Pax Mongolica oder „Der Mongolische Friede“ ist ein durch westliche Autoren[1] geprägter Ausdruck, um – in Anlehnung an die Pax Romana – die relativ stabilen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnisse im Inneren des Mongolischen Reiches zu beschreiben. Dieses von Dschingis Khan und seinen Erben eroberte Reich umfasste vom späten 12. bis ins 16. Jahrhundert große Teile Asiens und Europas.
Die Legende spricht davon, dass zu den Glanzzeiten des Reiches eine Jungfrau mit einem Topf voll Gold sein Territorium von einem Ende bis zum anderen unbegleitet durchqueren konnte, ohne sich vor Belästigungen irgendwelcher Art fürchten zu müssen.
Nähere Erklärung des Begriffs
Die gut organisierten zivilen Verwaltungsstrukturen und die daraus resultierende relative Sicherheit im Inneren des Reiches basiert nur teilweise auf politischer Einheit innerhalb des Mongolischen Reiches. Eine solche bestand nämlich nur von 1190 bis 1307 für das gesamte Reich. Vielmehr manifestierte sich der Zusammenhalt nach 1307 in dem in der Jassa kodifizierten Recht, dem Post- und Kommunikationssystem (Örtöö und Païza), und dem gemeinsamen Kunst- und Kulturgut wie insbesondere Schrift und Sprache. Insofern war das Mongolische Reich ab 1307 die meiste Zeit über eher ein dem Heiligen Römischen Reich ähnlicher Staatenbund unter mehr formeller denn faktischer Leitung durch den jeweiligen Großkhan als ein einheitlicher Staat im modernen Sinn.[2][3]
Die innerhalb des Mongolischen Reiches herrschende Sicherheit steht in einem gewissen Kontrast zu der Grausamkeit und Härte der mongolischen Kriegführung. In seiner größten Ausdehnung erstreckte sich das Reich von Polen bis nach Vietnam und von Moskau bis nach Nordindien, beherrschte unter anderem die gesamte Seidenstraße, den wichtigsten Handelsweg zwischen Europa und Asien. Es war umgeben von zahlreichen Vasallenstaaten, die dem Mongolischen Reich tributpflichtig waren und ihre Politik nach den Wünschen der Khane richten mussten.
Eine große Zahl der Quellen über das mongolische Reich sind der Pax Mongolica zu verdanken, insbesondere die Reiseberichte, die eine wichtige Quelle für die Erforschung des mongolischen Reiches darstellen. Bedeutende Beispiele sind die Ystoria Mongalorum von Johannes de Plano Carpini sowie die Reiseberichte der europäischen Abenteurer Wilhelm von Rubruk und Marco Polo. Diese und andere Reiseberichte entstanden, weil erstmals in der Menschheitsgeschichte enorme Distanzen relativ gefahrlos zurückgelegt werden konnten. Der gleiche Umstand ist auch für den erstmaligen Transfer einer großen Menge von (historischem) Wissen über sehr weite Strecken verantwortlich: Während der Pax Mongolica gelangten beispielsweise chinesische Schriften in den Nahen Osten und umgekehrt.[4]
Literatur
- Peter Brent: The Mongol Empire: Genghis Khan: His Triumph and his Legacy. Book Club Associates, London 1976.
- Paul D. Buell: Historical Dictionary of the Mongol World Empire. The Scarecrow Press, Lanham (MD) 2003, ISBN 0-8108-4571-7.
- Nikolay Kradin, Tatiana Skrynnikova: Genghis Khan Empire. Wostotschnaja literatura, Moskau 2006, ISBN 5-02-018521-3.
- Veronika Seber: Die „Pax Mongolica“. Diplomarbeit 2013 Online
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. z. B. Albrecht Weber: Knaurs Weltgeschichte. Band 1: Frühe Kulturen, Altertum und Mittelalter, Droemer Knaur, München/Zürich 1980, ISBN 3-426-03640-1, S. 412 f.
- ↑ Jack Weatherford: Genghis Khan and the Making of the Modern World. New York 2004, S. 241–265.
- ↑ David Morgan: The Mongols. Second Edition, Wiley-Blackwell, Oxford 2007, ISBN 1405135395, S. 74–98.
- ↑ David Morgan: The Mongols. Oxford 2007, S. 5–29.