Der Wachtmeister ist ein militärischer oder polizeilicher Dienstgrad. Im Militär gehört er zur Dienstgradgruppe der Unteroffiziere. Bei der Polizei in der Bundesrepublik Deutschland war er bis in die 1980er Jahre der unterste Dienstgrad, in der Volkspolizei der DDR bis 1990 der höchste Mannschaftsdienstgrad. Zudem ist (Herr) Wachtmeister im deutschen Sprachraum eine umgangssprachliche Anrede für einen Polizisten (ungeachtet seines Dienstgrads), der Gebrauch ist aber veraltend.
Militär
Deutschland
In den deutschen Landstreitkräften hießen bis 1945 die Feldwebel der Kavallerie und Artillerie Wachtmeister, ebenso in der Nationalen Volksarmee der DDR (1970 einheitlich durch die Bezeichnung Feldwebel ersetzt). In der Kaiserlichen Marine, Reichsmarine und Kriegsmarine wurden die Portepee-Unteroffiziere als Wachtmeister geführt, sofern sie den in See gehenden „Matrosen-Divisionen“ angehörten. Das Äquivalent bei den an Land Dienst tuenden „Werftdivisionen“ war wiederum der Feldwebel.
In der Deutschen Marine wird der personalbearbeitende Bootsmann an Bord größerer Schiffe als Wachtmeister bezeichnet. Er ist ähnlich einem Kompaniefeldwebel (im Volksmund: Spieß) in den Heereseinheiten und hat den gleichen Dienstgrad im Range eines Unteroffiziers mit Portepee (im Regelfall Hauptbootsmann oder höher).
Dienstgrad | ||
niedriger: Unterwachtmeister (Unterfeldwebel) |
File:War ensign of Germany (1938-1945).svg Wachtmeister |
höher: Oberwachtmeister (Oberfeldwebel) |
- Siehe auch
- Dienstgrade der Bundeswehr (Marine)
- Dienstgrade der Wehrmacht
- Dienstgrade des Deutschen Heeres (Deutsches Kaiserreich)
- Dienstgrade der Kaiserlichen Marine
Nationale Volksarmee
In der Nationalen Volksarmee der DDR wurde der Wachtmeister als niedrigster Portepee-Unteroffiziersrang seit im Jahr 1972 durch die einheitliche Rangbezeichnung Feldwebel ersetzt. Das Äquivalent zu diesem Rang in der Volksmarine war der Meister der Volksmarine.
Dienstgrad | ||
niedriger: Unterwachtmeister |
File:Flag of NVA (East Germany).svg Wachtmeister (Feldwebel) |
höher: Oberwachtmeister |
Österreich
linksÖsterreichisches Bundesheer — Wachtmeister — | |
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Anzug 75/03 Schulterstück (Pioniertruppe) Tellerkappe Anzug 75 / 03 | Rockkragen | Tellerkappe | |
Dienstgradgruppe | Unteroffiziere |
NATO-Rangcode | OR-5 |
Dienstgrad Heer/Luftwaffe | Wachtmeister |
Dienstgrad Marine | keiner |
Abkürzung (in Listen) | Wm |
Besoldungsgruppe | … |
Im Österreichischen Bundesheer ist der Wachtmeister (Wm) heute der niedrigste Unteroffiziersdienstgrad (Verwendungsgruppe M BUO / Berufsunteroffiziere bzw. M ZUO / Zeitunteroffiziere). Ein Wachtmeister wird üblicherweise als Kommandant einer Gruppe eingesetzt.
Um diesen Dienstgrad zu erreichen, ist die positive Absolvierung der 18 Monate andauernden Kaderanwärterausbildung notwendig. Diese gliedert sich in drei Teile, wobei der dritte Teil, von Anwärtern auf eine Offiziers- oder Unteroffiziersfunktion in der Miliz, im Zuge einer Fernausbildung erfolgen kann. Der Dienstgrad kann außerdem verliehen werden zum Abschluss der Nachhollaufbahn. Diese besteht aus der Vorbereitenden Kaderausbildung (VbK) mit den Milizunteroffizierskursen 1 und 2 (MUOK 1/2) sowie einer Beorderten Waffenübung (BWÜ).
Während Milizoffiziersanwärter, bis zum Abschluss der Ausbildung zum Leutnant, weiterhin den Dienstgrad Wachtmeister tragen, werden Berufsoffiziersanwärter, die ihre weitere Ausbildung zum Leutnant auf der Theresianische Militärakademie absolvieren, für diesen Zeitraum zum Fähnrich befördert.
Der Dienstgrad Fähnrich entspricht der Ranghöhe des Wachtmeisters, demnach tragen Berufsoffiziersanwärter, die als Fähnriche aus der Offizierslaufbahn ausscheiden, ebenfalls den Dienstgrad Wachtmeister.
Der Wachtmeister war ursprünglich ein Kavallerie-Dienstgrad der k.u.k. Armee und entsprach bis 1918 dem Feldwebel bei der Infanterie, dem Oberjäger der Jäger oder dem Feuerwerker bei der Artillerie. Der Wachtmeister hatte unter anderem die Aufgabe, die Wachtposten und die Stallungen nach Dienstschluss zu kontrollieren. Bis Mitte der 1970er Jahre war bei der Artillerie und bei der Fliegerabwehrtruppe die Bezeichnung „Feuerwerker“ statt „Wachtmeister“ noch üblich.
Niedrigerer Dienstgrad Zugsführer |
Dienstgrad Wachtmeister |
Höherer Dienstgrad Oberwachtmeister |
Einordnung: Rekruten – Chargen – Unteroffiziere – Offiziere Alle Dienstgrade auf einen Blick: Bundesheer-Dienstgrade |
Schweiz
linksSchweizer Armee — Wachtmeister — | |
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Anzug 75/03 Dienstanzug Schulterklappe | |
Dienstgradgruppe | Unteroffiziere |
NATO-Rangcode | OR-5 |
Dienstgrad Heer/Luftwaffe | Wachtmeister |
Dienstgrad Marine | keiner |
Abkürzung (in Listen) | Wm |
Besoldungsgruppe | CHF 8.-/Tag |
In der Schweizer Armee wurde der Rang Wachtmeister (kurz: Wm) bis zum 31. Dezember 2003 den erfahrenen Gruppenführern verliehen, die aufgrund ihres Könnens und ihrer Leistungen zum Zugführer-Stellvertreter ernannt wurden.
Seit dem 1. Januar 2004 ist der Wachtmeister die Gradbezeichnung für einen Gruppenführer, der seine Ausbildung abgeschlossen hat. Weitere Funktionen, die den Grad eines Wachtmeisters tragen sind: Küchenchefs, Material und Munitionschefs, Feldpostunteroffiziere, ABC-Unteroffiziere.
Ehemalige Gruppenführer im Grad des Korporals wurden mit dieser Neuerung zum Wachtmeister befördert, ehemalige Wachtmeister wurden aber nicht automatisch zum Oberwachtmeister befördert.
Um Wachtmeister zu werden, war in der (Armee XXI) die Ausbildung wie folgt organisiert: Potentielle Kandidaten wurden nach 7 Wochen Rekrutenschule für die Unteroffiziersschule selektioniert und gleichzeitig zum Soldaten befördert. Danach absolvierten sie eine 9-wöchige Unteroffiziersschule die sie mit der Beförderung zum Obergefreiten abschlossen. Nach einem 12-wöchigem praktischen Dienst "Abverdienen" wurden sie zu Wachtmeistern befördert. In diesem Grad wurde je Waffengattung nochmals während 6 bis 9 Wochen praktischer Dienst geleistet. Mit der WEA, die im Juli 2017 mit der Umsetzung begann, absolviert jeder Rekrut eine 18-wöchige Rekrutenschule. Anschliessend besucht er eine 4-wöchige Unteroffiziersschule die mit der Beförderung zum Wachtmeister abschließt. Seinen neuen Grad "verdient" er sich während einer weiteren 18-wöchigen Rekrutenschule ab (praktischer Dienst).[1] Das Dienstgradabzeichen zeigt einen Winkel mit einem in ein Blattwerk eingefasstes Schweizerkreuz (Ordonnanzkreuz). In Auslandeinsätzen wird er als Sergeant bezeichnet (Sgt). NATO-Rangcode: OR-5.
Niedrigerer Grad Korporal |
Unteroffiziersgrad Wachtmeister |
Höherer Grad Oberwachtmeister |
Einordnung: Mannschaften – Unteroffiziere – Höhere Unteroffiziere – Subalternoffiziere – Hauptleute – Stabsoffiziere – Höhere Stabsoffiziere – Oberbefehlshaber der Armee Alle Grade auf einen Blick: Grade der Schweizer Armee |
Polizei
Polizei-Wachtmeister
Im Deutschen Kaiserreich entsprach der Polizei-Wachtmeister dem Vizefeldwebel der Armee. In der Weimarer Republik war er in den meisten Ländern der zweitunterste Dienstgrad der uniformierten Polizei. In Hessen, Bayern und Preußen rangierte er über dem Polizei-Anwärter und dem Unterwachtmeister, aber unter dem Oberwachtmeister. Abhängig von Reichsland und Polizeiorgan (Gendarmerie, Gemeindepolizei etc.) war er entweder der unterste Dienstgrad der Unterführer oder ein höherer Mannschaftsdienstgrad. Im Dritten Reich wurde der Polizei-Wachtmeister ab 1941 reichseinheitlich dem militärischen Dienstgrad Unteroffizier gleichgesetzt (vor den Mannschaftsgraden Rottwachtmeister und Unterwachtmeister).
In den Landespolizeien der Bundesrepublik Deutschland sank der Wachtmeister zum untersten Dienstgrad des einfachen Dienstes herab und verschwand in den 1980er Jahren. Trotzdem hat sich in der deutschen Umgangssprache die Bezeichnung „Wachtmeister“ als Anrede für uniformierte Polizisten, unabhängig von deren tatsächlichen Dienst- bzw. Amtsbezeichnungen, bis heute erhalten.
Wachtmeister der VP
Nach 1945 wurde der Wachtmeister als Polizeidienstgrad auch in der Volkspolizei der DDR, einschließlich Volkspolizei-Bereitschaft als höchster Mannschaftsdienstgrad geführt. Zunächst zeigten die Schulterklappen zwei parallele aluminiumfarbene Balken in Anlehnung an die Rangabzeichen für Stabsgefreiter / Stabsmatrose der Volksarmee. Ab ca. 1980 wurden die beiden Balken durch umlaufende aluminiumfarbene Kordellizen ersetzt.
Dienstgrad | ||
niedriger: Unterwachtmeister der VP |
File:Flag of NVA (East Germany).svg Wachtmeister der VP |
höher: Oberwachtmeister der VP |
Justiz
Auch die Justiz beschäftigt in Deutschland heute noch dem einfachen Dienst angehörige Justiz-/Gerichtswachtmeister für die Einlasskontrolle in den Gerichten und Staatsanwaltschaften, die Vorführung von Gefangenen im Gericht, die Wahrung von Sicherheit und Ordnung, sowie den Aktentransport. Auch mit der Zustellung von Schriftstücken sind sie gelegentlich befasst.
Einige Bundesländer unterhalten für besonders gefährdete Justizverfahren auch eine spezielle Eingreifgruppe der Justizwachtmeisterei.
Begriffsgeschichte
Die heutige Bezeichnung und Einordnung stammt aus dem Mittelalter. So wurden in Städten wie Regensburg Schutzgemeinschaften gebildet. Die Nachbarschaft half sich gegenseitig bei Feuer, Hochwasser und sonstigem Ungemach. Eine Schutzgemeinschaft (acht in Regensburg) wurde „Wacht“ genannt, der Anführer „Wacht-Meister“.
Der Wachtmeister (siehe: Feldwebel) war in den Heeren des Absolutismus der ranghöchste Unteroffizierdienstgrad. Innerhalb der Kompanie oblag ihm die Kontrolle der Wachtposten und die Erledigung von Verwaltungsaufgaben. (Gleich hinter ihm rangierte im Deutschen Kaiserreich der Vize-Wachtmeister).
Der Feldwachtmeister bzw. Obrist-Wachtmeister bzw. Oberstwachtmeister übernahm als Stabsoffizier diese Aufgaben auf Regimentsebene. Die Bezeichnung wurde allmählich von Major abgelöst.
Der Generalfeldwachtmeister bzw. Generalmajor überwachte bei größeren Truppenverbänden u. a. die Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.
Als Wachtmeister-Leutnant wurden bis ins 18. Jahrhundert hinein militärische Adjutanten tituliert.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Regl 51.024 Organisation der Ausbildungsdienste (ODA)|Stand 1. Januar 2019