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Rote Liste (Arzneimittel)

From Wickepedia
File:Rote Liste 2011.jpg
Buchausgaben 2011 und 1935
File:RoteListeBuch2.JPG
Musterseiten (2007)

Die Rote Liste ist ein Arzneimittelverzeichnis für Deutschland. Sie enthält Kurzinformationen zu in Deutschland vermarkteten Humanarzneimitteln (einschließlich EU-Zulassungen) und bestimmten Medizinprodukten, die aus Fach-, Gebrauchs- und Produktinformationen erstellt werden. Sie richtet sich an medizinisch-pharmazeutische Fachkreise (Ärzte, Apotheker, Kliniken usw.) mit dem Zweck, diese über im Handel befindliche Präparate zu informieren. Die Rote Liste wird den Fachkreisen in gedruckter Form und online jeweils kostenlos zur Verfügung gestellt, ist aber auch bei Versandbuchhandlungen erhältlich. Durch die Vergabe von Datenlizenzen ist die Rote Liste darüber hinaus in diverse Datenbanken integriert.

Sie erscheint jährlich aktualisiert als Buchausgabe und halbjährlich in Form elektronischer Publikationen (seit 1990). Die Rote Liste ist das auflagenstärkste Arzneimittelverzeichnis in Deutschland (Druckauflage 2014: 275.000 Exemplare). Die erste der zweimal jährlich erscheinenden elektronischen Ausgaben ist inhaltsgleich mit der Buchausgabe. Die elektronischen Publikationen besitzen gegenüber der Printversion u. a. erweiterte Suchfunktionen. Die AMInfo DVD – ROTE LISTE/ Fachinfo erscheint viermal jährlich.

Der Eintrag in der Roten Liste ist für den Hersteller des eingetragenen Arzneimittels kostenpflichtig und richtet sich nach dem Umfang des Eintrags.[1] Aus diesem Grund haben einige Hersteller ihre Einträge zurückgezogen, so dass die Rote Liste zurzeit (2012) den Arzneimittelmarkt in Deutschland nicht mehr vollständig repräsentiert.[2]

Die Veröffentlichung von Präparaten in der Roten Liste liegt in der Verantwortung der Unternehmen und ist nicht an die Zugehörigkeit zu einem Pharmaverband gebunden. Die Buchausgabe 2013 des Arzneimittelverzeichnisses umfasst rund 22.674 Medikamente. Diese sind in 6.080 Präparateeinträgen mit 7.448 Darreichungsformen und 23.848 Preisangaben von 447 pharmazeutischen Unternehmen sowie von Vertreibern/Herstellern bestimmter Medizinprodukte zusammengefasst.

Geschichte

Vorbild für die Rote Liste war „Riedels Mentor“ von 1926 der Drogengroßhandlung J. D. Riedel AG in Berlin. Sie umfasste auf 1133 Seiten rund 18.000 in der Pharmazie gebräuchliche Präparate.[3] Die Rote Liste erschien erstmals 1933 und wurde vom jeweiligen Verband der pharmazeutischen Industrie herausgegeben. Die Abstände zu jeweils neuen Ausgaben waren unterschiedlich. So dauerten die Vorarbeiten für die 1974 erschienene 14. Auflage drei Jahre, das Verzeichnis wurde grundlegend neu gestaltet, nach 95 Klassen gegliedert und enthielt rund 8200 Präparate von über 800 Herstellern. 1400 Arzneimittel waren pflanzlicher Herkunft, 290 homöopathisch. Seit 2006 ist die Rote Liste Service GmbH, vormals Tochter des BPI und des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (vfa), seit Oktober 2021 ein Unternehmen der Bertelsmann-Gruppe,[4] der Herausgeber.

  • 1933: Buchtitel: Preisverzeichnis deutscher pharmazeutischer Spezialpräparate. Herausgegeben von der Reipha (Reichsfachschaft der Pharmazeutischen Industrie). Berlin 1933. Der Buchdeckel trägt zusätzlich die Aufschrift „Rote Liste 1933“.
  • 1935: Buchtitel: Preisverzeichnis deutscher pharmazeutischer Spezialpräparate. 2. Auflage. Rote Liste 1935. Herausgegeben von der Fachgruppe Pharmazeutische Erzeugnisse der Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie. Berlin 1935.
  • 1936: Buchtitel: Preisverzeichnis deutscher pharmazeutischer Spezialpräparate. Rote Liste. Nachtrag 1936. Herausgegeben von der Fachgruppe Pharmazeutischer Erzeugnisse der Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie, Berlin W 35, Potsdamer Straße 27. Berlin 1936.
  • 1939: Buchtitel: Preisverzeichnis deutscher pharmazeutischer Spezialpräparate. 3. Auflage. Rote Liste 1939. Herausgegeben von der Fachgruppe Pharmazeutische Erzeugnisse der Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie. Berlin 1939.
  • 1949 bis 2005: Die Rote Liste erschien im Editio Cantor Verlag. Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Pharmazeutische Industrie, später Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI).
  • 1990: Die Rote Liste wird auch auf elektronischen Datenträgern angeboten
  • 1998: Veröffentlichung im Internet.
  • 2006: Verlag und Herausgeber ist jetzt die Rote Liste Service GmbH

Inhalt

Die Rote Liste gliedert sich insbesondere in folgende Kapitel:

  • Alphabetisches Verzeichnis: Die Präparatenamen werden in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt (rosafarbene Seiten in der Buchausgabe). Hinter dem Arzneimittel steht eine fünfstellige Kennziffer. Unter dieser Nummer ist das Medikament im Hauptteil des Buches zu finden. Die ersten beiden Ziffern geben die Hauptgruppe an.
  • Stichwortverzeichnis: Dieser Teil (gelbe Seiten in der Buchausgabe) enthält Verweise von Wirkstoff- und Indikationsgruppen auf die 88 Hauptgruppen des Präparateteils.
  • Stoffverzeichnisse: Im Wirkstoffverzeichnis der Buchausgabe (blaue Seiten) sind unter dem jeweiligen Wirkstoff alle entsprechenden Monopräparate aufgeführt (Kombinationspräparate sind aus Platzgründen i. d. R. ausgenommen), einschließlich der fünfstelligen Kennziffer. In den elektronischen Ausgaben kann zusätzlich nach Hilfsstoffen gesucht werden.
  • Präparateverzeichnis:
    • Dieser Teil ist in 88 Hauptgruppen (Indikations- und/oder Wirkstoffgruppen) unterteilt:
  1. Abmagerungsmittel / Appetitzügler / Antiadiposita
  2. (unbesetzt)
  3. Acidosetherapeutika
  4. Analeptika/Antihypoxämika
  5. Analgetika/Antirheumatika
  6. Antiadiposita / Appetitzügler
  7. Antiallergika
  8. Antianämika
  9. Antiarrhythmika
  10. Antibiotika
  11. Antidementiva (Nootropika)
  12. Antidiabetika
  13. Antidota
  14. Antiemetika/Antivertiginosa
  15. Antiepileptika
  16. Antihämorrhagika (Antifibrinolytika u.andere Hämostatika)
  17. Antihypertonika
  18. Antihypoglykämika
  19. Antihypotonika und Mittel zur Schocktherapie
  20. Antikoagulantia
  21. Antimykotika
  22. Antiparasitäre Mittel
  23. Antiphlogistika
  24. Antitussiva/Expektorantia und andere Erkältungspräparate
  25. Arteriosklerosemittel
  26. Balneotherapeutika und Mittel zur Wärmetherapie
  27. Betarezeptoren-, Calciumkanalblocker und Hemmstoffe des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems
  28. Broncholytika/Antiasthmatika und andere Mittel für den Respirationstrakt
  29. Cholagoga und Gallenwegstherapeutika
  30. Cholinergika
  31. Corticoide (Interna)
  32. Dermatika
  33. Desinfizientia/Antiseptika
  34. (unbesetzt)
  35. Diagnostika und Mittel zur Diagnosevorbereitung
  36. Diuretika
  37. Durchblutungsfördernde Mittel
  38. (unbesetzt)
  39. Entwöhnungsmittel/Mittel zur Behandlung von Suchterkrankungen
  40. Enzyminhibitoren, Präparate bei Enzymmangel und Transportproteine
  41. (unbesetzt)
  42. Fibrinolytika
  43. Geriatrika
  44. Gichtmittel
  45. (unbesetzt)
  46. Gynäkologika
  47. Hämorrhoidenmittel/Proktologika
  48. Hepatika
  49. Hypnotika/Sedativa
  50. Hypophysen-, Hypothalamushormone, andere regulatorische Peptide, ihre Hemmstoffe und Analoga
  51. Immunmodulatoren
  52. Infusions- und Standardinjektionslösungen, Organperfusionslösungen
  53. Kardiaka
  54. Karies-, Parodontosemittel und andere Dentalpräparate
  55. Koronarmittel (Antianginosa)
  56. Laxantia
  57. (unbesetzt)
  58. Lipidsenker
  59. Lokalanästhetika
  60. Magen-Darm-Mittel
  61. Migränemittel
  62. Mineralstoffpräparate
  63. Mund- und Rachentherapeutika
  64. Muskelrelaxanzien und -Reversoren
  65. Narkosemittel (Allgemeinanästhetika)
  66. Neuropathiepräparate und andere neurotrope Mittel
  67. Ophthalmika
  68. Osteoporosemittel/Calcium-/Knochenstoffwechselregulatoren
  69. Otologika
  70. Parkinsonmittel und andere Mittel gegen extrapyramidale Störungen
  71. Psychopharmaka
  72. Rhinologika/Sinusitismittel
  73. Roborantia/Tonika
  74. Schilddrüsentherapeutika
  75. Sera, Immunglobuline und Impfstoffe
  76. Sexualhormone und ihre Hemmstoffe
  77. Spasmolytika/Anticholinergika
  78. (unbesetzt)
  79. Thrombozytenaggregationshemmer
  80. Tuberkulosemittel
  81. Urologika und Mittel zur Behandlung der Hyperkaliämie und Hyperphosphatämie
  82. Venentherapeutika
  83. Virustatika
  84. Vitamine
  85. Wund- und Narbenbehandlungsmittel
  86. Zytostatika, andere antineoplastische Mittel und Protektiva
  87. Registrierte Homöopathika/Präparateserien
  88. Biomaterialien/medizinische Kunststoffe/Varia

Innerhalb der Hauptgruppen erfolgt eine weitere Untergliederung in Untergruppen, die die Präparate alphabetisch sortiert enthalten.

  • Signaturverzeichnis: Hier (orangefarbener Teil in der Buchausgabe) sind Informationen über Gegenanzeigen, Anwendungsbeschränkungen, Schwangerschaft, Stillzeit, Neben-, Wechselwirkungen und Intoxikationen sowie Warnhinweise und Hinweise zu bestimmten Wirkstoffen/Wirkstoffgruppen in Form sog. Signaturen zusammengefasst. Hierauf wird im Präparateteil i. d. R. verwiesen.
  • Firmenverzeichnis: In diesem Kapitel (grüne Seiten in der Buchausgabe) sind unterhalb der Unternehmensadresse die entsprechenden Präparate alphabetisch aufgeführt.

Angaben zu den einzelnen Präparaten

Zum einzelnen Präparat gibt es Angaben zu:

Sofern zutreffend wird von den Präparateeinträgen auf das Signaturverzeichnis verwiesen.

Elektronische Publikationen

Da die Angebote der Roten Liste werbefinanziert sind und nach dem Heilmittelwerbegesetz Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente nur gegenüber Fachkreisen zulässig ist, ist der Zugang zur Online-Datenbank durch Passwörter geregelt.

Siehe auch

Literatur

  • Rote Liste 1974. Verzeichnis pharmazeutischer Spezialpräparate der Mitglieder des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e. V.
  • Rote Liste 1988. Verzeichnis von Fertigarzneimitteln der Mitglieder des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e. V., hrsg. vom Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (Frankfurt am Main), Aulendörf (Württemberg) 1988.
  • Rote Liste Service GmbH (Herausgeber und Verlag), Rote Liste 2014 – Arzneimittelverzeichnis für Deutschland (einschließlich EU-Zulassungen und bestimmter Medizinprodukte), 2047 Seiten, ISBN 978-3-939192-80-0.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Rote Liste im Flexikon, einem Wiki der Firma DocCheck, abgerufen am 25. November 2015.
  2. Firmenverzeichnis der Roten Liste.
  3. Riedels Mentor 1926, Berlin, doi:10.1002/ardp.19262641708. – Es folgten Erweiterungen 1927, 1928 und 1930.
  4. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/bertelsmann-kauft-rote-liste-128603/