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Reginald Paget

From Wickepedia

Reginald Thomas Guy Des Voeux Paget (auch Du Voeux Paget), Baron Paget of Northampton, (* 2. September 1908[1] in Brixworth Hall, Brixworth, Northamptonshire; † 2. Januar 1990 in Kensington (London)) war ein englischer Anwalt und Politiker.

Leben

Paget, Sohn von Major Thomas Guy Frederick Paget (1886–1952),[2] besuchte Eton College und das Trinity College der Universität Cambridge, wobei er Jura und Wirtschaft studierte, und war ab 1934 Barister und ab 1947 King´s Counsel. Im Zweiten Weltkrieg war er Leutnant bei der Royal Naval Volunteer Reserve und nach Verwundung entlassen.[3]

Er wurde als Anwalt bekannt durch seine Strafverteidigung des deutschen Feldmarschalls Erich von Manstein in Hamburg im Jahr 1949, dessen Verurteilung wegen Kriegsverbrechen durch ein britisches Militärgericht er allerdings nicht abwenden konnte. Paget versuchte im Prozess den Mord der Einsatzgruppen kleinzureden, ebenso verharmloste er das Schicksal Polens bei dessen Besetzung.[4] Über diesen Prozess schrieb Paget ein Buch: „Manstein: His Campaign and his Trial“ (1951). Auch im Fall von Derek Bentley, einem geistig minderbemittelten 19-Jährigen, der wegen eines Polizistenmordes, den ein Komplize begangen hatte, zum Tode verurteilt wurde (der Komplize erhielt als Minderjähriger eine Haftstrafe), war er sehr engagiert und versuchte vergeblich dessen Hinrichtung, die 1953 stattfand, abzuwenden.[5] Mit Sydney Silverman schrieb Paget über den Fall das Buch „Hanged and innocent?“ (1953). Er war Privy Counselor (PC) und Queen´s Counsel (QC).[6]

1945 bis 1974 saß Paget auch als Labour-Abgeordneter für Northampton im britischen Unterhaus, nachdem er schon 1935 erfolglos versucht hatte, Northampton für Labour zu erobern. Dort erwarb er sich den Ruf, der langsamste Sprecher zu sein.[7] In den 1960er Jahren galt er aber auch als Meister in der Kunst rhetorisch verpackter Beleidigungen im britischen Parlament.[8] So äußerte er sich im Rahmen einer Parlamentsdebatte im Rahmen der Suez-Krise vom 14. September 1956 so zu Premierminister Anthony Eden: Es gibt keine Verstellung oder ein Sich-Verstecken beim Premierminister: er ist der originale Banana man: gelb von außen und ein helleres gelb innen (There is no disguise or camouflage about the Prime Minister. He is the original Banana man, yellow outside and a softer yellow inside).[9] In der Profumo-Affäre verteidigte er 1963 zunächst John Profumo, der zurücktreten musste wegen einer Affäre mit der als Callgirl apostrophierten Christine Keeler, bzw. weil er das Parlament in dieser Sache angelogen hatte, und griff danach Quintin Hogg (Lord Hailsham of Marylebone) an, als dieser seinen Ministerkollegen und Parteifreund (sowie Ex-Freund) John Profumo in einem BBC-Fernseh-Interview und im Parlament scharf angriff und sich als „Gewissen“ der Konservativen Partei gerierte. Paget empfand das als Nachtreten auf einen am Boden liegenden Freund und meinte, auf das Übergewicht von Hailham anspielend: „Wenn Sich-Gehen-Lassen einen Mann auf die Gestalt von Lord Hailsham reduziert hat, schließt sexuelle Enthaltsamkeit nicht mehr ein als einen Sinn für das Lächerliche.“[10]

Er war ab 1954 Honorary Secretary des UK Council of the European Movement.

Im Jahr 1974 wurde er als Baron Paget of Northampton, of Lubenham in the County of Leicestershire, zum Life Peer ernannt. Er wohnte in Lubenham Lodge nahe Market Harborough und war seit 1931 mit Sybil Gibbons verheiratet.

Literatur

  • Anthony Howard: Paget, Reginald Thomas Guy Des Voeux, Baron Paget of Northampton (1908–1990). In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford University Press, 2004 (Online-Ausgabe).
  • Nachruf in The Times, 4. Januar 1990, S. 14.
  • Colin Holmes: Paget. In: A. T. Lane: Biographical Dictionary of European Labour Leaders. Greenwood Publ., 1995.

Schriften

  • Manstein: His Campaigns and his Trial. Foreword Lord Hankey, Collins, London 1951.
    • Deutsche Übersetzung: Manstein: Seine Feldzüge und sein Prozess. Übersetzung Ursula Michaelsen, Limes Verlag, Wiesbaden 1952.
  • mit S. Silverman: Hanged and Innocent? (An examination of the question of the guilt of Walter Graham Rowland, Derek Bentley and Timothy John Evans), London, Victor Gollancz 1953.
  • The Human Journey. London: Davis-Poynter 1979.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Geburtsdatum z. B. World Biography, Institute for Research in Biography, New York City 1948 und Charles Kidd, David Williamson Debrett's peerage and baronetage 1985
  2. Biographie von Thomas Guy Frederick Paget mit Nachruf aus The Times. Er war Parlamentsmitglied für die Tories, Gutsbesitzer, Justice von Leicestershire und Northamptonshire, 1947/48 High Sheriff of Leicestershire und Lokalhistoriker.
  3. Eintrag Paget in: Biographical Dictionary of European Labour Leaders
  4. Donald M. McKale: Nazis after Hitler : how perpetrators of the Holocaust cheated justice and truth. Lanham, Md.: Rowman & Littlefield, 2012 ISBN 978-1-4422-1316-6 S. 261
  5. 1998 wurde Bentley posthum freigesprochen.
  6. Beides sind Ehrentitel für britische Anwälte. Ein PC hat Anspruch auf die Anrede „The Right Honourable“.
  7. [1]
  8. Charles Hussey The fine art of insult, The New York Times, 5. Januar 1964
  9. Tony Augarde, The Oxford Dictionary of Modern Quotations. Hansard, Parliamentary Debates, 14. September 1956. Manchmal auch fälschlich so zitiert, Eden wäre wie eine überreife Banane, gelb außen, matschig innen (yellow outside, squishy within), z. B. Charles Hussey, The fine art of insult, New York Times, 5. Januar 1964.
  10. Parlamentsrede Pagets in der Profumo-Affäre, 17. Juni 1963. Im Original: „When self indulgence has reduced a man to the shape of Lord Hailsham, sexual continence involves no more than a sense of the ridiculous.“ Hansard, Protokoll der Parlamentsreden, 17. Juni 1963. Das Zitat gilt in Großbritannien als Paradebeispiel für gekonnte politische Beleidigung. Beispielsweise wurde es in die englischen Sammlungen politischen Witzes The fine art of political wit von Leon A. Harris (Dutton 1964) und Cutting Edge von Nick Sheridan (Dent 1984) aufgenommen.