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Torschlusspanik

From Wickepedia

Torschlusspanik bezeichnet umgangssprachlich eine auftretende Angst, etwas zu verpassen. Insbesondere wird damit die Befürchtung bezeichnet, bisher – insbesondere in der Partnerschaft – noch nicht verwirklichte Ziele vornehmlich aus Altersgründen möglicherweise nicht mehr zu erreichen und daher voreilig Entscheidungen zu treffen.[1] Verwandt dazu ist der Begriff der Midlife Crisis.[2] Ähnliche Befürchtungen können sich auch in Gesellschaft und Politik durch Handlungsdruck auszeichnen. So schrieb das Time Magazine während des Berliner Mauerbaus:

“Last week a curious and serious malady was affecting Communist East Germany and reaching almost epidemic proportions. The name of the disease was Torschlusspanik, which literally means 'fear of gate closing'. Everything East German leaders did to shut off the flow of refugees to the West seemed, instead, to spur it on. The day that Deputy Premier Willi Stoph announced new secret measures to halt the refugees—ostensibly at the urging of "delegations of workers"—1.532 East Germans beat it over the border and checked into the big Marienfelde refugee center in West Berlin.”

„In der vergangenen Woche wurde das kommunistische Ostdeutschland von einer merkwürdigen und schweren Krankheit heimgesucht, die fast epidemische Ausmaße annahm. Der Name der Krankheit war Torschlusspanik, was wörtlich übersetzt „Angst vor dem Schließen der Tore“ bedeutet. Alles, was die ostdeutsche Führung unternahm, um den Flüchtlingsstrom in den Westen zu stoppen, schien ihn eher noch anzustacheln. An dem Tag, an dem der stellvertretende Ministerpräsident Willi Stoph neue geheime Maßnahmen ankündigte, um den Flüchtlingsstrom zu stoppen − angeblich auf Drängen von „Arbeiterdelegationen“ − schafften es 1.532 Ostdeutsche über die Grenze und checkten im großen Flüchtlingszentrum Marienfelde in West-Berlin ein.“

Time vom 18. August 1961[3]
File:Suhr-Millerntor um 1820.jpg
Abendliches Gedränge vor dem Millerntor in Hamburg, Lithografie der Gebrüder Suhr um 1820

Zurück geht diese Redewendung auf das Mittelalter, in dem die Stadttore bei Anbruch der Dunkelheit aus Sicherheitsgründen geschlossen („Torschluss“) wurden. Stadtbewohner, die bis dahin von ihren Ausflügen nicht zurückgekehrt waren, hatten gezwungenermaßen vor den Stadtmauern zu übernachten und waren so Räubern und wilden Tieren schutzlos ausgeliefert oder mussten, wie etwa in Hamburg bis 1860, eine Einlassgebühr („Sperrgeld“) zahlen.

Eine weitere Erklärung zur Herkunft dieses Begriffes findet sich in einem Vorfall von 1808 zu Hamburg:

„Gestern Abends entstand bey dem Thorschluß von Hamburg, wo bey schönem Wetter mehrere tausend Menschen versperrt worden waren, ein Tumult. Das Volk warf auf das wachhabende holländische Militär mit Steinen, welches erst blind, dann scharf feuerte, wodurch einige Menschen getödtet, und mehrere verwundet wurden." Daraus ergab sich wohl auch eine große Massenpanik.“[4]

Weblinks

Wiktionary: Torschlusspanik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Olga Ejikhine: Beim Wort genommen: der Sprachführer durch die Welt der Redewendungen. hier online.
  2. Späte Torschlusspanik. In: Focus Online. 16. Oktober 2009.
  3. World: Torschlusspanik Time vom 18. August 1961.
  4. Vgl. Augsburgische Ordinari Postzeitung, Nro. 105, Montag, den 2. May, Anno 1808, S. 3, als Digitalisat.