Unsinn (von mittelhochdeutsch/althochdeutsch unsinnig/unsinnec: nicht bei Verstand, nicht bei Sinnen, ohnmächtig, bewusstlos, wahnsinnig, geisteskrank, verrückt, wütend, verblendet, töricht, delirant)[1][2] ist ein von Substanz, Sinn und Logik gelöster Satz, Ausdruck oder Begriff zu einem Sachverhalt oder einer Meinung. Unsinn ist etwas anderes als Sinnlosigkeit und Aussichtslosigkeit.
1916 wurden in der Dadaismus-Bewegung unsinnige oder widersinnige Gedichte (Unsinnspoesie) und Texte als Anti-Kunst vorgetragen. Die Bewegung gilt als Reaktion auf die Erfahrung der Sinnlosigkeit des Ersten Weltkriegs. Hugo Ball trug in Zürich Lautgedichte vor.
Der Linguist Noam Chomsky verwies auf den Satz “Colorless green ideas sleep furiously.” (deutsch: „Farblose grüne Ideen schlafen zornig.“) als Beispiel für einen unsinnigen, aber syntaktisch grammatischen Satz. Logisch stiftet das keinen Sinn, denn Ideen sind nicht grün und schlafen nicht; was grün ist, kann nicht farblos sein, und wütendes Schlafen scheidet aus. In der Poesie hingegen kann ein solcher Satz durchaus einen Sinn haben.
In Sprichwörter scheint das Wort kaum eingegangen zu sein, denn in Wanders Deutsches Sprichwörter-Lexikon (5 Bände, erschienen 1866–1880) gibt es lediglich zwei Beispiele („Der Unsinn schert die Sau und sengt das Schaf“).
In der Literatur sind manche Werke dem Nonsens zuzuordnen. Ein Kinderbuch aus den 1970er Jahren schon nach dem Titel erkennbar ist hier einzuordnen: Quatsch – Bilder, Reime und Geschichten.[3] Das Buch präsentiert Nonsens-Texte verschiedener Autoren für Kinder.
Harry Frankfurt behauptet in seinem Buch On Bullshit: “Bullshit is a greater enemy of the truth than lies are” (deutsch: „Unsinn ist ein größerer Feind der Wahrheit, als es Lügen sind“).
Wortfeld
Teilweise synonym verwendete Ausdrücke (vor allem aus Dialekten) sind: Absurdität, Firlefanz, Hafenkäse,[4] Humbug, Käse,[5] Kappes (eigentlich Weißkohl),[6] Kladderadatsch, Kokolores,[7] Larifari, Mumpitz, Nonsens, Quatsch, Schmarrn, Schmonzes, Schwachsinn, Unvernunft. Aberwitz und Irrwitz haben etwas von verwegener Kühnheit. Die verschiedenen, synonymen Ausdrücke haben teilweise leichte Bedeutungsunterschiede und unterschiedlich wertende Konnotationen (Untertöne).
Siehe auch
Literatur
- Harry Frankfurt: Bullshit. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-518-58450-2 (Aus dem Englischen von Michael Bischoff).
- Winfried Menninghaus: Lob des Unsinns. Über Kant, Tieck und Blaubart. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-518-58200-3.
- Paul Watzlawick: Vom Unsinn des Sinns oder Vom Sinn des Unsinns. Mit einem Vorwort von Hubert Christian Ehalt. Piper, München / Zürich 2005, ISBN 3-492-24318-5. (Der vorliegende Text basiert auf zwei aufeinander Bezug nehmenden Vorträgen im Wiener Rathaus, am 17. Mai 1989 und am 5. November 1991, zuvor erschienen bei Picus, Wien 1992, ISBN 3-85452-315-7 (= Wiener Vorlesungen im Rathaus. Band 16).)
Textsammlung
- Klaus Peter Dencker (Herausgeber): Deutsche Unsinnspoesie. Philipp Reclam jun., Stuttgart 1978, ISBN 3-15-029890-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Max Höfler: Deutsches Krankheitsnamen-Buch. München 1899, S. 651 und 919.
- ↑ Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Aufl., hrsg. von Walther Mitzka, De Gruyter, Berlin/ New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 806.
- ↑ Quatsch – Bilder, Reime und Geschichten. rotfuchs 66, 480-ISBN 3-499-20066-X).
- ↑ Ulrich Ammon u. a.: Variantenwörterbuch des Deutschen. De Gruyter, Berlin 2004, ISBN 3-11-016574-0, S. 323 (online bei Google Books).
- ↑ Eintrag Käse, Duden. Abgerufen am 14. Juni 2015.
- ↑ Kappes in duden.de; abgerufen am 3. März 2017
- ↑ Gesellschaft für deutsche Sprache, abgerufen am 27. März 2012.