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Ruth Leuwerik

From Wickepedia

Ruth Leuwerik (* 23. April 1924 als Ruth Leeuwerik in Essen; † 12. Januar 2016 in München)[1] war eine deutsche Schauspielerin. Sie war einer der großen deutschen Kinostars der 1950er Jahre und bildete mit Dieter Borsche ein populäres Leinwandpaar.

Leben

Sie kam als Tochter des Kaufmanns Julius Martin Leeuwerik und dessen Frau Luise, geb. Sokolowski, in Essen zur Welt und besuchte dort die Viktoriaschule[2] und in Münster das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium.[3] Später arbeitete sie als Stenotypistin und nahm privaten Schauspielunterricht.

Ihre ersten Engagements erhielt sie am Westfälischen Landestheater Paderborn und an den Städtischen Bühnen Münster. Von 1947 bis 1949 spielte sie am Theater Bremen und am Theater Lübeck, von 1949 bis 1953 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. In der Spielzeit 1950/51 trat sie im Stück Intermezzo von Jean Giraudoux auch am Hebbel-Theater in Berlin auf. Ihre letzte Bühnenrolle spielte sie 1955 als Eurydike in dem gleichnamigen Stück von Jean Anouilh am Düsseldorfer Schauspielhaus.

Ihr Leinwanddebüt gab sie 1950 in der Filmkomödie Dreizehn unter einem Hut, in der sie an der Seite von Volker von Collande und Inge Landgut eine der Hauptrollen spielte. Sie war für eine erkrankte Kollegin eingesprungen.[4] 1951 synchronisierte Ruth Leuwerik Maureen O’Hara in Riff-Piraten. Durch die Vermittlung eines Bekannten wurde sie Dieter Borsche vorgestellt, der ihr 1952 zu ihrer ersten großen Rolle als Filmpartnerin in der Komödie Vater braucht eine Frau verhalf. Aufgrund des Erfolgs an den Kinokassen drehten beide im Anschluss den Film Die große Versuchung, der auf einem populären Fortsetzungsroman einer deutschen Illustrierten basierte. Dank des Erfolgs beider Filme wurden Ruth Leuwerik und Dieter Borsche, die später auch in Königliche Hoheit und Königin Luise gemeinsam vor der Kamera standen, neben Sonja Ziemann/Rudolf Prack und Maria Schell/O. W. Fischer zu einem der Leinwandpaare der 1950er Jahre.

Ihren Durchbruch hatte Leuwerik 1953, als sie in vier Produktionen im Kino präsent war. Neben dem Melodrama Ein Herz spielt falsch, in dem sie erstmals mit O. W. Fischer zu sehen war, spielte sie die Hauptrolle in der Komödie Muß man sich gleich scheiden lassen?, der Literaturverfilmung Königliche Hoheit nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann und der Familiensaga Geliebtes Leben, die die Entwicklung einer Frau über verschiedene Dekaden hinweg schildert. Für ihre darstellerische Leistung in diesem Film wurde sie 1954 mit dem Filmband in Silber als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Die Schauspielerin wirkte zu diesem Zeitpunkt ihrer Karriere so oft in Kostümfilmen wie Geliebtes Leben und Ludwig II mit O. W. Fischer mit, dass ihre Auftritte in Krinoline und Reifrock bald zu einer Art Markenzeichen wurden. Häufig stand sie auch für Adaptionen literarischer Stoffe wie Theodor Fontanes Effi Briest, der unter dem Titel Rosen im Herbst mit Leuwerik in der Hauptrolle verfilmt wurde, sowie in der Titelrolle von Dorothea Angermann nach dem gleichnamigen Schauspiel von Gerhart Hauptmann vor der Kamera.

Ruth Leuweriks Karriere, die Mitte der 1950er Jahre etwas an Schwung verloren hatte, erhielt dank der äußerst populären Filme Die Trapp-Familie und Die Trapp-Familie in Amerika von Wolfgang Liebeneiner um die Baronin Maria Augusta von Trapp neuen Auftrieb. Ebenfalls unter der Regie von Liebeneiner entstand das Kriegsgefangenendrama Taiga, in dem sie eine couragierte Ärztin in einem Kriegsgefangenenlager in Sibirien spielt. Ein Teil ihrer Beliebtheit gerade bei weiblichen Kinobesuchern lag wohl auch darin begründet, dass Leuwerik häufig unabhängige, beruflich erfolgreiche Frauen mit eigenen Ideen und Vorstellungen vom Leben darstellte, wie in der Komödie Die ideale Frau aus dem Jahr 1959.

Mit Beginn der 1960er Jahre begann ihre Popularität jedoch zu schwinden: In Liebling der Götter über das Leben des UFA-Stars Renate Müller wusste Leuwerik zwar schauspielerisch zu überzeugen; die ambitionierte Filmbiographie blieb jedoch, was die Einspielergebnisse anbelangt, hinter den Erwartungen zurück. Die Käutner-Verfilmung Die Rote von 1962 nach dem gleichnamigen Roman von Alfred Andersch vermochte hingegen weder Kritiker noch Publikum zu begeistern. Nach der Neuverfilmung Das Haus in Montevideo an der Seite von Heinz Rühmann zog sich Leuwerik 1963 für mehrere Jahre von der Leinwand zurück. Sie trat jedoch gelegentlich in Fernsehproduktionen auf, etwa in Franz Peter Wirths Fernsehmehrteiler Die Buddenbrooks, in dem sie die Konsulin Betsy Buddenbrook verkörperte. 1978 wurde sie für ihr langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film mit dem Filmband in Gold geehrt.

Anlässlich ihres 80. Geburtstags im Jahr 2004 widmete ihr das Filmmuseum Berlin eine große Werkschau unter dem Titel Die ideale Frau – Ruth Leuwerik und das Kino der fünfziger Jahre. Ihr Werk wurde dabei folgendermaßen gewürdigt:

„In ihren Filmrollen verstand sie es, gegen alte Stereotypen ein modernes Selbstverständnis zu verkörpern – anders als es das weit verbreitete Vorurteil über ‚Opas Kino‘ der Ära Adenauer will.“[5]

1949 war Ruth Leuwerik kurze Zeit mit dem Schauspieler Herbert Fleischmann verheiratet und von 1965 bis 1967 mit dem Sänger Dietrich Fischer-Dieskau. Bis zu ihrem Tod lebte sie mit ihrem dritten Ehemann, dem Augenarzt Dr. Heinz Purper (1920–2016), zurückgezogen in München-Nymphenburg (Zuccalistraße 31).

Grab Ruth Leuwerik und Ehemann Heinz Purper, Friedhof Nymphenburg, München Dort starb sie am 12. Januar 2016 im Alter von 91 Jahren. An der Trauerfeier in der evangelischen Stephanus-Kirche in Nymphenburg nahmen neben der Familie auch der Schauspieler Rolf Kuhsiek, der Kulturreferent Hans-Georg Küppers und Thomas Goppel teil.[6] Sie fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Nymphenburger Friedhof im Münchener Stadtbezirk Neuhausen-Nymphenburg.[7]

Filmografie

Fernsehen

Auftritte als Schauspielerin

  • 1963: Hedda Gabler
  • 1965: Ninotschka
  • 1970: Das weite Land
  • 1974: Der Kommissar (Krimiserie, Folge Der Segelbootmord)
  • 1976: Meine beste Freundin
  • 1978: Derrick (Krimiserie, Folge Ein Hinterhalt)
  • 1979: Die Buddenbrooks (11-teilige Fernsehserie)
  • 1980: Kaninchen im Hut und andere Geschichten mit Martin Held
  • 1983: Derrick (Folge Der Täter schickte Blumen)

Weitere Fernseharbeiten

  • 1955: Was bin ich? (Fernsehserie, als Ehrengast)
  • 1965: Ruth Leuwerik (Dokumentation)
  • 1969: Stars in der Manege (Mitwirkende im Zirkus Krone)
  • 1975: Der große Preis (Fernsehspielshow – als Losfee)
  • 1976: Dalli Dalli (Fernsehspielshow – als Kandidatin)
  • 1981: Bitte umblättern (Dokumentation innerhalb des Magazins)
  • 1997: Denk ich an Deutschland … – Das Wispern im Berg der Dinge (Dokumentation)
  • 2005: Filmlegenden. Deutsch (Dokumentation)
  • 2008: Heimat – Deine Filme: Der Traum vom Paradies (Dokumentation)
  • 2009: Ruth Leuwerik erzählt (Kurzdokumentation)

Theaterauftritte

  • 1942/43 (Westfälisches Landestheater Paderborn)
    • Das blinde Herz (als „Prinzessin Charlotte“)
    • Der zerbrochene Krug
    • Die große Nummer
    • Der blaue Heinrich
    • Zwischen Stuttgart und München
    • Meine Nichte – Deine Nichte
  • 1943/44 (Städtische Bühnen Münster)
  • 1945/46 (Städtische Bühnen Münster)
  • 1946/47 (Städtische Bühnen Münster)
  • 1947/48 (Bremer Kammerspiele)
    • Ein Strich geht durchs Zimmer (als „Ljudmilja“)
    • Robinsons Abenteuer (als „Muschi (Affenkind)“)
    • Die Stadt ist voller Geheimnisse (als „Junges Mädchen“)
    • Philine (als „Philine“)
    • Eine kleine Stadt (als „Emely Webb“)
    • Der Lügner (als „Colombina“)
  • 1948/49 (Bühnen der Hansestadt Lübeck)
    • Das Lied der Taube (als „Sally Middleton“)
    • Das Grab des unbekannten Soldaten (als „Aude“)
    • Der Lügner und die Nonne (als „Angela“)
    • Der Herr im Haus (als „Mary Skinner“)
  • 1948/49 (Deutsches Schauspielhaus Hamburg)
    • Ballade vom Eulenspiegel, vom Federle und von der dicken Pompanne (als „Federle“)
    • Faust I. (als „Gretchen“)
    • Improvisation im Juni (als „Olga“)
  • 1949/50 (Deutsches Schauspielhaus Hamburg)
    • Mädchen in Uniform (als „Manuela von Meinhardis“)
    • Montserrat (als „Eléna“)
    • Romanze im Schloß (als „Jeanette Martini“)
    • Der gläserne Storch oder Es hat alles sein Gutes (als „Prinzessin Jaschma“)
    • Die Irre von Chaillot (als „Irma“)
    • Medea (als „Kreusa“)
    • Was ihr wollt (als „Viola“)
  • 1950/51 (Deutsches Schauspielhaus Hamburg)
  • 1950/51 (Hebbel-Theater Berlin)
  • 1951/52 (Deutsches Schauspielhaus Hamburg)
  • 1952/53 (Deutsches Schauspielhaus Hamburg)
  • 1955 (Deutsches Schauspielhaus Düsseldorf)
    • Eurydike (als „Eurydike“)

Hörspiele

Quelle:[8]

  • 1948 Die Überfahrt
  • 1948 Die große Katharina
  • 1948 Winterballade
  • 1948 Schießbudenfiguren
  • 1948 Ein Don Juan
  • 1948 Oberst Charbert
  • 1949 Faust I
  • 1949 Nach Damaskus
  • 1950 Der Tote
  • 1950 Götter, Gräber und Gelehrte
  • 1950 Der späte Kunde
  • 1950 Die Todestrommel
  • 1951 Emilia Galotti
  • 1952 Unser Gartenzimmer
  • 1952 Das Genie von Vinci
  • 1952 Zwischen Start und Ziel
  • 1953 Eine Träne des Teufels
  • 1975 Cécile (Teil 1)
  • 1975 Cécile (Teil 2)

Auszeichnungen und Ehrungen

Stern von Ruth Leuwerik auf dem Boulevard der Stars in Berlin

Literatur

  • Klaus Belli: Ruth Leuwerik (= Film-Porträts, Band 2). Olzog, München / Köln 1957, DNB 451562569.
  • Walter Grieder: Ruth Leuwerik. Große Karriere mit kleinen Hindernissen. Landschäftler / Böhringer, Liestal / Wunsiedel 1962, DNB 451659643.
  • Peter Mänz, Nils Warnecke (Hrsg.): Die ideale Frau. Ruth Leuwerik und das Kino der fünfziger Jahre. Anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Filmmuseum Berlin, 29. April bis 15. August 2004. Henschel, Berlin 2004[10], ISBN 3-89487-482-1.
  • Christoph Dompke: Ruth Leuwerik in: „Und Jimmy ging zum Regenbogen“ (1971), S. 131, in: Alte Frauen in schlechten Filmen: vom Ende großer Filmkarrieren. Erweiterte und vollständig überarbeitete Neuausgabe, Männerschwarm, Hamburg 2012 (frühere Ausgabe: Weil doch was blieb, 1998), ISBN 978-3-86300-114-8.
  • Jonathan Schilling: Noch einmal Preußen im Film. Zu Preußenbildern in Filmen mit Ruth Leuwerik, in: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, N. F., 29. Bd., 2019, H. 1–2, S. 201–221.
  • Jonathan Schilling: Mehr als Heimatfilm. Ruth Leuwerik, „Die Trapp-Familie“ und der Publikumsgeschmack der Adenauer-Zeit. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Jg. 71 (2023), S. 75–109.
  • Michael Wenk: Ruth Leuwerik – Schauspielerin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 24, 1994.

Weblinks

Commons: Ruth Leuwerik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 50er-Jahre-Filmstar Ruth Leuwerik gestorben. dpa, 12. Januar 2016, abgerufen am 3. August 2020.
  2. Ruth Leuwerik, Die Geschichte des deutschen Films von 1947 bis 1973
  3. Filme mit Ruth Leuwerik, Kinoaktuell, September 2016, S. 29
  4. Interview mit Ruth Leuwerik von 1984 bei dw.de, abgerufen am 17. März 2014.
  5. zitiert nach Angaben des Deutschen Filmmuseums (Memento des Originals vom 27. September 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@2Vorlage:Webachiv/IABot/osiris2.pi-consult.de
  6. Philipp Crone: Warmherzig, bescheiden, elegant. In: sueddeutsche.de. 2016, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 10. Februar 2018]).
  7. knerger.de: Das Grab von Ruth Leuwerik
  8. Hörspieldatenbank ARD. Abgerufen am 12. Dezember 2020.
  9. München setzt Weltstar ein höchst ungewöhnliches Denkmal - Er wohnte jahrelang in der Stadt. 16. September 2020, abgerufen am 19. September 2020.
  10. Peter Mänz; Nils Warnecke (Hrsg.): Die ideale Frau - Ruth Leuwerik und das Kino der Fünfziger. Henschel, Berlin 2004, ISBN 3-89487-482-1, S. 89 f.