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Unity Mitford

From Wickepedia

Unity Mitford, 1937 Hon. Unity Valkyrie Freeman-Mitford (* 8. August 1914 in London, England; † 28. Mai 1948 in Oban, Schottland) war eine britische Adlige, Nationalsozialistin und Verehrerin Adolf Hitlers. Sie gehörte von 1935 bis 1940 zum inneren Kreis der NSDAP und hatte so häufigen persönlichen Umgang mit Hitler, dass Gerüchte über eine Verlobung entstanden.[1]

Familie

Mitford war eines von sieben Kindern des David Bertram Ogilvy Freeman-Mitford, 2. Baron Redesdale (1878–1958), und seiner Ehefrau Sydney Bowles (1880–1963). Sie war darüber hinaus eine Cousine von Clementine Churchill, der Ehefrau von Winston Churchill. Da Lord Redesdale eine Abneigung gegen die konventionellen britischen Erziehungsmethoden hatte, besuchten seine Kinder keine Schule, sondern wurden zuhause in Asthall Manor in Oxfordshire unterrichtet.

Die Mitford-Kinder entwickelten sich sehr unterschiedlich. Unity und ihre vier Jahre ältere Schwester Diana (1910–2003) wurden Anhängerinnen nationalsozialistischer bzw. faschistischer Ideen. Diana war von 1929 bis 1934 mit Bryan Guinness verheiratet und heiratete 1936 im Berliner Haus von Goebbels den britischen Faschistenführer Oswald Mosley.[2] Pamela (1907–1994) war mit dem Physiker Derek Ainslie Jackson verheiratet. Ihre jüngere Schwester Jessica (1917–1996) wandte sich dagegen dem Kommunismus zu, riss von zu Hause aus, um auf Seiten der Republikaner am Spanischen Bürgerkrieg teilzunehmen. Die älteste Schwester Nancy (1904–1973) wurde eine in England bekannte Schriftstellerin und Geliebte von Gaston Palewski, eines sehr engen Beraters von Charles de Gaulle. Die jüngste Schwester Deborah (1920–2014) wurde durch ihre Heirat zur Duchess of Devonshire. Der einzige Bruder Thomas (1909–1945) blieb unverheiratet und wurde Richter.

Leben in Deutschland

Am 20. Oktober 1934 reiste Unity Mitford zu einem Sprachstudium nach München. Vor allem wollte sie den von ihr verehrten Reichskanzler des Deutschen Reiches, Adolf Hitler, den „Führer“ des nationalsozialistischen Deutschlands, kennenlernen. Anfang Februar 1935 gelang es ihr, in der Osteria Bavaria, einem Münchner Restaurant, in dem Hitler häufig verkehrte, mit diesem zusammenzutreffen und einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen: Mitford war zu diesem Zeitpunkt erst 20 Jahre alt; etwa 1,80 m groß, mit blondem Haar und blauen Augen entsprach sie dem zeitgenössischen Schönheitsideal. An ihre Schwester Diana schrieb Mitford am 10. Februar über das Zusammentreffen: „Du kannst Dir vorstellen, wie ich mich fühle. Ich bin so glücklich […]. Ich glaube, daß ich das glücklichste Mädchen der Welt bin.“[3]

Im inneren Kreis

Mitford lebte fortan in München und warb für die NS-Weltanschauung. U. a. legte sie in einem Film der Wochenschau dar, warum auch sie als Britin von der nationalsozialistischen Idee überzeugt sei. Der abergläubische Hitler war ebenso von der jungen Frau begeistert, wozu auch ihr zweiter Vorname [[Walküre|[Valkyrie] Error: {{Lang}}: text has italic markup (help)]][4] beitrug. Mitfords Großvater, Algernon Freeman-Mitford, war ein Freund Richard Wagners gewesen und schrieb zu zwei deutsch verfassten Werken Houston Stewart Chamberlains ein Vorwort. Bei einer Veranstaltung der Hitlerjugend auf dem Hesselberg mit Julius Streicher hielt Mitford eine antisemitische Hassrede; die Kernaussagen wiederholte sie in einem offenen Brief an den Stürmer. Dies führte zu öffentlicher Kritik in Großbritannien.

Hitler schenkte Mitford ein goldenes Parteiabzeichen sowie eine Loge bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin und ließ sie zu den Bayreuther Festspielen chauffieren.[5] Bei der Verkündung des „Anschlusses Österreichs“ 1938 stand sie neben Hitler.[6]

Hitler war von Mitfords intimer Kenntnis der britischen Politik beeindruckt. Albert Speer bezeichnete Mitford als die einzige, die im inneren Zirkel offen politische Fragen mit Hitler zu diskutieren suchte und sich ihm gegenüber vehement für eine Vermittlung mit Großbritannien ausgesprochen haben soll, was dieser reserviert zur Kenntnis genommen habe.[7] Mitford verbrachte unter anderem mit Hitler einen Sommer auf dem Berghof. Verschiedene deutsche Stellen ermittelten heimlich gegen Mitford; man verdächtigte sie der Spionage, wofür sich jedoch keine Anhaltspunkte finden ließen. Der britische Geheimdienst SIS stellte 1936 in einem Bericht fest, dass Unity Mitford viel Zeit mit Hitler verbringe, wenn er sich in München aufhalte. Sie sei offensichtlich „mehr Nazi als die Nazis“. Den britischen Botschafter in München begrüßte sie mit dem Hitlergruß, woraufhin dieser sie aufforderte, ihren Pass abzugeben.

Am 3. September 1935 besuchten Mitfords Eltern, Lord und Lady Redesdale, ihre Tochter in München. Diese stellte sie Hitler vor. Anschließend nahmen sie am 7. Reichsparteitag der NSDAP (10.–16. September) in Nürnberg teil, der unter dem Motto „Reichsparteitag der Freiheit“ stand, was sich auf die Rückgewinnung des Saarlandes und auf die Einführung der Wehrpflicht bezog, im Gegensatz zu den Bestimmungen des Versailler Vertrags, den man damals in Deutschland weithin als „ehrlose Fesselung“ empfand.

Im Juli und August 1939 waren Mitford und ihre Schwester Diana, die Ehefrau des britischen Faschistenführers Oswald Mosley, anlässlich der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth. Als Hitler sagte, Großbritannien sei zum Krieg, der kaum noch verhindert werden könne, entschlossen, äußerte Mitford, solch eine Tragödie wolle sie nicht erleben.

Suizidversuch

Am Tag der britischen Kriegserklärung an Deutschland, am 3. September 1939, unternahm Unity Mitford in der Münchener Königinstraße einen Suizidversuch, indem sie sich mit einer kleinen automatischen Pistole in den Kopf schoss.[8] Sie hinterließ einen an Adolf Wagner, den Münchner Gauleiter, adressierten Umschlag, der ihr spezielles NSDAP-Abzeichen (da Mitford als Ausländerin nicht Parteimitglied werden konnte, hatte Hitler ihr ein besonderes Abzeichen überreicht, in das auf der Rückseite ihr Name eingraviert war), ein signiertes und mit einer persönlichen Widmung von Hitler versehenes Foto sowie einen Abschiedsbrief an Hitler enthielt. In dem Brief stand, sie könne den Krieg zwischen Deutschland und Großbritannien nicht ertragen und nehme sich deshalb das Leben.

Der Suizidversuch misslang; die Kugel blieb im Kopf stecken. Die Ärzte wagten keine Operation, weil der Ausgang ungewiss war und sie zudem fürchteten, dass bei einem Misserfolg die britische Öffentlichkeit an die Ermordung Mitfords glauben könnte.[9]

Hitler besuchte Unity Mitford am Nachmittag des 8. November 1939, an dem am Abend im Bürgerbräukeller ein Bombenattentat auf ihn verübt wurde, persönlich im Krankenhaus, ließ sich darlegen, warum ein Entfernen der noch im Kopf steckenden Kugel nicht ratsam war, und gab ihr das Parteiabzeichen zurück. Sie nahm es und verschluckte es vor seinen Augen. Hitler soll zu seinem Leibfotografen gesagt haben: „Hoffmann, ich beginne mich zu fürchten.“

Im Dezember 1939 wurde sie in ein Krankenhaus in Bern verlegt.

Heimkehr nach Großbritannien und Tod

Teilweise genesen, wurde Lady Mitford im April 1940 von ihrer Mutter und ihrer Schwester Deborah aus der Schweiz nach Großbritannien gebracht. Sie hatte erheblich an Gewicht verloren und war als Person sehr verändert, vergleichbar mit den Folgen eines Schlaganfalls.[10]

Sie lebte mit ihrer Mutter auf der kleinen schottischen Hebrideninsel Inch Kenneth, die im Besitz ihres Vaters war. Auch britische Ärzte lehnten eine Operation als zu riskant ab. Im Laufe der Jahre stabilisierte sich ihr Zustand; sie soll sogar wieder Auto gefahren sein. Ihre ursprüngliche Lebendigkeit kehrte aber nicht zurück, und sie war sehr vergesslich.[11] Am 28. Mai 1948 erlag Unity Mitford den Spätfolgen des Selbsttötungsversuchs im Krankenhaus in Oban. Sie starb an einer Meningitis, möglicherweise als Folge der Schwellung ihrer Gehirnmasse um die eingeschlossene Kugel.

Unity Mitfords Grabstelle auf dem Friedhof in Swinbrook (Oxfordshire) Sie wurde auf dem Friedhof von Swinbrook (Oxfordshire) in England beigesetzt.

Legenden

Um Unity Mitford ranken sich einige Legenden:

  • Die mehrfach in der Literatur aufgestellte Behauptung, Mitford habe in München Kunst studiert, ist falsch.
  • Angeblich empfahl sie der NSDAP das Hakenkreuz als Symbol der nationalsozialistischen Bewegung. Hitler schrieb jedoch bereits in Mein Kampf (1924/25) über seine Auslegung dieses Symbols (der Swastika, die sowohl im Hinduismus seit Jahrtausenden und in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert von völkischen Gruppierungen benutzt worden war); Mitford war damals erst zehn Jahre alt.
  • Im Dezember 2007 berichteten britische Medien über ein mögliches uneheliches Kind, das Unity Mitford in Großbritannien geboren und zur Adoption freigegeben haben soll und dessen Vater Adolf Hitler gewesen sei. Mitford habe sich angeblich eine Zeitlang in einem Wöchnerinnenhaus für uneheliche Geburten aufgehalten. Schriftliche Dokumente dazu lagen jedoch nicht vor.[12][6]

Literatur (Auswahl)

  • Anton Joachimsthaler: Hitlers Liste. Ein Dokument persönlicher Beziehungen. Herbig, München 2003, ISBN 3-7766-2328-4 (zu Unity V. Mitford s. S. 517–540).
  • Michaela Karl: „Ich blätterte gerade in der Vogue, da sprach mich der Führer an.“ Unity Mitford. Eine Biographie. Hoffmann & Campe, Hamburg 2016, ISBN 978-3-455-50409-5.[13][14]
  • Susanne Kippenberger: Das rote Schaf der Familie. Jessica Mitford und ihre Schwestern. Hanser, München 2014, ISBN 978-3-446-24649-2.
  • Mary S. Lovell: The Sisters. The Saga of the Mitford Family. Norton, New York 2003, ISBN 0-393-32414-1.
  • Karlheinz Schädlich: Die Mitford Sisters (= Claassen extra). Claassen, Düsseldorf 1993, ISBN 3-546-00066-8.
  • Anna Maria Sigmund: Die Frauen der Nazis. Teil 2 (= Heyne / 19 / Heyne-Sachbuch. 807). München 2000, ISBN 3-453-21172-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Katja Iken: Das Rätsel der Unity Mitford. In: Der Spiegel (online). 5. März 2017, abgerufen am 7. April 2019.
  2. Heike B. Görtemaker: Hitlers Hofstaat. Der innere Kreis im Dritten Reich und danach. München 2019, ISBN 978-3-406-73527-1, S. 250–260.
  3. Unity Mitford in Anton Joachimsthaler: Hitlers Liste. Ein Dokument persönlicher Beziehungen. Herbig, München 2003, ISBN 3-7766-2328-4, S. 522.
  4. Vgl. Die Walküre, eine Oper von Richard Wagner.
  5. [Hitler's British Girl. Error: {{Lang}}: text has italic markup (help) Teil 4/5] auf YouTube. In: [Channel 4 Documentary.] Error: {{Lang}}: text has italic markup (help) 2007. Videomitschnitt, abgerufen am 28. Oktober 2016.
  6. 6.0 6.1 [Hitler's British Girl. Error: {{Lang}}: text has italic markup (help) Teil 1/5] auf YouTube. In: [Channel 4 Documentary.] Error: {{Lang}}: text has italic markup (help) 2007. Videomitschnitt, abgerufen am 28. Oktober 2016.
  7. Geheimnisse des Dritten Reiches – Hitler und die Frauen. In: ZDF. 1. August 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. September 2017; abgerufen am 28. Oktober 2016 (Reportage des ZDF, Ausstrahlung am 29. November 2011; Filmbeschreibung).
  8. Volker Elis Pilgrim: Du kannst mich ruhig Frau Hitler nennen. Frauen als Schmuck und Tarnung der NS-Herrschaft. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994, ISBN 3-498-05286-1, S. 117.
  9. Deborah Mitford: My sister and Hitler[[Category:Articles containing explicitly cited English-language text]]. Unity Mitford's war. In: guardian.co.uk. The Observer, 8. Dezember 2002, abgerufen am 28. Oktober 2016 (Lua error in Module:Multilingual at line 149: attempt to index field 'data' (a nil value).).
  10. Johannes Frank: Eva Braun. Ein ungewöhnliches Frauenschicksal in geschichtlich bewegter Zeit. Schütz, Preußisch Oldendorf 1988, ISBN 3-87725-122-6, S. 187 (Snippet-Ansicht in der Google-Buchsuche).
  11. Martin Bright: [Unity Mitford and 'Hitler's baby] Error: {{Lang}}: text has italic markup ([[:Category:Lang and lang-xx template errors|help]])[[Category:Lang and lang-xx template errors]]. As war broke out, Hitler admirer Unity Mitford made a botched suicide attempt and was invalided home. In: newstatesman.com. 13. Dezember 2007, abgerufen am 28. Oktober 2016 (Lua error in Module:Multilingual at line 149: attempt to index field 'data' (a nil value).).
  12. Hans Kratzer: Nur ein Hitler-Groupie oder „die gefährlichste Frau Münchens“? In: Süddeutsche Zeitung, 5. Oktober 2016, abgerufen am 28. Oktober 2016 („Eine neue Biografie enthüllt die wahre Rolle der jungen Britin Unity Valkyrie Mitford. Nur wenige Frauen waren dem NS-Diktator so nahe wie sie.“)
  13. Biografie über Unity Mitford: Ein britisches Groupie wird zur engen Freundin Hitlers. Michaela Karl im Gespräch mit Gisa Funck. In: Deutschlandfunk. Sendereihe Büchermarkt. 27. Oktober 2016, abgerufen am 11. November 2016 (Volltext).