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Polyarchie

From Wickepedia

Als Polyarchie (altgr. πολυαρχία polyarchía ‚Vielherrschaft‘, von πολύς polýs ‚viel‘ und ἄρχειν árchein ‚herrschen‘) wird in der Politikwissenschaft eine Herrschaftsform bezeichnet, in der viele Zentren politischer Macht nebeneinander bestehen.[1] Robert Alan Dahl hat diese traditionelle Begriffsbedeutung insofern abgewandelt, als er damit eine unvollkommene Annäherung an einen demokratischen Idealtyp beschreibt, welche für die Verfassungswirklichkeit in den modernen Repräsentativdemokratien kennzeichnend sei.

Konzept

Laut Dahl zeichnen sich idealtypische Demokratien durch fünf Systemmerkmale aus: zielgenaue, wirksame Partizipation, gleiches Wahlrecht und Stimmengleichheit insbesondere bei entscheidenden Abstimmungsstufen, aufgeklärten Wissensstand, finale Kontrolle der politischen Agenda durch das Volk und Inklusion aller stimmberechtigten erwachsenen Bürger.

Demgegenüber entpuppten sich die meisten real existierenden Demokratien lediglich als Polyarchie. Kernvariablen solcher polyarchischen Demokratien sind nach Dahl zum einen die Möglichkeit aller Bürger zur politischen Partizipation und zum anderen der freie Wettbewerb um politische Macht.[2] Diese Grundprinzipien würden garantiert durch Meinungsfreiheit, Informations- und Pressefreiheit, Organisations- und Koalitionsfreiheit zur Bildung politischer Parteien und Interessengruppen, aktives Wahlrecht, passives Wahlrecht für öffentliche Ämter, das Recht der politischen Führer, um Unterstützung zu werben, insbesondere bei Wahlen, freie und faire Wahlen sowie Institutionen, welche die Regierungspolitik von Wählerstimmen und anderen Ausdrucksformen der Bürgerpräferenzen abhängig machen.

Der Demokratiebegriff in der Transitionsforschung – jenem Zweig der Vergleichenden Regierungslehre, der sich mit der Systemtransformation von Autokratien hin zu Demokratien beschäftigt – orientiert sich weitgehend am prozedural-institutionellen Demokratiebegriff aus Sicht des Dahl′schen Polyarchie-Konzepts.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Polyarchie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Manfred G. Schmidt: Demokratietheorien. Eine Einführung. 5. Auflage. VS Verlag, Wiesbaden 2010, ISBN 3-531-17310-3, S. 212–216 (Kap. 12.3 Die gesellschaftszentrierte Theorievariante: Robert A. Dahl).
  • Ulrich Weiß: Polyarchie. In: Dieter Nohlen, Rainer-Olaf Schultze (Hrsg.): Lexikon der Politikwissenschaft. Theorien, Methoden, Begriffe. Bd. 2 (N–Z). 3. Auflage. Beck, München 2005, ISBN 3-406-54117-8, S. 778–779.

Einzelnachweise

  1. Ulrich Weiß: Polyarchie. In: Dieter Nohlen, Rainer-Olaf Schultze (Hrsg.): Lexikon der Politikwissenschaft. Theorien, Methoden, Begriffe. Bd. 2 (N–Z). 3. Auflage. Beck, München 2005, ISBN 3-406-54117-8, S. 778–779.
  2. Robert A. Dahl: Vorstufen zur Demokratie-Theorie. Mohr, Tübingen 1976, ISBN 3-16-536791-4, S. 59–84.