Der Voluntativ (die Wollen-Form) ist ein grammatikalischer Modus, dessen Hauptfunktion von der Sprachwissenschaft darin gesehen wird, ein Wollen oder eine Absicht auszudrücken (vgl. auch Optativ). Das Hethitische beispielsweise ist eine Sprache, in der dieser Modus in der Verbalflexion vorhanden ist.
Voluntativ als umfassender semantischer Begriff
Vielfach wird als „voluntativ“ oder „volitiv“ alles bezeichnet, was einen Wunsch oder eine Absicht ausdrücken kann. Dazu gehören im Deutschen der Konjunktiv-Präsens (Er komme her!), das Futur I, eine wollen-Umschreibung und Adverbien wie absichtlich. Im Lateinischen können das Futur, die Konjunktive (z. B. Konjunktiv Perfekt in der Funktion als Prohibitiv: Ne me tetigeris 'Berühre mich nicht'), die coniugatio periphrastica (z. B. auditurus es, dt. „Du willst …“, „Du hast die Absicht zu …“, „Du bist willens zu hören“) sowie velle- oder nolle-Umschreibungen solche Intentionen beinhalten.
Voluntativ als Bezeichnung für den Gebrauch des Konjunktivs
In lateinischen, griechischen und deutschen Grammatiken wird „voluntativ“ auch als Begriff zur Bezeichnung einer semantischen Funktion des Konjunktivs gebraucht, eben etwas, was der Wille des Sprechers ist, zum Ausdruck zu bringen, z. B. Lang lebe der König! oder lat. requiescat ('er möge ruhen').
Systematisch realisierte Voluntativität
Eine dem slawischen Aspekt ähnliche modale binäre Unterscheidung zwischen absichtlichen und unbeabsichtigten Handlungen gibt es im Hindi, wo die morphologische Kategorie der Volitionalität vorhanden ist. So wie der Aspekt die primäre (synthetisch-flektierende) Realisierung der Aspektualität ist, gilt dies auch für die Volitionalität hinsichtlich „voluntativ“ als semantischer Überbegriff.
Weblinks
Quellen
- Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 4., aktualisierte und überarbeitete Auflage. J.B. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2010, ISBN 978-3-476-02335-3.
- Hadumod Bußmann (Hrsg.) unter Mitarbeit von Hartmut Lauffer: Lexikon der Sprachwissenschaft. 4., durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-520-45204-7.
- Duden-Grammatik, 8. Auflage, 2009; ISBN 978-3-411-04048-3