–111 (Textarchiv – Internet Archive [abgerufen am 21. März 2013]).
  • Carl Richard Hennicke: Paul Leverkühn † (Mit Schwarzbild-Tafel IX). In: Ornithologische Monatsschrift. Band 31, Nr. 4, 1906, S. 164–167.
  • Fergus Menteith Ogilvie: Obituary Dr. Paul Leverkühn. In: The Ibis (= 8). Band 6, Nr. 9, 1905, S. 364–366 (online [abgerufen am 21. März 2013]).
  • Karl Leopold Theodor Liebe: Leverkühns Ornithologischer Lesezirkel. In: Ornithologische Monatsschrift. Band 15, Nr. 14, 1890, S. 389–390 (online [abgerufen am 24. September 2015]).
  • Carl Parrot: Bericht. In: Ornithologische Monatsschrift. Band 15, Nr. 14, 1890, S. 390–393 (online [abgerufen am 24. September 2015]).

Einzelnachweise

  1. Hans-Joachim Böttcher: Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha 1861–1948 – Ein Kosmopolit auf dem bulgarischen Thron. Osteuropazentrum Berlin-Verlag (Anthea Verlagsgruppe), Berlin 2019, ISBN 978-3-89998-296-1, S. 179, 181.
  2. 2.0 2.1 2.2 Karl Leopold Theodor Liebe: Leverkühns Ornithologischer Lesezirkel. S. 390.
  3. Carl Parrot, S. 392 f (mit Liste der einzelnen Zeitschriften)
  4. Homepage NMNHS
  5. Paul Leverkühn (1901) Zur Erinnerung an Dr. Gustav Hartlaub. S. 339 ff.
  6. Otto Kleinschmidt, S. 102.
  7. Ernst Otto Wilhelm Taschenberg: Hofrat Paul Leverkühn †. In: Leopoldina. Band 41, Nr. 12, 1905, S. 109–111 (Textarchiv – Internet Archive).