Wolfgang Schreyer (* 20. November 1927 in Magdeburg; † 14. November 2017 in Ahrenshoop) war ein deutscher Schriftsteller.[1] Wolfgang Schreyer (2004) Wolfgang Schreyer (Buchbasar Rostock 1967) Die mit dem Heinrich-Mann-Preis 1956 ausgezeichneten Schriftsteller Wolfgang Schreyer (links), Franz Fühmann (Mitte) und Rudolf Fischer Grabstätte in Ahrenshoop
Leben
Wolfgang Schreyer war der Sohn eines Drogisten. Er besuchte die Oberschule und wurde in der Endphase des Zweiten Weltkriegs als Flakhelfer eingesetzt. Am 3. Februar 1944 beantragte Schreyer die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 20. April desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 9.816.277).[2] Er diente bis Kriegsende in der Wehrmacht. Er geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde. Von 1947 bis 1949 absolvierte er eine Ausbildung zum Drogisten und übte diesen Beruf anschließend bis 1950 aus. Von 1950 bis 1952 war er Geschäftsführer eines Werks der pharmazeutischen Industrie. Seit dem Erscheinen seines Romandebüts Großgarage Südwest war er freier Schriftsteller. Zahlreiche Reisen führten ihn vor allem in die Karibik und die USA. Seit 1958 stand Schreyer mehrfach für längere Zeit unter Beobachtung des Staatssicherheitsdienstes der DDR. Schreyer lebte bis 1972 in Magdeburg; danach war er bis zu seinem Tod im November 2017 in Ahrenshoop in Mecklenburg-Vorpommern ansässig.[3]
Wolfgang Schreyer ist der Urheber eines umfangreichen erzählerischen Werkes, das größtenteils der Unterhaltungsliteratur zugerechnet wird, allerdings stark gesellschaftskritische Züge trägt. Besonders erfolgreich waren Schreyers in Mittelamerika und der Karibik angesiedelten Romane, in denen der Autor in geschickter Weise Fiktion und Dokumentarisches vermischte. Daneben schrieb er Kriminalromane, einen Science-Fiction-Roman, Film- und Fernsehdrehbücher sowie Hörspiele. Mit einer Gesamtauflage von mehr als fünfeinhalb Millionen Exemplaren gilt Schreyer als einer der erfolgreichsten Autoren der DDR-Literatur.[4] Mehrere seiner Romane wurden von der DEFA verfilmt.
Wolfgang Schreyer war seit 1952 Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR und seit 1974 des PEN-Zentrums der DDR; später des PEN-Zentrums Deutschland. Seit 1990 gehörte er dem Verband deutscher Schriftsteller an. 1956 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis.
Der Journalist Paul Schreyer ist Wolfgang Schreyers 1977 geborener Sohn.
Werke
- Großgarage Südwest, Berlin 1952
- Mit Kräuterschnaps und Gottvertrauen, Berlin 1953, Gelbe Reihe
- Unternehmen „Thunderstorm“, Berlin 1954.
- Die Banknote, Berlin 1955.
- Schüsse über der Ostsee, Berlin 1956
- Der Traum des Hauptmann Loy, Berlin 1956
- Das Attentat, Berlin 1957.
- Der Spion von Akrotiri, Berlin 1957.
- Alaskafüchse. Fünf Berichte aus drei Erdteilen, Berlin 1959, enthält die selbständigen Erzählungen Alaskafüchse, Das Attentat, Tod eines Kanoniers, Bananengangster und Der Spion von Akrotiri.
- Das grüne Ungeheuer, Berlin 1959.
- Entscheidung an der Weichsel, Berlin 1960
- Tempel des Satans, Berlin 1960.
- Die Piratenchronik, Berlin 1961
- Vampire, Tyrannen, Rebellen, Berlin 1963 (zusammen mit Günter Schumacher)
- Preludio 11, Berlin 1964.
- Fremder im Paradies, Halle (Saale) 1966 (1971 neuerlich im Rahmen der Buchreihe Welt der Abenteuer veröffentlicht).
- Augen am Himmel (Überarbeitung und Aktualisierung der Piratenchronik), Berlin 1967; i. d. F. mehrfach aktualisiert und erweitert.
- Aufstand des Sisyphos, Berlin 1969 (zusammen mit Jürgen Hell).
- Der gelbe Hai, Berlin 1969.
- Bananengangster, Berlin 1970.
- Der Adjutant, Halle (S.) 1971.
- Der Resident, Halle (Saale) 1973.
- Tod des Chefs oder Die Liebe zur Opposition, Berlin 1975
- Schwarzer Dezember, Halle (Saale) 1977.
- Die Entführung, Halle [u. a.] 1979.
- Der Reporter, Halle [u. a.] 1980.
- Die Suche oder Die Abenteuer des Uwe Reuss, Roman, Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1981. (Neuausgabe BS-Verlag, Rostock 2001, ISBN 3-935171-65-X)
- Eiskalt im Paradies, Halle [u. a.] 1982 (als TB 2009 im BS Verlag Rostock).
- Die fünf Leben des Dr. Gundlach, Berlin 1982
- Der Mann auf den Klippen, Roman, Militärverlag der DDR, Berlin 1987. ISBN 3-327-00380-7
- Der sechste Sinn, Roman, Mitteldeutscher Verlag, Halle und Leipzig 1987. ISBN 3-354-00161-5
- Unabwendbar, Kriminalroman, Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1988. ISBN 3-360-00260-1 (DIE-Reihe)
- Die Beute, Roman, Hinstorff Verlag, Rostock 1989. ISBN 3-356-00258-9
- Endzeit der Sieger, Roman, Mitteldeutscher Verlag, Halle und Leipzig 1989. ISBN 3-354-00588-2
- Alpträume. Dreizehn erotische Geschichten mit kriminellem Hauch, Ziethen-Verlag, Oschersleben 1991. ISBN 3-928703-03-X
- Nebel, Kriminalroman, Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1993. ISBN 3-359-00685-2 (DIE-Reihe; 2010 in Lizenz bei Weltbild)
- Das Quartett, Kriminalroman, Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1994. ISBN 3-359-00745-X
- Der zweite Mann. Rückblick auf Leben und Schreiben, Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2000. ISBN 3-360-00932-0
- Der Verlust oder die Abenteuer des Uwe Reuss, BS-Verlag, Rostock 2001. ISBN 978-3-935171-66-3
- Das Kurhaus, Erzählung, BS-Verlag, Rostock 2002. ISBN 3-89954-014-X
- Die Legende. Was am 11. September geschah, Roman, Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2006. ISBN 978-3-360-01289-0 (zusammen mit seinem Sohn Paul Schreyer)[5]
- Ahrenshooper Begegnungen. Ein Haus am Meer und seine Gäste, BS-Verlag, Rostock 2008. ISBN 978-3-86785-030-8
- Der Leuchtturm, Scheunen-Verlag, Kückenshagen 2009. ISBN 978-3-938398-81-4
- Die Verführung, Erzählungen, Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2010. ISBN 978-3-360-02108-3
- Der Feind im Haus, Roman, Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2011. ISBN 978-3-360-02118-2
- Zu guter Letzt. Erinnerungen, Erzählungen und Essays, BS-Verlag, Rostock 2016. ISBN 978-3-86785-358-3
- Ich möchte so gern ein Held sein – Der Briefwechsel mit Brigitte Reimann, Herausgegeben von Carsten Gansel und Kristina Stella, Okapi 2018, ISBN 978-3-9816011-2-1
Verfilmungen
- 1961: Der Traum des Hauptmann Loy (Regie: Kurt Maetzig)
- 1962: Das grüne Ungeheuer (TV, Regie: Rudi Kurz)
- 1962: Tempel des Satans (TV, 3 Teile, Regie: Georg Leopold)
- 1964: Alaskafüchse (Regie: Werner W. Wallroth)
- 1964: Preludio 11 (Regie: Kurt Maetzig)
- 1972: Der Adjutant (TV, 3 Teile, Regie: Peter Deutsch)
- 1984: Das zweite Leben des Dr. Gundlach (Regie: Jurij Kramer)
Literatur
- Richard Albrecht: Wolfgang Schreyers Abenteuerromane [...]. In: Diskussion Deutsch (Frankfurt/Main: Diesterweg Verlag, ISSN 0342-1589), 16. Jg. 1985, Heft 86, S. 620–637; erweitert in ders.: Das Bedürfnis nach echten Geschichten. Zur zeitgenössischen Unterhaltungsliteratur in der DDR. Peter Lang, Frankfurt/Main 1987 [= Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte, Band 15], S. 103–133.
- Erik Simon: Wolfgang Schreyer. In: Erik Simon, Olaf R. Spittel (Hrsg.): Die Science-fiction der DDR. Autoren und Werke. Ein Lexikon. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1988, ISBN 3-360-00185-0, S. 230f.
- Bernd-Rainer Barth: Schreyer, Wolfgang. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
- Wolfgang Schreyer. Die Wende-Trilogie. In: Joke u. Petra Frerichs: Literarische Entdeckungen. Vergessene und neu gelesene Texte. Norderstedt 2012, ISBN 978-3-8482-1744-1, S. 11–35
- Jürgen Seidel: Ein Magdeburger an der Ostsee. Wolfgang Schreyer und seine Bücher. Edition digital, Pinnow 2018. ISBN 978-3-95655-874-0
Weblinks
- Literatur von und über Wolfgang Schreyer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur über Wolfgang Schreyer in der Landesbibliographie MV
- Werke von Wolfgang Schreyer in der Landesbibliographie MV
- Wolfgang Schreyer in der Internet Movie Database (englisch)
- Website des Autors mit Werkverzeichnis
- Lateinamerika in den Büchern von Wolfgang Schreyer ( vom 13. Februar 2012 im Internet Archive)
- Nachruf in der Ostsee-Zeitung vom 15. November 2017 (abgerufen am 16. November 2017).
- Paul Schreyer: Interview mit Wolfgang Schreyer auf Youtube
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Schreyer. In: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 2016/2017. Band II: P-Z. Walter De Gruyter, 2016, ISBN 978-3-11-045397-3, S. 903–904.
- ↑ Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/39581126
- ↑ Grit Warnat: Schriftsteller Wolfgang Schreyer verstorben. Der gebürtige Magdeburger Schriftsteller Wolfgang Schreyer ist mit 89 Jahren gestorben. In: Volksstimme. 17. November 2017, abgerufen am 15. März 2023.
- ↑ Ostsee-Zeitung: Bestsellerautor Wolfgang Schreyer ist tot. Abgerufen am 15. März 2023.
- ↑ Biografie ( vom 27. November 2013 im Internet Archive)
Personendaten | |
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NAME | Schreyer, Wolfgang |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller und Film-, Rundfunk- und Fernsehautor |
GEBURTSDATUM | 20. November 1927 |
GEBURTSORT | Magdeburg |
STERBEDATUM | 14. November 2017 |
STERBEORT | Ahrenshoop |