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Wolfgang Forth

From Wickepedia

Wolfgang Forth (* 24. August 1932 in Mannheim; † 12. April 2009 in München) war ein deutscher Pharmakologe und Toxikologe.

Leben

Forth war ein Sohn des Chordirektors, später Verwaltungsdirektors am Mannheimer Rosengarten, Hans Kurt Forth und dessen Ehefrau Mathilde geb. Staubitz. Er studierte in Heidelberg Medizin und wurde dort 1958 mit einer von Hans Haas (* 1907), dem Leiter des Pharmakologischen Laboratoriums der Knoll AG, betreuten Dissertation über die zentralnervösen Wirkungen von Sympathomimetika[1] zum Dr. med. promoviert. 1959 heiratete er Dagmar Charlotte von Blomberg, mit der er zwei Töchter und zwei Söhne hatte. Von 1960 bis 1974 arbeitete er bei Walter Rummel am Pharmakologischen Institut der Universität des Saarlandes in Homburg, wo er sich 1967 mit einer Untersuchung über die Resorption von Eisen aus dem Darm für Pharmakologie und Toxikologie habilitierte. 1974 folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie der Ruhr-Universität Bochum als Nachfolger von Otto Kraupp, 1980 einem Ruf auf den Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie der Ludwig-Maximilians-Universität München als Nachfolger von Manfred Kiese (1910–1983). Im Jahr 2000 wurde er emeritiert.[2][3]

Werk

Die Eisenresorption wurde eines von Forths wichtigsten Themen. 1973 erkannte er mit Rummel, dass bei einer angeborenen Form der sideroblastischen Anämie in den Zellen der Darmschleimhaut ein Protein fehlte oder fehlfunktionierte, das zum Transport des Eisens aus den Zellen ins Blut hinein notwendig war.[4] Im selben Jahr stellten die beiden Forscher das Thema in einer großen Übersicht dar.[5] Etwa fünfundzwanzig Jahre später wurde das Darmschleimhaut-Protein als Hephästin identifiziert.[6]

Die nach bibliometrischer Zählung meistbeachtete Originalarbeit Forths stammte aus seinem zweiten Hauptforschungsgebiet, der Pharmakologie der Abführmittel. Wieder war Rummel beteiligt. Es ging um die abführende Wirkung von Gallensäuren.[7] Die Autoren folgern: „Deshalb wird angenommen, daß eine Hemmung der Natrium-Pumpe, der treibenden Kraft für die Wasserresorption, und die Anregung der Sekretion in den unteren Darmabschnitten durch Gallensäuren in einem ursachlichen Zusammenhang mit deren laxierender Wirkung steht. Möglicherweise kommt der antiresorptiven und sekretionsfördernden Wirkung der Gallensäuren, die eine allzu starke Eindickung des Kotes verhindert, außerdem auch eine physiologische Bedeutung zu.“ Ebenso sagen es die Lehrbücher bis heute: „Antiresorptiv und sekretagog wirkende Laxantien“ wie Gallensäuren, Rizinusöl, Bisacodyl (Dulcolax®) und Sennesblätter sind „Stoffe, die die Resorption von Natrium und damit aus osmotischen Gründen auch die von Wasser hemmen, d. h. antiresorptiv wirken. Außerdem können sie einen Einstrom von Flüssigkeit und von Na+, Cl, K+ und Ca2+ ins Darmlumen hinein verursachen, d. h. sekretagog wirken.“[8]

Vom Eisenstoffwechsel kam Forth zum Stoffwechsel und zur Toxizität anderer Metalle wie Cadmium, Kupfer, Quecksilber, Zink, Aluminium und Arsen,[9] zur Wechselwirkung dieser Metalle miteinander und mit Eisen[10][11] sowie zur Toxizität von Quecksilberlegierungen und keramischen Werkstoffen in der Zahnheilkunde.[12]

Charakteristisch für Forth war da Bestreben, seine Wissenschaft nutzbringend weiterzugeben. Mehrere Jahre war er Fachredakteur im Deutschen Ärzteblatt. Dort hat er von 1984, dem Beginn der elektronischen Erfassung der Zeitschrift, bis zu seinem Tod 92 Beiträge veröffentlicht, mehr als alle seine pharmakologischen Kollegen. Dazu gehören Stellungnahmen zu zahnärztlichen Amalgam-Füllungen,[13] zur Schädigung durch Aluminium-haltige Antacida[14] und zur Schädigung durch Schwermetalle in homöopathischen Arzneimitteln.[15] Auch zur Fachgeschichte[16] und zu Tagesereignissen mit toxikologischen Implikationen wie dem Tod von Uwe Barschel nahm er Stellung.[17] Sein letzter Aufsatz im Ärzteblatt behandelte pharmakologische Aspekte des Genusses Coffein-haltiger Getränke.[18]

Demselben Bestreben entsprang 1975 die Herausgabe – gemeinsam mit Rummel und dem Toxikologen Dietrich Henschler – eines neuen Lehrbuchs „Allgemeine und systematische Pharmakologie und Toxikologie“, das heute, 2013, von anderen herausgegeben, in der 10. Auflage vorliegt.[19]

Auf Veranlassung Forths wurde das Münchener Institut 1985 zur Erinnerung an Walther Straub, der es von 1924 bis zu seinem Tod 1944 geleitet hatte, in Walther-Straub-Institut für Pharmakologie und Toxikologie umbenannt.

Schüler

Die folgenden Wissenschaftler haben sich bei Forth in München für Pharmakologie und Toxikologie habilitiert:

Einzelnachweise

  1. H. Haas, W. Forth: Ein Beitrag zur Analyse der zentral erregenden Wirkungskomponente einiger sympathomimetischer Amine. In: Arzneimittel-Forschung 6, 1956, S. 436–445.
  2. Peter Eyer: Walther-Straub-Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. In: Athineos Philippu (Hrsg.): Geschichte und Wirken der pharmakologischen, klinisch-pharmakologischen und toxikologischen Institute im deutschsprachigen Raum. Berenkamp-Verlag, Innsbruck 2004, ISBN 3-85093-180-3, S. 518–531.
  3. Wolfgang Forth auf der Internetseite des Walther-Straub-Instituts München. Abgerufen am 1. Mai 2013.
  4. Helmut Huebers, Eiko Huebers, Wolfgang Forth, Walter Rummel: Iron absorption and iron-bindung proteins in intestinal mucosa of mice with sex-linked anaemia. In: Biological Chemistry. 1973; 354, S. 1156–1158.
  5. W. Forth, W. Rummel: Iron absorption. In: Physiological Reviews. 53, 1973, S. 724–792.
  6. Manuela Santos, Maria de Sousa, J. J. M. Marx: Regulation of intracellular iron levels in iron-acceptor and iron-donor cells. In: Transfusion Science. Band 23, 2000, S. 225–235, doi:10.1016/S0955-3886(00)00109-0.
  7. W. Forth, W. Rummel, H. Glasner: Zur resorptionshemmenden Wirkung von Gallensäuren. In: Naunyn-Schmiedebergs Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Band 254, 1966, S. 364–380, doi:10.1007/BF00538807.
  8. H. Kilbinger: Pharmaka zur Beeinflussung der Funktionen von Magen, Dünn- und Dickdarm. In: K. Aktories, U. Förstermann, F. Hofmann, K. Starke (Hrsg.): Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 10. Auflage. Elsevier, München 2009, ISBN 978-3-437-42522-6, S. 547–577.
  9. L. Szinicz, W. Forth: Effect of As2O3 on gluconeogenesis. In: Archives of Toxicology. Band 61, 1988, S. 444–449, doi:10.1007/BF00293690.
  10. B. Elsenhans, G. Schmolke, K. Kolb, J. Stokes, W. Forth: Metal-metal interactions among dietary toxic and essential trace metals in the rat. In: Ecotoxicology and Environmental Safety. Band 14, 1987, S. 275–287, doi:10.1016/0147-6513(87)90071-6.
  11. Siegfried G. Schäfer, Wolfgang Forth: Effect of acute and chronic exposure to cadmium on the retention of itron in rats. In: Journal of Nutrition. Band 114, 1984, S. 1889–1896, PMID 6491754.
  12. F. X. Reichl, U. I. Walther, J. Durner, K. Kehe, R. Hickel, K. H. Kunzelmann, W. Spahl, W. R. Hume, H. Benschopf, W. Forth: Cytotoxicity of dental composite components and mercury compounds in lung cells. In: Dental Materials. Band 17, 2001, S. 95–101, doi:10.1016/S0109-5641(00)00029-4.
  13. Wolfgang Forth: Quecksilberbelastung durch Amalgam-Füllungen? In: Deutsches Ärzteblatt. 87, 1990, S. A-472–473.
  14. Wolfgang Forth: Aluminium-Intoxikation durch Antacida? In: Deutsches Ärzteblatt. 84, 1987, S. a-348–349.
  15. Wolfgang Forth: Unklare Konzentrationsangaben der Hersteller: Potentiell toxische Schwermetalle als Therapeutikum in der Homöopathie. In: Deutsches Ärzteblatt. 93, 1996, S. A-2318–2319.
  16. Wolfgang Forth: Walther Straub und der Phosphor – ein Lehrstück aus Politik und Wissenschaft. In: Deutsches Ärzteblatt. 91, 1994, S. A-3567–3571.
  17. Wolfgang Forth: Der Suizid in Genf. In: Deutsches Ärzteblatt 85, 1988, S. A-133.
  18. Wolfgang Forth, Olaf Adam: Coffein: Umgang mit einem Genussmittel, das auch pharmakologische Wirkungen entfalten kann. In: Deutsches Ärzteblatt. 98, 2001, S. A-2816–2818.
  19. K. Aktories, U. Förstermann, F. Hofmann, K. Starke (Hrsg.): Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 10. Auflage. Elsevier, München 2009, ISBN 978-3-437-42522-6.
  20. Hans Marquardt, Siegfried G. Schäfer: Lehrbuch der Toxikologie. 2. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2004, ISBN 3-8047-1777-2.
  21. Franz-Xaver Reichl: Taschenatlas Toxikologie. 3. Auflage. Thieme Verlagsgruppe, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-13-108973-1.