Eine Entschuldigung ist im Wortsinne eine Schuldbefreiung, die zu den Umgangsformen gehört. Im korrekten Sinn ist die Bitte um Entschuldigung jedoch nur eine Höflichkeitsfloskel, die Mitgefühl für Geschehnisse ausdrückt, die zwar in Zusammenhang mit der bittenden Person stehen, für die sie jedoch keine Verantwortung hat (etwa für ein Malheur). Eine anerkannte Schuld für eine fehlerhafte Handlung, Duldung oder Unterlassung wird nur durch eine Bitte um Verzeihung ausgedrückt.[1] Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Entschuldigung und Verzeihung jedoch meist synonym gebraucht. Der Geschädigte kann die Entschuldigung annehmen oder ablehnen.
Allgemeines
Es fand eine Begriffsverschiebung statt: „Sich zu entschuldigen“ wäre früher als „sich selbst von Schuld befreien“ verstanden worden. Daher äußerte man eine „Bitte um Entschuldigung oder Vergebung“, da nur der Geschädigte einen von der eigenen Schuld insoweit befreien kann, als er diese nicht weiter nachträgt. Das Englische etwa unterscheidet streng zwischen „sich entschuldigen, um Entschuldigung bitten“ (englisch to apologise, to apologize) und „jemanden oder etwas entschuldigen“ (to excuse).
Annahme einer Entschuldigung
Für die Annahme einer (Bitte um) Entschuldigung spielt – neben der Schwere der Schuld – der Umstand eine Rolle, ob echte Reue und nicht nur ein oberflächliches Harmoniebedürfnis beim Verursacher der Schuld vorliegt. Es ist üblich, die Annahme einer Entschuldigung durch Worte oder Gesten (z. B. einen Händedruck) dem Gegenüber mitzuteilen. Die Angelegenheit gilt damit als „aus der Welt geschafft“.[2]
Entschuldigung aus Höflichkeit
Im alltäglichen Leben gilt es als Zeichen von Höflichkeit, auch dann um Entschuldigung zu bitten, wenn kein eigenes Verschulden vorliegt, z. B. für eine längere Wartezeit aufgrund starken Kundenandrangs oder eine witterungsbedingte Verspätung im öffentlichen Personenverkehr.
Des Weiteren bittet man auch um Entschuldigung (für die Störung), wenn man jemanden ansprechen möchte, um etwa eine Frage zu stellen. Beispiel: „Entschuldigen Sie bitte, können Sie mir sagen, wie ich zum Bahnhof komme?“
Rechtswissenschaft
Die Rechtswissenschaft kennt den Begriff des Entschuldigungsgrundes, der einen Täter von der Schuld an einer Straftat befreien kann, ohne jedoch (wie ein Rechtfertigungsgrund) deren Rechtswidrigkeit aufzuheben.
Entschuldigungsschreiben in der Schule
In der Schule wird der Begriff Entschuldigung traditionell für eine schriftliche oder mündliche Erklärung eines Erziehungsberechtigten benutzt, warum ein Schüler vom Unterricht ferngeblieben ist oder fernbleiben wird. Volljährige Schüler können solche Entschuldigungen selbst schreiben; in Österreich (von den Eltern) „Eigenberechtigte“ ab der neunten Schulstufe (d. h. Jahrgangsstufe).
Siehe auch
Literatur
- D. de Cremer, M.M. Pillutla, C. Reinders Folmer (2011): How important is an apology to you? Forecasting errors in evaluating the value of apologies. In: Psychological Science, 22(1), S. 45–48.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Susanne Boshammer: Die zweite Chance. Warum wir (nicht alles) verzeihen sollten, Rowohlt, Hamburg 2020, ISBN 978-3-498-00681-5. S. 50–51.
- ↑ Christian Thiele: Kunst und Wirkung der Entschuldigung - Es geht viel besser als „Äh, sorry!“ In: Deutschlandfunk Kultur, 31. Mai 2022, abgerufen am 7. Juni 2022.